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Veröffentlicht am 02.09.2020

Der erste angelsächsische König der Engländer

Der erste König
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"Der erste König" ist der neue historische Roman von Sabrina Qunaj und Auftakt einer möglichen neuen Reihe. Er spielt im Zeitraum 747 - 773 a.D. und erzählt die Geschichte des jungen Offa von Mercia, dem ...

"Der erste König" ist der neue historische Roman von Sabrina Qunaj und Auftakt einer möglichen neuen Reihe. Er spielt im Zeitraum 747 - 773 a.D. und erzählt die Geschichte des jungen Offa von Mercia, dem ersten Angelsachsen der sich als König von England bezeichnete und seiner Gattin Cynethryth, kurz Drida. Dabei ist das Buch in zwei Abschnitte eingeteilt. Der kleinere beschäftigt sich mit Offa's Aufstieg zum König, der große zweite Teil mit Drida's Werdegang im Frankenland und deren schicksalshaften Weg nach Britannien an die Seite von König Offa. Ein schwerer Werdegang steht den beiden bevor, getrieben von eigenen Gefühlen, aber auch Verantwortung gegenüber dem Königreich. Es gibt viele historische Romane über England aus der Zeit von Alfred dem Großen oder später. Sabrina Qunaj greift hier aber eine Zeit in der Historie auf, über die wenig bekannt ist und ich selbst auch das erste Mal lese. Basierend auf historischen Daten erzählt sie diesen Roman und vermischt hervorragend Fiktion mit Geschichte, so dass für den Leser ein packendes Mittelalterabenteuer entstand. Zwar gibt es wenige kleinere Passagen, die mir persönlich einen kleinen Touch von Fantasy zuviel hatten, speziell Dridas Beziehung zu ihrem Wolf Luna, aber in Summe ist es stimmiger Roman. Gut gefällt mir dabei Dridas Zerrissenheit zwischen ihren alten Banden ins Frankenland, wo Karl der Große die Herrschaft an sich zog und ihrer Verbundenheit zu ihrem Gatten und ihrer neuen Aufgabe als Königin von Mercia. Als Leser kann man sehr diese Spannungen und Gefühle spüren und nachvollziehen. "Der erste König" ist weniger ein Roman der von großen Schlachten geprägt ist, aber einer der all die schwierigen Herrschaftsverhältnisse dieser Zeit gut vermittelt. Offa's Dyke ist zum Beispiel ein bis heute sichtbares Zeichen. Eine in Summe fast 129 km lange Wallanlage, die Offa damals zur Abgrenzung des angelsächsischen Königreichs Mercia zu den keltischen Fürstentümern im heutigen Wales errichtete. Diese gilt bis heute als eines der größten landschaftsprägenden und am besten erhaltenen frühmittelalterlichen Bauwerke in Westeuropa. Mir hat dieser neue historische Roman von Sabrina Qunaj gut gefallen und ich bin gespannt wie der Weg von König Offa und seinem Königreich Mercia in einem weiteren Roman hoffentlich fortgesetzt wird. Wer sich für historische Romane über England interessiert, der sollte auch zu diesem Buch greifen.

Veröffentlicht am 25.08.2020

Der unberechenbare Kaiser und der Brand von Rom

Vespasian: Das ewige Feuer
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"Das ewige Feuer" ist der achte Band aus der Vespasian-Reihe von Robert Fabbri und umfasst die Jahre 63 - 67 A.D. Das Buch ist dabei wieder in vier Abschnitte geteilt. Beginnend in der Zeit als Statthalter ...

"Das ewige Feuer" ist der achte Band aus der Vespasian-Reihe von Robert Fabbri und umfasst die Jahre 63 - 67 A.D. Das Buch ist dabei wieder in vier Abschnitte geteilt. Beginnend in der Zeit als Statthalter von Africa soll Vespasian 500 römische Bürger aus der Sklaverei der Garamanten befreien. Dieses Unterfangen gestaltet sich äußerst schwierig, denn auch alte Feinde erschweren ihm die Aufgabe. Im zweiten Teil ist Vespasian zurück in Rom, die Ausschweifungen Kaiser Neros werden immer mehr und dessen Verhältnis zum römischen Senat ist mehr als gespalten. Als auch noch der Brand von Rom ausbricht, ist die ganze Stadt in Angst und Schrecken. Im dritten Teil flüchtet Vespasian auf sein Landgut, auf dem ihn auf schreckliche Weise die Vergangenheit von vor über 40 Jahren einholt. Er muss einen schrecklichen Blutzoll lassen, bevor er im vierten Teil wieder nach Rom zurückkehrt. Dort ist die Zuweisung der Schuld am Brand von Rom in vollem Gange und gleichzeitig erbaut der Kaiser sein neues "Neropolis". Robert Fabbri ist mit diesem neuen Band erneut ein spannender Teil der Geschichte Vespasians gelungen. Obwohl heute bekannt ist das Nero die Brände in Rom nicht selbst gelegt hat (er weilte zu der Zeit in seiner Sommerresidenz), ist bis heute ungeklärt ob er ihn in Auftrag gegeben hat, zumal nach ersten Löscharbeiten dieser erneut durch weitere Feuer angefacht wurde. Bis heute ist das aber reine Gerüchteküche und konnte nie komplett aufgelöst werden. Um diesen Gerüchten ein Ende zu setzen brachte Nero die Sekte der Christen als Schuldige ins Spiel. Er selbst errichtete ein Flüchtlingslager und senkte die Getreidepreise. So war für das Volk alles wieder eindeutig bzgl. der Schuldfrage. Doch es kam zur Pisonischen Verschwörung gegen ihn. Auch diese baut Fabbri in seinen Roman sehr gut ein. Es war der dilettantische Versuch von Angehörigen des Senats Neros Ermordung herbeizuführen. Vespasian und sein Bruder hielten sich geschickt aus der Sache heraus. Weitere wichtige Ereignisse wie der Tod der Kaiserin Poppaea, sowie der Aufstand in Judaea fällt ebenfalls in diese Zeit und der Autor bindet sie geschickt in diesen Roman ein. Neros Dekadenz und seine spätere Tyrannei werden dabei plastisch geschildert, sein Hang zur Rolle als Darsteller. Robert Fabbri orientiert sich bei seinem fiktiven Roman dabei hauptsächlich an den Schriften von Tacitus, Sueton und Cassius Dio. Besonders gefällt dabei auch, dass der Leser auch wieder im Nachwort dazu Erläuterungen erhält. "Das ewige Feuer" ist für mich ein weiterer gelungener Band. Er beleuchtet sicherlich nicht alle Seiten Neros, aber bringt dem Leser ein fesselndes und kurzweiliges Lesevergnügen. Fiktion und Geschichte werden gut verwoben, ein weiterer Lebensabschnitt von Vespasian spannend dargestellt. Ich freue mich schon jetzt auf den im Herbst erscheinenden abschließenden neunten Band dieser Reihe, wenn Vespasians Weg als "Kaiser von Rom" endet.

Veröffentlicht am 18.08.2020

Der Alptraum des Ermittlers Major Vierziger

Kollateralschaden
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"Kollateralschaden" ist der dritte Fall des Linzer Ermittlerduo Vierziger / Glück von Joseph Lemark. Als Major Vierziger mit seiner Freundin Conny auf dem Heimweg von deren Geburtstagsfeier ist, wird auf ...

"Kollateralschaden" ist der dritte Fall des Linzer Ermittlerduo Vierziger / Glück von Joseph Lemark. Als Major Vierziger mit seiner Freundin Conny auf dem Heimweg von deren Geburtstagsfeier ist, wird auf offener Straße auf sie geschossen. Dabei wird ein ebenfalls anwesender Journalist tödlich getroffen, Conny muss nach einer Not-OP ins künstliche Koma versetzt werden. Einzig Major Vierziger bleibt wie durch ein Wunder unverletzt. Es stellt sich die Frage wem der Anschlag galt: Rache eines Kriminellen an Major Vierziger oder steckt ein anderes Motiv dahinter? Denn der tote Journalist war anscheinend einem ganz anderen Verbrechen auf der Spur. War der Schuss auf Vierziger's Freundin praktisch ein Kollateralschaden? Gemeinsam mit Chefinspektorin Glück versucht er Licht ins Dunkel zu bringen. Joseph Lemark setzt hier einen Kriminalfall auf, bei dem der Ermittler unmittelbar selbst betroffen ist. Ohne das ich die Vorgängerbände kenne, war es als Leser aber keinerlei Problem in die Geschichte hineinzukommen. Sind anfangs zwei mögliche Tatmotive im Raum, gesellen sich im Laufe des Buches andere hinzu. Doch die Ermittlungen laufen dann schnell in eine gewisse Richtung. Der Leser lernt die Figur Vierziger gut kennen, sowohl seine private Seite als auch sein langjähriges Ermittlerdasein. Man merkt ihm seine gewisse "Müdigkeit" nach den vielen Dienstjahren an, gepaart mit dem Eifer seiner jungen Kollegin. Der Krimi beginnt spannend, macht dann eine kleine Atempause und steigert sich gegen Ende wieder immer mehr bis zum Finale. Hier hält der Autor nochmal eine Wendung parat, die ein wenig überraschend kommt. "Kollateralschaden" ist für mich ein lesenswerter Krimi, teilweise mit einer Portion österreichischem Schmäh in den Dialogen und gutem Lokalkolorit.

Veröffentlicht am 13.08.2020

Und ich sah einen Engel vom Himmel herabsteigen ...

Ein neuer Himmel
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"Ein neuer Himmel" ist der erste Roman von Margit Steinborn. Sie erzählt die Geschichte der jüdischen Musiklehrerin Hannah Rosenberg, die mit ihrer kleinen Tochter Melina vor den Nazis flüchten muss. Auf ...

"Ein neuer Himmel" ist der erste Roman von Margit Steinborn. Sie erzählt die Geschichte der jüdischen Musiklehrerin Hannah Rosenberg, die mit ihrer kleinen Tochter Melina vor den Nazis flüchten muss. Auf einem abgelegenen Bauernhof bei Würzburg findet sie Unterschlupf, während der Vater ihrer Tochter eine steile Karriere als SS-Mann im Reichsministerium macht. Als sich während der Kriegsjahre die Situation zuspitzt, muss Hannah Rosenberg versuchen ins Ausland zu kommen, aber die Flucht scheitert. Während die kleine Melina gerade noch vor der Gestapo gerettet werden kann, führt Hannahs Weg nach Ausschwitz. Doch sie überlebt und nach dem Krieg beginnt eine verzweifelte Suche nach der verlorenen Tochter. Margit Steinborn verwebt hier ihre fiktiven Figuren und die Story mit tatsächlichem geschichtlichen Hintergrund. So ist der Rahmen der Ereignisse historisch, aber die Erzählung ein reiner Roman. Die Kapitel sind dabei immer kurz gehalten und mit dem jeweiligen Handlungsort und Datum übertitelt. Der Leser kann damit den verschiedenen Handlungssträngen gut folgen. Dieser Roman ist berührend, denn er zeigt zum einen die unglaubliche Spirale der Gewalt gegen Juden im dritten Reich, zum anderen aber auch den Mut von Menschen sich im Geheimen für Flüchtende einzusetzen. Nicht jeder war Nazi und das Leid, das durch das Regime über die Menschen gebracht wurde ist unsagbar. Dieses Buch habe ich zügig gelesen, die Story hat mich ergriffen. Immer wieder bangte ich mit Hannah und ihrer kleinen Tochter um deren Leben, hoffte das Ihnen das Schicksal gnädig ist. Zwar war mir die Zusammenführung im zweiten Teil des Romans ein klein wenig zu überspitzt mit den Ereignissen in Rom, dies schmälert das Buch aber in keiner Weise. Margit Steinborn hat ein ergreifendes und emotionales Erstlingswerk geschrieben, dass mir gut gefallen hat.

Veröffentlicht am 08.08.2020

Das Geheimnis von Red Eagle und dem Lockdown

Red Bird - Ava Canary
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"Red Bird: Ava Canary" ist ein Actionthriller von Roland Hebesberger. Die junge Ava Canary durchläuft die Ausbildung zur CIA-Agentin. Dabei stößt sie immer wieder auf Widerstände, doch sie setzt sich erfolgreich ...

"Red Bird: Ava Canary" ist ein Actionthriller von Roland Hebesberger. Die junge Ava Canary durchläuft die Ausbildung zur CIA-Agentin. Dabei stößt sie immer wieder auf Widerstände, doch sie setzt sich erfolgreich durch und nimmt an ihrem ersten Außeneinsatz als Analystin teil. Doch dieser wird ein totaler Fehlschlag und ein Koffer mit hochbrisantem Inhalt gerät in falsche Hände. Wem kann sie trauen innerhalb der CIA? Es scheint es gibt einen Maulwurf, der die Welt aus den Fugen bringen könnte. Wer ist Freund und wer ist Feind? Der Thriller ist flüssig zu lesen, die Story ist immer wieder mit Rückblenden aufgebaut. Geschehnisse in der Gegenwart werden durch diese immer wieder unterstützt und dadurch dem Leser die Zusammenhänge verdeutlicht. Eine interessante Komponente ist, das der Autor ein klein wenig SciFi à la Stargate in diese Geschichte hineinbringt. Das Buch ist actionreich und spannend, allerdings hat Ava manchmal einen Touch von Superheldin auf Mission Impossible. Das ist mir eine Nuance zuviel amerikanischer Stil aus Hollywood. Grundsätzlich ist Red Bird: Ava Canary aber ein guter Thriller mit spannenden Wendungen und interessanter Story.