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Veröffentlicht am 22.05.2017

Stolz, Vorurteil und Florence

Die zwei Leben der Florence Grace
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"Die zwei Leben der Florence Grace" ist der neue Roman von Tracy Rees, die mit ihrer ersten Romanheldin Amy Snow bereits sehr bekannt wurde. Und ich muss sagen, so gerne ich Amy mochte, steht ihr Florence ...

"Die zwei Leben der Florence Grace" ist der neue Roman von Tracy Rees, die mit ihrer ersten Romanheldin Amy Snow bereits sehr bekannt wurde. Und ich muss sagen, so gerne ich Amy mochte, steht ihr Florence in Nichts nach - aber die beiden sind unterschiedlich wie Tag und Nacht ;)
Zur Handlung möchte ich gar nicht so viel sagen. Florence lebt in ihrer Kindheit in einem kleinen Dorf im Moor und ist völlig mit der Natur verbinden. Als sie von ihrer Großmutter erfährt, dass ihre Mutter in Wahrheit ein verstoßenes Kind einer hoch angesehenen und skandalösen Londoner Familie ist, ändert sich ihr Leben von Grund auf.
Stolz, Vorurteil und Florence...das beschreibt die Handlung für mich eigentlich ganz gut ;) Stolz ist die Londoner Familie allemal und bis auf wenige (höchst liebenswerte) Ausnahmen muss Florence sich viele Male gegen sie behaupten, um nicht unterzugehen. Vorurteile hat dafür auch Florence ohne Ende, denn sie urteilt zwar gerne schlecht über die Reichen und Oberflächlichen, kann sich aber selbst auch nicht allen Versuchungen entziehen...

Für mich war Florence eine tolle Heldin, denn ich mochte die Widerstandskraft und das Feuer, mit dem sie durch den Roman wirbelt. Die Familie ist für mich sehr authentisch und ich mag, wie die Autorin beide Welten in Einklang bringen kann. Ein bisschen schade fand ich, dass Florence' besonderes Gespür, das sie für die Menschen und die Toten hat, irgendwie mal mehr und mal weniger thematisiert wird - es wirkt ein bisschen, als würde das Thema kommen, wenn es gerade passt, und sonst ruht die Sache halt.
Auch sonst gab es die eine oder andere kleine Sache, die ich vielleicht bemängeln würde, aber ich muss sagen, dass mich der Erzählstil von Tracy Rees wieder sehr gepackt hat! Ich liebe die Zeit des 18./19. Jhd. in Romanen und bin hier voll auf meine Kosten gekommen ;)

Also in jedem Fall eine Leseempfehlung für Florence - ich freue mich schon auf die nächste Heldin von Tracy Rees. Hoffentlich müssen wir nicht zu lange warten!

Veröffentlicht am 22.05.2017

Tiefgründige Themen, versteckt hinter grausigem Titel

Obwohl es dir das Herz zerreißt
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"Obwohl es dir das Herz zerreisst" ist die cbt-Neuauflage des Romans "Die Ungehörigkeit des Glücks" und damit der zweite Roman der Autorin, die durch "Wenn ich sterbe" in Deutschland erfolgreich wurde. ...

"Obwohl es dir das Herz zerreisst" ist die cbt-Neuauflage des Romans "Die Ungehörigkeit des Glücks" und damit der zweite Roman der Autorin, die durch "Wenn ich sterbe" in Deutschland erfolgreich wurde. Hierbei möchte ich Interessierte direkt zu Anfang bitten, sich nicht vom (sehr pathetischen) Titel abschrecken zu lassen, denn das Buch ist überhaupt nicht so kitschig, wie man zuerst vermuten mag. Das bunte poppige Cover ist wohl entstanden, da der Verlag das Buch vermehrt an Jugendliche vermarkten möchte - ich selbst lese jedoch nur selten Jugendromane und fand das Buch trotzdem sehr gut...ihr müsst also kein Fan von Jugendbüchern sein ;)
Der Umgang mit Demenz und was diese Erkrankung mit einer Familie machen kann, ist das Thema dieser Geschichte. Wir begegnen Katie, deren Mutter Caroline ein schwieriges Verhältnis zu ihrer Mutter Mary hatte und nun damit konfrontiert wird, sich von einem auf den anderen Tag um sie zu kümmern. Marys Erkrankung verändert nicht nur den alltäglichen Umgang in der Familie, sondern auch das Verhältnis der verschiedenen Personen und gibt am Ende den Anstoß, lang gehegte Familiengeheimnisse zu thematisieren. Ich finde, dass dieses wichtige und anspruchsvolle Thema sehr sensibel und passend eingebracht wird und gerade die Emotionen der Figuren unheimlich greifbar werden. Durch wechselnde Perspektiven kommt jede Person "zu Wort" und wirkte auf als Leserin sehr authentisch.
Absolut erwähnenswert ist zudem der Umgang mit dem Thema Homosexualität, der dieses Buch für mich zusätzlich auszeichnet. Das Thema steht zwar weniger im Vordergrund als die Demenz, dennoch bricht es sich immer wieder Bahn und wird thematisiert. Gerade unter diesem Aspekt würde ich die Geschichte auch speziell an Jugendliche empfehlen, da das Buch nicht nur für offenen Umgang mit sich selbst steht, sondern auch für Toleranz und die Wichtigkeit von Freundschaften spricht.
Jenny Downham ist für mich eine tolle Autorin, denn ich war ab der ersten Seite in der Geschichte gefangen und die Figuren sind mir wirklich ans Herz gewachsen. Eigentlich hat jede von ihnen noch eine ganz eigene Geschichte und ich wünschte, ich könnte die Personen weiter begleiten!
Für mich ein Jugendbuch, das auch für Erwachsene sehr empfehlenswert ist und sich gefühlvoll und spannend liest. Viel Spaß!

Veröffentlicht am 16.05.2017

Horizonterweiterung

Das geträumte Land
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"Das geträumte Land" ist für mich ein ungewöhnliches Buch, denn ich habe bisher noch keine Geschichte gelesen, in der es um Kamerun(er) geht. Dadurch hat es mir wirklich eine neue Welt aufgezeigt ...


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"Das geträumte Land" ist für mich ein ungewöhnliches Buch, denn ich habe bisher noch keine Geschichte gelesen, in der es um Kamerun(er) geht. Dadurch hat es mir wirklich eine neue Welt aufgezeigt und ich konnte mich sehr gut in die Kultur von Jende und Neni hineinversetzen, die sich im fernen New York trotz großem Arbeitswillen und einer Jobperspektive zu Beginn mit Vorurteilen und Verzögerungen konfrontiert sehen.
Die Aktualität dieser Themen (Asyl, Umgang mit Auswanderern) hat mich dazu bewegt, das Buch zu lesen und ich muss sagen, dass es mich sehr beeindruckt hat! Als ich damals die Leseprobe gelesen habe, hatte ich zu Jende direkt eine sehr enge Verbindung und habe mit ihm mitgefiebert - das hat sich über das ganze Buch gehalten!
Andererseits ist auch die amerikanische Sichtweise interessant, denn es wird aufgezeigt, wie weit der amerikanische Traum vom einfachen Leben für Schwarze und manchmal auch für Weiße noch weg ist. Die Sozialkritik der Autorin fand ich hier immer gut, manchmal hätte es für mich sogar noch etwas deutlicher sein können!
In jedem Fall empfehlenswert und am Zahn der Zeit!

Veröffentlicht am 12.05.2017

Schöner Band

«Eine wunderbare Zeit zu leben»
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"Eine wunderbare Zeit zu leben" ist eine schöne Neuerscheinung zum 75. Geburtstag des bekannten Physikers, der trotz einer degenerativen neurologischen Erkrankung dieses stolze Alter erreichen konnte und ...

"Eine wunderbare Zeit zu leben" ist eine schöne Neuerscheinung zum 75. Geburtstag des bekannten Physikers, der trotz einer degenerativen neurologischen Erkrankung dieses stolze Alter erreichen konnte und viele wichtige Durchbrüche in den Naturwissenschaften geleistet hat.
Der Band besteht aus einigen persönlichen Kapiteln von Hawking, in denen vor allem seine Kindheit und Jugend und auch die Zeit seiner Promotion beschrieben werden, während der er erkrankte. Zudem gibt es ein Kapitel zu seinem Umgang mit der Erkrankung, das mir wirklich gut gefallen hat!
Weiterhin erhält das Buch zwei Essays von ihm, von denen ich eins sehr interessant und gut lesbar fand - das andere war schon etwas schwierig. Sehr schön ist das Essay eines anderen Autors, das die Forschungs Hawkings wunderbar erklärt und einordnet - wirklich interessant!
Insgesamt war es für mich eine lesenswerte Erfahrung, auch wenn der Preis von 10,- Euro für dieses sehr kleine Büchlein natürlich doch ein stolzer ist!

Veröffentlicht am 12.05.2017

Faszinierende Milieustudie

Sweetbitter
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"Sweetbitter" ist ein Buch, das polarisieren wird. Vielleicht ist das für manche bereits ein Grund es zu lesen - mich hat in jedem Fall wirklich der Klappentext sehr angesprochen, da ich die Gastronomie ...

"Sweetbitter" ist ein Buch, das polarisieren wird. Vielleicht ist das für manche bereits ein Grund es zu lesen - mich hat in jedem Fall wirklich der Klappentext sehr angesprochen, da ich die Gastronomie ein ganz spannendes Feld finde, und ich wurde nicht enttäuscht.
Es ist sehr speziell, ja, aber genau das mochte ich so gern! Die Protagonistin Tess ist ein typisches Landei, das aber durch Zufall einen Job in einem richtig guten Restaurant bekommt. Hierbei lernt sie eine Menge, kann aber auch vielen Belastungen nicht standhalten und in ihrem ersten Jahr im Big Apple begleiten sie nicht nur kulinarische Köstlichkeiten, kleine und große Katastrophen und eine schwierige Liebesbeziehung, sondern auch eine Menge Drogen und Alkohol.
Ich habe gelesen, dass Köche ein sehr hohes Berufsrisiko haben, an Alkoholismus zu erkranken. Diese und viele Hintergrundinformationen, die man so über die Gastro jemals gehört hat, kann man hier wunderbar einpassen, denn es ist eine ganz eigene Welt. Tess ist nicht alkoholkrank, sondern sie gerät erst in den Strudel dieses Betriebs - und natürlich auch in falsche Gesellschaft!
Dabei ist der Roman nicht geradlinig, obwohl die zeitliche Chronologie erscheint, sondern eher episodisch, blitzlichtartig, teilweise kryptisch...aber ich wurde einfach total in diese Welt eingesogen!
Eine kleine Warnung zum Schluss: Tess ist nicht sympathisch. Das muss sie auch nicht sein! Aber sie ist interessant - das in jedem Fall!
Man könnte diesem Buch vielleicht mangelnde Emotionalität vorwerfen...das würde aber bedeuten, dass Emotionalität immer die Grundlage eines Romans sein muss! Dieser Meinung bin ich nicht, denn ich habe mich in weiten Teilen der Geschichte als unbeteiligter Beobachter gefühlt - und war trotzdem involviert!
Bildet euch eure eigene Meinung - es kann sich lohnen!