Kätzchen, ich sehe dich!
Close to youIn „Close to you“ von Isabell May flüchtet die junge Violet vor den Schatten ihrer Vergangenheit. Weit weg von ihrem Zuhause, versucht sie ihrem alten Leben zu entfliehen. In Main möchte sie ein neues ...
In „Close to you“ von Isabell May flüchtet die junge Violet vor den Schatten ihrer Vergangenheit. Weit weg von ihrem Zuhause, versucht sie ihrem alten Leben zu entfliehen. In Main möchte sie ein neues beschauliches und vor allem ruhiges Leben beginnen. So sieht zumindest ihr Plan aus. An der Uni findet sie nicht nur schnell neue Freunde, sondern begegnet auch dem geheimnisvollen Aiden, der mit seinem düsteren Bad-Boy-Image eine faszinierende Anziehung auf Violet ausübt. Doch Aiden zeigt sich Violet gegenüber zunächst kalt und distanziert. Erst als die beiden durch eine Verkettung unglücklicher Zufälle zu Mitbewohnern werden, beginnt Aidens langsam sich gegenüber Violet zu öffnen. Die beiden kommen sich näher und müssen sich schließlich gemeinsam ihrer dunklen Vergangenheit stellen. Nur so hat ihre Liebe eine Chance.
Leider konnte mich „Close to you“ von Isabell May nicht zu 100% überzeugen. Man muss jedoch erwähnen, dass es sich bei „Close to you“ sozusagen um ein Erstlingswerk der Autorin im Bereich New Adult handelt. Dafür ist der Roman dann doch schon recht gut gelungen. Sprachlich ist aus meiner Sicht nichts an dem Roman auszusetzen. Der Sprachstil ist flüssig und passt wunderbar in das Genre. Die Beschreibungen der Charaktere und Orte sind liebevoll und detailliert ausgearbeitet, ohne dabei überladen zu wirken. Hier und da lässt die Autorin kleine witzige Anekdoten und Anspielungen in die Handlung mit einfließen. Hierdurch wird die teilweise doch etwas ernste Grundstimmung deutlich aufgelockert. Da so auch ein Bezug zum Alltag des Lesers geschaffen wird, wirken die Figuren dadurch auch realer. Sehr positiv fand ich, dass in „Close to you“ auch extreme Themen wie Stalking, innerfamiliäre Probleme und fehlender Rückhalt thematisiert werden. Isabell May gelingt es diese Themen auf spannende Weise in ihren Roman einzubringen. Als Leser ist man sofort von diesem Handlungsstrang gefesselt und möchte unbedingt wissen wie es weiter geht. Leider greift die Autorin stellenweise doch etwas zu oft auf gängige Klischees zurück, so dass man trotz anhaltendem Spannungsbogen als Leser vom Ende nicht wirklich überrascht ist. Zudem lösen sch alle Konflikte gegen Ende des Buches irgendwie zu schnell in Wohlgefallen auf. Hier hätte ich mir doch etwas mehr Überraschendes gewünscht.
Violet und Aiden konnten mich als Hauptcharaktere bis zum Schluss leider nicht wirklich berühren. Die anfängliche Anziehung zwischen den beiden konnte ich nicht so richtig nachvollziehen. Aiden lernt man erst gegen Ende des Buches etwas besser kennen. Nach 2/3 des Buches wirkte er immer noch eher unfreundlich und wenig sympathisch auf mich. Typischerweise steckt hinter seiner abweisenden rauen Schale ein weicher Kern. Aber danach muss man bei Aiden wirklich erst mal sehr lange suchen bis man diesen findet. Letztlich war die Liebesgeschichte der beiden für mich nur noch nebensächlich für die Handlung. Bis zum Schluss habe ich hier das kribbelnde Gefühl vermisst, das man als Leser verspürt, wenn man eine wirklich packende Love-Story liest und mit den Liebenden dem verdienten Happy End entgegenfiebert. Ein großer Störfaktor war für mich Violets extreme Wankelmütigkeit in Bezug auf Aiden. Stellenweise hat sie ihre Meinung über ihn im Sekundentakt gewechselt. Bereits eine Geste von ihm oder ein Kommentar eines Freundes reichten aus um ihre Meinung ins komplette Gegenteil umzukehren. Hierdurch wirkte die angebliche Anziehung der beiden sehr unglaubwürdig auf mich. Auch, dass Violets Ängste von jetzt auf Gleich kein Thema mehr waren und keine Relevanz mehr für den weiteren Verlauf der Geschichte hatten fand ich nicht sehr realistisch.
Die Nebencharaktere der Geschichte haben mich da teilweise schon mehr überzeugen können. Besonders gefallen hat mir Violets Freund Dorian, der mit seiner Geschichte eigentlich auch gut ein eigenes Buch oder zumindest eine Kurzgeschichte verdient hätte.
Insgesamt war „Close to you“ von Isabell May eine nette Lektüre für Zwischendurch, die jedoch keine große Überraschungen zu bieten hat. Die Grundidee der Geschichte ist wirklich gut, bei der Umsetzung sehe ich jedoch durchaus noch etwas Verbesserungsbedarf. Trotz der kleinere Mängel gibt es von mir für „Close to you“ eine Leseempfehlung und insgesamt drei von fünf Sternen.