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Veröffentlicht am 12.08.2021

Ein neues Leben

Wir für uns
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Die 41-jährige Sozialpädagogin Josie ist ungeplant von Bengt schwanger, einem verheiraten Zahnarzt, mit dem sie seit neun Jahren eine Affäre hat, der aber keine weiteren Kinder mehr möchte. Josie selbst ...


Die 41-jährige Sozialpädagogin Josie ist ungeplant von Bengt schwanger, einem verheiraten Zahnarzt, mit dem sie seit neun Jahren eine Affäre hat, der aber keine weiteren Kinder mehr möchte. Josie selbst ist sich unsicher, ob sie das Baby auch gegen den Willen Bengts bekommen möchte. Durch einen Zufall lernt sie Kathi kennen, die mit 70 ihren Mann Werner beerdigen musste und sich nun ziemlich einsam fühlt. Ihr Sohn Max ist aus dem Haus und es sind wohl keine Enkelkinder mehr zu erwarten. Den Dorfladen, der einmal ihr Lebensinhalt war, hat sie vor zwölf Jahren auf Werners Wunsch hin auf gegeben. Die beiden Frauen stellen fest, dass sie einen Draht zueinander haben und so ergeben sich neue Perspektiven. Dazu tragen auch Melanie und ihre Tochter Nela, die mit Trisomie 21 geboren wurde und der verwitwete Familienvater und Biobauer Tom bei. Außerdem beginnen beide Frauen, sich mit ihrer Vergangenheit auseinander zu setzen, um mit dieser abschließen zu können.

Ich habe den Roman sehr gerne gelesen, besonders in Josie kann ich mich sehr gut hineinversetzen, aber auch Kathi kann ich gut verstehen. Mir gefällt es, wie auf den ersten Blick recht verschiedene Menschen einander finden und sich gegenseitig gut tun und sich so etwas zutrauen, was sie ohne einander vielleicht nicht gewagt hätten. Der Roman weist auch eine ordentliche Portion Tiefgang auf, es ist kein seichter Liebesroman, auch wenn das Thema Liebe natürlich auch eine Rolle spielt. Ich finde es auch gut, wie das Thema Trisomie 21 und die Möglichkeit, vorab mit einem Bluttest die Gewissheit über einen Gendefekt zu bekommen, angesprochen werden, ohne dies moralisch zu bewerten. Der Schreibstil der Autorin ist gut lesbar, sodass ich das Buch quasi in einem Rutsch durchgelesen habe.
Die 41-jährige Sozialpädagogin Josie ist ungeplant von Bengt schwanger, einem verheiraten Zahnarzt, mit dem sie seit neun Jahren eine Affäre hat, der aber keine weiteren Kinder mehr möchte. Josie selbst ist sich unsicher, ob sie das Baby auch gegen den Willen Bengts bekommen möchte. Durch einen Zufall lernt sie Kathi kennen, die mit 70 ihren Mann Werner beerdigen musste und sich nun ziemlich einsam fühlt. Ihr Sohn Max ist aus dem Haus und es sind wohl keine Enkelkinder mehr zu erwarten. Den Dorfladen, der einmal ihr Lebensinhalt war, hat sie vor zwölf Jahren auf Werners Wunsch hin auf gegeben. Die beiden Frauen stellen fest, dass sie einen Draht zueinander haben und so ergeben sich neue Perspektiven. Dazu tragen auch Melanie und ihre Tochter Nela, die mit Trisomie 21 geboren wurde und der verwitwete Familienvater und Biobauer Tom bei. Außerdem beginnen beide Frauen, sich mit ihrer Vergangenheit auseinander zu setzen, um mit dieser abschließen zu können.

Ich habe den Roman sehr gerne gelesen, besonders in Josie kann ich mich sehr gut hineinversetzen, aber auch Kathi kann ich gut verstehen. Mir gefällt es, wie auf den ersten Blick recht verschiedene Menschen einander finden und sich gegenseitig gut tun und sich so etwas zutrauen, was sie ohne einander vielleicht nicht gewagt hätten. Der Roman weist auch eine ordentliche Portion Tiefgang auf, es ist kein seichter Liebesroman, auch wenn das Thema Liebe natürlich auch eine Rolle spielt. Ich finde es auch gut, wie das Thema Trisomie 21 und die Möglichkeit, vorab mit einem Bluttest die Gewissheit über einen Gendefekt zu bekommen, angesprochen werden, ohne dies moralisch zu bewerten. Der Schreibstil der Autorin ist gut lesbar, sodass ich das Buch quasi in einem Rutsch durchgelesen habe.

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Veröffentlicht am 03.08.2021

Werden Dora und Curt sich wiederfinden?

Die Heimkehr der Störche (Die Gutsherrin-Saga 2)
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Bei "Die Heimkehr der Störche" handelt es sich um den zweiten Teil von Theresia Graws Gutsherrin-Saga. Während der erste Teil weitgehend in den Wirren des Zweiten Weltkrieges in Ostpreußen und während ...

Bei "Die Heimkehr der Störche" handelt es sich um den zweiten Teil von Theresia Graws Gutsherrin-Saga. Während der erste Teil weitgehend in den Wirren des Zweiten Weltkrieges in Ostpreußen und während der Flucht vor den Russen spielte, sind Dora und ihre Familie mittlerweile seit mehreren Jahren auf einem Hof in der Lüneburger Heide untergekommen, wo sie hart mit anpacken müssen.

Dora fühlt sich dort sehr unwohl, ihre Familie wird von den Dorfbewohnern als Flüchtlinge beschimpft und ausgegrenzt und sie vermisst auch ihre große Liebe den Fotografen Curt, den sie 1944 zuletzt gesehen hat. Als sie 1952 endlich ein Lebenszeichen von ihm in Form einer Meldebescheinigung, dass er kurz nach dem Krieg im Ostteil von Berlin lebte, erhält und zudem einen Studienplatz für Tiermedizin in Ost-Berlin angeboten bekommt, überlegt sie nicht lange und zieht mit Curts Tochter Clara, die sie quasi adoptiert hat, dort hin. Dadurch, dass sie eigentlich von einem ostpreußischen Gutshof stammt, begegnet man ihr in der sozialistischen DDR mit einer gewissen Portion Skepsis und auch Dora kann nicht ganz vergessen, welche Erfahrungen sie mit den Russen gemacht hat. Manchmal gelingt es ihr dann auch nicht, ihre Meinung zu verbergen. Außerdem scheint Curt in der DDR im Gefängnis zu sitzen, ohne dass es ihr möglich ist, Kontakt zu ihm aufzunehmen.

Ich habe bereits den ersten Teil gelesen und mich sehr über das "Wiedersehen" mit Dora und ihrer Familie gefreut. Zu Beginn musste ich erst einmal wieder in die Handlungen hineinkommen, aber das gelang mir recht schnell. Grundsätzlich würde ich auf jeden Fall empfehlen, auch den ersten Teil zu lesen, um mit der Vorgeschichte vertraut zu sein. Die Protagonist:in Dora ist mir auf jeden Fall sehr ans Herz gewachsen, wie sie für ihre berufliche Zukunft und ihre Liebe kämpft. Ich fand es auch spannend, in diesem Band aus Doras Perspektive die entbehrungs- und ereignisreichen Nachkriegsjahre und die Gründungsjahre der DDR mit allen Problemen und Ungerechtigkeiten, aber auch mit gewissen Vorzügen, wie dem gleichberechtigtem Zugang zu einem Studium für Frauen, miterleben zu können. Der Schreibstil ist sehr angenehm lesbar und die Handlung hat mich gefesselt, sodass ich das Buch kaum aus der Hand legen wollte.

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Veröffentlicht am 03.08.2021

Abgründe

Letzte Ehre
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"Letzte Ehre", der neueste Roman des renommierten und vielfach ausgezeichneten Schriftstellers Friedrich Ani ist keine leichte Kost, da sich verschiedene Fälle von schwerer Misshandlung wie ein roter Faden ...

"Letzte Ehre", der neueste Roman des renommierten und vielfach ausgezeichneten Schriftstellers Friedrich Ani ist keine leichte Kost, da sich verschiedene Fälle von schwerer Misshandlung wie ein roter Faden durch die Handlung ziehen.

Zunächst ermittelt Oberkommissarin Fariza Nasri, eine Münchenerin Ende 50 mit syrischem Vater, im Fall einer verschwundenen Schülerin. Im Rahmen der Ermittlungen stößt sie auf einen lange zurückliegenden Fall von Kindesmissbrauch und dann wird auch noch ihre beste Freundin schwer misshandelt in ihrer Wohnung aufgefunden.

Der (Kriminal-)roman punktet auf jeden Fall durch große Authentizität, auch wenn diese teilweise schwer zu ertragen ist. Friedrich Ani ist es sehr überzeugend gelungen, die Beteiligten "echt" wirken zu lassen, so wie er sie sprechen und auftreten lässt. Alle, auch die Kommissarin sind spezielle Charaktere, geprägt durch ihre Vorgeschichte. Was die Details der Verbrechen an den Missbrauchsopfern angeht, schafft Friedrich Ani es, genau so viel preiszugeben, dass man als Leser betroffen oder teilweise auch erschüttert ist, ohne aber zu detailliert auf die Misshandlungen einzugehen. Sprachlich ist der Roman sehr ausgefeilt, mit vielen sprachlichen Bildern, die unter anderem die Gefühle der Beteiligten etwas besser nachvollziehbar machen. Die Spannung steht dabei weniger im Mittelpunkt als das Aufzeigen der Abgründe und das schonungslose Offenbaren der Folgen für ein ganzes menschliches Leben. Nur das Ende des Romans hätte es für meinen Geschmack so nicht gebraucht.

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Veröffentlicht am 01.08.2021

Ganz großes Tennis

Julius oder die Schönheit des Spiels
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Die Gestaltung des Covers lässt bereits vermuten, dass es bei diesem Roman einerseits um Tennis geht, er aber der Kleidung der abgebildeten Personen nach zudem auch vor einigen Jahrzehnten spielt. Die ...

Die Gestaltung des Covers lässt bereits vermuten, dass es bei diesem Roman einerseits um Tennis geht, er aber der Kleidung der abgebildeten Personen nach zudem auch vor einigen Jahrzehnten spielt. Die Handlung wird dann auf mehreren Zeitebenen beschrieben.

Julius von Berg wächst zwischen dem Ersten und Zweiten Weltkrieg im Rheinland auf. Er liebt den Tennissport und trainiert hart dafür, in diesem Bereich erfolgreich zu sein. Und auch, als er nach seinem Abitur in Berlin studiert und dort auch das Nachtleben genießt, schadet das seinen sportlichen Erfolgen dennoch nicht, sodass er sein Studium sogar an den Nagel hängt und sich nur noch seiner Tenniskarriere widmet, wodurch er viel von der Welt sieht und auch wichtige Menschen kennenlernt. Dabei ist es ihm aber wichtig, immer fair zu bleiben, denn so wurde er von klein auf erzogen. Im Jahr 1937 steht er dann sogar in Wimbledon im Davis-Cup-Finale und auch die NS-Größen verfolgen sein Spiel und seinen Lebenswandel genau.

Die Figur des Julius im Roman ist inspiriert von einer realen Persönlichkeit, Gottfried von Cramm, der im Nationalsozialismus im Gefängnis landete, weil er sich selbst treu bleiben wollte. Mit diesem Roman wird ihm zurecht ein kleines Denkmal gesetzt.

"Julius oder die Schönheit des Spiels" ist ein, natürlich nicht nur für Tennisliebhaber, unterhaltsamer Roman, der auch neue Einblicke in die Zeit gibt, in der alles spielt. In diesem Fall aus der Perspektive eines Sportlers, dem sein Sport zwar wichtig ist, der sich aber dennoch nicht verbiegen lässt. Die Protagonisten, insbesondere Julius und seine Familie, sind trotz ihrer adeligen Herkunft nicht schnöselig, sondern sehr sympathisch und recht modern eingestellt. Der Schreibstil ist gut lesbar und die verschiedenen Zeitebenen tragen zum Spannungsaufbau bei.

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Veröffentlicht am 01.08.2021

Durchaus realistisches Schreckensszenario

Systemfehler
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"Systemfehler" beschäftigt sich mit dem Internet als Einfallstor für Terroristen und mit unserer totalen Abhängigkeit von einer funktionierenden digitalen Datenübertragung in sehr vielen Bereichen. Der ...

"Systemfehler" beschäftigt sich mit dem Internet als Einfallstor für Terroristen und mit unserer totalen Abhängigkeit von einer funktionierenden digitalen Datenübertragung in sehr vielen Bereichen. Der Flugverkehr, viele hochmoderne Geräte in Krankenhäusern, die an Netzwerken hängen, die Wasser- und Stromversorgung. Sehr viele mehr oder weniger lebensnotwendige Dinge sind betroffen, wenn es Hackern gelingt, das Internet so gravierend zu stören und schnell kostet das auch Menschenleben. Bei Systemfehler ist gleich ganz Europa von den Vorfällen betroffen.

Im Mittelpunkt der Handlung stehen der Münchener IT-Experte Daniel Faber, Familienvater aktuell im Marketing für eine Firma tätig, die Online-Games entwickelt, und Nelson Carius, ein Sonderermittler vom BND, der sich mit den Vorfällen beschäftigt und Daniel Faber zunächst als Verdächtigen auf dem Schirm hat.

Mir hat dieser Thriller sehr gut gefallen, da er trotz der teils extremen Folgen immer noch realistisch erscheint, was widerum ganz schön erschreckend ist. Es ist zugleich spannend wie erschreckend, in wie vielen wichtigen Bereichen wir angreifbar und ohne funktionierendes Internet recht hilflos sind. Außerdem hat der Autor auch ein weiteres sehr aktuelles Phänomen mit aufgegriffen, die Verschwörungstheoretiker, die sich von den aktuellen Regierungen verraten fühlen und gegen sie auch mit extremen Mitteln vorzugehen bereit sind. Seine Schilderungen sind fesselnd, aber auch nicht zu blutig oder gruselig, dennoch bleibt die Spannung, wer hinter allem steckt, lange erhalten.

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