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Veröffentlicht am 02.10.2022

Ketzerei, Pestilenz und der Kampf um eine begehrte Reliquie des Christentums

Der Erzfeind
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"Der Erzfeind" ist der Abschlussband einer Trilogie um den heiligen Gral von Bernard Cornwell. Während nach der Belagerung von Calais 1347 der Hundertjährige Krieg mit einem Waffenstillstand ausgesetzt ...

"Der Erzfeind" ist der Abschlussband einer Trilogie um den heiligen Gral von Bernard Cornwell. Während nach der Belagerung von Calais 1347 der Hundertjährige Krieg mit einem Waffenstillstand ausgesetzt wird, gibt es für den Bogenschützen Thomas von Hookston keine Rast. Der Earl von Northampton schickt ihn in die Gascogne, wo er das Schloss von Astarac zurückerobern und sich auf die Suche nach dem heiligen Gral machen soll. Thomas wird an seine Wurzeln zurückgeführt und es kommt zum Aufeinandertreffen mit seinem Vetter Guy Vexille, dem Schwarzen Ritter. Dieser tötete einst Thomas Vater und Frau, der Zeitpunkt der Vergeltung ist gekommen. Bernard Cornwell setzt in diesem letzten Band der Trilogie konsequent die Geschichte um den englischen Bogenschützen und seine Gefährten fort. So verwebt er die Gralssuche geschickt mit dem persönlichen Schicksal des Protagonisten, mit Ketzerei und Pestilenz. Nur die ersten und letzten Passagen von "Der Erzfeind" basieren auf wahren Ereignissen, alles andere ist fiktiv. Und trotzdem entführt einen Cornwell geschickt in das Jahr 1347 und die Ereignisse rund um den Kampf auf Leben und Tod und das Schicksal Thomas von Hookton. Dabei kommen wie vom Autor gewohnt ausführliche Schlachtenbeschreibungen und brutale Kämpfe nicht zu kurz. Innerhalb der Trilogie ist dieser letzte Band für mich zwar nicht der beste, trotzdem aber ein unterhaltsamer Abschluss. Kein fundierter historischer Roman, aber eine gute Abenteuerlektüre in historischem Setting. Die Trilogie ist mittlerweile im Rowohlt-Verlag neu aufgelegt, meine Rezension ist noch zur deutschen Ersterscheinung im Ullstein-Verlag.

Veröffentlicht am 24.09.2022

Wenn Wahlkampf explosiv wird ...

Hamburg im Zorn
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"Hamburg im Zorn" ist der vierte Band der Serie mit dem Hamburger Journalistenpaar Jan Fischer und Charlotte Sander von Markus Kleinknecht. Auf die Redaktion des Online-Magazins "Lauffeuer" wird ein Brandanschlag ...

"Hamburg im Zorn" ist der vierte Band der Serie mit dem Hamburger Journalistenpaar Jan Fischer und Charlotte Sander von Markus Kleinknecht. Auf die Redaktion des Online-Magazins "Lauffeuer" wird ein Brandanschlag verübt, der Chefredakteur wird schwer verletzt ins Krankenhaus eingeliefert. Er wurde anscheinend brutal zusammengeschlagen, bevor der Brand gelegt wurde. Währenddessen gibt es zwei Bombenanschläge. Zum einen wird bei einem Parteitag der SfD (Stimme für Deutschland) durch eine Nagelbombe fast die komplette Führungsriege ausgelöscht, zum anderen wird während des Hamburger Hafengeburtstags eine Bombe am Riesenrad gezündet. Dort ebenfalls viele Tote und Verletzte. Der Journalist Jan Fischer und die Fotografin Charlotte Sander begeben sich auf Spurensuche, auch aus persönlichen Motiven denn der Chefredakteur des "Lauffeuer" war ihr Freund. Der Thriller beginnt sehr vielversprechend im Prolog, die Erwartungen werden gleich in die Höhe geschraubt. Leider kommt man als Leser dann aber schnell wieder am Boden der Tatsachen an. Dabei meine ich gar nicht die Parallelen zu realen Figuren die ich sofort während des Lesens hatte wie z.B. bei Richterin Gnadenlos oder der SfD, und ähnliches. Vielmehr wurde erst mal auf die Beziehungsverflechtungen der Journalisten seitenweise eingegangen, was mittlerweile bei vielen aktuellen Romanen zur Gewohnheit wird. War ich in der Vergangenheit schon kein Freund davon wenn die Ermittler meist verkrachte geschiedene Existenzen mit Alkoholproblemen waren, so stört mich aktuell vermehrt deren sexuellen Vorlieben zu erfahren. Leider verschließt sich auch dieser Thriller nicht davor. Hauptaufgabe eines Thriller ist es Spannung und Nervenkitzel beim Leser zu erzeugen und diese kommt nur bedingt auf wenn die eigentliche Kernaufgabe teils zur Randerscheinung wird. Dies ist schade, denn Markus Kleinknecht beweist streckenweise im Buch immer wieder, dass er für Spannungsmomente sorgen kann, nur klappt es diesmal nicht durchgängig. Speziell durch den Klappentext und den Prolog hatte ich mir teils eine andere Story erwartet, manche Fäden wurden nicht konsequent weitergeführt, manche endeten dann auch abrupt. In Summe konnte mich dieser Band der Serie leider nicht so mitnehmen wie der Vorgänger.

Veröffentlicht am 15.09.2022

Julia Durants allererster Fall - Wie alles begann

Julia Durant. Die junge Jägerin
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"Die junge Jägerin" ist der 21. Band der Julia-Durant-Reihe, die seit dem Tod von Andreas Franz im März 2011 Daniel Holbe als Autor weiterführt. Dieser Band ist zeitlich vor dem Beginn der Reihe angesiedelt ...

"Die junge Jägerin" ist der 21. Band der Julia-Durant-Reihe, die seit dem Tod von Andreas Franz im März 2011 Daniel Holbe als Autor weiterführt. Dieser Band ist zeitlich vor dem Beginn der Reihe angesiedelt und zeigt die Anfänge der jungen Ermittlerin in München, bevor es sie nach Frankfurt verschlägt. Als junge Kommissarin arbeitet sie bei der Sitte und ihr Wunsch ist es in das K111 der Mordkommission zu wechseln. Und als die Leiche eines jungen Homosexuellen im Hinterzimmer eines einschlägigen Lokals gefunden wird, wird ihr Wunsch schneller Wirklichkeit als sie denkt. Doch der Fall ist diffizil, denn es ist der Nachwuchs einer prominenten Familie aus Bogenhausen. Ich lese diese Reihe seit dem Erscheinen des ersten Bandes, auch als sie von Daniel Holbe nach dem Tod von Andreas Franz weitergeführt wurde. Kannte man die Anfänge der Frankfurter Kommissarin bisher nur aus kleinen Rückblenden, so führt einen dieser Band nun in die Vergangenheit und erzählt die Vorgeschichte komplett. Diese Reise in die Vergangenheit finde ich gelungen, einige Déjà Vus hat man als langjähriger Begleiter der Reihe, aber auch einige neue Informationen, die das Bild der Julia Durant abrunden. Zugleich muss sie in ihrem ersten Fall vorsichtig agieren, denn das Weltbild Anfang der 90er Jahre war in München noch ein ganz anderes als heute. Daniel Holbe hat dies geschickt dargestellt und es ist ihm auch gelungen den Zeitgeist von damals ein wenig einzufangen. Die Szene rund um den Hauptbahnhof, das Glockenbachviertel, der meilenweite Unterschied zu Stadtvierteln wie Bogenhausen. Als Münchner kann ich sagen das der Autor hier gute Recherchearbeit geleistet hat. Der Kriminalfall war für mich ein klein wenig überladen, trotzdem aber gut. So stellt dieser 21. Band der Reihe für mich eine gute Ergänzung dar und hat sicherlich seinen Platz im Julia-Durant-Universum. Sehr schön fand ich auch am Ende des Bandes die Hommage an Andreas Franz durch Daniel Holbe und die Lektorin des Knaur-Verlages.

Veröffentlicht am 09.09.2022

Ja so blau, blau, blau, tötet der Eisenhut

Mühlviertler Gift
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"Mühlviertler Gift" ist der fünfte Band der Oskar-Stern-Reihe von Eva Reichl. Chefinspektor Oskar Stern bekommt es diesmal mit einem Giftmord zu tun. Dabei muss er doch gerade auch darauf achten, dass ...

"Mühlviertler Gift" ist der fünfte Band der Oskar-Stern-Reihe von Eva Reichl. Chefinspektor Oskar Stern bekommt es diesmal mit einem Giftmord zu tun. Dabei muss er doch gerade auch darauf achten, dass in seinem Team keine Missstimmung herrscht. Denn der Tod ihres ehemaligen Teammitgliedes Edwin wirkt immer noch sehr nach, besonders bei Mara. Wollten die beiden doch heiraten. Und jetzt stößt sein Nachfolger Martin Heinze neu ins Team, eine Konstellation mit der erst alle sich anfreunden müssen. Doch der Giftmord nimmt die Ermittler in Beschlag, besonders als sich herausstellt, das das Opfer hinter der öffentlichen Fassade zuhause brutal seine Ehefrau misshandelte. Es gibt daher genügend Gründe den Täter im direkten Umfeld des Opfers zu suchen. Aber nach und nach kommen mehr Verdächtige ins Spiel, denn immer mehr Verstrickungen offenbaren sich. Eva Reichl verbindet in diesem Band den eigentlichen Kriminalfall mit den Geschehnissen des letzten Falles. Der Tod des ehemaligen Teammitglieds wirkt sehr nach, aber nach und nach wird der "Neue" integriert. So spielen in diesem Band auch sehr die Gefühle der einzelnen mit in die Story hinein. Dies geschieht aber auf eine sehr sympathische und menschliche Weise und ergänzt den Kriminalfall gut. Aber auch der Giftmord offenbart Wendungen, mit denen man anfangs nicht rechnen kann. So gestaltet sich diese fünfte Band wieder als angenehm zu lesender Regionalkrimi aus dem Mühlviertel, angereichert mit sympathischen Protagonisten und teils witzigen Momenten (speziell zwischen dem Chefinspektor und dem Gerichtsmediziner), aber auch mit einem gut durchdachten Kriminalfall. Ein weiterer guter Band der Oskar-Stern-Reihe, den ich gern gelesen habe.

Veröffentlicht am 01.09.2022

Wenn die Märchen der Gebrüder Grimm brutale Realität werden

Schmerz und kein Trost
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"Schmerz und kein Trost" ist der achte Band der Erik-Donner-Reihe von Elias Haller. Während der Kriminalhauptkommissar sich in psychotherapeutischer Behandlung befindet um die grausamen Ereignisse seiner ...

"Schmerz und kein Trost" ist der achte Band der Erik-Donner-Reihe von Elias Haller. Während der Kriminalhauptkommissar sich in psychotherapeutischer Behandlung befindet um die grausamen Ereignisse seiner Vergangenheit aufzuarbeiten, wird er mit einem neuen Fall konfrontiert. Der Sohn seiner Therapeutin wurde entführt und schnell stellt sich heraus dass Donner selbst Teil des Falles ist. Denn auch seine Schwester ist abgängig und die Vergangenheit holt ihn doch ein weiteres mal ein. Kriminalhauptkommissar "Monster", wie Donner auch abfällig genannt wird, muss alles geben um nicht erneut einen geliebten Menschen zu verlieren. Eines gleich vorneweg: Dieser achte Band ist nichts für zartbesaitete Gemüter. Der Täter agiert mit äußerster Brutalität und Elias Haller schildert diese auch deutlich. Die Kernthemen "Stockholm-Syndrom" und "Snuff-Videos" bilden den Rahmen für diesen Thriller. Verstörend und grausam sind die einzelnen Kapitel, aber auch unheimlich spannend. Durch Rückblenden erfährt der Leser wie die aktuellen Geschehnisse mit einem alten Fall Donners zusammenhängen und doch tappt man fast bis zum Ende im Dunkeln. Wer ist Opfer, wer ist Täter, teils vermischen die Grenzen. Wer die Reihe kennt, weiß das die Erik-Donner-Krimis der härteren Gangart angehören, aber dieser Fall toppt teilweise dies nochmal. Als Leser vergisst man fast manchmal das Durchatmen, so zieht einen die Story in den Bann. Hochgradig spannend durch und durch mit einem furiosen Finale. Elias Haller beweist erneut mit seinem rasanten Schreibstil, dass er absolut sein Handwerk versteht. "Schmerz und kein Trost", ein brutaler Thriller mit absoluter Hochspannung und für mich ein fesselnder Pageturner und eine klare Leseempfehlung.