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Veröffentlicht am 06.04.2022

Eine junge Lehrerin kämpft für sich und ihre Schützlinge

Das Land, von dem wir träumen
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"Das Land, von dem wir träumten", ist der erste Teil einer Familiensaga, die im Südtirol nach dem Ersten Weltkrieg spielt, als die italienische Regierung die südtiroler Bevölkerung zwingen wollte, ihre ...

"Das Land, von dem wir träumten", ist der erste Teil einer Familiensaga, die im Südtirol nach dem Ersten Weltkrieg spielt, als die italienische Regierung die südtiroler Bevölkerung zwingen wollte, ihre eigenen Traditionen über Bord zu werfen und nur noch Italienisch zu sprechen.

Zu dieser Zeit kommt Franziska Bruggmoser als frisch in Innsbruck ausgebildete Lehrerin, die der italienischen Sprache aber nicht mächtig ist, auf den Bauernhof ihrer Familie bei Meran zurück und erfährt kurz darauf, dass sie nur als Lehrerin arbeiten dürfe, wenn sie den kompletten Unterricht auf Italienisch hält. Das kommt für Sie nicht in Frage, weshalb sie eine so genannte Katakombenschule in der Nähe ihres Hofes gründet, um dort ohne das Wissen ihres Vaters, der keine Probleme mit den Italienern haben will, mehrere Kinder aus dem Ort, inklusive zwei kleinen Kriegswaisen, die auf ihrem Hof leben, auf Deutsch zu unterrichten. Währenddessen sind die zwei verbliebenen ihrer ursprünglich vier Brüder nicht mehr die Alten, seit sie aus dem Krieg zurückgekehrt sind, was das Hofleben belastet und den Hof in Gefahr bringt.

Der historische Roman spielt in einer tollen Umgebung mit hohen Bergen, der Etsch und der Apfelblüte im Frühling, wozu auch die schöne Covergestaltung gut passt. Diese Umgebung fängt die Autorin durch ihre anschauliche Schreibweise gut ein. Zugleich wird aber auch deutlich, wie angespannt die Lage in Südtirol nach dem Ersten Weltkrieg war und welcher Gefahr sich engagierte Menschen wie Franziska aussetzten. Was sie beschreibt wirkt sehr gründlich recherchiert und ich hatte das Gefühl, viel Neues über diese Zeit erfahren zu haben. Im deutschen Geschichtsunterricht wird die Situation dort ja eher weniger thematisiert und ich finde es sehr interessant, mehr über diese Gegend, wo ich schon öfter im Urlaub war, zu erfahren. Zur besseren Orientierung hätte ich vielleicht noch eine Landkarte im Umschlag ganz hilfreich gefunden. Das Personenregister hilft anfangs auf jeden Fall den Überblick zu behalten.

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Veröffentlicht am 06.04.2022

Mutterliebe

Das verschlossene Zimmer
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Die 17-jährige Marie ist bei ihrem katholischen Vater Dominik, einem angesehenen Krakauer Arzt, recht behütet aufgewachsen, stellt sich aber mittlerweile immer öfter die Frage, wer ihre Mutter ist und ...

Die 17-jährige Marie ist bei ihrem katholischen Vater Dominik, einem angesehenen Krakauer Arzt, recht behütet aufgewachsen, stellt sich aber mittlerweile immer öfter die Frage, wer ihre Mutter ist und was aus dieser geworden ist, warum sie verschwand, als Marie ein Kleinkind war. Ihr Vater gibt sich in dieser Hinsicht sehr verschlossen und so beginnt sie ihre Suche nach Spuren ihrer Mutter im stets verschlossenen Schlafzimmer ihres Vaters, wo sie aber auch auf keine heiße Spur stößt. Und auch, der Name des Märchens, das ihre Mutter ihr mehrmals erzählt hat, ihre einzige vage Erinnerung an sie, mag ihr nicht einfallen.

Zugleich wird die politische Lage im Frühjahr 1939 in Krakau immer angespannter, da ein Angriff Hitlers droht, und im Krankenhaus, an dem Dominik arbeitet, kommt von manchen Seiten Antisemitismus auf.

Der historische Roman spielt hauptsächlich im Krakau des Jahres 1939, wechselt aber auch manchmal in die Vergangenheit nach Lemberg, wenn es um die Geschichte von Maries Eltern geht.

Mich hat die Geschichte um Marie gefesselt, zumal der Roman bis zum Ende spannend bleibt und eine sehr überraschende Wendung bietet. Marie ist eine sehr sympathische Protagonistin, die sich nicht so leicht unterkriegen lässt, wenn ihr etwas wichtig ist. Auch ihre Eltern sind beeindruckende Persönlichkeiten, wie man sie 1939 und in den Rückblenden erlebt. Der Schreibstil der Autorin ist angenehm und gut lesbar.

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Veröffentlicht am 06.04.2022

Sylt im Wandel

Diese eine Liebe wird nie zu Ende gehn
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Die Journalistin Susanne Matthiessen ist gebürtige Sylterin und hat ihre Jugend auf der Insel verbracht, bis sie zum Studium wegging. Ihr neues Buch "Diese eine Liebe wird nie zu Ende gehen", einem Zitat ...

Die Journalistin Susanne Matthiessen ist gebürtige Sylterin und hat ihre Jugend auf der Insel verbracht, bis sie zum Studium wegging. Ihr neues Buch "Diese eine Liebe wird nie zu Ende gehen", einem Zitat aus dem Ärzte Klassiker Westerland beschäftigt sich nun, ausgehend von der durch die Lockdowns eingekehrte vorübergehende Ruhe, mit den Veränderungen ihrer Heimatinsel seit ihrer Jugend in den 80er Jahren.

Damals hatten die Immobilienpreise nicht annähernd die heutigen Dimensionen erreicht und es gab noch unbebaute Flächen. Eine Zeitlang war Westerland sogar Anziehungspunkt für viele Punks und die Ärzte gaben ein Konzert dort. Einheimische und wohlhabende Urlauber und Ferienhausbesitzer profitierten voneinander, man schätzte als Friese aber auch Understatement anstatt Geprotze.

Mittlerweile sind fast alle bebaubaren Flächen Apartmenthäusern zum Opfer gefallen, viele Einheimische haben die Insel endgültig verlassen und damit fehlt auch Infrastruktur, für Dauerbewohner der Insel. Immer weitere Bauprojekte sorgen für Konfliktpotential zwischen Investoren und Insulanern, immer häufigere Wintersturmfluten lassen erahnen, wie der Klimawandel Sylt immer mehr zusetzen wird. Nicht alle aus dem früheren Unfeld der Erzählerin sind in ihrem Leben glücklich geworden.

Susanne Matthiessen erzählt, mir teilweise etwas zu episodenhaft, vom Leben auf Sylt abseits des Tourismus. Sie tut das sehr authentisch, pragmatisch und klischeebefreit und es ist sehr interessant auf diese Art die wahrscheinlich berühmteste deutsche Insel mal von einer anderen Seite zu sehen und die Schattenseiten der immer noch weiter steigenden Bettenzahlen aus Sicht einer dort Geborenen zu erfahren. Von der Beschreibung her, hätte ich aber eigentlich noch etwas mehr dazu erwartet, welche Folgen die Lockdowns für die Menschen auf Sylt hatte. Die Jugendzeit der Autorin in den 80ern nimmt definitiv mehr Raum ein.

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Veröffentlicht am 06.04.2022

Feinsinniger Roman um eine ungewöhnliche Wohngemeinschaft

Für immer und noch ein bisschen länger
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Anna, Anfang 30, deren chinesische Mutter direkt nach ihrer Geburt gestorben ist, woraufhin sie bei ihren eher gefühlskalten deutschen Großeltern aufwuchs, musste vor sechs Jahren einen weiteren heftigen ...

Anna, Anfang 30, deren chinesische Mutter direkt nach ihrer Geburt gestorben ist, woraufhin sie bei ihren eher gefühlskalten deutschen Großeltern aufwuchs, musste vor sechs Jahren einen weiteren heftigen Verlust verkraften. Ihr Verlobter Jeremias starb bei einem Verkehrsunfall. Seitdem lebt sie total zurückgezogen in der ehemals gemeinsamen Wohnung, ihr einziger Kontakt zur Außenwelt findet durch ihre Arbeit als Pianistin und Gesangslehrerin statt. Doch dann erhält sie auch noch eine Kündigung der Wohnung wegen Eigenbedarf und findet im teuren München keine Alternative, sodass sie schließlich mehr oder weniger aus Verzweiflung bei der WG der über 80-jährigen, ehemaligen Opernsängerin Gunilla, ihrem autistischen Sohn Michel, der stillen älteren Dame Rose und KG, einem höflichen älteren Herren, der den WG-Haushalt schmeißt, landet. Auch sie haben alle ihr Päckchen zu tragen, doch Annas Einzug bringt etwas ins Rollen, sowohl bei Anna, als auch bei ihren älteren Mitbewohner:innen.

Barbara Leciejewski ist es auch mit ihrem neuesten Roman gelungen, eine sehr feinsinnige Geschichte mit etwas ungewöhnlichen Protagonist:innen und viel Tiefgang zu erzählen. Jede:r der Beteiligten hat mit Ereignissen aus der Vergangenheit nicht abschließen können und verbirgt etwas vor den anderen, anstatt offen darüber zu sprechen. Aber, beginnend mit Annas Einzug, ändert sich langsam etwas, alle werden offenener und achtsamer miteinander und helfen sich so gegenseitig ins Leben zurück, auch wenn es ein langer Prozess ist. Die Autorin hat durchweg überzeugend gestaltete und liebenswerte Charaktere erschaffen, die trotz mancher Macke nie ins Lächerliche abdriften. Der Schreibstil ist sehr gut und flüssig lesbar und der Roman fesselt, weil man nach und nach die Geschichte der verschiedenen Personen erfährt. Auch die Liebe spielt natürlich eine Rolle, aber auf eine angenehm unkitschige Art und Weise. Was mir ebenfalls gut gefallen hat, ist, dass im Gegensatz zu vielen anderen Romanen, die in letzter Zeit erschienen sind, auch Corona, in diesem Fall die Folgen des ersten Lockdowns vor allem für die Musikerin Anna, nicht komplett ausgeblendet wurde, da es zur aktuellen Zeit einfach dazu gehört und nicht bewusst ignoriert werden sollte, weil es sich um eine fiktive Geschichte handelt. Ich empfehle diesen Roman auf jeden Fall sehr gerne allen, die Gegenwartsromane mit etwas Tiefgang mögen.

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Veröffentlicht am 04.04.2022

Erster Teil einer spannenden Familiensaga um ein Kosmetikunternehmen

Das Goldblütenhaus - Der Ruf einer neuen Zeit
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Das "Goldblütenhaus - Ruf einer neuen Zeit" macht mit seiner sommerlichen und zugleich edlen Covergestaltung gleich Lust auf's Lesen. Es handelt sich dabei um den ersten von drei Teilen, in dessen Mittelpunkt ...

Das "Goldblütenhaus - Ruf einer neuen Zeit" macht mit seiner sommerlichen und zugleich edlen Covergestaltung gleich Lust auf's Lesen. Es handelt sich dabei um den ersten von drei Teilen, in dessen Mittelpunkt ein Familienunternehmen, die Firma Glanz, steht, dessen Gründer, der Großvater einer der Protagonistinnen nach dem Zweiten Weltkrieg mit der von ihm entwickelten Goldblütencreme erfolgreich wurde.

Mittlerweile führen seine Enkelinnen Leonie und Ella das Familienunternehmen, nachdem ihr Bruder Alex nach einem Sturz aus seinem Bürofenster ums Leben gekommen ist. Ihre Großmutter Hedi, die Witwe des einstigen Firmengründers lebt aber noch, genau wie ihre einzige Tochter, die Mutter der Zwillingsschwestern Leonie und Ella. Hedi scheint eine schwere Schuld auf sich geladen zu haben, man erfährt aber nur bruchstückhaft in Rückblenden mehr über ihre Vergangenheit, was die Spannung (auch auf den Folgeband) steigert. Aber auch die beiden Juniorchefinnen haben beruflich wie privat einige Themen, die dringend geklärt werden müssten.

Gabriela Gross schreibt sehr anschaulich und fesselnd darüber, was es bedeutet, eine Familie zu sein und einen Familienbetrieb zwischen Tradition und Moderne zu führen, was auch immer wieder gewisse Einschränkungen mit sich bringt und den Zusammenhalt aller erfordert. Man kann sich gut in die Beteiligten und ihr Leben hineinversetzen, auch wenn diese mir stellenweise doch etwas zu sehr in ihrer recht luxuriösen Welt leben, aber so ist das wohl oft, wenn man ein eigenes Unternehmen führt, und durch die Rückblicke in die Vergangenheit von Hedi und dadurch, dass nur portionsweise mehr über sie bekannt wird, wird viel Spannung erzeugt. Auch die Kosmetikentwicklung und die Vermarktung der Produkte werden thematisiert, hierzu hat die Autorin gründlich recherchiert. Der Schreibstil ist gut lesbar, sodass die Kapitel nur so verfliegen. Ich bin auf jeden Fall schon gespannt auf den zweiten Band.

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