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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 10.10.2017

Nachhaltig beeindruckend, tiefgehend, besonders

Und es schmilzt
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"Und es schmilzt" hat in den letzten Wochen für eine Menge Wirbel in der Literaturszene gesorgt. Und ich muss sagen: zu recht! Selten habe ich ein so eindrückliches Buch gelesen. Lize Spit überzeugt mit ...

"Und es schmilzt" hat in den letzten Wochen für eine Menge Wirbel in der Literaturszene gesorgt. Und ich muss sagen: zu recht! Selten habe ich ein so eindrückliches Buch gelesen. Lize Spit überzeugt mit ihrem Debütroman auf absolut unkonventionelle Weise, denn die Handlung erfüllt quasi keine Klischees, die Wendungen sind wirklich oft unvorhersehbar und auch die Grausamkeit, die einigen Szenen innewohnt, ist so selten anzutreffen. Daher ist das Buch sicherlich kein Wohlfühlroman und auch nicht für jeden geeignet. Ich rate davon ab, das Buch einfach zu verschenken, da es sicherlich nicht Jedermann's Geschmack trifft. Wer aber Interesse hat, sich wirklich tief in die Gedankenwelt einer jungen heranwachsenden Frau in schwierigen Verhältnissen hineinzudenken, tut mit dieser Geschichte einen goldenen Griff.
"Und es schmilzt" passt gut in einen Trend, der aktuell in vielen Romanen sichtbar wird. Autoren scheinen mit ihren Werken alle Dämme der Emotionalität zu brechen, einfach schockieren zu wollen und als Leser bleibt man nach mancherlei Lektüre (ich denke an dieses Buch oder auch beispielsweise an "Ein wenig Leben") ein wenig ratlos zurück. Muss Literatur so sein? Darf Literatur das?
Für mich ist die Antwort wohl: jein. Ich brauche nicht unendlich viele solcher Bücher, für mich darf eine Geschichte auch einfach mal schön sein oder ernst oder bedrückend, aber "Und es schmilzt" ist an vielen Stellen zu viel. Zu viel Schmerz, zu viel Härte, zu explizite Darstellungen...das stimmt. Gerade das macht es für mich aber einzigartig & besonders, ein neuer Stil, für den ich keine Nachahmer brauche. Es ist schon sehr gewagt, dass eine junge Frau als Debütroman ausgerechnet diesen Stoff verwendet, der an ihrer eigenen Lebensbiographie so nah dran, aber auf der anderen Seite sicherlich und hoffentlich so weit entfernt ist.


Für mich definitiv ein Literaturhighlight des Jahres 2017, das weh tut, mir aber ganz viel gegeben hat. Ich werde es sicherlich noch einmal lesen, um erst die Tiefe und die Zusammenhänge wirklich begreifen zu können und hoffe, dass es viele Leser erreichen kann!

Veröffentlicht am 29.09.2017

Ein würdiger Ferrante

Die Geschichte der getrennten Wege
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Endlich ist er da: der dritte Ferrante-Band. Dieses Mal angetan nicht nur mit der obligatorischen Personenliste auf einem beiliegenden Lesezeichen, sondern auch mit einer ausführlichen Zusammenfassung ...

Endlich ist er da: der dritte Ferrante-Band. Dieses Mal angetan nicht nur mit der obligatorischen Personenliste auf einem beiliegenden Lesezeichen, sondern auch mit einer ausführlichen Zusammenfassung der ersten beiden Bände, die nach der langen Wartezeit definitiv Sinn macht.
Erneut musste ich mich kurz an Ferrantes besonderen, detailverliebten und nüchternen Stil gewöhnen, war dann aber völlig in der Geschichte gefangen.
Es gefällt mir gut, dass Elenas Sicht hier viel stärker hervortritt und obwohl auch Lila im Mittelpunkt steht, wie auf einer Metaebene die Beziehung der beiden betrachtet wird. Eine Fähigkeit, die Elena für mich auszeichnet.
Viele spannende Dinge kommen auf die beiden zu: politische Unruhen, die Verwirklichung des eigenen Lebenstraums, oder eher gesagt der Wunsch danach, Mann und Kinder, alte Lieben.
Elena und auch Lila geht es nicht immer gut in diesem 3. Teil und gerade Elenas Unzufriedenheit und Frust hat mich über lange Strecken als Leserin auch sehr frustriert gemacht. Das heißt für mich aber nicht, dass ich das Buch dadurch schlechter finde, sondern eher sehr authentisch. Die groß angelegte Saga ist wirklich ein Gesamtkunstwerk und das Ende war für mich eine echte Überraschung. Das hätte ich nie erwartet...und wie soll ich nun bis Februar warten?
Für mich nicht das beste Buch der Welt, da es mich insgesamt weniger begeistert als andere, aber ein sehr gutes! Der vierte Band verspricht aufgrund der begonnenen Handlungsstränge ein furioses Finale zu werden und ich freue mich darauf!

Veröffentlicht am 17.09.2017

Uneingeschränkt 5 Sterne!

Die Kapitel meines Herzens
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"Die Kapitel meines Herzens" war für mich direkt ein Roman mit Lieblingsbuch-Potential. Ich liebe Bücher über Bücher und das Lesen und die Story klang ganz toll. Zudem bin ich ein riesiger Fan der Bronte-Romane ...

"Die Kapitel meines Herzens" war für mich direkt ein Roman mit Lieblingsbuch-Potential. Ich liebe Bücher über Bücher und das Lesen und die Story klang ganz toll. Zudem bin ich ein riesiger Fan der Bronte-Romane und wurde nicht enttäuscht: hier konnte ich mich so richtig ausleben ;)
Im Mittelpunkt steht Samantha, die in der Linie ihres Vaters die letzte lebende Bronte-Nachfahrin ist. Diese Geschichte ist natürlich fiktiv, aber wahr is, dass die Romane der Schwestern überall auf der Welt noch heute Leser(innen) begeistern und hier zum Leben erweckt werden. Die drei Autorinnen werden unglaublich detailliert beschrieben und auch ihre Werke werden sehr spannend aufgegriffen - ich bin zwar z.B. zu den Werken Anne Brontes völlig anderer Meinung, aber allein die intensive Auseinandersetzung mit den Geschichten hat mir unheimlichen Spaß gemacht.
Ich bin etwas unsicher, ob man auch so viel Freunde an diesem Buch hat, wenn man die Romane der Brontes nicht (mindestens teilweise) schon gelesen ist. Das Problem ist, dass man über die Inhalte der Bücher sehr stark gespoilert wird und man schon ein gewisses Detailwissen haben sollte, um alles zu verstehen. Ich glaube aber, dass das Buch ansonsten auch Spaß macht und richtig Lust auf die englischen Klassiker wecken kann.
Ich als Liebhaberin der genannten Bücher kam hier voll auf meine Kosten und werde dieses Buch nie aus der Hand geben - es hat im Regal neben den Bronte-Romanen seinen festen Platz gefunden. Ganz klar: 5 Liebhaber-Sterne!

Veröffentlicht am 17.09.2017

Wenn ein berühmter Vater zum Fluch wird

Die Tänzerin von Paris
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"Die Tänzerin von Paris" ist vor einiger Zeit im Rahmen der Künstlerinnen-Reihe im Aufbau-Verlag erschienen, in der jedes einzelne Buch einen Blick wert ist. Die Geschichte der jungen Lucia Joyce ist unheimlich ...

"Die Tänzerin von Paris" ist vor einiger Zeit im Rahmen der Künstlerinnen-Reihe im Aufbau-Verlag erschienen, in der jedes einzelne Buch einen Blick wert ist. Die Geschichte der jungen Lucia Joyce ist unheimlich spannend, aber auch tragisch - das Schicksal einer jungen Frau, die selbst große Ziele im Leben hat, aber zwischen einem berühmten Vater und kaum weniger berühmten Liebhaberin schließlich den Wahnsinn findet.
Ich selbst bin mit dem Werk von James Joyce nicht wirklich vertraut, interessiere mich aber seit der Lektüre dieses Buches noch mehr dafür. Toll finde ich es, dass man im Internet selbst Fotos und Zusammenhänge dieser Geschichte recherchieren kann - dabei hilft auch das ausführliche Nachwort.
Besonders hervorzuheben ist für mich der wunderbare Schreibstil von Annabel Abbs. Ich war wirklich sofort von der Geschichte gefangen - von dieser Autorin würde ich alles lesen!
Obwohl die Geschichte zunehmend düsterer wurde und mir der fröhlichere Anfang vielleicht tatsächlich noch ein wenig mehr zugesagt hat, ist es unglaublich, wie intensiv man die Handlungsentwicklungen mitfühlt und was für eine Wut ich als Leserin auf meine Mitglieder von Lucias Familie entwickelt habe. Wirklich ein emotional intensives und authentisches Buch vor einer spannenden historischen Kulisse - Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 17.09.2017

Sentimental schön, dass es weh tut

Und jetzt lass uns tanzen
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Liebe kennt kein Alter - davon bin ich überzeugt und genau das vermittelt uns auch diese wunderbare & besondere Liebesgeschichte.
Marcel und Marguerite: beide bringen ein schon fast komplett gelebtes Leben ...

Liebe kennt kein Alter - davon bin ich überzeugt und genau das vermittelt uns auch diese wunderbare & besondere Liebesgeschichte.
Marcel und Marguerite: beide bringen ein schon fast komplett gelebtes Leben mit, eine vorherige Ehe, völlig verschiedene Erfahrungen. Sie finden sich an einem Ort, an dem sie beide niemals mit der Liebe gerechnet hätten und erleben einen zweiten Frühling.
Hierbei wird nicht nur die Liebesgeschichte der beiden in der Gegenwart sehr romantisch und für das Alter der Protagonisten absolut passend erzählt, sondern vor allem auch die Vergangenheit der beiden wunderbar aufgegriffen. Die Erzählweise ist so schön und sehnsuchtsvoll, dass es teilweise schon weh tut. Ich war emotional wirklich völlig dabei und trotz der einen oder anderen Übertreibung oder Kitschelementen ist dieses Buch einfach nur Balsam fürs Herz und ein Genuss :) Große Leseempfehlung!