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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 28.09.2020

Was geschah vor 22 Jahren im Moor?

Wenn das Licht gefriert
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"Wenn das Licht gefriert" ist ein Thriller von Roman Klementovic. Es handelt sich dabei um den Mord an der 18-jährigen Anna, der vor 22 Jahren geschah. Bis heute ist er ungeklärt. Als in einer TV-Serie ...

"Wenn das Licht gefriert" ist ein Thriller von Roman Klementovic. Es handelt sich dabei um den Mord an der 18-jährigen Anna, der vor 22 Jahren geschah. Bis heute ist er ungeklärt. Als in einer TV-Serie für Cold Cases dieser erneut aufgegriffen wird, gibt Friedrich Kommentare dazu, die eigentlich nur Täterwissen sein können. Aber Friedrich ist dement und seine Ehefrau Elisabeth ist ergriffen von Panik ob ihr Gatte jahrelang ein furchtbares Geheimnis verbarg. Dieser Thriller hat nicht den klassischen Ansatz, im Gegenteil. Der Leser wird vielmehr mit dem "Was wäre wenn"-Ansatz konfrontiert, und dies aus der Sicht von Elisabeth. Die Geschichte spielt in einem kleinen Ort in Österreich, aber der Autor umgibt das Setting mit unwetterartigen Regenfällen und einer Leiche im Moor. Fast könnte man meinen es spielt im nassen England im Stile klassischer Autoren wie Doyle, Christie oder Wallace. Obwohl ich sehr früh einen Verdacht hegte, wird der wahre Täter sehr lange geschickt verborgen gehalten und ich war auch nur teilweise auf der richtigen Spur. Immer wieder geschehen Wendungen in der Story, die die Geschehnisse in einem neuen Licht erscheinen lassen. Dies gibt dem Thriller die nötige Spannung. Aber teilweise kommt es auch zu Wiederholungen, die diese dann auch ein wenig eintrüben. Trotzdem finde ich diesen Ansatz des Thrillers gelungen und das Buch liest sich flüssig. "Wenn das Licht gefriert" ist ein Thriller der etwas anderen Art und durchaus gelungen.

Veröffentlicht am 24.09.2020

Clan-Krieg in den Straßen von Köln

Der Kodex des Clans
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"Der Kodex des Clans" ist der zweite Band der Kommissarin-Westerberg-Reihe von Arne Molfenter. Zurück in ihrer Heimatstadt Köln bekommt es die Kommissarin mit mehreren toten Albanern zu tun. Es scheint ...

"Der Kodex des Clans" ist der zweite Band der Kommissarin-Westerberg-Reihe von Arne Molfenter. Zurück in ihrer Heimatstadt Köln bekommt es die Kommissarin mit mehreren toten Albanern zu tun. Es scheint dabei um Drogengeschäfte zu gehen. Aber je mehr die LKA-Beamtin mit ihrem Kollegen Seker Angehörige vernimmt, deutet sich an das mehr dahinter steckt. Ein Clan scheint die Fäden zu ziehen, kann es Vergeltung oder Ehrenmord sein? Als ihr dann noch ein Ex V-Mann von der Drogenfahndung immer wieder bei den Ermittlungen in die Quere kommt, werden die Geschehnisse immer undurchsichtiger. Arne Molfenter lässt seine Ermittlerin von Berlin zurück in ihre Heimat Köln kommen. Nicht nur beruflich hat sie einen schweren Stand, auch privat muss sie sich um ihre demente Mutter kümmern. Interessant empfand ich bei diesem Thriller das es einige handelnde Personen gab, denen ich als Leser keinerlei Sympathie entgegenbringen konnte. Sie wirkten teilweise der Protagonistin direkt entgegen. Generell ist der Thriller aber gut aufgebaut. Er beginnt spannend, verliert diese ein wenig im Mittelteil, aber zieht im letzten Drittel wieder deutlich an. Fast überschlagen sich dann die Ereignisse gegen Ende. In Summe kommt dieser zweite Band für mich nicht ganz an den ersten heran, ist aber dennoch eine gute Lektüre.

Veröffentlicht am 20.09.2020

Zwei Frauen inmitten der Machtspiele rund ums größte Volksfest der Welt

Oktoberfest 1900 - Träume und Wagnis
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"Oktoberfest 1900 - Träume und Wagnis" ist ein Roman von Petra Grill. Es ist die Geschchte von zwei jungen Frauen. Colina, die als Biermadl ihr Leben bestreiten muss und Clara, die Tochter eines Nürnberger ...

"Oktoberfest 1900 - Träume und Wagnis" ist ein Roman von Petra Grill. Es ist die Geschchte von zwei jungen Frauen. Colina, die als Biermadl ihr Leben bestreiten muss und Clara, die Tochter eines Nürnberger Brauereibesitzer. Als Colina ihre Arbeit verliert, versucht sie sich in dessen Haushalt als Gouvernante von Clara. Doch dies geht nicht lange gut, denn als beide heimlich auf dem Kocherlball im Englischen Garten in München sind, kommt es durch den Leichtsinn von Clara zu deren ungewollter Schwangerschaft. Ein Skandal im damaligen München, wie so manches anderes auch. Doch die örtliche Polizeigewalt in Form von Oberwachtmeister Lorenz Aulehner, der gerade zu der Kriminalabteilung der königlichen Schutzmannschaft in München aus Landshut versetzt wurde, ist fasziniert von Colina und deren Art. Jedoch Colina trägt ein Geheimnis mit sich, dass zwischen beiden steht. Und um die beiden jungen Damen herum findet das Oktoberfest 1900 statt, bei dem Brauer und Wirte sich mit aller Macht ihre Schanklizenzen und Pfründe sichern. Dafür sind alle Mittel recht, wenn es um das große Geld geht. Petra Grill führt den Leser dabei 120 Jahre zurück in ein München vor historischen Hintergrund. Die damaligen Moralvorstellungen, die Entwicklung die ein Oktoberfest schon zu jener Zeit nahm und der Stand der Frau um die Jahrhundertwende macht diesen Roman aus. Er liest sich sehr flüssig, in vielem erkannte ich meine Heimatstadt sofort wieder. Das Spiel um Macht und Geld ist dabei gut kombiniert mit der Geschichte der beiden Frauen, die durch die Ereignisse zu Freundinnen und Verbündeten werden. Obwohl vom Verlag als Frauenroman tituliert, ist er auch für männliche Leser zu empfehlen. Er enthält alles was eine gute Geschichte braucht. Lokalkolorit, Intrigen, Machtspiele, Emotionen, damalige Weltbilder, sogar Mord. Letzteren fand ich nur ein klein wenig an den Haaren herbeigezogen, es schmälert aber nicht wesentlich die eigentliche Geschichte. In Summe für mich ein gelungener Roman, der derzeit sogar als TV-Mehrteiler zu sehen ist.

Veröffentlicht am 13.09.2020

Der Tod am Windrad

Mörderklima
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"Mörderklima" ist ein Krimi von Stefan Schweitzer. Bisher ist mir der Autor nur durch Sachbücher über die RAF bekannt, nun lese ich diesen Klimawandel-Krimi von ihm. Rund um das Forschungsprojekt ClimateSave ...

"Mörderklima" ist ein Krimi von Stefan Schweitzer. Bisher ist mir der Autor nur durch Sachbücher über die RAF bekannt, nun lese ich diesen Klimawandel-Krimi von ihm. Rund um das Forschungsprojekt ClimateSave kommt es zu drei Toten. Der Privatdozent und Hobbydetektiv Georg von Gleiwitz versucht die Hintergründe dazu zu ergründen. Denn er ist mit Opfern und Tatverdächtigen auch privat bekannt. Stefan Schweizer versucht in diesem Krimi die wissenschaftlichen und politischen Konflikte zur aktuellen Situation der Klimakrise einzubinden. So kommen reale Personen wie Greta Thunberg oder auch unsere amtierende Bundeskanzlerin am Rande vor. Das Grundthema ist daher vielversprechend. Leider fehlte mir aber das essentiell Wichtige eines Krimi: "Spannung", denn diese vermisste ich über weite Strecken. Vielmehr stehen Eigenschaften der agierenden Personen im Vordergrund, oft über mehrere Seiten. Der Einsatz der Gendersternchen ist für mich auch nicht für einen Roman geeignet. Ich empfand dies im Satzbau störend und fast nervig beim Lesen. Ich hätte mir bzgl. Täter mehr Überraschung gewünscht, Handlungsstränge die einen in die Irre führen. So bleibt bei mir am Ende nur der Eindruck eines Roman zum Thema Klima, aber nicht eines überzeugenden Krimis.

Veröffentlicht am 10.09.2020

Der Jig Saw Man und seine Körper-Puzzle

Jigsaw Man - Im Zeichen des Killers
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"Jig Saw Man - Im Zeichen des Killers" ist der erste Roman von Nadine Matheson. Detective Inspector Henley hatte einst diesen Serienkiller ins Gefängnis gebracht. Fast wäre sie dabei selbst eines seiner ...

"Jig Saw Man - Im Zeichen des Killers" ist der erste Roman von Nadine Matheson. Detective Inspector Henley hatte einst diesen Serienkiller ins Gefängnis gebracht. Fast wäre sie dabei selbst eines seiner Opfer geworden. Als plötzlich mehrere zerstückelte Leichen gefunden werden, werden Erinnerungen wach. Aber der Jig Saw Man sitzt hinter Gitter, haben sie und ihr Kollege Ramouter es mit einem Nachahmungstäter zu tun? Als ich den Klappentext dieses Thriller las, sprach er mich sofort an. Ich erhoffte mir ein psychologisches Katz und Maus Spiel zwischen Ermittler und Täter. Ein Puzzle, das den Leser fesselt. Leider wurde dieser Thriller aber meinen Erwartungen nicht gerecht. Man wird zwar schnell mit ordentlich Opfern konfrontiert, aber dies ist fast schon eine Aneinanderreihung. Aber dann schweift die Autorin immer wieder in das Privatleben von Henley ab. Normalerweise ist das für mich kein Problem, hier führt es aber immer wieder zum Spannungsabriss. Die Ermittlerin Henley wurde mir dadurch auch nicht sympathischer. Sehr früh hatte ich eine Theorie bzgl. des Täters, die sich dann im Laufe des Buches auch als korrekt erwies. Zwischendurch blitzten immer wieder gute Ansätze auf, aber sie reichen nicht aus um aus der Geschichte einen fesselnden Thriller zu machen. Die Grundidee ist durchaus sehr gut, aber in der Umsetzung fehlte einfach der letzte Schliff. Eigentlich schade, denn man hätte mehr daraus machen können. So reiht sich dieser Thriller für mich eher in die breite Masse ein, hinterlässt damit keinen bleibenden Eindruck.