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Veröffentlicht am 20.11.2019

Die toten Schiedsrichter vom Mittelkreis

Schlusspfiff
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"Schlusspfiff" ist der erste Offenbach-Krimi von Thorsten Fiedler. Kriminalhauptkommissar Adi Hessberger bekommt es mit einem brisanten Fall zu tun. Innerhalb kürzester Zeit werden immer wieder Schiedsrichter ...

"Schlusspfiff" ist der erste Offenbach-Krimi von Thorsten Fiedler. Kriminalhauptkommissar Adi Hessberger bekommt es mit einem brisanten Fall zu tun. Innerhalb kürzester Zeit werden immer wieder Schiedsrichter ermordet und am Mittelkreis von Fußballplätzen aufgefunden. Schnell ist klar das es die Soko hier mit einem Serientäter zu tun hat. Und dann bekommt es Hessberger auch noch intern mit einem übereifrigen Staatsanwalt zu tun, so das die Ermittlungen noch zusätzlich erschwert werden. Der Autor lässt einen Ermittler auf die Leser los, der in Offenbach glühender Kickers-Fan ist, gerne die ein oder andere Fankneipe besucht und auch noch eine Gabe für Fettnäpfchen hat. Zudem liegt ihm seine Kollegin Sina sehr am Herzen, was auf Gegenseitigkeit beruht. Die Protagonisten wirken auf den Leser sehr sympathisch mit all ihren Facetten. Der Kriminalfall entwickelt sich mit zunehmender Seitenzahl gut, denn nach und nach ergeben sich weitere Aspekte für die wahren Hintergründe. Damit wird ein schöner Spannungsbogen erzielt, die Story liest sich angenehm flüssig. Erst sehr spät wird der Täter offenbart und doch steht der Ermittler letztendlich mit leeren Händen da. Dies schafft natürlich Raum für den Folgeband, man darf gespannt sein. Persönlich habe ich da ja einen schweren Verdacht, wer sich in diesem outen könnte. Bin mal gespannt, ob es so eintritt. Denn dass ich den Folgeband lesen werde, ist völlig klar. Schlusspfiff ist ein guter Regionalkrimi nicht nur für Fußballfans, sondern auch für alle anderen Leser.

Veröffentlicht am 18.11.2019

Die Geschichte eines vergessenen Widerstandskämpfer

Kolbe
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"Kolbe" ist ein historischer Krimi von Andreas Kollender. Fritz Kolbe, ein Beamter des Auswärtigen Amt, hat regelmäßig Zugang zu hoch brisanten Dokumenten die er vernichten soll. Kurz vor Beginn des 2. ...

"Kolbe" ist ein historischer Krimi von Andreas Kollender. Fritz Kolbe, ein Beamter des Auswärtigen Amt, hat regelmäßig Zugang zu hoch brisanten Dokumenten die er vernichten soll. Kurz vor Beginn des 2. Weltkrieges wurde er nach Berlin zurückbeordert und muss täglich seine Aufgaben in einem ihm verhassten Regime erfüllen. Getrieben von dem Gedanken der Beseitigung Hitlers wird er für die Amerikaner zum Spion. Regelmäßig übermittelt er geheime Informationen, die es den Alliierten ermöglichen soll, Hitler zu eliminieren. Aber der Krieg geht weiter und erst kurz vor Kriegsende kann Fritz Kolbe mit seiner Geliebten Marlene und der Unterstützung des OSS (Office of Strategic Services) in Bern untertauchen. Endlich ist der Krieg zu Ende aber für Fritz Kolbe wird es niemals mehr wie vor dem Krieg. Dieser Roman von Andreas Kollender basiert auf wahren Gegebenheiten. Unter dem Decknamen George Wood schmuggelte Fritz Kolbe tatsächlich immer wieder Aktenmaterial in die Schweiz und lieferte den Amerikanern damit völlig uneigennützig ca. 1600 Dokumente. Nach dem Krieg blieb ihm aber jegliche Anerkennung verwehrt. Er konnte in Deutschland nie mehr richtig Fuß fassen und verstarb 1971 in Bern. Erst im September 2004 erfuhr er eine späte Ehrung, als der damalige Außenminister Joschka Fischer im Auswärtigen Amt einen Saal nach ihm benannte. Im Auswärtigen Amt wird er seitdem als Widerstandskämpfer anerkannt. Andreas Kollender bringt einem den Menschen Fritz Kolbe nah, mit jeder Zeile ist spürbar wie unsagbar gefährlich sein Handeln war. Ein Mensch, der während der gesamten Zeit des Krieges ein Doppelleben führen musste. Man wünscht ihm direkt als Leser ein Happy-End, aber die Realität kam anders. Der Schreibstil allerdings war teilweise für mich ein wenig anstrengend. Der Autor wechselt des öfteren innerhalb eines Kapitels die Zeit und den Handlungsort. Dies unterbrach immer wieder teils meinen Lesefluss und erforderte dann erhöhte Aufmerksamkeit. Zwar gibt es kleine Ungereimtheiten, aber in Summe war "Kolbe" für mich ein sehr interessantes Buch. Der Autor brachte mir einen bisher für mich unbekannten Menschen damit absolut näher, der sein Leben im Widerstand gegen das dritte Reich täglich riskierte.

Veröffentlicht am 13.11.2019

Unruhen im Osten, neuer Kaiser in Rom

Vespasian: Roms verlorener Sohn
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"Roms verlorener Sohn" ist der sechste Band aus der Vespasian-Reihe von Robert Fabbri. Dieser Band beschreibt die Jahre 51-54 nach Christus. Kaiser Claudius geht dem Ende seiner Kaiserschaft entgegen und ...

"Roms verlorener Sohn" ist der sechste Band aus der Vespasian-Reihe von Robert Fabbri. Dieser Band beschreibt die Jahre 51-54 nach Christus. Kaiser Claudius geht dem Ende seiner Kaiserschaft entgegen und seine Gemahlin spinnt im Hintergrund die Fäden um ihren Sohn Nero die Nachfolge zu ermöglichen. Vespasian wurde mittlerweile Prokonsul, doch nach seiner nur zweimonatigen Amtszeit muss er erneut einen politischen Auftrag im Osten des römischen Reiches erledigen. Doch man lockt ihn in eine Falle und seine Leidenszeit soll letztendlich zwei Jahre dauern. Als er nach seiner Befreiung nach Rom zurückkehrt ist alles in Stellung gebracht für Nero, der neuer Kaiser werden soll. Robert Fabbri lässt den Leser diesmal über drei Teile verteilt an zwei Handlungssträngen teilhaben. Zum einen die Geschehnisse in Rom, die zur Machtübernahme Neros führen und zum anderen die Unruhen im Osten in Armenien. Ein bedeutender Schritt ist für mich aber auch, dass die eigenen Machtansprüche Vespasians das erste Mal sehr deutlich werden. Er fühlt sich zu höherem berufen und unterstützt bewusst die Intrigen Agrippinas mit der Spekulation auf das Ende der julisch-claudischen Dynastie nach Nero. Obwohl einiges aus diesen Jahren geschichtlich nicht bewiesen ist, schafft es Robert Fabbri immer wieder mit seiner Fiktion die Story für den Leser schlüssig und real wirken zu lassen. Die Figuren wirken lebendig, speziell Nero in seinem ganzen Wesen konnte ich mir bildlich bestens vorstellen. Dieser Band leitet den Übergang von Claudius zu Nero ein, Fabbri hat dies geschickt und spannend für den Leser gestaltet. Weiterhin für mich eine sehr gute Reihe und ich bin auf die nächsten Episoden im Leben des Vespasian gespannt.

Veröffentlicht am 07.11.2019

Was geschah im Haus III der JVA München?

Seelentot
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"Seelentot" ist der zweite Band aus der Eva-Hanssen-Reihe von Anna Simons. Diesmal wird die Gefängnisärztin mit einem Todesfall innerhalb der JVA konfrontiert. Man ruft sie zu einem angeblichen Suizid ...

"Seelentot" ist der zweite Band aus der Eva-Hanssen-Reihe von Anna Simons. Diesmal wird die Gefängnisärztin mit einem Todesfall innerhalb der JVA konfrontiert. Man ruft sie zu einem angeblichen Suizid eines Häftling. Doch irgendetwas stimmt an der ganzen Sache nicht und so verständigt sie den Hauptkommissar Lars Brüggemann. Schnell stellt sich nach der rechtsmedizinischen Untersuchung heraus, das es sich um Mord handelt. Was geschah tatsächlich im Haus III der JVA? Wie auch schon im Vorgängerband kann die Gefängnisärztin Eva ihrer Neugier nicht widerstehen und mischt sich aktiv in die Ermittlungen ein. Sehr zum Missfallen des Hauptkommissar, der befürchtet sie bringt sich damit in höchste Gefahr. Dem Leser wird diesmal schnell klar in welchem Umfeld der Täter zu suchen ist. Dennoch lüftet sich das Geheimnis erst spät, womit die Autorin es erneut schafft den Leser zu fesseln. Immer wieder versucht man beim Lesen Ansätze zu finden wie alles zusammenhängt und dadurch bleibt die Spannung bis zum Ende erhalten. Auch das Privatleben von Eva bleibt interessant. Hatte man eine bestimmte Entwicklung am Ende des ersten Bandes erwartet, kommen neue Personen und Themen ins Spiel, die dem ganzen weitere Wendungen geben. Man darf daher sehr gespannt sein wie es auch hier mit Eva weitergeht. Sehr gelungen finde ich ebenfalls das letzte kurze Kapitel. Es bietet enorm Raum für Spekulationen und als Leser rattern immer noch meine Gehirnzellen über die zukünftige Entwicklung von Eva, ihrem Umfeld und dem Handlungsort der JVA. Weitere Spannung ist hier definitiv garantiert. Anna Simons hat auch mit diesem zweiten Band wieder einen spannenden Krimi geschrieben, das Setting der Gefängnisärztin und des Hauptkommissar gefällt mir sehr. Ich hoffe auf eine baldige Fortführung der Reihe und bin schon neugierig wie es weitergeht.

Veröffentlicht am 02.11.2019

Neues Glück auf wackeligem Fundament

Der zerbrechliche Traum
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"Der zerbrechliche Traum" ist der vierte Band aus der Hansen-Saga von Ellin Carsta. Er beginnt Ende 1894 kurz nach Karls Tod in Wien und schildert die weitere Familiengeschichte der Hansen bis Anfang März ...

"Der zerbrechliche Traum" ist der vierte Band aus der Hansen-Saga von Ellin Carsta. Er beginnt Ende 1894 kurz nach Karls Tod in Wien und schildert die weitere Familiengeschichte der Hansen bis Anfang März 1895. Obwohl wieder alle drei Handlungsorte Kamerun, Wien und Hamburg enthalten sind, liegt der Focus der Hauptereignisse auf ersterem und letzterem. Die junge Luise kümmert sich liebevoll um ihre kleine Familie, doch die Abreise ihrer Jugendliebe, sowie das Kontor lassen ihr keine Ruhe. Immer wieder muss sie sich auch ihres Cousin Richard erwehren und ihre Ansprüche deutlich klarlegen. Aber auch familieninterne Probleme benötigen ihre ganze Aufmerksamkeit, denn ihre Schwester ist der Trunksucht verfallen. Indessen spitzen sich in Kamerun die Konflikte zwischen Schwarz und Weiß immer mehr zu und es kommt zu tragischen Ereignissen die erneut die Anwesenheit ihres Vaters erfordern. Und der hatte doch endlich kurz davor neues Glück für sich entdeckt. Ellin Carsta führt auch in diesem Band die Familiengeschichte der Hansen konsequent fort und der Leser erlebt weiter hautnah die Entwicklung der Protagonisten. Dabei gibt sie Richtungen vor die es dem Leser gut ermöglichen über deren eingeschlagene Wege zu spekulieren. Nach und nach formt sich hier für mich ein mögliches Szenario für die Saga. Auch in diesem Band flog ich wieder nur so über die Seiten und so war er innerhalb kürzester Zeit gelesen. Mittlerweile sind mir die Figuren mit all ihren Charakterzügen so vertraut, dass man direkt in die Familie Hansen eintaucht. Der Titel dieses Bandes gibt die Ereignisse sehr gut wieder, denn man spürt direkt wie fragil doch einige Konstellationen sind und jederzeit in sich zusammenbrechen könnten. Das macht es interessant und spannend für den Leser weiterhin neugierig zu sein. Obwohl Luise im Focus steht, bin ich ebenfalls über die weitere Entwicklung meines Lieblingscharakter (ihr Vater Robert) sehr gespannt. Trotz diverser Schicksals- und Rückschläge verfolgt er charakterstark seinen Traum und versucht zum Wohl der Hansen sein Geschick einzusetzen. Der Band endet wie schon die Vorgänger mit Ereignissen, die für neue Spekulationen des Leser viel Raum bieten. Daher freue ich mich schon, wenn mich Ellin Carsta an dem nächsten Kapitel der Hansens teilhaben lässt um meine Neugier zu befriedigen.