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Veröffentlicht am 07.06.2018

Bauernmädchen Mary...

Die Farbe von Milch
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1830: Mary wächst als jüngstes Kind mit drei Schwestern auf einem Bauernhof auf. Anders als ihre Schwestern, kann Mary weniger gut auf dem Hof mitarbeiten, denn sie hat eine Behinderung. So beschliesst ...

1830: Mary wächst als jüngstes Kind mit drei Schwestern auf einem Bauernhof auf. Anders als ihre Schwestern, kann Mary weniger gut auf dem Hof mitarbeiten, denn sie hat eine Behinderung. So beschliesst der Vater eines Tages, dass Mary als Haushälterin in das Pfarrhaus geht. Dort muss sie sich nicht nur um Küche und Haushalt, sondern auch um die kranke Frau des Pfarrers kümmern.


Der Schreibstil in diesem Buch ist es, was es wohl zu etwas ganz Besonderen macht. Da man als Leser von Beginn weg weiss, dass Mary, die mit Mühe schreiben und lesen kann, ihre Erlebnisse aufschreibt, erwartet man keine literarischen Höchstleistungen. Denn Mary ist ein Bauernmädchen um 1930, das keine Schule besucht hat. Das entbehrungsreiche Leben und Arbeiten auf dem Hof stand immer im Vordergrund, Bildung war zweitrangig. So ist die Sprache sehr einfach, fast derb gehalten. Eigentlich gehörten der Authentizität wegen, wohl noch viele Fehler in Marys Text. Doch davon hat die Autorin Abstand genommen. Passend zu der erzählenden Person ist der Schreibstil allemal.
Leider erfährt man nicht genau, was Mary für eine Behinderung hat, diese wird wohl bewusst vage gehalten. Denn der Fokus dieser Story liegt auf anderem. Wie zum Beispiel die Töchter vom Vater lieblos als Mägde behandelt werden…immer mit dem Hintergedanken, dass Söhne noch mehr hätten leisten können. Das Frauenbild der damaligen Zeit drückt voll durch und auch wenn ich weiss, dass Töchter früher weniger galten, schockiert es mich in jedem Buch aufs Neue. Hier sehr subtil, jedoch auch sehr deutlich gezeichnet.
Die Handlung ist eher ruhig, auch ist Mary nicht besonders gut darin, ihre Gefühle zu beschreiben. Was in anderen Büchern flach und leer daher kommt, macht in "Die Farbe von Milch" den Reiz aus. Gerade die ruhige Handlung, lässt einen lange gespannt warten, was denn da noch kommt. Und sensibler auf die Interaktionen von Mary mit den verschiedenen Figuren reagieren. Obwohl Mary nicht direkt ihre Gefühle beschreibt, spürt man sehr deutlich, wie sie zum Beispiel zu Beginn im Pfarrhaus unter Heimweh leidet. Sehr ausdrucksstark, wenn ich auch nicht weiss, wie die Autorin das in all dem kargen und einfach gehaltenen Schreibstils geschafft hat.
Leider hat mich die Geschichte, das dahinplätschern der Handlung, sowie die etlichen Wiederholungen gegen Mitte des Buches doch etwas gelangweilt. Zudem steuert die Handlung auf den grossen Knall zu, den man unweigerlich kommen sieht. Eine überraschende Wendung ganz am Schluss empfand ich hingegen wieder als sehr gut gemacht. Mir hat leider eine andere und zusätzliche Erzählperspektive gefehlt. So bleiben, abgesehen von Mary, die andern Figuren blass.
Das Buch ist mit 208 Seiten nicht besonders lang. Das ist auch gut so, denn ich denke, wenn es noch 100 Seiten in dem Stil weiter gegangen wäre, hätte ich wohl es nicht zu Ende gelesen.
Etwas versöhnt hat mich, dass sich gegen Schluss Fragen, wie zum Beispiel, wie Mary schreiben gelernt hat, aufgelöst werden. Auch das überraschende Ende, in dem die Zukunft von Mary angedeutet werden, hat mir sehr gut gefallen.

Veröffentlicht am 05.06.2018

Das Leben besteht nicht nur aus Rosinenbrötchen

Mittendrin ein neuer Anfang
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Franka ist Mitte 20, als das Schicksal so richtig zuschlägt. Nach einem Besuch beim Augenarzt muss sie zum MRT, die Diagnose Hirntumor ist ein Schock.
Ausgerechnet an diesem Tiefpunkt in ihrem Leben, lernt ...

Franka ist Mitte 20, als das Schicksal so richtig zuschlägt. Nach einem Besuch beim Augenarzt muss sie zum MRT, die Diagnose Hirntumor ist ein Schock.
Ausgerechnet an diesem Tiefpunkt in ihrem Leben, lernt sie Leon kennen. Zuerst genervt von ihm, lernt sie ihn so richtig kennen…und weiss gleichzeitig, dass in drei Wochen alles vorbei sein kann. Denn dann hat Franka den Termin zu ihrer OP.....

Dieses Buch zeigt mal wieder deutlich, wie wir Menschen sind. Während und nach der Lektüre ist man einfach froh, gesund zu sein. Gleichzeitig weiss man, dass es sehr schnell gehen kann und man sitzt da mit einer lebensbedrohlichen Krankheit. Und muss damit fertig werden. Hier in dieser Geschichte ist es nicht nur Franka, die aus dem nichts die Diagnose Hirntumor bekommt. Nein, auch ihre Eltern, Freunde und sogar Studienkollegen müssen mit der Diagnose zurecht kommen. Sehr gut wird auch die Reaktion des Umfeldes auf eine niederschmetternde Diagnose beleuchtet. Dass, da manchmal die Reaktionen nicht wirklich angepasst sein können, kennt und weiss wohl jeder Kranker. Die Gefühle, Gedanken und Ängste von Franka sind sehr authentisch und haben mich sehr berührt.
Trotz des schweren Grundthemas ist das Buch nicht nur bedrückend und traurig, enthält auch sehr viel Tiefgang. Durch die keimende Beziehung zwischen Leon und Franka hat es auch etwas Hoffnungsvolles und Romantisches. Es tat richtig gut, nicht nur von Krankheit und Verzweiflung zu lesen und dieser Handlungsstrang war richtiggehend wohltuend. Sehr betroffen gemacht hat mich vor allem das Mitleiden von Frankas Mutter. Es muss für eine Mutter der Horror sein, zu wissen, dass das eigene Kind einen Tumor hat und daran sterben kann.
Eine überraschende Wendung Leon betreffen, die ich hier leider spoilern muss, gibt der Geschichte noch mal mehr Tiefe. Ich habe gegrübelt, was genau mit Leon ist… auf diese Variante, für die sich die Autorin entschieden hat, wäre ich nie gekommen. Und so behandelt die Autorin auch direkt noch ein anderes, bedrückendes Thema, das meiner Meinung nach oberflächlich gestreift wurde. Erst hat mich das gestört, doch je länger ich über die Geschichte nachdachte, je stimmiger wurde diese Oberflächlichkeit. Denn so hatte ich nicht das Gefühl, die Geschichte rutscht von einem Horrorszenario ins nächste.
Den Schreibstil empfand ich als sehr lebendig und durchdacht. Lebendig, weil die Autorin den Leser sehr gut unterhält und man die Stimmung der Figuren in wenigen Sätzen spürt. Durchdacht, weil ohne komplizierte Schachtelsätze das Wesentliche im Mittelpunkt steht.
Mir hat diese Geschichte von Franka und Leon wirklich gut gefallen. Auch aus dem Grund, weil sie sehr authentisch ist und in der Realität genau so geschehen kann.

Veröffentlicht am 04.06.2018

Gerichtsthriller!

Zwischen Wahrheit und Lüge
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Isabelle Bornelli ist in Sorge um ihre 5 jährige Tochter Melany. Sie reisen von Hongkong, wo die Familie lebt, in die USA ein, damit die Kleine operiert werden kann. Noch am Flughafen wird Isabelle vor ...

Isabelle Bornelli ist in Sorge um ihre 5 jährige Tochter Melany. Sie reisen von Hongkong, wo die Familie lebt, in die USA ein, damit die Kleine operiert werden kann. Noch am Flughafen wird Isabelle vor den Augen der Tochter und ihres Mannes Keith verhaftet. Sie soll verantwortlich sein für den Mord an ihrem Exfreund Gabriel Sosa, der 12 Jahre zurück liegt. Keiths Freund, Jack Swyteck, der am Flughafen ist um die Familie abzuholen ist Anwalt und übernimmt den Fall.

Dieses Buch überzeugt mit einem Spannungsbogen, der von Beginn weg sehr hoch ist und nie schwächelt. Mich hat das Schicksal von Isabelle sofort sehr mitgenommen. Der Grund ist wohl in erster Linie, weil ihre Verzweiflung und Angst sehr authentisch beschrieben sind. Ein weiterer Grund, warum die Story auf mich einen grossen Sog ausgeübt hat, ist, dass die Geschichte sehr unvorhersehbar ist und sie immer wieder mit überraschenden Wendungen aufgepeppt wurde.
Da das zentrale Thema die Schuld oder Unschuld von Isabelle ist, spielen sich sehr viele Szenen im Gerichtssaal ab. Anhörungen, Zeugenbefragungen usw machen aus diesem Thriller einen Gerichtsthriller. Die Vorgehensweise ist naturgemäss sehr amerikanisiert, doch sehr real und fesselnd beschrieben. Die vielen Facetten der Anklage, jedoch auch der Verteidigung sind so beschrieben, dass auch ein Laie versteht, warum es geht. Ebenfalls wird das Gefängnisleben sehr bildlich beschrieben und die bedrückende Atmosphäre kann man fast fühlen.
Sehr gefallen haben mir die wechselnden Perspektiven. So liest man einmal aus der Sicht der Angeklagten, dann aus der Sicht des Anwaltes, der Anklägerin …dies gestaltet die Story sehr abwechslungsreich und man kann die verschiedenen Ansichten zu einer Handlung besser nachvollziehen.
Der Schreibstil ist sehr detailliert, der Autor schweift ab und zu in Nebengeschichten ab. Doch da die sehr gut in die Hauptgeschichte eingefügt wurden und nie langatmig sind, hat mich das nicht weiter gestört oder gar gelangweilt.
Die kleine Melany leidet seit einer Meningitis im Kleinkindesalter an einem Hörverlust und trägt ein Cochlear- Implant. Da ich über einige Kenntnisse verfüge, kann ich hier James Grippando ein grosses Kompliment machen. Die ganzen Details zu der Operation, dem Tragen und Einstellen des Implants, sowie dem Hörvermögen sind sehr gut recherchiert und absolut authentisch geschrieben.

Veröffentlicht am 03.06.2018

Die lieben Nachbarn...

Das Paar aus Haus Nr. 9
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Carol und Sara sind Nachbarinnen und Freundinnen, die Kinder fast gleich alt. Sie unternehmen ab und zu gemeinsam etwas und helfen sich bei der Kinderbetreuung aus. Damit ist es jedoch vorbei, als in die ...

Carol und Sara sind Nachbarinnen und Freundinnen, die Kinder fast gleich alt. Sie unternehmen ab und zu gemeinsam etwas und helfen sich bei der Kinderbetreuung aus. Damit ist es jedoch vorbei, als in die Doppelhaushälfte von Sara und ihrem Mann Neil eine neue Familie einzieht. Sofort ist Sara fasziniert von der unkonventionellen, neuen Nachbarin Lou. Lou bestärkt Sara darin ihren Traum des eigenen Buches zu verwirklichen und zeigt ihre eine Welt, die Sarah bisher so nicht kannte.

Die Geschichte beginnt 18 Monate zuvor und wird chronologisch geordnet erzählt. Als Leser erlebt man die verschiedenen Facetten der Freundschaft, erst zwischen Lou und Sara und nach und nach beider Familien kennen. Erst mutiert Sara zum Voyeur, der durch die Vorhänge linst. Magisch angezogen von dem scheinbar viel interessanteren Leben der neu zugezogenen Nachbarsfamilie. Als Leser rätselt man, ob dies aus Langeweile oder vielleicht sogar aus Neid geschieht. Da die Autorin die Figuren sehr überzeugend charakterisiert hat, versteht man allmählich den Charakter und das fehlende Selbstbewusstsein von Sara. Sie ist abgestossen und fasziniert zugleich von Lou und ihrer Art zu leben, doch im Grunde genommen fühlt sie sich einfach durch und mit Lou stärker. Meiner Meinung sind hier der Autorin die beschriebenen Stimmungen und Charaktereigenschaften gut gelungen. Ich war gefesselt! Ein Blick in die Nachbarhäuser, aber auch in die Beziehungen untereinander verstärkten diesen Eindruck. Man erkennt, dass die freundschaftliche Beziehung der Frauen und ihrer Familien nicht gut ausgehen kann und das macht meiner Meinung nach den Reiz der Story aus. Atemlos habe ich auf den grossen Knall gewartet.
Als ein Kritikpunkt in der Handlung muss ich anmerken, dass ich mir nicht vorstellen kann, dass man in England seine Kinder einfach so in der Schule abmelden kann, ohne eine Anschlusslösung zu haben. Die Nachbarinnen beschliessen ihre Kinder selbst zu Hause zu unterrichten. Fünf Wochen nach Schulbeginn haben sie weder ein Konzept noch den Unterricht geplant. Und niemand von der Schulbehörde scheint dies zu kontrollieren.
Ansonsten ist der Fokus der Handlung klar auf die gemeinsamen Erlebnisse der Freundinnen und Familien gelegt. In erster Linie geht es um Beziehungen und eine subtile Form der Abhängigkeit. Wer grosse Dramen oder sogar Crime erwartet, sollte die Finger von "Das Paar aus Haus Nr. 9" lassen. Dieser Roman besticht durch feine und leise Nuancen der Abhängigkeit, unter dem Deckmantel Freundschaft.
Den Schreibstil empfand ich als sehr flüssig zu lesen und wie oben erwähnt ist ein klares Plus die Charakterisierung der Figuren. Mir hat der Roman sehr gefallen, gerade weil die Gefühle, Stimmungen und die Atmosphäre sehr gut ausgearbeitet wurden.

Veröffentlicht am 01.06.2018

Ein Wohlfühlbuch!

Weil es dir Glück bringt
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Apfelkuchen….Pfirsich- Pie… Apfelsaft-Eiscreme… Erdebeertörtchen….Im Familienbetrieb der Mullins, dem "Pie Pantry" in Michigan, duftet es nach frisch gebackenem Kuchen. Emsig arbeiten seit Generationen ...

Apfelkuchen….Pfirsich- Pie… Apfelsaft-Eiscreme… Erdebeertörtchen….Im Familienbetrieb der Mullins, dem "Pie Pantry" in Michigan, duftet es nach frisch gebackenem Kuchen. Emsig arbeiten seit Generationen die Mullins in der hauseigenen Bäckerei und in der Obstplantage. Die Jüngste, Sam, arbeitet jedoch in New York. Nachdem sie fristlos gekündigt hat, kehrt sie zurück zu ihren Wurzeln und zu ihrer Familie. Doch sie ist sich nicht sicher, ob ihr Platz im Familienbetrieb ist ?

Mich hat dieses Buch von Beginn weg sehr gefesselt, denn ich mag die Verstrickung von Familiengeschichte, etwas Romantik und vielen Passagen, in dem es um das Backen und um Rezepte geht. Zudem ist die erwähnte Landschaft rund um den Michigansee hervorragend beschrieben. Man spürt die Stimmung sehr gut und kann sich in das sommerwarme Michigan hineinversetzen.
Die wechselnden Zeitebenen, in denen man Frauen der verschiedenen Generationen, es sind deren fünf, wenn ich richtig gezählt habe, kennen lernt, sind sehr vielschichtig. Man erkennt als Leser, dass jede Generation zwar ihre eigenen Probleme hatte…und doch sich die Liebe zum Backen wiederholt. Mit ganz viel Frauenpower schaffen es die Mullins ein Geschäft aufzubauen, zu halten und sich auch in der hoch kommerziellen Welt zu behaupten. Wie ein roter Faden zieht sich die Liebe zur Eigenproduktion von Kuchen, Pies, Eiscreme und Cookies durch Generationen. Oder wie es Grossmutter Will so treffend ausdrückt : "Die Gabe, das Verlangen und das Talent zu backen."
Die bezaubernden Illustrationen bei Kapitelbeginn, haben mir sehr gefallen. Einige Rezepte, die eingefügt wurden, werde ich ganz sich nachbacken.
Der Plot, das Setting und der Schreibstil haben mir sehr gut gefallen. Die Autorin versteht es, so bildlich zu beschreiben, dass man sich mitten in der "Pie Pantry" fühlt und meint, die Aepfel der nebenan gelegenen Plantage zu riechen. Woher kommt sonst plötzlich mein Verlangen nach einem knackigen Apfel?
Die Geschichte beinhaltet auch eine Liebesgeschichte, die sehr zurückhaltend und doch sehr romantisch daher kommt. Mir hat gefallen, dass es in erster Linie darum geht, ob Sam ihren beruflichen Weg finden wird. Diese Zerrissenheit von Sam ist es auch, die man sehr gut nachvollziehen kann. Ich denke auch, weil die Figuren absolut echt und authentisch charakterisiert sind.
Dieses Buch habe ich als echtes Juwel, ein Wohlfühlbuch, empfunden und kann es wärmstens empfehlen.