Nachhaltig beeindruckend, tiefgehend, besonders
Und es schmilzt"Und es schmilzt" hat in den letzten Wochen für eine Menge Wirbel in der Literaturszene gesorgt. Und ich muss sagen: zu recht! Selten habe ich ein so eindrückliches Buch gelesen. Lize Spit überzeugt mit ...
"Und es schmilzt" hat in den letzten Wochen für eine Menge Wirbel in der Literaturszene gesorgt. Und ich muss sagen: zu recht! Selten habe ich ein so eindrückliches Buch gelesen. Lize Spit überzeugt mit ihrem Debütroman auf absolut unkonventionelle Weise, denn die Handlung erfüllt quasi keine Klischees, die Wendungen sind wirklich oft unvorhersehbar und auch die Grausamkeit, die einigen Szenen innewohnt, ist so selten anzutreffen. Daher ist das Buch sicherlich kein Wohlfühlroman und auch nicht für jeden geeignet. Ich rate davon ab, das Buch einfach zu verschenken, da es sicherlich nicht Jedermann's Geschmack trifft. Wer aber Interesse hat, sich wirklich tief in die Gedankenwelt einer jungen heranwachsenden Frau in schwierigen Verhältnissen hineinzudenken, tut mit dieser Geschichte einen goldenen Griff.
"Und es schmilzt" passt gut in einen Trend, der aktuell in vielen Romanen sichtbar wird. Autoren scheinen mit ihren Werken alle Dämme der Emotionalität zu brechen, einfach schockieren zu wollen und als Leser bleibt man nach mancherlei Lektüre (ich denke an dieses Buch oder auch beispielsweise an "Ein wenig Leben") ein wenig ratlos zurück. Muss Literatur so sein? Darf Literatur das?
Für mich ist die Antwort wohl: jein. Ich brauche nicht unendlich viele solcher Bücher, für mich darf eine Geschichte auch einfach mal schön sein oder ernst oder bedrückend, aber "Und es schmilzt" ist an vielen Stellen zu viel. Zu viel Schmerz, zu viel Härte, zu explizite Darstellungen...das stimmt. Gerade das macht es für mich aber einzigartig & besonders, ein neuer Stil, für den ich keine Nachahmer brauche. Es ist schon sehr gewagt, dass eine junge Frau als Debütroman ausgerechnet diesen Stoff verwendet, der an ihrer eigenen Lebensbiographie so nah dran, aber auf der anderen Seite sicherlich und hoffentlich so weit entfernt ist.
Für mich definitiv ein Literaturhighlight des Jahres 2017, das weh tut, mir aber ganz viel gegeben hat. Ich werde es sicherlich noch einmal lesen, um erst die Tiefe und die Zusammenhänge wirklich begreifen zu können und hoffe, dass es viele Leser erreichen kann!