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Veröffentlicht am 26.09.2021

Trümmerliteratur 2.0

Der schwarze Winter
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Wie das sehr passend gestaltete Cover bereits vermuten lässt, spielt Clara Lindemanns historischer Roman in der Nachkriegszeit des Zweiten Weltkrieges, genauer im Hungerwinter 1946/47 im schwer zerbombten ...


Wie das sehr passend gestaltete Cover bereits vermuten lässt, spielt Clara Lindemanns historischer Roman in der Nachkriegszeit des Zweiten Weltkrieges, genauer im Hungerwinter 1946/47 im schwer zerbombten Hamburg, wie es auch Wolfgang Borchert in seinen Erzählungen beschrieb.

Im Mittelpunkt der Handlung stehen die beiden Schwestern Silke, Ende 30, und Rosemarie, Mitte 20. Sie mussten vor den Russen aus Danzig, wo ihre Familie ein gut laufendes Bekleidungsgeschäft betrieb, fliehen und landeten auf einem Bauernhof, wo sie aber nicht gut behandelt werden, sodass sie sich nach Hamburg durchschlagen, das sich im britischen Sektor befindet, und sich dort irgendwie über Wasser halten müssen. Sie knüpfen recht schnell Kontakte zu verschiedenen Menschen, von denen es die meisten gut mit ihnen meinen, jedoch nicht alle.

Mich hat der Roman sehr gefesselt und ich habe ihn innerhalb weniger Stunden gelesen. Die Protagonistinnen waren mir sehr sympathisch und ich fand es sehr interessant und natürlich zugleich auch bedrückend, die Nachkriegszeit in Hamburg aus ihrer Sicht mitzuerleben. Die Autorin schreibt sehr anschaulich und man kann sich gut in alles hineinversetzen. Im Laufe der Handlung ahnte ich zwar immer mehr, wer das "schwarze Schaf" unter den neuen Freunden und Bekannten der Schwestern ist, dennoch blieb genug Spannung erhalten, wie sich alles weiterentwickeln würde.

Wie das sehr passend gestaltete Cover bereits vermuten lässt, spielt Clara Lindemanns historischer Roman in der Nachkriegszeit des Zweiten Weltkrieges, genauer im Hungerwinter 1946/47 im schwer zerbombten Hamburg, wie es auch Wolfgang Borchert in seinen Erzählungen beschrieb.

Im Mittelpunkt der Handlung stehen die beiden Schwestern Silke, Ende 30, und Rosemarie, Mitte 20. Sie mussten vor den Russen aus Danzig, wo ihre Familie ein gut laufendes Bekleidungsgeschäft betrieb, fliehen und landeten auf einem Bauernhof, wo sie aber nicht gut behandelt werden, sodass sie sich nach Hamburg durchschlagen, das sich im britischen Sektor befindet, und sich dort irgendwie über Wasser halten müssen. Sie knüpfen recht schnell Kontakte zu verschiedenen Menschen, von denen es die meisten gut mit ihnen meinen, jedoch nicht alle.

Mich hat der Roman sehr gefesselt und ich habe ihn innerhalb weniger Stunden gelesen. Die Protagonistinnen waren mir sehr sympathisch und ich fand es sehr interessant und natürlich zugleich auch bedrückend, die Nachkriegszeit in Hamburg aus ihrer Sicht mitzuerleben. Die Autorin schreibt sehr anschaulich und man kann sich gut in alles hineinversetzen. Im Laufe der Handlung ahnte ich zwar immer mehr, wer das "schwarze Schaf" unter den neuen Freunden und Bekannten der Schwestern ist, dennoch blieb genug Spannung erhalten, wie sich alles weiterentwickeln würde.



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Veröffentlicht am 26.09.2021

Alles neu

Barbara stirbt nicht
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Walter und Barbara Schmidt sind schon sehr lange verheiratet und zeitlebens galt bei ihnen die klassische Rollenverteilung. Während Walter bis zum Renteneintritt für das Familieneinkommen sorgte, war die ...

Walter und Barbara Schmidt sind schon sehr lange verheiratet und zeitlebens galt bei ihnen die klassische Rollenverteilung. Während Walter bis zum Renteneintritt für das Familieneinkommen sorgte, war die russischstämmige Barbara für Haushalt, Küche und Kinder zuständig. Eines Tages ist Barbara aber so krank, dass sie sich nicht mehr selbst versorgen, geschweige denn, sich auch um Walters Wohlbefinden kümmern kann und so wird er plötzlich ins kalte Wasser geworfen und scheitert an einfachsten Dingen, wie Kaffee kochen. Er gibt aber nicht so schnell auf und findet Mittel, Wege und Unterstützer, um plötzlich selbst für sich und seine Frau zu sorgen, immer im festen Glauben daran, dass Barbara noch nicht so schnell sterben wird.

Die Geschichte ist einerseits etwas skurril, manches wirkt überzeichnet und man kann kaum glauben, dass es wirklich noch Männer wie Walter gibt, die es so gar nicht gewohnt sind, die einfachsten Dinge in Küche und Haushalt selbst zu erledigen. Andererseits nimmt man es Walter aber doch voll ab, dass dies bei ihm der Fall ist, er wirkt sehr authentisch. Mit der Zeit wächst er einem dann trotz allem sehr ans Herz, weil man seine Entwicklung mitverfolgen kann, wie er immer mehr kämpft, erkennt, wie er doch an seiner Barbara hängt, möchte, dass es ihr gut geht und versucht, alte Fehler wieder gut zu machen. Alina Bronsky hat ihren Protagonisten auf jeden Fall sehr überzeugend ausgestaltet. Der Roman lässt sich angenehm lesen und humorvoll-skurrile Szenen wechseln sich mit sehr ernsthaften ab, die für eine ordentliche Dosis Tiefgang sorgen.

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Veröffentlicht am 26.09.2021

Eine Familiengeschichte voller Höhen und Tiefen

Wellenflug
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Constanze Neumanns Roman "Wellenflug" basiert auf der Geschichte ihrer eigenen Vorfahren, beginnend vor etwa 150 Jahren, als der jüdische Stoffhändler Isidor Eisner, Sohn eines armen Bäckers, ...

Constanze Neumanns Roman "Wellenflug" basiert auf der Geschichte ihrer eigenen Vorfahren, beginnend vor etwa 150 Jahren, als der jüdische Stoffhändler Isidor Eisner, Sohn eines armen Bäckers, aus Oberschlesien nach Leipzig kommt und dort mit seiner ebenfalls aus seiner Heimat stammenden jungen Frau eine Familie gründet. Seine Geschäfte entwickeln sich sehr gut und er möchte möglichst wenig mit seiner Herkunft und auch seiner jüdischen Religion zu tun haben. Langfristig zieht es ihn auch in die große Stadt Berlin, weshalb er geschäftliche und private Beziehungen dorthin knüpft und seine Tochter Anna auch mit dem Sohn des Berliner Industriellen Louis Reichenheim verheiratet.

Anna, die gerne den großbürgerlichen Haushalt führt und später auch deren (ungeliebte) Schwiegertochter Marie stehen im Mittelpunkt der weiteren Handlung. Marie, ist ein ganz anderer Typ als ihre Schwiegermutter und kommt aus ärmlichen Verhältnissen. Dennoch oder gerade deswegen verliebt sich Annas ältester Sohn Heinrich, der selbst einen recht unkonventionellen Lebenswandel pflegt, in sie, was dessen Familie nicht gut heißt und ihn quasi verstößt.

In beide Frauen kann man sich, trotz aller Unterschiede, gut hineinversetzen. Anna musste schon früh einige schwere Schicksalsschläge verkraften und ist geprägt durch ihren Vater, dem der gesellschaftliche Aufstieg so wichtig war, da kann man nachvollziehen, dass sie für ihren Sohn nur das Beste möchte und ihr Marie daher als nicht standesgemäß erscheint. Marie wirkt zunächst noch recht naiv, das wandelt sich aber im Verlauf der Geschichte. Auf jeden Fall wirken beide Frauen sehr authentisch und die Höhen und Tiefen in ihrem Leben werden sehr eindrucksvoll dargestellt.

Der Schreibstil der Autorin ist gut lesbar, anfangs hatte ich nur leichte Probleme, bei all den Namen noch durchzublicken, zumal es dazwischen auch noch Rückblicke gab. Man merkt auch, dass Constanze Neumann sehr sorgfältig recherchiert hat, was die historischen Hintergründe und die Familiengeschichte angeht, für diesen, ihr persönlich sehr wichtigen Roman.


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Veröffentlicht am 12.09.2021

Beeindruckende Persönlichkeiten ihrer Zeit

Flucht nach Patagonien
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Der Roman beginnt im Jahr 1937 mit der Schiffspassage von Europa nach Patagonien. Eugenia Errázuriz, eine Pariser Kunstmäzenin der damaligen Zeit, die unter anderem auch Coco Chanel förderte, reist gemeinsam ...

Der Roman beginnt im Jahr 1937 mit der Schiffspassage von Europa nach Patagonien. Eugenia Errázuriz, eine Pariser Kunstmäzenin der damaligen Zeit, die unter anderem auch Coco Chanel förderte, reist gemeinsam mit dem jüngeren jüdischen Innenarchitekten Jean-Michel Frank (der mit Anne Frank verwandt war), da er sie dabei unterstützen soll, das erste Grand Hotel der Anden zu bauen. Dabei handelt es sich aber zugleich um einen Vorwand, um Europa zu verlassen, wo die Nationalsozialisten immer mehr Einfluss bekommen und beginnen gegen Menschen nichtarischer Herkunft und Andersdenkende vorzugehen.

Der Roman spielt auf mehreren Zeitebenen, einerseits während der Schiffspassage, andererseits gibt es Rückblicke, durch die man mehr über das bisherige Leben der beiden Hauptpersonen erfährt und so auch mehr über ihren Charakter und was sie geprägt hat.

Mir waren beide Persönlichkeiten bis jetzt nicht bekannt, obwohl sie zu ihrer Zeit durchaus eine gewisse Berühmtheit erreicht hatten. Es ist auf jeden Fall beeindruckend, wie sie mit der schlimmen Situation umgehen und was Eugenia Errázuriz unternimmt, damit beide sicher vor den Nationalsozialisten sind. Es ist auch interessant, einmal aus der Perspektive von Angehörigen der Pariser Künstlerszene mitzuerleben, wie sich ihr Leben durch den aufkeimenden Nationalsozialismus nach und nach veränderte.

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Veröffentlicht am 12.09.2021

Die Geschichte hinter dem Teehandel Ronnefeldt

Die Teehändlerin
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Da ich sehr gerne Tee trinke (wenn auch hauptsächlich Kräutertees, welche man früher wohl eher selbst gesammelt und nicht teuer gekauft hat) war mir die Teemarke Ronnefeldt bereits ein Begriff, allerdings ...

Da ich sehr gerne Tee trinke (wenn auch hauptsächlich Kräutertees, welche man früher wohl eher selbst gesammelt und nicht teuer gekauft hat) war mir die Teemarke Ronnefeldt bereits ein Begriff, allerdings wusste ich nichte über die Geschichte des Unternehmens, was sich durch die Lektüre des Romans ändern sollte.

Im Mittelpunkt des Romans, der auf wahren Begebenheiten beruht, stehen der Teehändler Tobias Ronnefeldt und noch viel mehr seine Frau Friederike, die gerade mit dem fünften Kind schwanger ist, als er 1838 zu einer mehrmonatigen Forschungsreise nach China aufbricht und sie mit dem Geschäft und den Kindern in Frankfurt zurücklässt. Um den Laden soll sich eigentlich ein Prokurist kümmern, der sich dann aber als wenig vertrauenswürdig entpuppt, sodass Friederike weitgehend auf sich allein gestellt ist, privat wie geschäftlich.

Ich fand es sehr interessant, in die Vergangenheit einzutauchen und mehr über die Geschichte der Ronnefeldts, das Leben in der damaligen Zeit und den Teehandel zu erfahren. Dass ein Mann seine schwangere quasi freiwillig so lange alleine lässt, ist aus heutiger Sicht kaum vorstellbar, ebenso wie man sich kaum noch vorstellen kann, wie wenig Mitspracherecht Frauen hatten. Umso stärker muss Friederike Ronnefeldt gewesen sein. Durch den anschaulichen Schreibstil der Autorin und die ergänzende Karte kann man sich gut in die Handlung hineinversetzen. Das Personenregister ist ebenfalls hilfreich.

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