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Veröffentlicht am 12.09.2021

Perspektivwechsel

Die Berge, der Nebel, die Liebe und ich
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Bei "Die Berge, der Nebel, die Liebe und ich", dem neuen Buch von Tessa Randau handelt es sich um ein recht kleinformatiges und dünnes Büchlein, dessen Cover aber sehr ansprechend gestaltet ist. Und auch ...

Bei "Die Berge, der Nebel, die Liebe und ich", dem neuen Buch von Tessa Randau handelt es sich um ein recht kleinformatiges und dünnes Büchlein, dessen Cover aber sehr ansprechend gestaltet ist. Und auch auf verschiedenen Seiten finden sich weitere, zum Inhalt passende bunte Illustrationen.

Eine Frau, knapp über 40, hat ihrem Mann, mit dem sie 3 Kinder hat, ein Wochenende in einer Berghütte zum Geburtstag geschenkt, weil sie das Gefühl hat, dass die Nähe zwischen ihnen verloren gegangen ist. Dort angekommen hat er aber andere Pläne als mit ihr zu wandern und so zieht sie alleine los und trifft an einem besonderen Stein auf einen älteren Mann, der vor längerer Zeit ebenfalls in einer tiefen Beziehungskrise steckte und hilfreiche Ratschläge für sie hat.
Durch das Gespräch mit ihm und einer alten Freundin von ihm, lernt sie, bestimmte Dinge anders zu sehen und auch eigene Schwachpunkte wahrzunehmen.

Die Autorin bezieht dabei unter anderem die vier Seiten einer Nachricht von Schulz von Thun mit ein, aber auch weitere wissenschaftliche Theorien zur Kommunikation und zu Beziehungen. Manches war mir bereits bekannt, manche Theorie ist meiner Meinung nach etwas zu weit her geholt, aber es sind auf jeden Fall Punkte dabei, auf die ich noch mehr achten könnte. Was den Schreibstil angeht, ermöglicht es dieser, sich gut in die Protagonistin, deren Name nicht genannt wird, hineinversetzen.

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Veröffentlicht am 29.08.2021

Anders als gedacht

Bis ans Ende aller Fragen
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Maxi ist Anfang 40, kinderlos und wurde von ihrem Expartner für eine Jüngere verlassen. Mehr durch einen Zufall kam es dazu, dass sie ein recht gut laufendes Café betreibt, wo sie bei einer Trauerfeier ...

Maxi ist Anfang 40, kinderlos und wurde von ihrem Expartner für eine Jüngere verlassen. Mehr durch einen Zufall kam es dazu, dass sie ein recht gut laufendes Café betreibt, wo sie bei einer Trauerfeier einen Witwer mit seinen beiden kleinen Kindern näher kennenlernt, was ihre Nichte auf die Idee bringt, sie in eine Trauergruppe einzuschleusen, um dort den passenden Mann oder eben auch gleich eine kleine Familie zu finden.

Ich fand die Idee hinter der Geschichte grundsätzlich recht gut, die Sache mit der Trauergruppe ging mir persönlich aber zu weit und war mir zu makaber. Außerdem entwickelte sich alles recht schnell in eine andere Richtung, als ich dem Klappentext nach erwartet hatte. Maxi ist mir aber grundsätzlich sympathisch, sie wirkt nur manchmal etwas unreif und wankelmütig, dafür, dass sie eigentlich schon Ü-40 ist. In mancher Hinsicht kann ich mich aber dennoch gut in sie hineinversetzen. Das Anne Hertz-Duo schreibt gewohnt humorvoll und gut lesbar, sodass man einen unterhaltsamen Frauenroman bekommt.

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Veröffentlicht am 27.08.2021

Abenteuerliche Ferien vor den Toren der Heimatstadt

Dicke Biber
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Zunächst einmal möchte ich die Umschlaggestaltung des Buches lobend erwähnen. Es handelt sich um einen hochwertigen Hardcover-Einwand mit rauer Haptik, da klimaneutral und plastikfrei produziert. Die Farbgestaltung ...

Zunächst einmal möchte ich die Umschlaggestaltung des Buches lobend erwähnen. Es handelt sich um einen hochwertigen Hardcover-Einwand mit rauer Haptik, da klimaneutral und plastikfrei produziert. Die Farbgestaltung ist bunt und zum Thema passend und wirkt zugleich etwas retro. Auch im Buch selbst finden sich weitere Illustrationen, die die Geschichte unterstützen und auflockern, teilweise auch in bunt.

Pico, der eigentlich Amadeus heißt, und nach den Ferien in die vierte Klasse am Gymnasium, also wohl in die 8. Klasse nach deutscher Zählweise, kommt, muss mit seinen Eltern und seiner kleinen Schwester Urlaub in einer Hütte am Ufer eines Donauseitenarms nahe seiner Heimatstadt Wien machen. Diese Hütte hat ihnen eine alte Nachbarin vermacht. Viel lieber wäre er aber, wie sein Freund Batman, der ihm immer wieder Chatnachrichten aus Südfrankreich schreibt, irgendwo am Meer. Zum Glück lernt er bald die etwa gleichaltrige Enkelin ihrer Hüttennachbarn kennen, mit der er die Natur erkundet und schließlich einen erschossenen Biber findet.

Die Geschichte hat mir grundsätzlich sehr gut gefallen, sie thematisiert verschiedene Dinge, unter anderem, dass auch Urlaub nahe der Heimat spannender sein kann, als erwartet, aber auch, dass gute Schulnoten nicht alles sind und jeder andere Interessen und Begabungen hat, auch Familie und ein bisschen erstes Verliebtsein spielen eine Rolle. Man erfährt Dinge über die heimische Natur am Flussufer und zudem schreibt die Autorin teilweise auch mit einem subtilen Humor. Da sie Österreicherin ist, kommen aber teilweise auch Begriffe (z. B. Ribisel) vor, die in Deutschland wenig bis gar nicht gebräuchlich sind, hier wäre es für junge Leser sicher hilfreich, wenn diese irgendwo erklärt würden. Außerdem finde ich den Untertitel "Ein Naturschutz-Krimi" etwas ungünstig gewählt, da der eigentliche "Kriminalfall" sich eher am Ende abspielt und sich nur über einen Bruchteil der Seiten erstreckt. "Abenteuerliche Ferien" oder ähnliches fände ich passender.

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Veröffentlicht am 27.08.2021

Eine Spitzenköchin zwischen den Fronten

Die Frauen von New York - Glanz der Freiheit
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Der erste Band einer Romanreihe über "Die Frauen von New York" spielt während und kurz nach dem Zweiten Weltkrieg. Im Mittelpunkt der Handlung steht die talentierte Jungköchin Lily Rose, die eigentlich ...

Der erste Band einer Romanreihe über "Die Frauen von New York" spielt während und kurz nach dem Zweiten Weltkrieg. Im Mittelpunkt der Handlung steht die talentierte Jungköchin Lily Rose, die eigentlich aus wohlhabenderen Verhältnissen stammt, sodass ihre Mutter wenig begeistert davon ist, dass sie als Köchin arbeitet und nicht möglichst bald heiratet. Unterstützung erhält sie aber durch ihre Großmutter, die ihre Leidenschaft für's Kochen und gutes Essen teilt. Als immer mehr männliche Köche in den Krieg ziehen müssen, erhält Lily Rose sogar die Chance Küchenchefin zu werden, gleichzeitig ist es aber auch eine große Herausforderung, trotz der Rationierung Spitzenküche zu bieten und zudem vermisst sie ihren, im Krieg verschollenen, Kollegen Tom, mit dem sie kurz vor dessen Einberufung zusammengekommen ist.

Mir hat der Roman gut gefallen. Das Cover und der Titel erkennen, dass die Geschichte Anfang oder Mitte des vergangenen Jahrhunderts in New York spielt. Dass die Protagonistin eine Spitzenköchin ist und dies die Handlung prägt, wird aber leider nicht ersichtlich. Lily Rose ist mir auf jeden Fall sehr sympathisch, wie sie mit fairen Mitteln für ihren Traum kämpft, im Restaurant Karriere zu machen und sich privat nicht von ihrer Mutter bevormunden lässt. Man erfährt auch viel über die Hierarchien und Abläufe in einer Spitzenküche, wie sie heute oft wohl noch recht ähnlich sind. Außerdem ist es interessant, mehr darüber zu erfahren, wie aufgrund der Rationierungen improvisiert werden musste, um trotz allem Mangels Spitzenküche bieten zu können. Auch Tom und Lilys Chef wirken sympathisch, wie sie Lily akzeptieren und unterstützen, obwohl eine Frau in einer derartigen Position damals einfach noch nicht als normal angesehen wurde. Der Schreibstil der Autorin ist angenehm lesbar und so, dass man sich gut in Lily und die damalige Zeit hineinversetzen kann.

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Veröffentlicht am 14.08.2021

Eine große Freundschaft, ein schmerzhafter Verlust und die Auseinandersetzung mit der Schuld

Der Mauersegler
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Der Arzt Prometheus, sein erster Vorname ist eigentlich Marvin, ist seit seiner Kindheit mit Jakob befreundet. Dieser ist glücklich verheiratet, hat einen kleinen Jungen und seine Frau ist zum zweiten ...

Der Arzt Prometheus, sein erster Vorname ist eigentlich Marvin, ist seit seiner Kindheit mit Jakob befreundet. Dieser ist glücklich verheiratet, hat einen kleinen Jungen und seine Frau ist zum zweiten Mal schwanger, als bei ihm Blasenkrebs mit Metastasen diagnostiziert wird. Da Prometheus gerade eine medizinische Studie zur Immuntherapie als Alternative zur Chemotherapie bei Blasenkrebs leitet, bedrängen ihn Jakob und dessen Familie, ihn mit in diese Studie aufzunehmen und Prometheus gibt, trotz Skrupeln wegen der großen Verantwortung für das Leben seines besten Freundes, nach. Doch die Therapie schlägt nicht wie gewünscht an und Jakob stirbt, was nun vielleicht Prometheus Schuld ist. Er flüchtet vor seiner und Jakobs Familie und der Polizei ohne konkretes Ziel ans Meer nach Dänemark, wo ein älteres lesbisches Paar ihn in einer Notsituation aufsammelt und erst einmal bei sich aufnimmt.

Der neue Roman von Jasmin Schreiber ist definitiv keine leichte Kost. Er verdeutlicht auf brutalste Art und Weise, wie der Krebs Menschen, die mitten im Leben stehen, trifft und dass die Wahl der richtigen Therapie oft wie Russisch Roulette ist, auch wenn alle nur das Beste wollen. Jasmin Schreiber gelingt es mit ihrer sprachgewaltigen Ausdrucksweise wieder, die richtigen Metaphern (auch der namensgebende Mauersegler spielt dabei eine Rolle) und Vergleiche zu finden, um zumindest ansatzweise zu verdeutlichen, wie Prometheus sich fühlt, wie er mit sich und seiner Schuld hadert. Auf verschiedenen Zeitebenen werden im Wechsel die "Krankengeschichte" bis zu Jakobs Tod, Prometheus Flucht und schöne Erinnerungen an früher, die verdeutlichen, wie groß die Freundschaft der beiden war, erzählt. Es ist auf jeden Fall ein wichtiges und lesenswertes Buch, das bleibenden Eindruck hinterlässt.

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