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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 17.11.2017

Leider zunehmend anstrengend zu lesen

Die Lichter von Paris
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Eine junge Frau, die in den 20er Jahren nach Paris geht, eine heimliche Liebesgeschichte, Kunst & Reichtum in der Gegenwart...all das scheinen solide Elemente für einen tollen Frauenroman zu sein.
"Die ...

Eine junge Frau, die in den 20er Jahren nach Paris geht, eine heimliche Liebesgeschichte, Kunst & Reichtum in der Gegenwart...all das scheinen solide Elemente für einen tollen Frauenroman zu sein.
"Die Lichter von Paris" ist mein erstes Buch der Autorin und konnte mich mit der Leseprobe überzeugen. Leider hatte die Begeisterung nicht allzu lange Bestand, denn obwohl mir die Rückblenden gut gefallen haben, fand ich das Buch zunehmend anstrengend zu lesen. Der Grund war die Protagonistin in der Gegenwart, Madeleine. Den Druck, den sie von ihrer Familie erfahren hat und die Gründe für die Unzufriedenheit in ihrer Ehe konnte ich zwar nachvollziehen, aber die Passivität und, ich muss leider sagen, Weinerlichkeit, mit der sie ihre Geschichte erzählt, hat mich sehr ungeduldig gemacht. Immer wieder wollte ich sie gerne an den Schultern packen und ihr sagen: Reiß dich zusammen! und ich denke, dass die Autorin hier zu dick aufgetragen hat. Wäre diese Geschichte nicht aus der Ich-Perspektive geschrieben, hätte ich vielleicht etwas neutraler bleiben können. So aber wurde ich als Leserin einfach zu sehr in ihre Gedanken hineingezogen und die Opfer-Rolle stülpte sich quasi über das ganze Lesevergnügen. Bei allem Verständnis für Madeleine, deren Ehemann wirklich ein fieser Typ ist, war mir diese Emotionalität einfach zu viel.
Das Buch konnte mich leider nicht wirklich erreichen. Es ist soweit gut geschrieben, nicht genial, aber gut. Die Rückblende fand ich stärker, aber leider endete sie etwas abrupt. Für mich blieben am Ende zu viele Dinge unausgesprochen und das ganze wurde durch ein schnelles Happy End überlagert. Leider nicht wirklich gut gelungen!

Veröffentlicht am 17.11.2017

Sehr stark, top recherchiert

Kleine große Schritte
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Jodi Picoult ist vielen Lesern bereits durch ihre gut recherchierten Romane zu schwierigen Themen bekannt, in denen sie in Form eines Gerichtsprozesses stets alle Seiten darstellt und oft genug zum Nachdenken ...

Jodi Picoult ist vielen Lesern bereits durch ihre gut recherchierten Romane zu schwierigen Themen bekannt, in denen sie in Form eines Gerichtsprozesses stets alle Seiten darstellt und oft genug zum Nachdenken angeregt hat. Mir persönlich ist "Neunzehn Minuten" als sehr brisant und aufwühlend im Gedächtnis geblieben.
Mit "Kleine große Schritte" wagt die Autorin nun ein großes Projekt, wie sie im hinten enthaltenen Interview eindrücklich beschreibt. Das Thema Rassismus ist in den USA ein omnipräsentes und immer noch sehr schwieriges Thema, obwohl bereits viele positive Dinge in Bewegung gesetzt wurden. Ich finde, die Darstellung der verschiedenen Sichtweisen in diesem Roman gelingt ihr ganz ausgezeichnet und obwohl ich die Ideologie der sogenannten arischen Bewegung ablehne, die hierbei genau beschrieben und charakterisiert wird, konnte ich das Gedankenkonstrukt der Personen nachvollziehen und habe viel darüber gelernt. Die detaillierte Darstellung der Seiten lässt nicht nur auf eine intensive Recherchearbeit schließen, sondern auch auf eine hohe Identifikation der Autorin mit diesem Thema. Für mich ist es sehr passend, dass das Buch häufig in die Tradition von "Wer die Nachtigall stört" gesetzt wird!

Obwohl das Buch recht dick ist, sind die Seiten für mich nur so verflogen. Gerade während des eigentlich Gerichtsprozesses konnte ich es nicht mehr weglegen und musste eine halbe Nacht durchlesen. Die Spannung, mit der dieses Buch geschrieben ist, schaffen nur wenige Autorin so zu vermitteln und ich kann das Buch sowohl als Roman, als auch als wichtiges Zeugnis unserer Gesellschaft absolut weiterempfehlen.
Eine Verfilmung ist mit Viola Davis und Julia Roberts geplant - bis dahin sollte man das Buch unbedingt gelesen haben :)

Veröffentlicht am 07.11.2017

Hat mich emotional leider nicht erreicht

Preiselbeertage
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Aufwachsen in einem freien westlichen Staat oder in einem reglementierten Staat mit Überwachung wie der DDR – davon, wie groß der Gegensatz nur sein kann und was das für die Menschen bedeutet hat, erzählt ...

Aufwachsen in einem freien westlichen Staat oder in einem reglementierten Staat mit Überwachung wie der DDR – davon, wie groß der Gegensatz nur sein kann und was das für die Menschen bedeutet hat, erzählt dieser Roman. Und das ist an manchen Stellen nicht ohne – die Geschichte ist sehr interessant und wirkt gut recherchiert, aber eben an vielen Stellen auch tragisch und ich fand die Empfindungen der Protagonisten zu jedem Zeitpunkt sehr authentisch dargestellt. Und dennoch ist dieses Buch leider kein Herzensbuch geworden und konnte mich nicht richtig erreichen. Ich denke, der Grund dafür liegt in den Figuren.
Ariane ist eine angenehme Protagonistin, denn ich habe sie nicht besonders liebgewonnen, war aber auch nicht von ihr genervt oder gestört. Sie hat im Verlauf der Geschichte eine Menge zu verkraften und ich war froh, dass ihr die Liebe ein klein wenig Unterstützung geleistet hat. Oma Margarethe und Opa Benno waren auf jeden Fall meine Lieblingsfiguren, denn ihr enges Verhältnis zu Ariane konnte ich 100% nachvollziehen. Die beiden waren mir sehr sympathisch. Auch Arianes Schwester mochte ich gern, konnte ihre Ideen und Träume aber nicht immer wirklich nachvollziehen.
Schwierig war für mich Arianes Mutter Ina. Einerseits konnte ich sehr gut verstehen, wie schwierig alles für sie war, aber andererseits blieb ich die ganze Zeit über unbeteiligt. Das Buch hat mich emotional einfach nicht erreicht und ich glaube, es lag vor allem daran, dass ich zu Ina einfach keinen richtigen Zugang gefunden habe.
Insgesamt eine gute Geschichte, aber sie konnte mich nicht packen. Daher solide, aber eben auch nur mittelmäßige, 3 Sterne!

Veröffentlicht am 07.11.2017

Endlich der Debütroman

Tage ohne Hunger
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Seit ich im letzten Jahr „Nach einer wahren Geschichte“ entdeckt habe, bin ich ein großer Fan der Autorin Delphine de Vigan und habe inzwischen alle ihre Bücher im Regal stehen. Da durfte natürlich ihr ...

Seit ich im letzten Jahr „Nach einer wahren Geschichte“ entdeckt habe, bin ich ein großer Fan der Autorin Delphine de Vigan und habe inzwischen alle ihre Bücher im Regal stehen. Da durfte natürlich ihr neuer Roman, der eigentlich ihr Debütroman war und nun das erste Mal in deutscher Sprache vorliegt, nicht fehlen. „Tage ohne Hunger“ ist die Geschichte der jungen Laure, die zunächst schleichend, dann rapide in eine Magersucht abgerutscht ist und sich selbst nicht mehr befreien kann. Sie wird in einer Klinik stationär behandelt und trifft dort nicht nur auf Leidensgenossinnen, sondern auch auf Unverständnis gegenüber ihrer Störung.
Was mich an diesem Buch begeistert hat, war die klare und doch starke Sprache. Das Buch ist sehr persönlich geschrieben und ich habe mich Laure vom ersten Moment unheimlich nah gefühlt. Es ist eindrücklich, weckt Verständnis und ist trotz seiner eigentlichen „Kürze“ gerade richtig lang. Einerseits wird eine ganz individuelle Geschichte erzählt, andererseits hatte ich als Leserin auch das Gefühl, dass die Geschichte stellvertretend für viele betroffene Frauen steht.
Zum Schluss bleibt unklar, ob der Roman auch ein (autbiographisches oder zumindest non-fiktionales Element hat, was die Autorin ja eigentlich recht oft einbringt. Da es aber ihr erster Roman war, weiß man das nicht genau und ich finde es auch nicht schlecht, dass Einiges der Fantasie überlassen bleibt.
Für mich ein wirklich starkes Buch zu diesem aufwühlenden Thema! Sicherlich vor allem für Leser, die sich für psychologische Hintergründe interessieren, sehr interessant. Ich kann bisher alle Bücher der Autorin empfehlen!

Veröffentlicht am 23.10.2017

Hatte einfach mehr erwartet

Durch alle Zeiten
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"Durch alle Zeiten" hat mich mit einer sehr starken Leseprobe spontan überzeugt. Man erhält Einblick in ein hartes und entbehrungsreiches Frauenleben und fragt sich, was dieser Frau alles widerfahren ist. ...

"Durch alle Zeiten" hat mich mit einer sehr starken Leseprobe spontan überzeugt. Man erhält Einblick in ein hartes und entbehrungsreiches Frauenleben und fragt sich, was dieser Frau alles widerfahren ist. Wie ist sie in diese Lebenssituation geraten? Wie konnte aus der hoffnungsvollen jungen Frau mit guter Berufsausbildung eine abgezehrte Frau werden, die in einer lieblosen Ehe gefangen ist?
Die Lebensgeschichte der Protagonistin, Elisabeth, beruht teilweise auf wahren Begebenheiten, ist aber auch zu vielen Teilen fiktiv. Für mich ist die Identifikation der Autorin mit dieser Geschichte durchaus deutlich geworden, u.a. durch das interessante Nachwort. Genauere Informationen zu den realen und fiktiven Elementen fehlen jedoch, was ich als Leserin immer sehr schätze.
Mein Problem mit diesem Buch war wohl die hohe Erwartung, die ich nach der Leseprobe an das Buch gestellt habe. Was man dort noch nicht erfährt, ist, dass die zeitliche Ebene der Geschichte in jedem einzelnen Kapitel wechselt. Das fand ich persönlich auf Dauer zu häufig und recht anstrengend zu lesen. Die Protagonistin war für mich keine Identifikationsfigur, was ja auch nicht immer der Fall sein muss, aber hier fehlte mir auch der emotionale Zugang zu ihr. Natürlich ist das, was ihr widerfährt, oft hart, aber ihr eigenes Handeln und ihre Gedankenwelt sind für mich oft nicht nachvollziehbar und für mich hätten andere Figuren, wie z.B. Martin, deutlich stärker herausgearbeitet werden können. Eigentlich konnte ich dessen emotionale Welt deutlich besser nachvollziehen und ich finde es schade, dass man z.B. über sein Leben nach der Trennung von Elisabeth so wenig erfährt.
Gegen Ende wurden mir die verschiedenen Wendungen etwas zu viel. Wenn diese vielen Personen und Handlungsstränge auf wahren Begebenheiten beruhen, ist es natürlich völlig richtig, die Komplexität der Sache darzustellen, aber dafür hätte ich mir dann mehr Ruhe und mehr Seiten gewünscht.

Für mich leider insgesamt nicht richtig rund, nicht packend, nicht emotional genug. Schade! Ich merke, dass mich das wirklich enttäuscht hat, daher bleibt nach dem Lesen eine Enttäuschung zurück.