mit Emmy trauern
Wohin das Licht entfliehtSchon das Cover mit der Metallic-Folie ist so wunderschön und fein gestaltet, es sollte nicht überraschen, dass dieses Buch mehr ein kleines Kunstwerk als irgendeine Story ist. Sara Barnard beschenkt uns ...
Schon das Cover mit der Metallic-Folie ist so wunderschön und fein gestaltet, es sollte nicht überraschen, dass dieses Buch mehr ein kleines Kunstwerk als irgendeine Story ist. Sara Barnard beschenkt uns Lesende mit einer authentischen Erzählung voller emotionaler Wucht zu einem Thema, bei dem sonst eher Distanz und erhobene Zeigefinger dominieren. Emmy, die Protagonistin, hat ihre Schwester durch Suizid verloren. „Wohin das Licht entflieht“ nimmt uns mit durch die Trauer und das Leben danach. Barnard spielt mit der Typographie, der Textart, dem Schreibstil um die Nuancen dessen, was hier passiert greifbar zu machen. Emmys Geschichte berührt unmittelbar und das liegt zum großen Teil an dieser Gestaltung. Das ganze Buch transportiert eine warme, ruhige Gelassenheit in der Begleitung von Emmys Weg, auf dieser Grundlage fällt es leicht sich auf die Gefühle und das Geschehen einzulassen. Alles darf sein, auch wenn nicht alles gut oder richtig ist. Die Liebe der Autorin zu ihrer Protagonistin ist tröstlich auch für mich als Leser.
Durch Emmys Perspektive lernen wir die anderen Protagonisten kennen, allen voran natürlich ihre verstorbene Schwester. Diese deutliche perspektivische Zentrierung fand ich im Endeffekt sehr hilfreich, auch wenn ich zwischendrin nur zu gerne die Gedanken und Gefühle anderer Charaktere unmittelbar wissen wollte. Wenn Zeitungsartikel oä gezeigt werden, waren sie immer so eingebunden, wie Emmy sie gesehen hat. Mit der Zeit verändert sich Emmys Blick und wir Lesende dürfen und müssen zusammen mit ihr langsam die Komplexität begreifen. Denn das sind Themen rund um Prominenz, Showbusiness, Suizid und Trauer und ich rechne es der Autorin hoch an, wie sie damit umgegangen ist. Am Ende ist es rund. Am Ende ist Emmys Schwester (natürlich) immer noch tot und da ist immer noch Trauer aber da ist auch Leben. Dieses Buch macht Mut, gerade indem es das nicht plakativ vor sich her trägt, nicht dem Anfang das Ende vornwegnimmt, sondern indem es aushält. Das sprachlich so ansprechend rüber zu bringen ist eine große Leistung.
Dieses Jugendbuch lohnt sich nicht für Jugendliche.