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Veröffentlicht am 03.04.2018

Du bist kein Abbi Glines Hardcorefan ? Dann besser Finger weg !

Once She Dreamed – In Sehnsucht vereint
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Eigentlich versuche ich immer, mich nicht dazu hinreißen zu lassen einen Verriss zu schreiben, sondern jedes Buch objektiv zu betrachten und wenn es mir dann wirklich einmal nicht gefallen hat, die Gründe ...

Eigentlich versuche ich immer, mich nicht dazu hinreißen zu lassen einen Verriss zu schreiben, sondern jedes Buch objektiv zu betrachten und wenn es mir dann wirklich einmal nicht gefallen hat, die Gründe sachlich zu benennen. Bei diesem neuen "Geniestreich" der Erfolgsautorin Abbi Glines, der als "prickelnd, romantisch und bittersüß" angekündigt wird, da fällt mir das allerdings mehr als schwer.

Am liebsten möchte ich hier gerade auf meine Tastatur einhacken und mir meinen Frust von der Seele schreiben, denn diese Novelle, die mit ihren nur 142 Seiten war nicht nur 2 Stunden verschenkte Lebenszeit, sondern auch wirklich einfach, und hier spreche ich ganz und gar für mich, Schrott.

Viele von Euch, die die Romane der Autorin lieben, die werden bestimmt angetan und begeistert sein, für mich war es einfach nur Zeitverschwendung und ab den ersten Seiten ein einziges Ärgernis.

Warum nur ? Das verrate ich Euch:
Abbi Glines setzt hier auf eine superseichte Handlung, die von einem grauenhaft platten Schreibstil und einer dümmlichen Protagonistin abgerundet wird.

Sammy Jo lebt mit ihren vier Geschwistern und der hart arbeitenden Mutter in einem kleinen Kaff in Alabama, wo jeder jeden schon ewig kennt und aus dem eigentlich nie jemand rauskommt. Selbst die Studenten die es ans College außerhalb schaffen, kehren nach ihrem Studium zurück, heiraten und kriegen Kinder. Sammy Jo aber will mehr. Sie hat keine Lust in dieser Einöde zu versauern. Ihren Alltag verbringt sie zum Großteil damit, ihrer Mutter in der Bäckerei zu helfen, in der diese den Familienunterhalt verdient oder aber zuhause anzupacken, wo es besonders im Sommer viel Arbeit gibt. Freizeit hat sie kaum und wenn sie doch mal Zeit hat, dann hat sie eigentlich gar keine Lust, diese mit ihren Freunden zu verbringen, weil sie die nämlich insgeheim bis auf Jamie und Ben alle ziemlich einfältig findet.
Natürlich ist sie selbst wunderschön und könnte jeden Jungen haben, aber sie will sie ja gar nicht.

Eines Tages steht dann plötzlich "Mr. Wohlhabend" im Laden, von dem sie aufgrund seines teuren Dufts und seines teuren Aussehens sofort hin und weg ist.
Immer wieder taucht er in Moulton auf und irgendwann bietet sich dann für Sammy die Chance doch noch wegzukommen aus Alabama.

Mehr will ich gar nicht schreiben, weil ich mich sonst immer weiter in Rage schreibe und vielleicht doch noch zu viel von der Handlung vorwegnehme.

Deutlich wird durch die kurze Beschreibung hoffentlich wie Sammy tickt. Sie weiß um ihre Reize, hält aber ihr ganzes Umfeld für Trottel, was sie ziemlich überheblich macht. Auf der anderen Seite ist sie aber auch recht einfältig, in ihrem Benehmen, in ihren Handlungen, in ihren Gedanken und auch in Bezug auf Dinge die um sie herum passieren. Sie ist 18, fast 19 Jahre alt spricht und denkt allerdings wie ein Kind. Man denkt zunächst, es läge vielleicht an ihrer "strengen Erziehung" und es wird im Verlauf besser, tut es aber leider nicht.

Zur "strengen Erziehung": Ich wäre beim Lesen ein paarmal fast geplatzt, denn die Mutter wird immer als besonders streng dargestellt, wenn es darum geht, was die Mädchen dürfen und was nicht. Aber eigentlich finde ich die Mutter einfach nur kaltherzig und hatte den Eindruck, das sie, zumindest die älteren Töchter, die ihr wirklich viel abnehmen, einfach so schnell wie möglich verheiraten will, damit sie sie los ist. Das sie erst 18 bzw. 19 sind spielt dabei keine Rolle, Bildung ? Unwichtig. Hauptsache einen Ring am Finger und raus aus dem Haushalt.

Auch viele andere inhaltliche Dinge waren mir ein echter Dorn im Auge, aber die Erläuterung dazu erspare ich mir besser, weil ich sonst womöglich doch noch ausfällig werde und einfach zu viel vom Inhalt verraten würde.

Ein Punkt ist allerdings, wie so oft in den Glines-Romanen, das Thema Verhütung und die Leichtigkeit wie die Autorin mit deren Mangel umgeht. Man möchte sich permanent mit der Hand gegen die Stirn schlagen und die Augen verdrehen.
Die Autorin wird von jungen Frauen gelesen, da sollte sie sich ihrer Verantwortung, gerade in Bezug auf so wichtige Themen ein bisschen bewusster sein. Aber okay, genau das wird wohl immer ein Streitpunkt in Bezug auf Glines-Romane bleiben.

Noch kurz zum Schreibstil:
Grausig. Der Schreibstil war unglaublich platt und oberflächlich und unreif, die Dialoge aufgesetzt, hölzern und unrealistisch und diese ständigen Wortwiederholungen waren extrem nervig. Ich wette, das meistbenutzte Wort war Momma, zeitweise hat es mich fast zum Ausrasten gebracht.

Fazit:
Wer nicht gerade ein Abbi Glines "Hardcorefan" ist und sowieso alles von ihr liest, der kann sich diese Novelle in meinen Augen getrost schenken.

Veröffentlicht am 30.03.2018

Eine wirklich süße Geschichte, der es aber, an der für Sarina Bowen typischen, Tiefe fehlt.

The Ivy Years – Bevor wir fallen
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Corey hat sich ihren Platz am College hart erkämpft, denn seit sie einen Sportunfall hatte und an den Rollstuhl gefesselt ist, schwirrt besonders ihre Mutter, wie eine überbehütende Glucke um die junge ...

Corey hat sich ihren Platz am College hart erkämpft, denn seit sie einen Sportunfall hatte und an den Rollstuhl gefesselt ist, schwirrt besonders ihre Mutter, wie eine überbehütende Glucke um die junge Frau herum. Die Diskussion, das sie an einem über 1000 Kilometer entfernten College studiert, hat sie aber gewonnen, es macht sie stolz, doch natürlich muss sie jetzt unbedingt zeigen, das sie ihr Leben ohne ihre Eltern auch wirklich packt.

Ganz ohne Hilfe geht das aber leider doch nicht. Und so kommen ihr sowohl das geräumige Zimmer im behindertengerechten Wohnheim, das sie sich mit der quirligen Dana teilt, als auch ihr Nachbar Adam Hartley, der unverschämt attraktiv, aber auch ein durch und durch hilfsbereiter und liebenswerter, selbst gehandicapter Kerl ist, gerade recht.
Hartley ist ein Typ an den Corey definitiv ihr Herz verlieren könnte, wenn da nicht seine Highclass-Freundin wäre....

Meinung:
Seit dem ersten Band ihrer True North Reihe, bin ich ein großer Fan von Sarina Bowen. Sie hat einfach einen unglaublich entspannten und angenehmen Erzählstil, bei der Ausarbeitung ihrer Charaktere legt sie viel wert auf authentische, vielschichtige und liebenswerte Charakterzüge, so das man am liebsten mit ihnen befreundet sein möchte und ihre Geschichten entwickeln sich immer ein Stück weit realistisch, ohne zu aufgesetzt zu wirken.

Aus diesen Gründen war ich also sowieso schon absolut begierig darauf, auch ihre neue Reihe für mich zu entdecken. Klappentext und Cover taten ein Übriges, weil Letzteres einfach wahnsinnig feminin und schön anzusehen ist und der Klappentext eine herzige Liebesgeschichte versprach.

Und diese beginnt wirklich schön und amüsant. Ich mochte sowohl Corey, die sich trotz ihres Handicaps nicht die Butter vom Brot nehmen lässt und ganz genau weiß was sie will, als auch Adam, bei dem man zuerst denkt: Ah ein von sich eingenommener Supermacho, der sich dann aber als völlig anders entpuppt. Er ist ein sensibler, hilfsbereiter und umgänglicher junger Mann, mit dem nicht nur Corey schnell Freundschaft schließt.

Was die beiden außer ihren Gehbehinderungen verbindet, ist die Leidenschaft für Eishockey, auch wenn Corey diese mittlerweile und aufgrund ihres Unfalls sehr schwermütig macht. Eishockey war lange Zeit ein wichtiger Bestandteil ihres Lebens und jetzt, wo sie den Sport nicht mehr ausüben kann, da entwickelt sie Angst vorm Eis.

Was mir hier gut gefallen hat, war das die beiden sich nur langsam näherkommen. Erst sind sie vor allem Freunde, bevor aus ihren irgendwann mehr wird. Was natürlich jede Menge Komplikationen nach sich zieht, denn Hartley ist immer noch in einer Beziehung und Corey hat jede Menge Zweifel daran, das sie aufgrund ihrer Behinderung überhaupt für irgendwen attraktiv sein kann.

Was mir weniger gefallen hat, und das ist leider ein ganz großer und wichtiger Punkt, ist, das ich dieses Mal das Gefühl hatte, das hier Gefühl, Emotion und Tiefgang fühlt. Ich mochte die Geschichte gerne lesen, aber ich empfand sie als zu oberflächlich, vor allem im Hinblick auf die Päckchen die beide Protagonisten mit sich herumtragen. Auch die Charaktere, die mir wirklich alle sympathisch waren, waren mir im Vergleich zu Sarina Bowens True North Charakteren viel zu blass.

Keine Ahnung woran das nun letzten Endes lag, am Schreibstil, an der Übersetzung, an meinem eigenen Empfinden, es hat mir in jedem Fall das gewisse Etwas gefehlt und deshalb konnte dieses Buch nicht das von mir erhoffte Highlight werden.

ABER es wird ja weitere Bände geben und besonders auf den zweiten Band freue ich mich schon sehr, denn Bridger, um den es gehen wird, ist ein ziemlich cooler Charakter über den ich unbedingt mehr erfahren möchte.

Fazit:
"THE IVY YEARS - Bevor wir fallen" ist ein guter und durchaus unterhaltsamer New Adult Roman, aber leider war er nicht das von mir erwartete Highlight. Es fehlte mir an Gefühl und Emotion und auch wenn ich die Protagonisten sehr gerne mochte, waren sie doch ein wenig zu blass.

Veröffentlicht am 25.03.2018

Leider nicht ganz so spannend wie sein Vorgänger !

Marthas Mission
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Martha ist dem Todestrakt entkommen, doch die Jagd nach ihr und ihrem Leben geht weiter.

Mit "Marthas Widerstand" hat mich Kerry Drewery im letzten Jahr absolut, im positiven Sinne überrascht. Die Idee ...

Martha ist dem Todestrakt entkommen, doch die Jagd nach ihr und ihrem Leben geht weiter.

Mit "Marthas Widerstand" hat mich Kerry Drewery im letzten Jahr absolut, im positiven Sinne überrascht. Die Idee hinter ihrer Geschichte war in Zeiten von Trump und Co. erschreckend realistisch, die Geschichte durchweg einfach nur spannend, der Schreibstil anders und großartig. Schon nach wenigen Seiten war ich damals ein absoluter Fan der Geschichte um die 17-jährige Martha die, obwohl sie unschuldig ist, zum Tode verurteilt wird.

Das System im England der Zukunft hat keine Gerichte mehr, sondern eine TV Show ist quasi die Staatsanwaltschaft und das Publikum der Richter. Recht und Gerechtigkeit sind Fremdwörter, denn die Zuschauer und auch die Anrufe werden manipuliert
Ein Anruf im Studio und zur Abstimmung ob jemand Schuldig oder Unschuldig ist, ist nämlich so teuer, das nur die Elite sich eine solche Abstimmung überhaupt leisten kann und natürlich sehen die Mächtigen es ungern, wenn das kleine gemeine Fußvolk beginnt sich gegen sie aufzulehnen. Es ist ein perfides System, doch es funktioniert. Die Menschen sind manipulierbar und glauben was man ihnen vorsetzt, ohne dem Angeklagten auch nur die Chance auf eine Aussage einzugestehen.

In Band 2 spinnt sich die Geschichte nun weiter. Martha ist dem Todestrakt zwar ganz knapp entkommen, doch nun sitzt eine Person an ihrer statt ein, die sie liebt und unbedingt befreien möchte. Sie will das es wieder so etwas wie Gerechtigkeit gibt. Im Kampf gegen das System ist sie nicht alleine und irgendwie ist sie es doch. Denn die Regierung macht Jagd auf sie, und so verlässt sie die Menschen die sich ihrer Rebellion gegen das System angeschlossen haben, um sie vor weiterem Schaden zu bewahren.
Leider klappt das nicht so, wie sie es sich gedacht und erhofft hatte, denn sie alle stehen im Fokus des mächtigsten Mannes des Landes und der will sie am liebsten alle tot sehen.

Ich muss gestehen, das ich zu Beginn des Buches wirklich noch gefesselt war und unbedingt wissen wollte wie sich die Geschichte entwickelt, vor allem auch deshalb, weil Band 1 damals mit einem ziemlich miesen Ende aufwartetete.
Kerry Drewery spinnt hier eine ganze Menge von bösen Intrigen, die Lage spitzt sich für alle Beteiligten zu. Das Volk wird von der Regierung und den Medien gekonnt manipuliert und dürstet nach Blut und Mord.

Man könnte es schon fast als krank bezeichnen, was in diesem Buch abgeht, aber leider enthält es auch einen Funken Wahrheit, denn wenn du am unteren Ende der Nahrungskette stehst, dann hast du auch in der heutigen Zeit nichts zu lachen. Die Oberen machen die Gesetze und für den Kleinen Menschen heißt es dann nur: Friss oder Stirb.
Außerdem ist es ein gutes Beispiel, wie einfach man uns Menschen heutzutage manipulieren kann, wie man uns Flöhe ins Ohr setzt die uns zuflüstern, was wir glauben, wie wir auf einzelne Schlagzeilen reagieren sollen.

Insofern ist "Marthas Mission" ein absolut kluges und geniales Buch. Von der Spannung her, war es im Gegensatz zu seinem Vorgänger allerdings an manchen Stellen ganz schön lahm und zog sich unnötig in die Länge, so das ich mehrere Male versucht war, es zur Seite zu legen. Besonders im Mittelteil hatte ich das Gefühl, das sich alles so hinzieht. Gegen Ende zog dann die Spannung allerdings wieder extrem an und es überschlugen sich die Ereignisse, so das man gar nicht schnell genug weiterlesen konnte.

Ich dachte im Vorfeld eigentlich, das Marthas Geschichte auf zwei Bände ausgelegt ist, habe mich aber scheinbar geirrt, denn nach diesem fulminanten, aber offenem, Ende bei dem es nur so knallt und rumst, da muss definitiv noch was nachkommen. Die Schlacht ist nämlich noch nicht vorbei und ich glaube, das der eigentliche Kampf erst jetzt beginnt.

Trotz kleiner Schwächen bin ich also supergespannt darauf, wie die Geschichte letzten Endes für alle Beteiligten ausgehen wird.

Wie schon Band 1 ist auch dieser zweite Band, wieder aus Sicht mehrerer Protagonisten geschildert. Marthas Part ist dabei in der Ich-Perspektive geschrieben, während die der anderen Protagonisten in der dritten Person erzählt werden.

Fazit:
MARTHAS MISSION ist trotz kleiner Schwächen und Längen im Mittelteil, ein würdiger Nachfolgeband zu MARTHAS WIDERSTAND. Ich bin sehr gespannt wie die Geschichte am Ende ausgehen wird und hoffe sehr, das wir nicht allzu lange auf eine Fortsetzung warten müssen.

Veröffentlicht am 23.03.2018

So großartig; ich möchte Beifall klatschen !

DUMPLIN'
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>Das Wort dick ist den meisten Leuten unangenehm.
Aber wenn man mich sieht, bemerkt man zuerst meinen Körper. Und mein Körper ist nun mal dick.
So wie mir bei anderen Mädchen auffällt, dass sie große ...

>Das Wort dick ist den meisten Leuten unangenehm.
Aber wenn man mich sieht, bemerkt man zuerst meinen Körper. Und mein Körper ist nun mal dick.
So wie mir bei anderen Mädchen auffällt, dass sie große Brüste haben oder glänzende Haare oder knubbelige Knie.
Das darf man alles sagen. Aber bei dem Wort dick, das mich am besten beschreibt, werden die meisten Leute blass und verziehen das Gesicht.
Aber so bin ich nun mal. Ich bin dick.<
Seite 17

Willowdean ist mit sich selbst im Reinen. Sie weiß das sie zu viel auf den Rippen hat, doch sie steht über den Dingen. "Hast du einen Körper ? Dann zieh ihm einen Badeanzug an", das ist ganz Will's Motto.
Als sie allerdings Bo kennenlernt, den sie schon lange süß findet, und der sie aus heiterem Himmel küsst, da kommen ihr plötzlich nie gekannte Selbstzweifel.
Was will er denn ausgerechnet mit ihr, wo er doch selbst so sportlich und sexy ist und die schönsten Mädchen der Schule zur Freundin haben könnte ?

Aus einem Impuls heraus meldet sie sich, trotz all ihrer aufkommenden Zweifel, zum Schönheitswettbewerb "Miss Teen Blue Bonnet" an, dem wichtigsten alljährlichen Ereignis der Stadt, das zu allem Überfluss auch noch von ihrer Mutter geleitet wird, die not amused ist über "Dumplin's" Teilnahme...

Meinung:
Bereits im letzten Jahr ist mir DUMPLIN' in der englischen Ausgabe mehrfach auf verschiedenen Portalen und in den Social Medias aufgefallen und mein Interesse war da schon ziemlich groß. Als es mir dann auf der Buchmesse im Oktober vorgestellt wurde, da war dann direkt klar, das ich es, nun da es auf Deutsch übersetzt wird, wirklich unbedingt lesen muss.

Und hey, es ist die beste Jugend-Coming-of-Age-Story die ich seit Langem gelesen habe. Julie Murphy hat ganz große Arbeit geleistet und bei den vielen wahren Zitaten hätte ich aufstehen und Beifall klatschen wollen, denn darin stecken so viele wertvolle und wichtige Botschaften, die endlich mal in die Köpfe der Menschheit müssen.

Willowdean ist für mich eine absolute Heldin. Sie ist gerade mal 16 Jahre alt, hat aber schon seit sie denken kann mit Übergewicht zu kämpfen. Allerdings hat sie sich nie viel daraus gemacht. Wenn sie in der Schule gemobbt wird, dann lässt sie dies scheinbar komplett an sich abprallen, sie hat immer einen flotten Spruch auf den Lippen und zeigt was sie hat.

Doch dann kommt dieser Sommer und da verändert sich plötzlich alles. Sie entfernt sich von ihrer besten Freundin Ellen, die mit ihrem Freund Tim die nächste Stufe einer jungen Beziehung erreicht. Zwischen den beiden wird es ernster und Willowdean fühlt sich plötzlich wie das dritte Rad am Wagen. Sie kann nicht mitreden und schon gar nicht mithalten. Hinzu kommt die Trauer um ihre Tante Lucy, die aufgrund ihres extremen Körpergewichts mit 36 an einem Herzinfarkt starb und die für Willowdean immer eine enorm wichtige Bezugsperson war und sie ist zum ersten Mal in ihrem Leben verliebt, was die Selbstzweifel auf den Plan ruft, denn Will versteht überhaupt nicht, warum Bo ausgerechnet auf sie steht, wo er doch jedes andere, dünnere, Mädchen haben könnte.

Die Gefühle überschwemmen sie alle auf einmal und das ausgerechnet jetzt, wo sie sich auch noch zum Schönheitswettbewerb angemeldet hat und unbeabsichtigt irgendwie zur Anführerin der Außenseiter wird. Denn Millie, Hannah und Amanda folgen ihrem Beispiel und melden sich trotz ihrer eigenen Makel zum Wettbewerb an.

Ich habe wirklich jedes Wort dieser Geschichte genossen, nicht nur weil Willowdean einfach eine megacoole Type ist, sondern vor allem weil Julie Murphy sich so vielen wichtigen Themen widmet, die unsere Gesellschaft oft einfach abtut oder durch ihren Schönheits-und Idealwahnsinn nur noch schlimmer macht. Mobbing, Bodyshaming, Komplexe, das sind nur einige wichtige Themen, die sie hier super eingebracht und umgesetzt hat, die uns alle mal wieder ein bisschen aufrütteln und uns über unser eigenes Verhalten nachdenken lassen, egal auf welcher Seite man steht, ob man dick oder dünn ist. Wir alle haben unsere Makel und tragen unsere Päckchen, die man vielleicht nicht immer gleich sieht, die wir aber akzeptieren sollten, an uns selbst und an anderen Menschen.

Desweiteren geht es aber auch um Freundschaft und Mut, ums Erwachsenwerden, um Trauer und Verlust, um die erste Liebe und um eine schwierige Mutter-Tochter-Beziehung, die nicht so verzwickt ist wie sie auf den ersten Blick zu sein scheint.

Ich habe mich sehr oft in Willowdeans Gedanken und generell in ihrer Art wiedererkannt, weil ich selbst mein Leben lang das dicke Mädchen war. Ich bewunderte ihren Optimismus und ihre Power und beneidete sie oft um die Tatsache, das sie sich einfach vollkommen annehmen kann wie sie ist. Auch wenns zwischendurch die Selbstzweifel gab, die sie nur noch authentischer gemacht haben.

> Ich glaube, manchmal besteht die Vollkommenheit, die wir an anderen sehen, in Wahrheit aus vielen kleinen Unvollkommenheiten, weil an manchen Tagen das verdammte Kleid einfach nicht zugehen will. <
Seite 392

Fazit:
Für mich war DUMPLIN' auf ganzer Strecke ein absolutes Lese-Highlight.
DUMPLIN' hat genau die richtige Dosis Humor und Selbstironie, es hat Tiefgang, vermittelt wichtige Botschaften und es hat eine absolut taffe, aber auch sehr emotionale, verletzliche und authentische Heldin, die man einfach lieben muss !!!

Veröffentlicht am 22.03.2018

Sprachlich gut und packend, inhaltlich zu nichtssagend !

Die Ladenhüterin
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Ich blicke Buchtechnisch immer wieder gerne einmal über den sprichwörtlichen Tellerrand hinaus, so wurde ich auch auf "Die Ladenhüterin" aufmerksam.

Nicht nur das asiatisch anmutende Cover, sondern auch ...

Ich blicke Buchtechnisch immer wieder gerne einmal über den sprichwörtlichen Tellerrand hinaus, so wurde ich auch auf "Die Ladenhüterin" aufmerksam.

Nicht nur das asiatisch anmutende Cover, sondern auch der Klappentext sprachen mich direkt an, unter anderem auch deshalb, weil es zwischen mir und Protagonistin Keiko auch vermeintliche Paralellen gab, die sich im Leseverlauf allerdings irgendwann nur noch auf das Alter bezogen.

Keiko Furukura ist 18 Jahre alt und besucht eigentlich die Uni, als sie an einem Gebäude vorbeikommt, in dem in Kürze ein Supermarkt eröffnet werden soll. Kurzerhand bewirbt sie sich dort als Aushilfe und wird schnell ein fester Bestandteil, des Konbini-Teams. 18 Jahre später, da arbeitet sie noch immer als Aushilfe in ebenjenem Konbini, sie sieht Mitarbeiter und Chefs Kommen und Gehen, doch sie bleibt.

Das ist eigentlich auch schon das Grundgerüst und der rote Faden der Geschichte, der Konbini. Hier spielt sich Keikos komplettes Leben ab. Hier passt sie sich dem Aussehen und der Aussprache ihrer Kolleginnen an, hier funktioniert sie und hat ihren festen Platz.
Doch zwischen den Zeilen und im Hintergrund, da passiert deutlich mehr. Da bestätigt die Autorin nämlich zum einen jede Menge Klischees über das Leben der Japaner und zum anderen setzt sie sich intensiv mit deren Gepflogenheiten und ihrem Bestreben nach Anerkennung und Zugehörigkeit auseinander.

In Japan gilt es nämlich alles andere als schick mit Mitte 30 eine unverheiratete Aushilfe zu sein. Entweder man hat eine richtige Arbeit oder aber man heiratet und bekommt Kinder. Keiko fällt hier also total aus der Rolle, zudem ist sie auch noch absolut emotionslos. Sie hat kein Interesse an Mode, an Musik, am Leben ansich. Das Einzige was sie wirklich kann, ist ihr Job. Hier sehen, aufgrund der Arbeitsuniform, alle Mitarbeiter gleich aus, hier spult man sein Programm ab und trägt eine vorgegebene Maske. Außerhalb des Konbinis ist Keiko ein Sonderling.

Von ihrem Umfeld, Freunden ( die man ihr aufgrund ihrer Emotionslosigkeit gar nicht zutraut ) und Familie wird sie immer wieder bedrängt, weil ihr Leben einfach nicht voranschreitet.

Irgendwann da reicht es ihr schließlich und da kommt ihr ihr Exkollege Shiraha gerade recht. Er ist ein zynischer Mann Anfang 30, der eine verdrehte Vorstellung vom Leben hat und mit seiner seltsamen Lebenseinstellung überall aneckt. Für Keiko allerdings wird er zum Projekt. Wenn sie ihn einfach bei sich aufnimmt und mit ihm zusammenlebt, dann wird man sie schon bald in Ruhe lassen.
Was sie nicht bedacht hat, ist, wie kompliziert ihr Leben dadurch erst recht werden wird.

Ich kann nicht sagen, das mich dieser 145 Seiten dünne und doch sprachlich so gewaltige Roman nicht unterhalten hätte. Das hat er zweifellos, trotz des vielen Zynismus und seiner absurden und kühlen Atmosphäre. Aber hundertprozentig begeistern konnte er mich dennoch und trotz des Untertitels "Der Sensationsroman aus Japan" leider nicht.

Sayaka Murata spiegelt hier ganz klar meine Vorstellung der japanischen Bevölkerung wider: Ausgesucht höflich, ja fast schon auf Höflichkeit und Perfektion programmiert, fleißig wie die Ameisen und bestrebt niemals negativ aufzufallen oder aus der Reihe zu tanzen. Da polarisiert Keiko mit ihren seltsamen Anwandlungen und ihrem Wunsch da irgendwie in den Haufen hineinzupassen schon irgendwie. Alles macht Sinn und trotzdem blieb ich am Ende mit der Frage zurück, was ich da eigentlich gelesen habe und was mir die Autorin letzten Endes vermitteln wollte, außer einem teilweise sehr fragwürdigen Gesellschaftsbild.

Ich bin ehrlich, ich weiß nicht ob ich diesen Roman empfehlen will oder nicht. Es ist kein schlechter Roman, sprachlich sehr gut, von der Atmosphäre seltsam und trotzdem packend, aber auch irgendwie distanziert und zumindest für mich zu nichtssagend. Vielleicht habe ich den Kern der Sache aber auch einfach nicht verstanden oder schlicht übersehen.

Wer Interesse an dem Roman hat, der sollte sein Glück wirklich versuchen und wer vorhatte ihn eh nicht unbedingt zu lesen, der kann es auch getrost sein lassen.