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Veröffentlicht am 18.04.2018

Komm, lass uns Freunde sein!

Die Amerikafalle
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#Rezension

Martin Amanshauser: Die Amerikafalle. Oder: Wie ich lernte die Weltmacht zu lieben. 1. Aufl. 2018, Verlag Kremayr & Scheriau.

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Wenige Tage nach dem Vergeltungsschlag gegen das ...

#Rezension

Martin Amanshauser: Die Amerikafalle. Oder: Wie ich lernte die Weltmacht zu lieben. 1. Aufl. 2018, Verlag Kremayr & Scheriau.

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Wenige Tage nach dem Vergeltungsschlag gegen das Assad-Regime durch die USA und deren Verbündete, veröffentliche meine Rezension zu Amanshauser "Die Amerikafalle". Wie ich finde, ein sehr günstiger Augenblick.

Zunächst aber zum Inhalt:

Benin, Goa, Kirgisistan: Man könnte meinen, Martin Amanshauser habe schon alles gesehen und erlebt. Als es ihn mit Kind und Kegel für ein halbes Jahr in die Universitätsstadt Bowling Green, Ohio, verschlägt, erwartet ihn daher eine Überraschung: Die Amerikafalle schnappt zu. Ob obligatorischer Autokauf, das Abholen der Kinder von der Schule, auf Lesereise oder beim Super Bowl-Fernsehabend: Alles ist gleichermaßen vertraut wie befremdlich. So sehr Amanshauser der Skeptiker bleiben will, der er ist – allmählich bringen ihn die ebenso unerschütterlich freundlichen wie enervierend prinzipientreuen Menschen dazu, sich in dieses widersprüchliche Land zu verlieben.

Beurteilung:

Martin Amanshauser ist mehr als ein lesenswerter Reisebericht gelungen - "Die Amerikafalle" ist ein Freundschaftsangebot.

Ein Freundschaftsangebot an uns Lesern aus dem "good old Europe", die wir nur allzu gerne in die allgemeinen Stereotypenzuschreibungen verfallen, wenn es um die Betrachtung der Vereinigten Staaten geht. Amanshauser lädt uns ein über den Tellerrand zu schauen.

Völlig vorurteilsfrei kann diese Betrachtung nicht vonstatten gehen, dafür haben sich über Jahre Vorurteile bei einem jeden von uns angesammelt. Diese kann auch Amanshauser nicht vollkommen ablegen. Er ist aber bereit sich korrigieren zu lassen. Einige Vorurteile wiederum finden Bestätigung, wenn es zum Beispiel um die absurde Autoliebe und deren übertriebenes Fahrverhalten geht. Doch unter Freunden darf man das, man darf kritisieren ohne gleichzeitig ein ganzes Land und Volk zu diskreditieren. Zu keinem Zeitpunkt fällt Amanshauser in diese verlockende "Amerikafalle", er bleibt stets offen für Überraschungen. Immer begleitet von einer liebevoll-ironischen Betrachtung.

Wenn Amanshauser also beispielsweise beschreibt auf welcher sprachlichen Vielfalt er innerhalb des Amerikanisch-Englischen trifft, tritt dadurch die unglaubliche Vielfalt dieser Nation zutage. Die USA sind eben kein Einheitsbrei. Sie sind nach wie vor Zufluchtsort für die Sehnsüchte vieler Menschen.

Wie lange nicht, befinden sich die USA derzeit im Umbruch. Trumps Wahl ist dafür das beste Beispiel. Seine Präsidentschaft spaltet die Nation, Amanshauser beschreibt es ironisch, doch zugleich sehr treffend, wie folgt: "Trump ist wie Masturbation: Wenn dann geht man dieser Leidenschaft nur heimlich nach".

"Die Amerikafalle" macht Spaß auf die USA. Zu einem Zeitpunkt an dem alte und langbewährte Bündnisse auseinanderzugehen scheinen, sie zumindest stark in Frage gestellt werden. Amanshauser Liebe zu diesem Land wird sehr deutlich, der Untertitel könnte auch lauten: Komm, lass uns Freunde sein!

Veröffentlicht am 13.04.2018

Hin - und Hergerissen

Die letzte Reise der Meerjungfrau
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Rezension

Imogen Hermes Gowar: "Die letzte Reise der Meerjungfrau: oder wie Jonah Hancock über Nacht zum reichen Mann wurde".
Roman, 1. Aufl. April 2018, Bastei Lübbe, 560 S.

Inhalt:

Ein Wunder, raunen ...

Rezension

Imogen Hermes Gowar: "Die letzte Reise der Meerjungfrau: oder wie Jonah Hancock über Nacht zum reichen Mann wurde".
Roman, 1. Aufl. April 2018, Bastei Lübbe, 560 S.

Inhalt:

Ein Wunder, raunen die einen. Betrug, rufen die anderen. Für den Kaufmann Jonah Hancock zählt nur eines: Die Meerjungfrau, die sein Kapitän aus Übersee mitgebracht hat, versetzt ganz London in Staunen. Wie ein Lauffeuer verbreitet sich die Kunde in den Kaffeehäusern, Salons und Bordellen der Stadt. Jonah steigt in die obersten Kreise der Gesellschaft auf und verkauft seine Meerjungfrau schließlich für eine schwindelerregende Summe. Nur die Gunst der Edelkurtisane Angelica Neal bleibt unerschwinglich für ihn, denn als Beweis seiner Liebe fordert Angelica eine eigene Meerjungfrau. Jonah setzt alles daran, ihr diesen Wunsch zu erfüllen. Doch Wunder haben einen hohen Preis.


Beurteilung:

Hin- und Hergerissen bin ich bei der Beurteilung dieses Buches.

Auf der einen Seite bin ich fasziniert in die Welt Angelicas eingetaucht, welche im England des 18. Jahrhunderts ihr Leben durch die Arbeit als Edelprostituierte sichert. Welches Los bleibt ihr zu damaliger Zeit als alleinstehende Frau auch anderes übrig? Oftmals ein Dasein als Straßenprostituierte, der Gewalt, Krankheiten und den menschlichen Abgründen ausgesetzt. Es geht wahrlich um das Überleben in einer gnadenlosen Zeit. Die Realität überspielt Angelica, indem sie sich ganz auf das Äußere und den schönen Dingen des Lebens konzentriert. Zufrieden ist sie dennoch nicht, denn sie strebt immer nach mehr, mehr Aufmerksamkeit, mehr Reichtum und mehr Liebe.

Auf der anderen Seite das bescheidene Leben des Mr. Hancock. Mehr oder weniger durch Zufall gerät er in die Hände einer Meerjungfrau. Dieses bereits verstorbene und äußerlich eher abschreckende Wesen, verhilft Mr. Hancock schnell zu beachtlichen Ruhm. Als er nun auf Angelica trifft, verfällt er der Edelhure vollkommen. Diese wiederum nutzt die Gunst der Stunde und wünscht sich eine eigene Meerjungfrau von Mr. Hancock. Erst dann will sie sich ihm ganz hingeben. Ab jetzt findet Mr. Hancock keine Ruhe, bis er nicht in den Besitz einer weiteren Meerjungfrau gelangt. Doch glücklich wird er dabei nicht, zu sehr hängt sein Herz an Vergangenem, zu sehr sehnt er sich nach einer bereits erlebten Liebe.

Die Autorin bedient sich die Zeitepoche des 18. Jahrhunderts als historische Kulisse. Als historischen Roman würde ich das Buch dennoch nicht einstufen. Die Kulisse ist eher "Nebenschauplatz", ich empfinde den Roman eher als Drama, eingepackt in einem historischen Hintergrund.

Der Titel mag verwirren. Es geht weniger um Nautik oder um das magische Wesen Meerjungfrau ansich. Für mich bildet in diesem Zusammenhang die Meerjungfrau eine Metapher. Sie steht für unerreichbare Sehnsüchte einerseits und für den Mut zum Loslassen andererseits.

Ich gestehe, ich habe zunächst eine ganz andere Geschichte erwartet. Nichts desto trotz hat mich der vorliegende Roman nicht weniger gefesselt.

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Veröffentlicht am 07.04.2018

Thrillerdebüt einer fesselnden Stimme Irlands

Zu nah
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Rezension

"Zu nah", von Olivia Kiernan Author, Thriller, 368 S., Harper Collins (Hrsg.), 1. Aufl. April 2018

Inhalt:

Die angesehene Wissenschaftlerin Eleanor Costello ist tot. Erhängt in ihrem Schlafzimmer. ...

Rezension

"Zu nah", von Olivia Kiernan Author, Thriller, 368 S., Harper Collins (Hrsg.), 1. Aufl. April 2018

Inhalt:

Die angesehene Wissenschaftlerin Eleanor Costello ist tot. Erhängt in ihrem Schlafzimmer. Frankie Sheehan, Detective im Dubliner Police Department und schwer gezeichnet von ihrem letzten Fall, glaubt nicht an Selbstmord. Jemand war bei Eleanor, als sie starb. Jemand, der sadistische Lust an brutalen Spielchen hat.
Schon bald wird eine zweite Leiche gefunden: eine junge Frau - zu Tode gefoltert. Ein Wettlauf mit der Zeit beginnt, und für Frankie geht es erneut um Leben und Tod.

Beurteilung:

Olivia Kiernan, die fesselnde Stimme Irlands, ist ein nervenzerreibendes Thrillerdebüt gelungen. Herausragend, die Charaktere der Ermittlerin Detective Frankie Sheenan. Ihr ausgeprägtes Empathievermögen ermöglicht es sich in die Gefühlswelt von Opfer und Tätern zugleich stark einzufühlen. Mit allen positiven, aber auch negativen, Konsequenzen. Denn Frankie Sheehan findet keine Ruhe, bis sie nicht den Mörder dingfest gemacht hat. Die Autorin fordert dabei den Leser auf, sich auf eine düstere Welt voller Gewalt und menschlicher Abgründe einzulassen. "Verdaulicher" macht der irische Humor die harte Kost, die beim Lesen einen immer wieder zum Schmunzeln bringt. Ganz klar, von Olivia Kiernan ist zukünftig einiges zu erwarten, mit "Zu nah" hat sie die eigene Messlatte bereits sehr hoch angesetzt. Wir sind gespannt, auf alles was noch von ihr folgen mag!

Veröffentlicht am 21.03.2018

Schlaflose Nächte garantiert

Offshore
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"Offshore" von Till Berger

438 S., Goldmann Verlag, 1. Ausgabe März 2018

Offshore bereitet schlaflose Nächte!
Schlaflose Nächte, weil man das Buch nicht vor Beendigung aus den Händen geben möchte. Dafür ...

"Offshore" von Till Berger

438 S., Goldmann Verlag, 1. Ausgabe März 2018

Offshore bereitet schlaflose Nächte!
Schlaflose Nächte, weil man das Buch nicht vor Beendigung aus den Händen geben möchte. Dafür ist die Handlung viel zu sehr von Spannung geladen, Bergers Schreibstil vermag es sie ständig aufrechtzuerhalten. Mit Offshore spricht Berger ein heikles Thema an, das Gebaren der Finanzbranche, besser gesagt dessen Abgründe.

Es geht um Rohstoffgeschäfte, um Hedgefonds, um Insiderwissen und um ganz viel Geld. Zuviel Geld, um tatsächlich über ein sauberes Geschäft sprechen zu können. Denn rund um ein Investitionsprojekt im Rohstoffmarkt haben sich mafiösen Machenschaften gebildet. Verwickelt sind Unternehmer, Politiker, ja sogar Geheimdienste. Und mittendrin der Projektleiter Paul. Bald bekommt er die Macht dieses Kartells zu spüren, als ein Kollege von ihm Tod aufgefunden wird und er von sich aus Nachforschungen beginnt. Die Jagd auf Paul ist eröffnet, überall lauern Gefahr und Verrat, Paul kann Niemandem vertrauen, aus Freund wird Feind. Wäre da nicht die junge und attraktive Geheimagentin Anna. Doch auch hier ist sich Paul über ihre Loyalität nicht sicher.

Die Handlung ist fiktiv, dennoch: Es braucht keine große Fantasie, um sich schnell in die Handlung hineinversetzen zu können. Spätestens seit der Aufdeckung der Panama-Papers, sind einer breiten Öffentlichkeit die Untriebigkeiten einiger Global Player und Hedgefonds bekannt. Somit greift der Autor ein absolut aktuelles Thema auf. Verbunden mit der spannenden Handlung ist Till Berger ein sehr empfehlenswerter Thriller gelungen.

Doch aufgepasst, man bedenke die schlaflosen Nächte...

Veröffentlicht am 18.03.2018

Krimi und Liebe zur Region in Einem

Römisches Vermächtnis
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Rezension zu Bianca Palma "Römisches Vermächtnis", Krimi, 250 S., beThrilled/ Bastei Lübbe AG

Commissario Caselli hat den letzten, grausamen Fall, noch nicht ganz verarbeitet, da wird er in eine Wohnung ...

Rezension zu Bianca Palma "Römisches Vermächtnis", Krimi, 250 S., beThrilled/ Bastei Lübbe AG

Commissario Caselli hat den letzten, grausamen Fall, noch nicht ganz verarbeitet, da wird er in eine Wohnung am Campo de'Fiori geschickt, in der die tote ältere Dame Adriana Vitullo aufgefunden wurde. Die Verstorbene war vermögend, so dass die Ermittlungen schnell auf das Motiv Habgier gelenkt werden. In Verdacht stehen ihren Mitbewohnerin Franca und Adrianas Sohn Geraldo. Franca rückt besonders schnell in den Mittelpunkt der Verdächtigungen. Seit ihrer Kinderlähmung läuft sie an Krücken, das Leben hat es besonders hart mit ihr gemeint. Sie ist quasi mittellos, hat sich gerade frisch in einen Mann verliebt und so scheint es naheliegend, dass sie sich am Geld ihrer Freundin bereichern möchte. Doch auch der Sohn Geraldo hat seine Motive, erkrankt an einer Spielsucht, hängt er ständig in den Miesen. Ein Testament wäre also sehr willkommen. Bei seinen Ermittlungen kommt Caselli mit dem Tarotkarten-Milieu im Berührung. Und, siehe da, auch für ihn haben die Karten eine Prophezeiung vorgesehen...

Wie gewohnt führt Bianca Palma dem Leser das Leben in Rom sehr nahe. Auch in diesem Band setzt sie sich mit dem Alltag der Römer und ihren Lebensumständen auseinander, so dass der Leser für einen Moment Teil dieser stolzen Stadtgesellschaft wird. Sie verbindet die Spannung eines Krimis mit der Liebe zu der Region, einer Region die die Autorin stark geprägt hat. Wer allerdings auf einen besonders brutalen oder von Kriminaltechnik überfüllten Buch hofft, der wird enttäuscht sein. Dass ist nicht Palmas Metier, sie benutzt vielmehr das Genre Krimi um in die Welt der Römer einzuführen. Stark, wie immer, sind die einzelnen Charaktere. Sie stammen "aus dem Leben", so dass der Leser schnell eigene Parallelen findet oder sich mit Fragen aus dem eigenen Leben konfrontiert sieht.

"Römisches Vermächtnis" bereitet eine unterhaltsame Zeit. Italienliebhaber werden beim Lesen nicht zu kurz kommen! Mit einem Ende, das so ganz anders kommt als erwartet. Ich freue mich schon auf Commissario Casellis nächsten Fall!