Alice und ihre Mutter Ella sind vom Pech verfolgt. Wo immer sie auftauchen, ist auch das Unheil nie weit. Genau deshalb ziehen sie auch von einem Ort zum Nächsten, schon seit Alice überhaupt denken kann. Nie wurden sie irgendwo sesshaft, waren immer nur Gäste für kurze Zeit. Ella ist davon überzeugt, das ihre Mutter die Ursache allen Übels ist, denn so lange Althea Proserpine, die Autorin der Hinterland-Märchen am Leben ist, so glaubt Ella, wird ihr und Alice niemals richtiges Glück widerfahren.
Als die beiden ein Brief erreicht, in dem steht das Althea das Zeitliche gesegnet hat, da flammt bei Ella Erleichterung und Euphorie auf. Endlich sind sie frei, endlich können sie sich niederlassen und ein richtiges Zuhause schaffen. Eine Zeit lang geht dies einigermaßen gut, doch dann verschwindet Ella spurlos.
Alice macht sich auf die Suche.
Und es scheint als führte kein Weg an Hazel Wood vorbei, dem von Ella so gefürchteten Anwesen von Althea Proserpine.
Alice macht sich tapfer auf den Weg, ist fest entschlossen ihre Mutter zu finden, auch wenn ihr dabei noch so viele seltsame Kreaturen begegnen und ihr nach dem Leben trachten. Stück für Stück kommt sie ihrem Ziel näher, doch sie muss dabei eine bittere Wahrheit erkennen und ein dunkles Geheimnis lüften. Und sie muss ins Hinterland, dorthin wo alles begann....
Meinung:
Ich gestehe, das Hazel Wood eines jener Bücher war, bei denen ich, obwohl mich der Klappentext ansprach, nicht so richtig sicher war, ob ich es tatsächlich lesen möchte. Denn mittlerweile gibt es im Bereich Jugendfantasy einfach selten neue Geschichten, die noch wirklich überraschen können und die es schaffen sich von der breiten Masse abzuheben.
Wie sich herausstellte, war die Entscheidung, es bei diesem Buch doch zu wagen, genau richtig, denn HAZEL WOOD ist genau eins dieser Bücher, die durch ihre Andersartigkeit bestechen.
Schon nach wenigen Seiten war ich komplett gefangen und wollte mich gar nicht mehr vom Buch lösen. Zum einen ist das dem absolut brillanten Schreibstil der Autorin geschuldet, der so wortgewaltig und anschaulich ist, das ich wirklich das Gefühl hatte, ich bin mittendrin in der Geschichte und stehe direkt an Alice' Seite. Zum anderen fand ich die Atmosphäre die Melissa Albert schafft unglaublich greifbar und genial. Sie ist düster, auch ein bisschen melancholisch und, wie ich finde, sehr "goth", was mich persönlich ja total anspricht und was ich in Büchern einfach generell viel zu selten finde.
Alice hat eine spannende Reise vor sich, bei der sie sich vieles erst zusammen puzzeln muss. Besonders Altheas Märchen aus dem Hinterland stehen hier permanent im Fokus. Diese sind unheimlich, unberechenbar und gemein und wer in ihnen nach einem Happy End sucht, der wird leider enttäuscht. Alice hat das Buch selbst nie gelesen, weil Ella sie von allem fernhielt was auch nur im Entferntesten mit Althea zu tun hatte, doch jetzt, da Ella verschwunden ist, muss Alice sich mit den Märchen beschäftigen und da kommt ihr ihr Mitschüler und Freund Finch sehr gelegen, der ist nämlich Altheas größter Fan.
Klingt abgedroschen, ist es aber nicht. Überhaupt ist an dieser Geschichte NICHTS wie man es erwartet. Alice ist keine klassische Sympathieträgerin, sondern ein recht distanziert wirkender Charakter, der zu Wutausbrüchen und Aggressionen neigt, der von Neugier und vor allem von der Liebe zu ihrer Mutter angetrieben wird und sich genau deshalb taff allen Widrigkeiten entgegenstellt, um Ella zurückzubekommen.
Ich werde nicht müde zu betonen, wie GROßARTIG dieses Buch ist, wie anders, wie erfrischend, wie gut !
Hier kam das Ende wirklich viel zu schnell, im Sinne von: Ich hätte noch Stunden über Stunden über Stunden weiterlesen können und wollte eigentlich erstmal gar nicht mehr raus aus Hazel Wood und dem Hinterland, weil es dort einfach so wahnsinnig viel zu entdecken gab.
Das Ende selbst ist dann, wie schon der Rest des Buches, eine Überraschung, denn es endet nicht nur ziemlich rund, sondern auch ziemlich perfekt, ohne superfairyhappy zu sein ! Es.ist.PERFEKT ! Und für meinen Geschmack ist das Buch insich so gut abgeschlossen, das es ein Standalone bleiben kann.
Bei Goodreads bin ich allerdings gerade darauf gestoßen, das es möglicherweise in der Zukunft einen zweiten Teil geben wird, von dem ich mir jedoch vorstellen kann, das er an anderer Stelle anknüpft und sich mit einem der anderen Charaktere, wie Finch, Ella oder Althea befasst.
Und es wird einen Band geben, der Altheas unheimliche und dunkle Märchen aus dem Hinterland enthält und der hier definitiv einziehen wird, denn auch wenn einige der Märchen bereits in Alice' Geschichte eingebaut sind, gibt es noch so viele weitere, von denen ich unbedingt mehr lesen will.
Wer bei Hazel Wood den güldenen Prinzen auf weißem Ross und ein klassisches Märchen mit Happy End erwartet, dem kann ich die Geschichte leider nicht empfehlen, denn genau so ist sie eben nicht. Wer Lust hat, sich auf ein spannendes Abenteuer einzulassen und mal was anderes zu lesen, der kommt dafür definitiv voll auf seine Kosten.
Fazit:
Für mich ist "HAZEL WOOD: Wo alles beginnt", eine der größten Überraschungen des Jahres und ganz klar ein Highlight, was es für mich wirklich zu etwas Besonderem macht, da ich mit der Verwendung des Wortes mittlerweile sehr sparsam geworden bin!!!
Melissa Albert hat mich auf ganzer, und damit meine ich wirklich auf ganzer, Linie überzeugt. Ihr Schreibstil ist poetisch und wortgewaltig, die Atmosphäre großartig düster und greifbar als wäre man selbst da, die Idee mit den "bösen" Märchen ist genial, das Setting beeindruckend, die Charaktere besonders und die Handlung insich absolut stimmig. Es ist perfekt !