Platzhalter für Profilbild

Ingrids_Blog

Lesejury-Mitglied
offline

Ingrids_Blog ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Ingrids_Blog über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 25.07.2020

Roman der leisen Töne, der zu Herzen geht

Mit dir für alle Zeit
0

Nora taucht in unregelmäßigen Abständen an jenem Tag im Jahr in der Grand Central Station von New York auf, an dem sie einst tödlich verunglückte. Dort begegnet ihr der Weichensteller Joe. Die beiden ...

Nora taucht in unregelmäßigen Abständen an jenem Tag im Jahr in der Grand Central Station von New York auf, an dem sie einst tödlich verunglückte. Dort begegnet ihr der Weichensteller Joe. Die beiden verlieben sich ineinander und versuchen den Zipfel des Glücks miteinander festzuhalten - über alle Zeiten hinweg.

Der Klappentext hat zwar meine Neugier geweckt, ist jedoch etwas irreführend. Nora verschwindet nur unter bestimmten Bedingungen, wie die beiden herausfinden. Es ist also nicht so, dass sie über den Roman hinweg immer nur für einen Tag im Jahr erscheint, sondern mal Jahre dazwischenliegen, mal bleibt sie für einen längeren Zeitraum.

Der Einstieg in den Roman von Lisa Grunwald fiel mir sehr leicht. Ich war sofort von dem Geschehen gefangen, was nicht zuletzt dem wundervollen Schreibstil zu verdanken ist. Die Grand Central Station wurde so lebendig dargestellt, dass ich das Gefühl hatte, mitten unter diesen Menschen zu stehen. Ausgezeichnet haben mir auch die en passant eingestreuten Details gefallen, sowohl die historischen als auch die Beschreibungen und Vergleiche.
Die Dialoge hingegen wirken nicht besonders lebendig. Aber da sie meiner Meinung nach dennoch zu dem Roman, den Charakteren und der Zeit passen, hat mich das nicht weiter gestört.
Die Handlungsweisen sind für uns „moderne“ Menschen nicht immer nachvollziehbar und manchmal wollte ich den Figuren zurufen, doch endlich einmal offen und ehrlich miteinander zu sprechen, anstatt Vermutungen anzustellen. Aber es passt in den Kontext.

Sehr gut hat mir auch gefallen, dass die Geschichte zu keinem Zeitpunkt für mich vorhersehbar war. Das Ende empfand ich als passend und eine der Lösungsmöglichkeiten, die funktioniert hätten, auch wenn ich es gerne etwas dramatischer gehabt hätte.

Wer Romane mag, die einem einen leichten Schauer über den Rücken jagen, und keinen Wert auf herkömmliche Spannung legt, dem sei das Buch wärmstens empfohlen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 25.07.2020

Spannung pur

Die Sündenbraut
0

Die Waise Fenja bestreitet ihren Lebensunterhalt mit Heilungen und einem verbotenen Ritual, bei dem sie die Sünden der Verstorbenen auf sich nimmt. Als ihre Ziehmutter ermordet wird, begibt sie sich auf ...

Die Waise Fenja bestreitet ihren Lebensunterhalt mit Heilungen und einem verbotenen Ritual, bei dem sie die Sünden der Verstorbenen auf sich nimmt. Als ihre Ziehmutter ermordet wird, begibt sie sich auf die Suche nach dem Mörder und ihrer eigenen Vergangenheit. Dabei trifft sie auf Gerald, der im geheimen Auftrag des Kaisers unterwegs ist. Der gibt vor ihr helfen zu wollen, verfolgt jedoch nur sein eigenes Ziel. Als er erkennt, dass Fenja ihm mehr bedeutet, beginnt er an seiner Mission zu zweifeln.

Das ist der zweite Roman, den ich von Manuela Schörghofer gelesen habe. Ich bin wieder vollkommen begeistert, obwohl diese Geschichte völlig anders aufgebaut ist. Der Schreibstil war bereits beim ersten Werk sehr flüssig, erscheint mir jetzt jedoch sogar noch ein Stück ausgereifter. Der Verlauf der Geschichte erinnert mich an eine Reise ins Licht. Der eher düstere Beginn weicht einer zunehmend helleren Stimmung. Fenja hat eine anderer Kindheit, wuchs nicht so behütet auf, wie die Protagonistin aus der „Klosterbraut“. Das hat die Autorin sehr fein herausgearbeitet.

Die schlagfertigen Dialoge, die ich bei ihrem Erstlingswerk so geliebt habe, blitzen mehr und mehr durch, je besser Gerald und Fenja einander verstehen. Die historischen Begebenheiten sind gewohnt sauber recherchiert und die Atmosphäre wieder dicht gewoben. Auch die Nebenfiguren sind wieder sehr plastisch und überzeugend ausgearbeitet. Ich konnte das Buch nicht mehr aus der Hand legen. Die Spannung nahm rasant zu und auf dem Höhepunkt gab es eine raffinierte Wendung, die mir ausgezeichnet gefallen hat. Dieser historische Roman zeigt mir mal wieder, dass erhöhte Grausamkeit nicht von Nöten ist, um Spannung zu erzeugen und eine Geschichte auch ohne blutrünstige Brutalität den/die Leser*in mitfiebern lässt.
Ich danke HarperCollins für die Bereitstellung des Leseexemplars und der Autorin für die wundervolle Zeitreise ins Hochmittelalter.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere