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Ignacio

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Veröffentlicht am 20.07.2018

Ein intelligenter Thriller

Im Dunkel deiner Seele
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Wenn du mit "Im Dunkel deiner Seele" einen klassischen Thriller erwartest, mit der üblichen Täter- oder Opferperspektive, oder dem Schwerpunkt auf den Ermittlungen couragierter Kriminalisten, dann liegst ...

Wenn du mit "Im Dunkel deiner Seele" einen klassischen Thriller erwartest, mit der üblichen Täter- oder Opferperspektive, oder dem Schwerpunkt auf den Ermittlungen couragierter Kriminalisten, dann liegst du mit diesem Buch komplett falsch.

Sehr philosophisch geht es bei diesem Thriller zu. Denn der Hauptprotagonist dieser Geschichte, und gleichzeitig Hauptverdächtige in einem Entführungsfall, ist ein Philosophieprofessor. An seine Gedankengänge muss man sich erst einmal gewöhnen. Nichts ist einfach dahergesagt, jede Feststellung kann in Frage gestellt werden. Was unser Menschenverstand möglicherweise als "logisch" definiert, entspricht nicht unbedingt der Logik des Professors. Wittgenstein, Sokrates, Kant, usw., sind nur einige der in diesem Buch genannten Philosophen.

Trotz der durchaus in Teilen etwas anspruchsvolleren Lektüre, liest sich das Buch sehr flüssig. Selbst wenn man dem einen oder anderen Gedanken noch einen Moment nachhängt, tut es der Handlung keinen Abbruch.

Die Spannung bei diesem Thriller ist nicht einer blutrünstigen Tat oder den kranken Verhaltensweisen eines Täters geschuldet. Es liegt allein an der Auseinandersetzung mit dem Professor als möglichen Täter. Einige Indizien sprechen für ihn als Täter, gleichzeitig mutet man ihm, dem stets korrekten und unbeschadeten Philosophen, eine solche Tat einfach nicht zu.

Sehr gut beschrieben wird ebenso der Umgang der Ehefrau und der Kinder mit dem Vater als möglichen Täter. Auch sie fühlen sich hin- und hergerissen, stellen den Professor in Frage. Bis zum Schluss hätte ich persönlich mich nicht festlegen können. Ist er nur der Täter oder ist er es nicht? Umso überraschter hinterließ mich das Ende.

Mir hat diese Art der Betrachtung, dieser etwas "andere Thriller", durchaus gut gefallen. Diesen intellekt-fordernden Thriller ziehe ich jedem brutal-plumpen Buch vor.

Übrigens: "Im Dunkel deiner Seele" wird derzeit fürs Kino verfilmt, die Hauptrollen spielen Greg Kinnear, Nikolaj Coster-Waldau und Emma Roberts.

Veröffentlicht am 09.07.2018

Tolle Mischung aus historischen Roman und Krimi

Donaudämmerung
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So liebe ich Bücher! Direkt nach den ersten Seiten befinde ich mich im gewünschten Szenario und mag dieses nicht verlassen, bevor ich nicht die letzte Seite gelesen habe!

Und selbst dann verlasse ich ...

So liebe ich Bücher! Direkt nach den ersten Seiten befinde ich mich im gewünschten Szenario und mag dieses nicht verlassen, bevor ich nicht die letzte Seite gelesen habe!

Und selbst dann verlasse ich diesen Ort mit etwas Bedauern. Bis dahin habe ich eine Beziehung zur Handlung und zu einigen Akteuren aufgebaut, wie bei der jetzt zu beurteilenden Lektüre geschehen. Thomas Buchner beschreibt Alltagsmenschen, wie Du und Ich. Er setzt sich mit ihren Hoffnungen und Ängsten auseinander, bringt ihre Art zu Denken und zu Leben dem Leser sehr nahe. Dadurch habe ich mich häufig bei der Frage wahrgenommen, wie ich mich wohl in der ein oder anderen beschriebenen Situation verhalten hätte.

Natürlich, mit dem Wissen von heute, mit meinen Erfahrungen und meinem Gefühl von Selbstvertrauen, würde ich immer die Frage sehr eindeutig beantworten: Nein, ich hätte mich nicht vergiften lassen, und, nein, ich kann die Augen nicht vor Verbrechen verschließen. Doch, ganz ehrlich, wie lange könnte ich einem Terrorregime und seiner Propaganda die Stirn bieten?! Unweigerlich beschäftigt mich immer diese Frage, wenn ich lesend in die NS-Zeit eintauche. Dass der Autor Charaktere "mitten aus dem Leben" ausgewählt hat, haben in diesem Fall verstärkt zu dieser Auseinanderzusetzung beigetragen.

Überhaupt ist die ganze Handlung sehr spannend. Für mich eigentlich schwer vorstellbar, wie Gerechtigkeit in einem Unrechtsregime zur Geltung kommen soll. Entsprechend laufen die Ermittlungen in einem Mordfall einer möglichen Tante Hermann Görings nur in eine Richtung, möglichst schnell einen Täter dingfest zu machen. Als sich dann auch noch die Gestapo in die Ermittlungen einmischt, scheint das Ende bereits besiegelt zu sein. Ein regimekritischer "Täter" ist schnell gefunden. Der Fall scheint gelöst. Wäre da nicht eine motivierte, junge Kriminalassistentin, die der Sache doch etwas genauer auf dem Grund gehen möchte...

Für mich ist "Donaudämmerung" ein Glücksfall, treffen doch zwei meiner meistgeliebten Genres aufeinander, historisch und kriminalistisch. Als Geschichtswissenschaftler kennt Buchner sich aus, er konzentriert sich im Buch auf die Zeit zwischen dem Anschluss Österreichs und dem Überfall auf Polen. In diese aufgeladene Zeit, zwischen fanatischer Begeisterung und berechtigter Angst, hat der Autor zusätzlich einen spannenden Krimi gepackt. Die Mischung ist äußerst gut gelungen.

Sein Krimidebüt feierte er bereits zwei Jahre zuvor, mit einem Linzkrimi in der Zeit der 1930er-Jahre. Die sowieso schwer verdauliche Epoche erleichtert er dem Leser durch eine feine Art des Humors. Ich hoffe in Zukunft weitere historische Krimis von diesem Autor lesen zu dürfen!

Veröffentlicht am 28.06.2018

Gruselig komisch

Die Nacht des Zorns
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Fred Vargas, die Königin des französischen Kriminalromans, Bestsellerautorin, übersetzt in 30 Sprachen. Ihre Werke sind gekrönt mit nationalen und internationalen Literaturpreisen. Für ihr Gesamtwerk wurde ...

Fred Vargas, die Königin des französischen Kriminalromans, Bestsellerautorin, übersetzt in 30 Sprachen. Ihre Werke sind gekrönt mit nationalen und internationalen Literaturpreisen. Für ihr Gesamtwerk wurde sie 2012 mit dem Europäischen Krimipreis geehrt.

Zurecht. Ihre Bücher haben alles, was einen guten Krimi auszeichnet. Ihr literarischer Schreibstil gilt als ganz besonders. Urkomische Dialoge ihrer Protagonisten runden die voll Spannung geladenen Handlungen ab.

In "Der Nacht des Zorns" kämpft Kommissar Adamsberg nicht nur gegen die Zeit, denn der Mörder treibt unentwegt sein Unwesen. Er kämpft ebenso gegen Mythen und Aberglauben. Kein geringerer als der "Signeur Hellequin", mit seinem wütenden Heer aus Toten und Halbtoten, soll für die Morde im kleinen Ort Orbedec verantwortlich sein. Der Legende nach greift Hellequin nach Menschen die sich grausam schuldig gemacht haben und nicht bereuen. Sein Heer ist der ewigen Verdammnis gleichzusetzen.

Adamsberg beeindrucken diese Erzählungen wenig. Er wittert einen spannenden Fall. Damit schenkte er mir als Leser eine aufregende Zeit, denn der Mörder ist gar nicht leicht zu finden, die Verstrickungen, in der ansonsten wortkargen Dorfbevölkerung, sind nebelös. In der aufgeheizten Stimmung bildet Adamsberg eine Art rationalen Ruhepools. Der Süd-Franzose neigt nicht zu emotionalen Ausbrüchen, seine Art ist angenehm geduldig, nachdenklich. Er ist ein raffinierter und gerechter "Bulle". Umgeben von einem unterhaltsamen Team, jeder mit einer ganz bestimmten Macke, die mich beim Lesen immer wieder haben schmunzeln lassen.

"Der Zorn der Nacht" ist gruselig komisch und garantiert spannend, so dass man der wilden Jagd kein Ende wünscht.

Veröffentlicht am 25.06.2018

Dem Leben auf der Spur!

Blanca
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Absolut bewundernswert und erstaunlich, über welche ausgeprägten Ressourcen Blanca verfügt. Das, obwohl sie unter verwahrlosten Bedingungen aufwächst, in ständiger Sorge um ihre psychisch erkrankte Mutter, ...

Absolut bewundernswert und erstaunlich, über welche ausgeprägten Ressourcen Blanca verfügt. Das, obwohl sie unter verwahrlosten Bedingungen aufwächst, in ständiger Sorge um ihre psychisch erkrankte Mutter, eine absolut rastlose Kindheit verlebt, umherziehend, ja, eher fliehend, von einem Ort zum anderen. Völlig unfähig Beziehungen aufzubauen, immer in Überlegung ums eigene und das Überleben der Mutter. Und doch, es gibt auf dieser Welt einen Ort, zu dem sie sich hingezogen fühlt, an dem sie so etwas wie ein "Zuhause" für einen kurzen Moment spüren durfte. Und da möchte Blanca hin, alleine, mit ein paar Euros in der Tasche und allein mit ihren Klamotten die sie am Leib trägt.

Auf Blanca warten Gefahren und Herausforderungen bei ihrem "Roadtrip des Lebens". Allzu oft packte mich beim Lesen die schiere Verzweiflung, über all das Elend mit dem sich Blanca auseinandersetzen muss. Man möchte in die Geschichte einsteigen, das Mädchen an die Hand nehmen, ihr sagen dass alles gut wird. Obwohl man weiß, ihren Weg muss auch sie gehen, begleiten ist okay, abnehmen kann ich es ihr aber nicht. Der Wunsch nach Geborgenheit, Sicherheit, Perspektive und Liebe bleibt einem ihr gegenüber.

Es stellt sich auch die Frage nach Schuld. Blanca kann so vieles und doch auch nicht. Die Mutter hat es sicherlich "gut gemeint", doch schon ihr eigenes Leben ist die reinste Zumutung, wie sehr ist es das dann erst für ein Kind. Trifft also die Mutter die Schuld? Ja und nein. Dem Leser wird irgendwann klar, dass jedes Leben seine Vorgeschichte hat. Wenn es sowas wie "Schuld" gibt, dann werden die Nachforschungen ergeben, dass die Suche endlos weitergeht, sich, wenn überhaupt, Schuld weiter vererbt. Obwohl es ihr völlig widerstrebt, so stellt Blanca gewohntes und abstoßendes Verhalten ihrer Mutter bei sich selber fest. Denn auch sie ist rastlos, auch sie begibt sich sehenden Auges in Gefahren.

Und dennoch, oder gerade deshalb, ist dieses Buch kein Jammerlappen, keine Abkehr vom Guten. Es ist die Einladung sich auf das Leben einzulassen, sich auszuprobieren. Es lohnt sich den Weg des Lebens weiterzugehen, egal in wieviel Seitenstraßen und Sackgassen man zwischendurch abbiegen sollte. Blanca zeigt das es sich lohnt. Danke dafür, starke Blanca.

Veröffentlicht am 21.06.2018

Nicht nur für Fusballfans geeignet!

Im Schatten der Arena
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Passend zur Fußball-WM habe ich mich auf Mara Pfeiffers Krimi besonders gefreut. Ich bin kein besonders vernarrter Fußballfan. Die bescheidene Begeisterung habe ich sozusagen mit der Muttermilch aufgesogen, ...

Passend zur Fußball-WM habe ich mich auf Mara Pfeiffers Krimi besonders gefreut. Ich bin kein besonders vernarrter Fußballfan. Die bescheidene Begeisterung habe ich sozusagen mit der Muttermilch aufgesogen, als Kind madrilenischer Eltern. Es ist ein wenig wie mit der Religion, selbst wenn man im Erwachsenenalter aus der Kirche austritt, der Volksglauben begleitet einen dennoch ein Leben lang.

Dass mich mit "Im Schatten der Arena" allerdings ein Thema erwartet, welches mich zutiefst bewegt, davon bin ich nun nicht wirklich ausgegangen. Näher drauf eingehen kann ich leider nicht, ich würde den Leser dadurch "spoilern" und ihm das Lesevergnügen vermiesen. Nichts liegt mir ferner als das! Dennoch kann ich festhalten, dass Pfeiffer ein durchaus aktuelles und hochemitionales Thema aufgreift, für das die Fußballwelt leider immer noch keine richtige Antwort gefunden hat. Andere Prioritäten haben Vorrang, insbesondere finanzielle Ansprüche. Da mag dem einen oder anderen Fan schonmal die Lust am Sport verloren gehen.

Verraten darf ich aber, dass die Hauptprotagonistin Jo durch ihre natürliche und authentische Art, eine absolute Sympathieträgerin ist. Von ihrem bezaubernden Sohn Luca ganz zu schweigen, denn den kann man nicht anders als mögen!

Mara Pfeiffers Schreibstil ist erfrischend, wie einen Dusche nach einer fordernden Sporteinheit. Aus ihr spricht Leidenschaft, keine Frage, das Herz schlägt für die 05er! Man muss kein Mainzer sein, um sich von der Begeisterung für den Verein und die Stadt anstecken zu lassen. Auch als Nicht-Mainzer habe ich mich in den Örtlichkeiten sehr gut zurecht gefunden. Dass Pfeiffer Spannung schafft und dabei gänzlich auf den "Brutalo-Faktor" verzichten kann, zähle ich als weiteren Pluspunkt. Ganz klar, "Im Schatten der Arena" ist nicht mein letztes Buch der Autorin!