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Veröffentlicht am 20.02.2018

Topaktuelles Grundthema!

Fanatisch
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Es geschehen komische Dinge im Leben von Nara. Erst bekommt sie Nachrichten, dann verschwindet ihre beste Freundin Charlotte ein paar Tage und schlussendlich ist auch noch Ibi, der Hund ihres Bruders, ...

Es geschehen komische Dinge im Leben von Nara. Erst bekommt sie Nachrichten, dann verschwindet ihre beste Freundin Charlotte ein paar Tage und schlussendlich ist auch noch Ibi, der Hund ihres Bruders, weg. Als Nara gefangen genommen und eingesperrt wird, bewahrheiten sich die furchteinflösenden Nachrichten. In dem Verlies merkt sie, dass da noch andere Mädchen eingesperrt sind. Und zwar hat sie fünf Mitgefangene. Nach sechs Tagen werden die Mädchen wieder frei gelassen, haben jedoch striktes Rede und Internetverbot. Nara wird mit der Drohung entlassen, dass ihrem kleinen Bruder etwas angetan wird, wenn sie ein einziges Wort spricht. Aufgrund der Erfahrungen in Gefangenschaft weiss Nara , dass die ganze Sache etwas mit religiösem Fanatismus zu tun hat…doch was will der Entführer damit bezwecken?

Die Einführung in die Geschichte wurde in Form eines Zeitungsartikels gemacht, in dem die Entführung der sechs Mädchen beschrieben steht. Eine tolle Idee, und ich fühlte mich dadurch gleich mitten drin in der Story. Sehr spannend geht es weiter, das Leben von Nara wird beschrieben und sehr schnell geht es ordentlich zur Sache, die Entführung der Mädchen. Hier war meine Neugierde rasch geweckt, ich habe mich gefragt wie alles zusammen hängt.
So weit so gut.
Leider war mir der anschliessende Teil zu sehr in die Länge gezogen. Von Seite 91 bis 189 , also auf 97 Seiten wird die Gefangenschaft thematisiert. Hier hatte ich doch ab und zu das Gefühl von Langatmigkeit und ich habe mich gefragt, ob denn alle Handlungen so detailliert beschrieben sein müssen ? Die Mädchen werden gefangen gehalten, was schrecklich ist und Gänsehaut verursacht. Doch immer und immer wieder detailliert zu lesen, was genau dort geschieht, hat bei mir das Gegenteil bewirkt, als wohl beabsichtigt war. Es hat mir eine ganze Menge Spannung genommen und ich hatte den Eindruck, als ob die Geschichte bei 180 km/h eine Vollbremsung macht. Dies auch, weil ich gefühlt habe und durch den Klappentext und Zeitungsbericht zu Beginn des Buches wusste, dass die Mädchen schlussendlich nach sechs Tagen wieder in die Freiheit entlassen werden, ihnen also nichts Lebensbedrohliches geschieht.
Das Grundthema, religiöser Fanatismus, ist (leider) topaktuell und ich empfand die Verstrickung mit der Geschichte wirklich toll gemacht. Gerade die Bibelzitate und die religiösen Symbole, die schlüssig in die Story eingefügt wurden!
Da ich schon andere Jugendthriller von der Autorin gelesen habe, wusste ich , dass mich der Schreibstil überzeugt und gefällt. In "Fanatisch" hat mir ausserordentlich gut gefallen, wie Emotionen wie Panik, Angst, Verzweiflung authentisch rüber kommen.
Die Auflösung punkto Täteridentität zum Schluss war für mich überraschend, denn Patricia Schröder hat sehr geschickt falsche Spuren gelegt und so war mein Verdacht komplett falsch!

Veröffentlicht am 18.02.2018

Eindrückliche Botschaft

Irgendwo im Glück
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Das Leben hat es bisher nicht gut gemeint mit Maisie Bean. Von ihrem Exmann Danny jahrelang geschlagen und gedemütigt, lebt sie von ihm getrennt und zieht die beiden Kinder Jeremy und Valerie alleine auf. ...

Das Leben hat es bisher nicht gut gemeint mit Maisie Bean. Von ihrem Exmann Danny jahrelang geschlagen und gedemütigt, lebt sie von ihm getrennt und zieht die beiden Kinder Jeremy und Valerie alleine auf. Zudem lebt ihre an Demenz erkrankte Mutter Breadie bei ihr, und vor allem der sechzehnjährige Jeremy ist eine grosse Stütze. Er kümmert sich um seine Grammy und die zwölfjährige Valerie, wenn Maisie arbeitet. Als Maisie wieder Zutrauen zu Männern fasst, und mit dem Polizisten Fred ausgeht, scheint ein Ende der harten Tage in Sicht. Da verschwinden eines nachts Jeremy und sein bester Freund Rave spurlos. Hatten die Teenager einfach genug von ihrem Leben oder ist ein Unglück geschehen? Die Meinung der Nachbarn und der Presse ist schnell getroffen, doch Maisie kennt ihren Sohn und ist sich sicher, dass er nicht freiwillig verschwunden ist.

Dies ist nicht mein erstes Buch von der Autorin Anna MacPartlin und wieder besticht sie mit einem ans Herz gehenden und nachdenklich machenden Thema. Hier in "Irgendwie im Glück" das Verschwinden zweier Jugendlicher, aber auch die erwachende Sexualität der Teenager, die vor allem Jeremy vor Probleme stellt. Denn er spürt, dass er anders ist als Gleichaltrige und sich zu seinem besten Freund Rave hingezogen fühlt. Betroffen hat mich gemacht, wie die Hetzjagd der Presse gegen die Familie nach dem Verschwinden skizziert wurde. Betroffen, weil ich mir absolut vorstellen kann, dass dies auch noch heute genau so geschehen könnte. Obwohl die Geschichte 1993 spielt und die Menschen heutzutage offener und lieberaler mit gleichgeschlechtlicher Liebe umgehen, bleibt doch ein leiser Zweifel haften.
Es schien mir, dass die Familie Bean alles Unglück der Welt gepachtet hat. Schlagender Ehemann und Vater, Demenz der Grossmutter, Geldknappheit und das Verschwinden des Sohnes. Irgendwie kommt dadurch das Ganze etwas unrealistisch daher und ich frage mich, ob ich deswegen viel weniger mit gefühlt habe als in den bisher gelesenen Büchern der Autorin?
Allerdings wurde gerade die Demenz der Grossmutter hervorragend beschrieben. Teilweise liest man als Leser die Gedanken der dementen Birdie und die waren richtig toll und eindrücklich. Man spürt , wie verwirrt sie ist und wie sie sich in Gedanken abdriftet in eine eigene Welt.
Der Schreibstil hat mir grundsätzlich gefallen. Etwas gestört hat mich die vulgäre Sprache von Mutter, Grossmutter und der zwölfjährigen Tochter. Wenn auf jeder Seite mindestens ein Fäkalausdruck ausgesprochen wird, teilweise mehrere hintereinander, frage ich mich schon ob das denn sein muss ? Was wollte die Autorin damit bezwecken? Zeigen, dass die Familie aus einer ärmeren Schicht kommt, weniger gebildet ist oder was?
Zu Beginn erfährt man als Leser, dass Jeremy verschwunden ist, dann wird rückblickend erzählt. Das nimmt doch eine Menge Spannung, da man weiss, dass er nicht wieder auftauchen wird. Mich hat jedoch plötzlich die Frage, was genau mit den Jungs geschehen ist, schnell weiter lesen lassen. Der Schluss hat mich mit einer eindrücklichen Botschaft begeistert und hallt nach!

Veröffentlicht am 17.02.2018

Skurill

Strom auf der Tapete
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Ron Robert lebt mit seiner Mutter Peggy in einem Plattenbau und nervt sich über den neuen Freund seiner Mutter. Ron Robert hat eine etwas spezielles Hobby : er hat ein Materiallager in seinem Zimmer und ...

Ron Robert lebt mit seiner Mutter Peggy in einem Plattenbau und nervt sich über den neuen Freund seiner Mutter. Ron Robert hat eine etwas spezielles Hobby : er hat ein Materiallager in seinem Zimmer und stapelt, sortiert und ordnet und das am liebsten nachts. Als die Rollstuhlfahrerin Clara in seine Klasse kommt, meldet er sich freiwillig und leistet ihr während des Sportunterrichts der Klasse Gesellschaft. Der Grund ist nicht etwa Clara, sondern weil Ron Robert Sport nicht mag. Denn Clara findet er hochnäsig…bis er an seinem Geburtstag Clara von einer ganz anderen Seite kennen lernt.

Dieses Jugendbuch beleuchtet zwei total unterschiedliche Lebenshintergründe. Ron Robert, der als asozial gilt, da die Mutter mehr oder weniger trinkt, immer wieder wechselnde Freunde hat und in einer Gegend wohnt, in der die Leute vorwiegend arm sind. Clara wächst als Tochter reicher Eltern in grosser Villa mit eigenem Carport auf. Geld darf sie einfach aus der Schreibtischlade des Vaters nehmen. Die beiden haben jedoch eine grosse Gemeinsamkeit. Bei Clara und Ron Robert sind die Eltern erschreckend abwesend.
Die Geschichte ist etwas skurril, die Handlung zeitweise abgedreht. So fahren Clara und Ron Robert in weissem Luxusschlitten spontan 100 km an ein Konzert, bei dem Ron Robert sicher ist, seinen Vater zu finden. Mich hat jedoch etwas, das ich nicht genau benennen kann, an dieser Story gefesselt. Vielleicht die Hoffnungslosigkeit mit der Ron Robert sein Leben hinnimmt und dann erkennt, dass Clara zwar Geld zur Verfügung steht, jedoch nicht viel besser dran ist als er?
Den Schreibstil habe ich als sehr abgehackt empfunden, hier ist kein Wort zuviel enthalten. Die Sprache ist der Sprache Jugendlicher angepasst, daher authentisch. Ab und zu musste ich ein Wort zweimal lesen, um die Bedeutung zu verstehen. Wie zum Beispiel das Wort „Schangsons“ (Chansons). Zeitweise wird es etwas langatmig, wie zum Beispiel als Clara monologartig ihre Geschichte erzählt.
Immer wieder habe ich mich gefragt, ob Ron Robert autistische Züge aufweist oder einfach ein Nerd ist ? Das Sortieren,Stapeln und Ordnen würde dazu passen. Auch die Listen, die er schreibt und führt und die genausten Uhrzeiten ,die er einhält….bis zum Schluss des Buches habe ich es nicht heraus gefunden.

Veröffentlicht am 09.02.2018

Trennung oder nicht ?

Der erste Blick, der letzte Kuss und alles dazwischen
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Es ist der Abend bevor Aidan und Clare sich trennen müssen. Nach zweijähriger Beziehung beginnt nun eine neues Leben für die beiden. Aidan wird in Kalifornien studieren und Clare in New Hampshire. An ihrem ...

Es ist der Abend bevor Aidan und Clare sich trennen müssen. Nach zweijähriger Beziehung beginnt nun eine neues Leben für die beiden. Aidan wird in Kalifornien studieren und Clare in New Hampshire. An ihrem letzten gemeinsamen Abend besuchen sie noch einmal all die Orte, die eine besondere Bedeutung für sie haben. Und sprechen darüber, was die Zukunft ihnen bringen wird. Clare ist überzeugt, dass es besser ist, sich zu trennen, damit jeder von ihnen frei ist um neue Bekanntschaften zu machen. Aidan ist davon weder begeistert, noch überzeugt.

Etwas kryptisch beginnt diese Geschichte rund um Aidan und Clare. Nach dem Prolog begreift man als Leser, dass die beiden am Ende eines Weges angekommen sind. Warum und wohin dieser führt, bleibt noch eine Weile im Dunkeln. Ich hätte mir gewünscht, nicht erst nach 50 Seiten etwas mehr über die Lebensumstände der beiden zu erfahren. So geht es im ersten Drittel vorwiegend um Gefühle und die Handlung und Erklärungen fahren auf Sparflamme und ich hatte einige Schwierigkeiten mit den Figuren warm zu werden. Irgendwann hat sich das gelegt und die chronologische Schnitzeljagd beginnt. Die Idee dahinter hat mir gefallen, denn als Leser erkennt man so mehr und mehr, wie die Dinge liegen. Typisch Mann, kann sich zum Beispiel Aidan nicht mehr erinnern, wann und wo die beiden zum ersten Mal miteinander gesprochen haben. Hat mir doch ein schmunzeln entlockt.
Ich hatte auch das Gefühl, dass Aidan von ihrer Liebe und, dass sie die vier Jahre Trennung meistern können, überzeugt ist. Clare ist voller Zweifel und weiss einfach, dass sie ihren Weg gehen will. Diese Zerrissenheit wurde sehr gut ausgearbeitet und kommt gut rüber. Allerdings ist Clare schon arg kompliziert und denkt auch so…zeitweise empfand ich sie doch etwas anstrengend.
Die Idee, die Stationen ihrer Liebe noch mal zu besuchen, empfinde ich als gefährlich. Denn "aufgewärmtes" schmeckt beim zweiten Genuss nie mehr so gut und die Möglichkeit, dass Ungesagtes zu Tage kommt ist gross.
Den Schreibstil habe ich als frisch und sehr flüssig empfunden. Dadurch und da das Buch eher dünn ist, hatte ich es relativ schnell gelesen. Es wird auch romantisch, doch ohne kitschig zu sein. Gerade der Schluss der Geschichte ist gut geschrieben und sieht doch etwas anders aus, als man denkt.

Veröffentlicht am 04.02.2018

Humorvoll!

Spätzleblues
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Pipeline Praetorias, genannt Line, ist unglücklich. Ihr Freund Leon musste beruflich für zwei lange Jahre nach China, sie bleibt in Stuttgart zurück. Zudem hat sie nach langer Arbeitslosigkeit einen neuen ...

Pipeline Praetorias, genannt Line, ist unglücklich. Ihr Freund Leon musste beruflich für zwei lange Jahre nach China, sie bleibt in Stuttgart zurück. Zudem hat sie nach langer Arbeitslosigkeit einen neuen Job in der Werbeagentur "Friends and Foes". Allerhand Trubel in ihrem Leben…ruhender Pol ist beste Freundin und WG Partnerin Lila. Wenn die nicht gerade Besuch von ihrem Freund Harald hat. Der bringt nämlich am Wochenende seinen furzenden Hund mit und aus ist es mit der Ruhe.
Und dann ist auch noch Tarik, seit einem missglückten Rendez- vous ihr bester Freund. Tarik muss seine türkische Familie beruhigen, die ihn unbedingt unter der Haube sehen möchten, und bittet Line, seine Verlobte zu mimen.

Obwohl dies schon das dritte Buch rund um Pipeline Praetoius ist, ist diese Reihe bisher an mir vorbei gegangen. Problemlos kam ich sofort rein in die Geschichte, die nur ab und zu und sehr zurückhaltend einige Details aus den vorderen Bänden, beinhaltet. Dies vor allem, wenn es um den familiären Anhang von Line geht. Doch da diese hier einen nebengeordnete Rolle spielen, hatte ich nie das Gefühl zu wenig Vorwissen zu haben.
Die Geschichte ordne ich als sehr witzig ein…ab und zu gibt es mal eine Situation, die sehr überzeichnet ist und sich bei mir den Eindruck von "gewollt lustig, einschlich. Doch im Grossen und Ganzen habe ich mich sehr amüsiert und gut unterhalten. Wenn Line und Lila nachts auf der Suche nach einem Kochtopf voll Marihuana sind und am nächsten Tag Hauptpersonen in einem Artikel in der Zeitung erscheinen…oder Line ihrer "Skype-Beziehung", Freund Leon zeigen will, was er vermissen sollte und mit handgeschneidertem Stringtanga eine Show, die sich gewaschen hat, abzieht…habe ich laut gelacht. Die Autorin lässt auch keine Klischees aus. Hier erfährt man, wie krank ein Mann wirklich ist, wenn er eine Erkältung hat!
Line, eigentlich der schwäbischen Sprache mächtig, spricht zum Glück für uns Leser astreines Hochdeutsch. Nicht so ihre Tante oder Lilas Freund Harald. Zum Glück hat die Autorin immer wieder Fussnoten eingesetzt, damit auch Leser, die der schwäbischen Sprache nicht mächtig sind, verstehen was gesprochen wird. Die Fussnoten sind zudem sehr witzig, denn sie beinhalten nicht nur die Übersetzung, sondern auch den einen oder anderen, augenzwinkernden Spruch.
Mich hat das Buch gut unterhalten und ich werde mir noch die ersten Bände rund um die Chaosqueen Line besorgen.