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Veröffentlicht am 28.12.2021

Magdeburg im 13. Jahrhundert

Die Jüdin von Magdeburg
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Ruben Laurin hat einen sehr opulenten historischen Roman geschrieben. Die vielen handelnden Personen sind teils fiktiv, teils historisch.
Das Cover zeigt uns eine junge Frau, ich denke Esther, die Jüdin. ...


Ruben Laurin hat einen sehr opulenten historischen Roman geschrieben. Die vielen handelnden Personen sind teils fiktiv, teils historisch.
Das Cover zeigt uns eine junge Frau, ich denke Esther, die Jüdin. Sie schaut über den Fluss zur Stadt, wo sich der Dom noch im Bau befindet.
Die Handlung, die wieder in Magdeburg spielt, ist mit allem gespickt, was zu dieser Zeit möglich war. Schlachten, Ritter, Knappen, Intrigen. Die schon immer im Abseits stehenden Juden und auch Beginen, wie Mechthild von Magdeburg, die in der Neustadt leben.
Der Brückeneinsturz während einer Prozession ist historisch in der Magdeburger Chronik belegt. Es kamen rund 300 Menschen zu Tode. Viele Wege und Plätze sind mir bekannt. Noch heute gibt es, trotz zweimaliger Zerstörung der Stadt, Bauten, Straßen und Plätze aus dieser Zeit.

Die historischen Ereignisse und Machtkämpfe sind sehr gut recherchiert und dargestellt. Gier und Gewalt prägen diese Zeit. Rittertum und Schlachten. Auch der schon lange währende Konflikt zwischen Juden und Christen ist sehr gut dargestellt. Die beschriebenen Grausamkeiten waren mir zu viel und ich mußte mich oft zwingen weiter zu lesen.

Allerdings wird im Buch über Maisfladen, die auf dem Alten Markt mit Fisch belegt werden geschrieben. Nur war Amerika noch nicht entdeckt. Einen Monat früher gab es bereits Frühkartoffeln von einer Bäuerin in Magdeburg zu kaufen, deren Pflanzen es aber auch noch nicht nach Europa geschafft hatten.

Die Akribie, mit der die historischen Personen und geschichtlichen Ereignisse beschrieben sind, fehlt hier leider. Spitzen gab es im 13. Jahrhundert auch noch nicht und Elche nicht mehr in diesen Gegenden. Es waren noch einige andere Dinge, die mir das Lesevergnügen schmälerten, da sie nicht in die Zeit passten. Ich kann auch absolut nicht nachvollziehen, dass eine Mutter ihr Kind nicht erkennt, auch wenn es entstellt ist. Das ist mir als Mutter nicht realistisch.

Der Schreibstil des Autors ist flüssig und gut lesbar und sehr bildlich.
Hilfreich sind ein alter Stadtplan, ein Personenregister und eine historische Zeittafel, die dem Buch voran gestellt sind.
Der Roman ist in 2 Bücher unterteilt. Das Zweite beginnt mit etlichen Wiederholungen aus dem ersten Buch.
Mir sind es eigentlich zu viele Protagonisten und auch Handlungsstränge, die am Ende sehr schnell zusammengeführt wurden.

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Veröffentlicht am 28.12.2021

Sehr subjektiv und nicht überzeugend

Geteilte Träume
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Die Mutter von Ingke, die mitten im Abitur steht, ist schwer erkrankt und braucht eine Stammzellenspende. Ihre Eltern lehnen sie als Spender ab. Das ist der jungen Frau nicht recht und so lässt sie sich ...

Die Mutter von Ingke, die mitten im Abitur steht, ist schwer erkrankt und braucht eine Stammzellenspende. Ihre Eltern lehnen sie als Spender ab. Das ist der jungen Frau nicht recht und so lässt sie sich testen. Dann der Schock. Sie wurde adoptiert und weis nichts über ihre Abstammung.
Der Schauplatz des Romans von Ulla Mothes ist größtenteils die ehemalige DDR. Es hat ein schönes Cover, das eine scheinbar glückliche junge Familie darstellt. Doch der Schein trügt. Die Handlung spielt auf verschiedenen Zeitebenen und macht oft große Sprünge.
Ingke wuchs behütet und beschützt auf. Jetzt zerfällt ihr bisheriges Leben wie ein Kartenhaus. Sie reagiert total verstört, was auch kein Wunder ist, da sie sich hintergangen fühlt. Diese plötzliche Wahrheit, ist für sie ein Hammer. Sie reagiert durch fort laufen. Aber wer sind ihre Adoptiveltern wirklich und wer sind ihre Eltern? Sie möchte Klarheit über ihre Herkunft und begibt sich auf Spurensuche. Dieser Weg wird recht abenteuerlich und vielmals undurchsichtig. Man schickt die junge Frau kreuz und quer zu allen Verwandten. Diese erzählen ihr, warum, wieso, weshalb sie mit ihrem Leben nicht zufrieden sind und wie sehr sie in der DDR litten. So begegnen uns im Buch viele unterschiedliche Charaktere mit ihren Familiengeschichten. Diese haben gemeinsam, das alle nur möglichen Schikanen des DDR Regimes genau an diesen Personen begangen wurden. Meiner Meinung nach zu viele Personen mit zu vielen negativen Geschichten in geballter Ladung. Dadurch ist kein wirklicher roter Faden im Buch. Die Handlung springt hin und her.
Am Ende des Buches gibt es einen Stammbaum. Durch die vielen Personen ist er hilfreich aber leider nicht so gut platziert.
Meine Erwartungen an das Buch, wurden leider nicht erfüllt. Ich wollte wissen, wie es Ingke erging, wie sie fühlte und was sie nach all den Eröffnungen dachte. Sie wird leider nur oberflächlich dargestellt. Was sie nach all den Einblicken in drei Generationen für sich empfindet, fehlt mir. Sie war stark verletzt. Wie verkraftet das ihre junge Seele? Eigentlich ist sie die Hauptprotagonistin aber sie verliert sich in den vielen Erzählungen aus der Vergangenheit. Ich hätte gern mehr über sie und die Gegenwart in der sie lebt, erfahren.
Was mir nicht gefiel und das ganze Buch nicht gerade zur Glaubwürdigkeit verhilft, es wurden nur negative Dinge aus der DDR beschrieben. Sehr subjektiv und nicht authentisch. 16 Millionen DDR Bürger waren zwar mit vielen Dingen in ihrem Staate nicht einverstanden aber wäre alles so schlecht gewesen, hätte die DDR nicht 40 Jahre überlebt. Auch ich habe die ersten 36 Jahre meines Lebens in der DDR verbracht und nie an Flucht gedacht. Das, obwohl ich schon zu Schulzeiten gebrandmarkt war. Man hat sich arrangiert, wie es so schön heißt. Auch in der BRD gibt es mehr Schein als Sein. Eine Leseempfehlung möchte ich nicht geben.

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Veröffentlicht am 06.12.2021

Träume lohnen sich

Töchter der Hoffnung
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Töchter der Hoffnung ist der erste Band einer neuen Trilogie von Maria Nikolai. Die Handlung umfasst den Zeitraum von November 1917 bis zum August 1919 und spielt hauptsächlich in Meersburg am Bodensee.
Dort ...


Töchter der Hoffnung ist der erste Band einer neuen Trilogie von Maria Nikolai. Die Handlung umfasst den Zeitraum von November 1917 bis zum August 1919 und spielt hauptsächlich in Meersburg am Bodensee.
Dort lebt Helena mit ihren jüngeren Stiefschwestern Lilly und Katharina sowie ihrer Stiefmutter Elisabeth auf dem Lindenhof. Ihr Vater,Gustav, der den Hof erbte und Helena sind stark mit dem Anwesen verbunden. Helena soll das Gasthaus einmal erben. Ihr wunderbarer Traum ist es, ihn in ein Grandhotel umzubauen. Dieses Ziel hat sie vor Augen. Daraus schöpft sie nach meiner Meinung ihre unendliche Energie.
Doch noch ist Krieg und alle hoffen auf einen baldigen Waffenstillstand.
Ein weiterer Erzählstrang führt uns nach Russland. Dort gab es die Revolution und einen Bürgerkrieg. Für die Bolschewiken ist der Adel unerwünscht. Er wird enteignet, verfolgt und vertrieben. So kommt Maxim, ein attraktiver russischer Baron, nach Meersburg. Er ist durch einen Überfall in seiner Heimat seelisch und körperlich schwer verletzt und sucht die Täter. Sein führt ihn sein Weg nach vielen Recherchen in den Lindenhof.

Maria Nikolai schafft es auch dieses Mal, mich sofort abzuholen und in das Buch eintauchen zu lassen. Sie hat eine Sprache, die mich in jeder Situation mitfiebern lässt. Ihr Schreibstil ist sehr bildlich. Es sind schwierige Zeiten. Alles ist knapp und zahlende Gäste kommen nicht nach Meersburg. Mit der Pension ist kein Geld zu verdienen. Dringende Reparaturen sind nicht möglich. Die einzige Alternative ist scheinbar eine Umwandlung in ein Lazarett, denn täglich kommen neue schwerverwundete Soldaten.

Im Buch treffen die verschiedensten Charaktere aufeinander. Helena kann zupacken und hat immer den Überblick. Gustav kommt schwerverwundet aus dem Krieg heim und ist noch traumatisiert. Für seine zweite Frau Elisabeth, ist der Lindenhof ein Klotz am Bein. Sie will ihn verkaufen. Die drei Lindner Töchter sind sehr unterschiedlich. Jede hat hat andere Lebenswünsche. In diesem ersten Teil steht Helena im Mittelpunkt, die ihre Mutter nicht kennt. Sehr gut gefielen mir Käthe, die Köchin, eine sehr mitfühlende Person, die gut in das Geschehen passt. Und nicht zu vergessen der gemütliche immer hungrige Pater Fidelius. Er ist wachsam und hat das Herz auf dem rechten Fleck.

Vor historischen Hintergrund hat die Autorin eine starke gefühlvolle Geschichte aufgeschrieben in der natürlich die Liebe auch nicht fehlen darf. Sowohl historische Persönlichkeiten, wie auch Ereignisse lässt sie gekonnt in die Handlung einfließen.
Zu dieser Zeit wurde die Weltbevölkerung von der spanischen Grippe heimgesucht. Es ist schon eigenartig, vor 100 Jahren gab es auch eine fürchterliche Pandemie. Die Geschichte holt uns immer wieder ein.

Das Buch wird abgerundet durch einen umfangreichen Anhang. Dort finden wir ein Personenverzeichnis, eine Erläuterung der historischen Hintergründe und ein Glossar.

Sehr gern empfehle ich dieses warmherzig geschriebene Buch weiter. Ich bin gespannt auf die Fortsetzung.

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Veröffentlicht am 02.12.2021

Floriane im Rausch mit Farben zwischen Talent und Perfektionismus

Die Schwestern vom Ku'damm: Tage der Hoffnung
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Nun ist das Finale der Roman-Trilogie von Brigitte Rieb erschienen. Wieder ist das Cover sehr gut gelungen und passt sich den Vorgängern wunderbar an. Im Vordergrund eine junge Frau in einer Caprihose. ...

Nun ist das Finale der Roman-Trilogie von Brigitte Rieb erschienen. Wieder ist das Cover sehr gut gelungen und passt sich den Vorgängern wunderbar an. Im Vordergrund eine junge Frau in einer Caprihose. Vor ein paar Jahren undenkbar. Doch ein neuer Zeitgeist hat die Menschen erfasst. Die langen Entbehrungen sind vorbei. Man fühlt sich frei. Der Spirit der 50-er und 60-er Jahre ist im Buch greifbar.

In diesem Band dürfen wir eintauchen in die Gefühlswelt der kleinen Floriane. Das gelingt Brigitte Riebe wieder so gut, dass man sie vor sich sieht. Einfach famos. So wie ganz nebenbei werden wir mit der Zeitgeschichte vertraut gemacht. Ob aus Mode, Musik, Film, Fernsehen oder Theater. Viele der damaligen bekannten Persönlichkeiten tauchen in diesem Buch auf.

Nach einem Jahr in Paris und ihrer gescheiterten Beziehung zu Pascal kommt Floriane nach Berlin zurück. In der französischen Metropole hat sie viel über Kunst gelernt. Wo immer es ging, besuchte sie Museen mit den Werken großer Meister. Ihr Ziel ist es an der Kunstakademie studieren zu dürfen. Auch ohne, das eigentlich verlangte Abitur. In Paris war sie nicht untätig. Sie hat allerlei gemalt und gezeichnet und hofft, dass dies ihre Eintrittskarte für ein Studium sein könnte. Sie möchte endlich nicht mehr als das kleine Nesthäkchen behandelt werden sondern gegen ihre Schwestern bestehen. Dem Wunsch ihres Vaters, sich mit ihrem künstlerischen Talent für Farben und Formen hauptberuflich in das Modekaufhaus Thalheim einzubringen setzt sie sich entgegen. Sie will nur eins, sich der Kunst widmen.

Die beiden vorherigen Bücher handeln von Rike und Silvie, ihren großen Stiefschwestern. Diese haben ihren Platz im Leben gefunden, sind erfolgreich. Rike im Kaufhaus und Silvie beim Sender RIAS. Beide haben auch schon für den Fortbestand der Thalheim-Familie gesorgt. Aber auch für sie gibt es keinen Stillstand. So begleiten wir sie hier weiter.

Sehr gekonnt von der Autorin geschildert, dürfen wir nun Floris steinigen Weg ihrer Selbstverwirklichung mit erleben. Ich fühlte mich ihr oft verbunden. Mit aller Kraft und Sturheit sieht sie immer vorwärts und steht wieder auf. Benka, ein Freund, den sie währen der Probesemester auf der Kunstakademie kennen lernt ist immer an ihrer Seite, wenn es not tut und das tut es oft. Auf ihn ist Verlass. Er ist ihr Fels in der Brandung. Jeder braucht so einen Menschen, der ohne zu hinterfragen handelt. Das ist hier sehr schön zu erleben. Auch der Familienzusammenhalt nimmt hier einen breiten Raum ein. Hat man auch unterschiedliche Ansichten, man ist für einander da.

Leider sind die Zeiten nicht überall rosig. Den Menschen in der DDR geht es nicht so gut. Besonders ist dies in der zwei geteilten Stadt Berlin zu spüren. Viele aus dem Ostsektor kommen zum arbeiten in den Westsektor. Auch die Brüder Friedrich und Carl Thalheim wohnen mit ihren Familien in Ost und West. So trifft sie Abriegelung der DDR mit Stacheldraht, bewaffneten und schießbereiten Soldaten, die praktisch über Nacht geschieht, besonders hart. Flori ist diese ganze Nacht des 13. August mit ihrem Freund Benka in Berlin unterwegs. Sie können kaum glauben, was sie dort sehen und erleben.

Brigitte Riebe ist hier eine sehr emotionale Trilogie um das Modekaufhaus Thalheim gelungen. Wunderbar sind die Zeiten mit ihren Höhen und Tiefen dargestellt. Auch die Thalheims und allen voran, Flori, die die Hauptperson in diesem abschließenden dritten Teil ist. Ich trenne mich nur ungern von ihr.

Es erstaunt mich immer auf das neue, wie detailgetreu und doch in einem wunderbaren Schreibstil die Autorin uns an ihre Protagonisten fesselt. Sie verbindet die Geschehnisse in Politik, Kultur und Kunst und verwebt sie miteinander. Liebe und Hass. Alles beieinander. Es liest sich so leicht, auch wenn dieser Teil, durch die Teilung Deutschlands, für mich, die sie in der DDR erlebte, äußerst gefühlsbetont ist.

Das Buch endet mit dem Besuch des amerikanischen Präsidenten Kennedy. Der hält vor dem Schöneberger Rathaus eine in die Geschichte eingegangene Rede, die mit den berühmten Worten: Ich bin ein Berliner endet. Auch Floriane hat sich einen guten Platz ergattert. Sie ist gereift und hat ihre Aufgabe und ihre Liebe, nach einem langen Weg, gefunden. Die Familie Thalheim musste viele Schicksalsschläge einstecken. Durch ihren festen Willen und dem Zusammenhalt wurden sie gemeistert.

Brigitte Riebe legt uns hier ein Meisterwerk vor. Wie lange mag sie wohl recherchiert haben, um die Personen und die zeitgeschichtlichen Ereignisse zusammen zu fügen?

Wie auch in den beiden anderen Teilen der Trilogie gibt es am Ende eine Zeittafel. Ich machte von ihr reichlich Gebrauch.

Danke für dieses wundervolle, fesselnde Werk. Gern empfehle und voller Überzeugung, empfehle ich es weiter. Man sollte aber alle drei Teile lesen. Die Familie ist recht ungewöhnlich und für viele Überraschungen gut. Von daher legte ich mir gleich zu Anfang einen Stammbaum an. Aber die Thalheims wären nicht die Thalheims, wenn dieser sich nicht im Laufe der Geschehnisse verändern sollte.

Voller Begeisterung vergebe ich 5 wohlverdiente Sterne. Mehr stehen leider nicht zur Verfügung

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Veröffentlicht am 02.12.2021

Wunderbare Jahre in denen man das Leben tanzen muss

Die Schwestern vom Ku'damm: Wunderbare Zeiten
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Das Cover des Buches ist sehr schön gestaltet. Im Vordergrund, die junge Frau, ist Silvie in einem schicken Kleid, ganz im Stil der 50-iger Jahre. Im Hintergrund ein Hotel und davor viele schöne Autos. ...

Das Cover des Buches ist sehr schön gestaltet. Im Vordergrund, die junge Frau, ist Silvie in einem schicken Kleid, ganz im Stil der 50-iger Jahre. Im Hintergrund ein Hotel und davor viele schöne Autos. Auf der Rückseite sehen wir noch das Cafe Kranzler. Es geht den Menschen besser und sie wollen wieder was erleben. Das suggeriert mir das schlichte aber sehr schöne Cover.

Der zweite Teil der Trilogie über das Modekaufhaus Thalheim ist von Brigitte Riebe aus Sicht der mittleren Schwester geschrieben. Es beginnt im Frühjahr des Jahres 1952. Silvie ist da 29 Jahre und möchte endlich ihr Leben genießen. Ihr steht der Sinn nach Musik, Tanz, Kino und all den schönen Dingen, die in den schweren Zeiten ins Abseits gerieten.

Es sind die Jahre des Wirtschaftswunders. Ludwig Erhard trägt als Bundeswirtschaftsminister erheblich dazu bei. Die Bundesrepublik und Westberlin erholen sich recht schnell von den Kriegsfolgen. In den sowjetisch besetzten Teilen Deutschlands und Ostberlin sieht es dagegen ganz anders aus. Die 1949 gegründete DDR kann in keinster Weise mithalten. Überall sind noch die Wunden des Krieges zu sehen. Während es in der BRD ständig besser wird und die Menschen vom Marshallplan der USA profitieren, herrscht im anderen Teil Deutschlands ein ständiger Mangel. Noch immer gibt es kaum neuen Wohnraum. Ruinen bestimmen das Straßenbild. Die Lebensmittelmarken sind noch nicht abgeschafft und die Geschäfte sind leer. Durch die Teilung Deutschlands in die einzelnen Besatzungszonen sind viele Familien getrennt und erleben diese Zeit sehr unterschiedlich. So auch die Thalheim Familie.

Das Modekaufhaus Thalheim in Westberlin wird von der ältesten Thalheim Schwester Rike, sehr gewissenhaft und sorgsam geführt. Doch als nach 10 langen Jahren in Krieg und Gefangenschaft, Oskar, der Zwillingsbruder von Silvie zurückkehrt beginnen die Turbulenzen. Friedrich Thalheim, der Vater, setzt den Sohn als Geschäftsführer ein. Entsprechend dem Rollenbild der Zeit. Dieser ist von Krieg und russischer Gefangenschaft traumatisiert und wird von Albträumen geplagt. Die kaufmännischen Kenntnisse, die Rike das Modekaufhaus erfolgreich führen lassen, fehlen ihm.

Silvie möchte ihren eigenen Weg abseits des Modekaufhauses gehen. Beim Rundfunksender RIAS engagiert sie sich stark. Ist Redakteurin und bringt ein neues Sendeformat heraus. „Stimmen“. Sie hat den genialen Einfall bekannte Persönlichkeiten live in ihre Sendung zu holen und sie zu interviewen. Da gerade in Berlin die 2. Berlinale vor der Tür steht, möchte sie mit Billy Wilder starten. Es gelingt ihr und wird ein voller Erfolg. Doch im Privatleben ist sie nicht zufrieden. Sie möchte Mann, Kind und Haus. Leider hat sie bei ihren Männerbekanntschaften nicht solch glückliches Händchen, wie im Beruf.

Mit viel Empathie und einem geschichtlich fundiertem Wissen über die damalige Zeit lässt uns Brigitte Riebe an den großen und kleinen Erlebnissen, Schicksalsschlägen und Kämpfen der Thalheim Familie weiter teilhaben.

Sehr gut gefällt mir, dass es auf den letzten 21 Buchseiten eine Zeittafel gibt, wo wichtige geschichtliche Daten der Jahre 1952 bis 1957 aufgelistet sind.

Ihr Schreibstil ist so bildhaft, dass ich, die in der DDR, im Jahre des Wunders von Bern geboren wurde, total hingerissen von ihren Büchern bin. Sie bringt mir in leichter Form die Geschichte jener Zeit nahe, die ich nicht erlebt habe und die meine Eltern in der DDR ganz anders erlebten.

Für mich macht dieses Buch auch sehr authentisch, das Musik, Filme, Schauspieler und Ereignisse, wie zufällig im Buch erwähnt werden.

Eine Inhaltsangabe über das Buch hier zu erstellen, liegt mir fern. Auf jeden Fall sollten alle, die Interesse an der deutschen Geschichte, in Ost und West, dieses Buch und die anderen der Trilogie lesen. Ich muss feststellen. Dass ich doch noch viele Fakten aus der BRD nicht kannte.

Die fiktiver Familie Thalheim und die Zeit der 50er- Jahre sind hier hervorragend miteinander verwoben.

Ich gebe dem Buch 5 wohlverdiente Sterne und meine absolute Leseempfehlung

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