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Veröffentlicht am 21.08.2022

Roadtrip auf den Spuren der Vergangenheit

Wir sehen uns zu Hause
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Anne legt gerade ein Sabbatjahr als Lehrerin ein und will mit ihrem Mann Peter, der frisch in Rente ist, mit dem Wohnmobil durch Skandinavien reisen, als Peter überraschend stirbt. Sie stellt fest, dass ...

Anne legt gerade ein Sabbatjahr als Lehrerin ein und will mit ihrem Mann Peter, der frisch in Rente ist, mit dem Wohnmobil durch Skandinavien reisen, als Peter überraschend stirbt. Sie stellt fest, dass sie nur sehr wenig über sein Leben vor ihrem Kennenlernen am Tag des Mauerfalls im Jahr 1989 und über seine Familie in der DDR weiß, weil er ungern darüber gesprochen hat und findet lediglich einige, nicht besonders gute, alte Fotos. Anstatt nach Skandinavien begibt sie sich mit dem Wohnmobil auf Spurensuche an den Orten auf den alten Fotos, um zumindest im Nachhinein mehr über Peters Vergangenheit in der DDR herauszufinden, dabei landet sie unter anderem auf Rügen, in der Uckermark und in Thüringen, lauter Gegenden, die Peter zeitlebens bewusst gemieden hat. Auf ihrer Reise wird sie natürlich auch immer wieder mit ihrem Verlust konfrontiert, macht aber zugleich auch wertvolle neue Bekanntschaften, die ihr wieder etwas Lebensfreude zurückgeben.

Mir hat der Roman sehr gut gefallen. Die Autorin geht sehr feinfühlig mit den Themen Trauer und Verlust um, in ihre Protagonistin Anne kann man sich sehr gut hineinversetzen. Die "Spurensuche" bezüglich der Vergangenheit Peters fand ich sehr spannend, da dabei auch ich noch Aspekte über das Leben in der DDR erfahren habe, die mir bisher nicht bewusst waren, obwohl mein Mann ebenfalls aus Thüringen stammt. Auch die immer noch manchmal vorhandene Kluft zwischen Menschen aus den neuen und den alten Bundesländern und potentielle Fettnäpfchen werden werden von Christiane Wünsche immer wieder treffend wiedergegeben. Zudem motiviert mich die Geschichte auch in gewisser Weise, auch selbst die von Anne bereisten Gegenden noch besser kennenzulernen. Der Schreibstil der Autorin war sehr gut lesbar. Ich empfehle das Buch sehr gerne weiter. Für mich ist es ein wirklich lesenswerter Roman zum Thema Wiedervereinigung.

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Veröffentlicht am 17.08.2022

Unter den Linden im August 1936

Drei Tage im August
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"Drei Tage im August“ spielt, wie der Titel schon verrät, an drei Augusttagen. Allerdings nicht in der Gegenwart, sondern im Jahr 1936, also in etwa drei Jahre nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten ...

"Drei Tage im August“ spielt, wie der Titel schon verrät, an drei Augusttagen. Allerdings nicht in der Gegenwart, sondern im Jahr 1936, also in etwa drei Jahre nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten und drei Jahre vor Beginn des Zweiten Weltkrieges. Handlungsort ist Berlin, wo das Leben sich durch die neuen Machthaber immer mehr ändert. Noch gibt es aber einen jüdischen Buchladen und einen Nachtclub mit einem ägyptischen Besitzer Unter den Linden. Deren Geschäfte laufen jedoch immer schlechter und ihre private wie berufliche Zukunft ist ungewiss, wenngleich im August 1936 die Olympischen Spiele für einen gewissen Aufwind und für ein internationales Publikum in der Stadt sorgten.

Im Mittelpunkt der Erzählung, die aus einzelnen Episoden aus unterschiedlichen Perspektiven besteht, steht eine Chocolaterie Unter den Linden, in der Nähe des berühmten Adlon. Elfie ist die Verkaufsleiterin dieser Chocolaterie Sawade. Sie hatte keine leichte Kindheit bei ihrer mittlerweile verstorbenen Großmutter und weist leicht autistische Züge auf, liebt aber ihre Arbeit im Geschäft und wird von den Menschen in ihrem Umfeld respektiert. Sie sorgt sich einerseits um die Zukunft es Geschäfts, wenn die Kunden immer mehr ausbleiben und Kakaolieferungen rationiert werden, andererseits missfällt ihr, wie die Nationalsozialisten sich Menschen gegenüber verhalten, die ihnen nicht passen, teilweise fehlt ihr aber der Mut aktiv einzugreifen. Eine ältere Französin, die sich regelmäßig aus der Chocolaterie beliefern lässt, erzählt ihr kurz vor ihrem Tod, welche Verbindung, von der niemand weiß, sie zu diesem Geschäft hat.

Unterbrochen werden die Erzählungen aus Sicht der verschiedenen Personen, immer wieder durch kurze Einschübe aus der Perspektive der Linden, die schon viel länger mit dieser Straße vertraut sind als die Menschen, wie sie die Veränderungen der letzten Zeit wahrnehmen. Das hat mir sehr gut gefallen, weil diese Passagen sehr poetisch wirken und noch einmal eine andere, außenstehende Perspektive auf den Wandel bieten.

Insgesamt ist es der Autorin gut gelungen, diese besondere Stimmung in Berlin im August 1936 einzufangen und die Sorgen und Nöte der verschiedenen Personen zu veranschaulichen. Mancher Handlungsstrang endet für mich aber etwas unbefriedigend und es fehlt auch etwas der "Höhepunkt" oder ein wirklich spektakuläres Ereignis oder Geheimnis. So ist es eben hauptsächlich eine Schilderung oder ein Porträt dieser drei Tage im Leben von authentischen Protagonist:innen der damaligen Zeit. Der Schreibstil ist sehr angenehm zu lesen und immer wieder recht poetisch.

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Veröffentlicht am 17.08.2022

Zurück zu den Wurzeln

Die Rückkehr der Kraniche
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Grete (fast 50) und Freya (46) sind Schwestern, die in ihrer Kindheit und Jugend in einem kleinen Örtchen in der Elbmarsch ein sehr enges Verhältnis zueinander hatten. Ihre Mutter Wilhelmine zog sie, nach ...

Grete (fast 50) und Freya (46) sind Schwestern, die in ihrer Kindheit und Jugend in einem kleinen Örtchen in der Elbmarsch ein sehr enges Verhältnis zueinander hatten. Ihre Mutter Wilhelmine zog sie, nach dem frühen Tod ihres Vaters, unter vielen Entbehrungen allein groß, in der Schule blieben sie aufgrund ihrer ärmlichen Kleidung Außenseiterinnen. Als junge Erwachsene entfremdeten sie sich aber voneinander. Grete wurde früh ungeplant schwanger und musste deshalb ihre Studienpläne aufgeben und blieb ihr Leben lang in ihrem Heimatort, wo sie als Vogelwartin arbeitet und ihre älter werdende Mutter unterstützt, Freya ist mittlerweile in Berlin CEO einer nachhaltigen Modefirma, ihr Wunsch nach einer eigenen Familie ging aber nie in Erfüllung.

Weil es Wilhelmine nun sehr schlecht geht und ihre Beziehung gerade zerbrochen ist, kommt auch Freya zurück in ihr Elternhaus, ebenso wie Gretes 29-jährige Tochter Anne, die noch studiert. Die Frauen der Familie haben aber alle ihre Geheimnisse voreinander und müssen sich erst einmal langsam wieder annähern und sich zudem klar werden, was ihnen wichtig ist im Leben und wie und wo es bei ihnen weitergehen soll.

Der Roman hat mir sehr gut gefallen. Im Mittelpunkt stehen vier starke Frauencharaktere, die alle ihre Ecken und Kanten haben, aber doch auch, jede auf ihre Art, sympathisch sind. Nach und nach erfährt man mehr über das, was sie voreinander verbergen und erlebt mit, wie das Eis zwischen ihnen langsam taut. Der Autorin gelingt es sehr gut, diese Atmosphäre zwischen ihnen einzufangen, sodass man sich gut in alle hineinversetzen kann. Auch ansonsten schreibt sie gut nachvollziehbar und beschreibt auch die Besonderheiten der Elbmarsch, die Einsamkeit und die Natur dort, sehr bildhaft und anschaulich. Ich empfehle den Roman gerne allen, die tiefgründigere Familiengeschichten mögen.

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Veröffentlicht am 17.08.2022

Gelungene Verknüpfung von Vergangenheit und Gegenwart

Die versteckte Apotheke
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Der Roman "Die versteckte Apotheke" spielt auf zwei Zeitebenen, der Gegenwart und dem 18. Jahrhundert.

Die Amerikanerin Caroline Parcewell wollte eigentlich mit ihrem Mann in London ihren Hochzeitstag ...

Der Roman "Die versteckte Apotheke" spielt auf zwei Zeitebenen, der Gegenwart und dem 18. Jahrhundert.

Die Amerikanerin Caroline Parcewell wollte eigentlich mit ihrem Mann in London ihren Hochzeitstag feiern, kurz vorher hat sie jedoch erfahren, dass er sie betrügt, und reist daher alleine. Zufällig gerät sie an einen Guide, der eine Art Schatzsuche anbietet, bei der es darum geht, im Schlamm der Themse Gegenstände aus vergangenen Zeiten zu finden. Dabei stößt sie auf ein altes Glasfläschchen mit einer geheimnisvollen Gravur und versucht anschließend, mehr über dessen Herkunft zu erfahren.

Im London des 18. Jahrhunderts hat es sich eine Apothekerin, nachdem sie selbst schwer enttäuscht wurde, zur Aufgabe gemacht, anderen Frauen zu helfen, die unter ihren Ehemännern leiden. Sie mischt, neben ihrer eigentlichen Tätigkeit, in einem geheimen Hinterzimmer ihrer Apotheke giftige Substanzen zusammen, die ihre Auftraggeberinnen ihren Gatten dann verabreichen. Das weckt auch die Neugier des Dienstmädchens einer ihrer letzten Kundinnen, die ebenfalls in die Geheimnisse der Apothekerin eingeweiht werden möchte.

Mir hat der Roman sehr gut gefallen. Der Autorin ist es gelungen, die beiden Zeitebenen so miteinander zu verknüpfen, dass die Geschichte am Ende sehr rund wirkt. Zudem steigert dies natürlich auch die Spannung. Immer wieder gibt es auch Parallelen zwischen dem Leben und Denken der Apothekerin im 18. Jahrhundert und dem von Caroline in der Gegenwart. Der Schreibstil der Autorin ist gut lesbar und zugleich anschaulich.

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Veröffentlicht am 10.08.2022

Eine Kreuzfahrt und viele (neue) Liebespaare

MS Kristiana - Märchenhochzeit auf Island
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Die MS Kristiana bricht diesmal mit ihrem Kapitän Adrian zu einer Kreuzfahrt rund um Island auf. Dieser wird auf der Fahrt unter anderem von seiner (Ex-)Frau, der Bordärztin Eva und seiner neuen Freundin ...

Die MS Kristiana bricht diesmal mit ihrem Kapitän Adrian zu einer Kreuzfahrt rund um Island auf. Dieser wird auf der Fahrt unter anderem von seiner (Ex-)Frau, der Bordärztin Eva und seiner neuen Freundin Jasmin begleitet, was für einen gewissen Konfliktstoff sorgt. Aber auch weitere, aus den beiden Vorgängerbänden bekannte, aber auch neue, Mitarbeiter:innen und Gäste sind an Bord und gegen Ende der Fahrt ist sogar eine Hochzeit auf Island geplant.

Ich fand es reizvoll, die mir bereits bekannten Charaktere wiederzutreffen und auch das Reiseziel hat mich diesmal sehr angesprochen, da ich selbst schon einmal rund um Island gereist bin, wenn auch mit dem Auto. Der Lokalkolorit kommt für meinen Geschmack aber dann etwas zu kurz, man bekommt gar nicht so viel von Island "zu sehen" beim Lesen, im Mittelpunkt stehen ganz klar die alten und neuen Liebesbeziehungen von Crew und Passagieren. Hier wäre etwas weniger mehr gewesen, ich hätte es besser gefunden, wenn man sich auf einige "alte Bekannte" konzentriert hätte, da es, bedingt durch die hohe Anzahl an verschiedenen Personen, etwas viele Handlungsstränge auf einmal gab, die dann teils recht oberflächlich zum Happy End geführt werden mussten. Auch die im Titel erwähnte Hochzeit spielt nur eine sehr untergeordnete Rolle, da wäre ein anderer Titel wesentlich treffender gewesen.

Sehr gut gefällt mir aber die Covergestaltung des Buches mit dem für Island typischen Papageitaucher und der charakteristischen Landschaft. Auch der Schreibstil dieses Romans ist gut lesbar, sodass er sich für den Strand, den Badesee oder eben das Kreuzfahrtschiff eignet.



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