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Veröffentlicht am 15.10.2021

Eine junge Putzmacherin findet ihren Weg

Atelier Rosen
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Wie das Cover bereits vermuten lässt, handelt es sich bei "Atelier Rosen - Die Frauen aus der Marktgasse" um einen historischen Roman. Dieser spielt in Kassel, im Jahr 1830. Dort betreibt Charlotte Rosen ...

Wie das Cover bereits vermuten lässt, handelt es sich bei "Atelier Rosen - Die Frauen aus der Marktgasse" um einen historischen Roman. Dieser spielt in Kassel, im Jahr 1830. Dort betreibt Charlotte Rosen ein kleines Putzmacher-Atelier, in dem Hüte und Kopfbedeckungen für die bürgerliche und adelige Kundschaft angefertigt werden. Ihre unehelich geborene 20-jährige Tochter Elise arbeitet ebenfalls im Atelier mit und lernt bei einem Auftrag die junge Adelige Sybilla von Schönhoff kennen. Die beiden freunden sich trotz der Standesschranken an, dann wird die Freundschaft aber auf eine harte Probe gestellt, als Sybillas Verlobter sich in Elise verliebt und auch Elises Leben gerät komplett durcheinander.

Ich fand es sehr spannend, in eine andere Zeit abzutauchen und mehr über den mittlerweile ausgestorbenen Beruf der Putzmacherin zu erfahren. Elise und Sybilla sind sehr sympathische Protagonistinnen, in die man sich gut hineinversetzen kann und mit ihnen mitfiebert, bzw. mitleidet. Ich fand es auch sehr interessant, dass die politischen Umstände der damaligen Zeit immer wieder eine Rolle spielten. Am Ende waren mir nur die Wendungen und Verstrickungen etwas zu viel und nicht mehr alles komplett glaubwürdig, hier hätte mir auch etwas weniger Drama gereicht. Der Schreibstil der Autorin ist aber sehr anschaulich und gut lesbar, sodass man das Buch trotz der recht stolzen Seitenzahl zügig lesen kann.

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Veröffentlicht am 11.10.2021

Die Schattenseiten der wilden 20er Jahre in Berlin

Polizeiärztin Magda Fuchs – Das Leben, ein großer Rausch
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"Das Leben, ein großer Rausch" ist der zweite Teil einer Trilogie um die jung verwitwete Frauen- und Kinderärztin Magda Fuchs, die nach der Ermordung ihres Mannes von Hildesheim nach Berlin kam, um dort ...

"Das Leben, ein großer Rausch" ist der zweite Teil einer Trilogie um die jung verwitwete Frauen- und Kinderärztin Magda Fuchs, die nach der Ermordung ihres Mannes von Hildesheim nach Berlin kam, um dort als Polizeiärztin zu arbeiten. Sie als Frau ist dabei für Kinder und Frauen zuständig, die Opfer von Gewalttaten wurden und für die regelmäßige Untersuchung der vielen Prostituierten der Stadt. Da sie von dieser Arbeit nicht leben kann, eröffnet sie in diesem zweiten Teil, der im Jahr 1922 beginnt, nun eine eigene Praxis in den Praxisräumen des verstorbenen Mannes ihrer Pensionswirtin. Auch deren Tochter Celia träumt nach einer unglücklichen Ehe davon, nun endlich Medizin studieren zu können und doch noch in die Fußstapfen ihres Vaters treten zu können, obwohl sie wieder frisch vergeben ist und verheirateten Frauen das Studium damals meist versagt blieb.

Magda ist ebenfalls neu liert, mit dem Polizeikommissar Kuno Mehring, mit dem sie auch beruflich viel zu tun hat. Besonders beschäftigt beide aktuell ein unbekannter Angreifer, der Frauen mit Stichverletzungen in den Bauchraum schwer verletzt, unter anderem auch Magdas Nachbarin in der Pension.

Ich fand die Lektüre dieses zweiten Bandes wieder genauso spannend und interessant, wie die des ersten Teils. Die Mischung aus Kriminalroman und historischem Roman und auch etwas Medizingeschichte ist sehr gut gelungen. Man erfährt viel über das Leben im Berlin der 20er Jahre, sowohl Glanzvolles als auch viel Unschönes und die Schilderungen wirken sehr authentisch und dadurch natürlich auch erschütternd. Aus der Perspektive verschiedener Frauen kann man miterleben, unter welchen Problemen und Einschränkungen sie damals zu leiden hatten. Zugleich handelt es sich aber (meist) auch um starke Frauenpersönlichkeiten, die für das kämpfen, was ihnen wichtig ist. Besonders Magda Fuchs ist mir dabei sehr ans Herz gewachsen, wie sie versucht, auch unter erschwerten Bedingungen bestmöglich zu helfen und trotz des vielen Leids und Elends nicht anzustumpfen. Ich freue mich jetzt auf jeden Fall schon auf den dritten und letzten Band.

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Veröffentlicht am 11.10.2021

Die Zurückgelassenen

Wenn ich wiederkomme
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Von Marco Balzano kenne ich bereits seinen vorangegangenen Roman, der in der Gegend um den Reschensee um den Zweiten Weltkrieg herum spielt. Sein neuestes Werk handelt nun im Rumänien der Gegenwart und ...

Von Marco Balzano kenne ich bereits seinen vorangegangenen Roman, der in der Gegend um den Reschensee um den Zweiten Weltkrieg herum spielt. Sein neuestes Werk handelt nun im Rumänien der Gegenwart und beschäftigt sich mit dem Schicksal rumänischer Familien, bei denen die Mutter in eines der wohlhabenderen Länder Europas geht, um ihren Kindern einen gewissen Lebensstandard bieten zu können. Daniela verlässt in einer Nacht und Nebelaktion ihren Mann, der beruflich nicht viel auf die Reihe bekommt und ihre beiden Kinder im Teenageralter, um in Italien mehr Geld zu verdienen.

Erzählt wird die Geschichte dann aber weitgehend aus der Perspektive der in Rumänien zurückgelassenen Kinder, denen die Mutter fehlt, obwohl sie mittlerweile "aus dem Gröbsten raus" sind. Das können auch westliche Luxusartikel wie Spielekonsolen und Smartphones nicht kompensieren. Manuel steckt mitten in der Pubertät und kommt auf der, vom Geld der Mutter finanzierten Privatschule, die ihm einen Weg in eine bessere Zukunft ebnen soll, nicht gut klar und auch seiner Schwester Angelica fehlt die Mutter.

Durch den gut verständlichen und zugleich anschaulichen und authentischen Schreibstil von Marco Balzano kann man sich sehr gut in die Gefühlswelt der Geschwister hineinversetzen und Marco Balzano ist so ein sehr wichtiger und lesenswerter Roman gelungen, der den Fokus auf die legt, die bei der Thematik der osteuropäischen Arbeitskräfte, die bei uns für einen Mindestlohn arbeiten, gern übersehen werden.

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Veröffentlicht am 11.10.2021

Die ereignisreichen Jahre zwischen den Kriegen

Kinderklinik Weißensee – Jahre der Hoffnung (Die Kinderärztin 2)
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Bei "Kinderklinik Weißensee - Jahre der Hoffnung" handelt es sich um den zweiten Band einer Reihe um eine der ersten Kinderkliniken Deutschlands, am Stadtrand von Berlin. Den ersten Teil, der vor etwa ...

Bei "Kinderklinik Weißensee - Jahre der Hoffnung" handelt es sich um den zweiten Band einer Reihe um eine der ersten Kinderkliniken Deutschlands, am Stadtrand von Berlin. Den ersten Teil, der vor etwa einem Jahr erschien, habe ich verschlungen, sodass ich das Erscheinen des zweiten Teils herbeigesehnt habe.

Die Covergestaltung des neuen Bandes ähnelt der des Vorgängers sehr und passt dadurch sehr gut zu einem historischen Roman mit dieser Thematik.

Die Handlung beginnt diesmal im Jahr 1918, als der Erste Weltkrieg gerade zu Ende ist und es kommt zu einem Wiedersehen mit vielen alten Bekannten, die nun aber einige Jahre älter geworden sind, allen voran den Lindow-Schwestern, die im Mittelpunkt der Geschichte stehen. Marlene hat ihr Studium der Pädiatrie abgeschlossen und leistet nun ein einjähriges Praktikum an der Kinderklinik ab. Frauen sind im Arztberuf aber von vielen nicht gern gesehen. Ihr Verlobter Maximilian ist zwar unverletzt aus dem Krieg heimgekehrt, ist aber ein anderer Mensch geworden, was die Beziehung schwer belastet. Ihre Schwester Emma hat ihren Sohn Theo, das Ergebnis einer kurzen Affäre, unehelich bekommen, kann aber glücklicherweise weiter als Kinderkrankenschwester arbeiten. Schon kurz nach dem Elend des Krieges breitet sich auch noch die Spanische Grippe in Berlin aus und macht allen in der Klinik schwer zu schaffen.

Mir hat auch dieser 2. Teil sehr gut gefallen. Ich mag Romane, die sich mit der jüngeren deutschen Vergangenheit beschäftigen und die Entwicklungen und Fortschritte in der Medizin, sowie die Situation der Frauen finde ich besonders interessant. Der Autorin gelingt es, mit ihrem Erzählstil zu fesseln, sodass man das Buch kaum aus der Hand legen mag. Zudem sind mir die beiden Lindow-Schwestern sehr an Herz gewachsen, da sie eine sehr sympathische Art haben und nun etwas reifer geworden sind, aber weiter für das kämpfen, was ihnen am Herzen liegt. Auch viele weitere liebgewonnene Charaktere aus dem ersten Teil, tauchen wieder auf. Die historischen und medizinischen Fakten wirken gut recherchiert und teilweise trägt der typische Berliner Chargon zu Authentizität und Lokalkolorit bei. Die Kapitelüberschriften erleichtern die zeitliche Orientierung, was ich auch immer recht hilfreich finde.

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Veröffentlicht am 11.10.2021

Eine Fälscherin im Dienste der Résistance

Das Buch der verschollenen Namen
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Der jüdischen Studentin Eva Abrams gelingt 1942 nur sehr knapp zusammen mit ihrer Mutter die Flucht aus Paris, nachdem ihr Vater als polnischer Jude, verhaftet wurde. Die beiden Frauen findet Zuflucht ...


Der jüdischen Studentin Eva Abrams gelingt 1942 nur sehr knapp zusammen mit ihrer Mutter die Flucht aus Paris, nachdem ihr Vater als polnischer Jude, verhaftet wurde. Die beiden Frauen findet Zuflucht im kleinen Bergdorf Aurignon in der unbesetzten Zone, wo viele Bewohner, unter anderem auch der katholische Priester und ihre Pensionswirtin in der Résistance engagieren und Menschen, die von den Nationalsozialisten verfolgt werden, einen Unterschlupf bieten und ihnen zu einer neuen Identität verhelfen. Dort lernt Eva auch bald den jungen Widerstandskämpfer Rémy kennen, zu dem sie sich hingezogen fühlt. Durch ihr künstlerisches Talent kann Eva bald einen wertvollen Beitrag beim Anfertigen neuer Papiere in der kleinen Fälscherwerkstatt in der katholischen Kirche leisten. Besonders die Schicksale der vielen jüdischen Kinder, die mit Hilfe einer neuen Identität ohne ihre Eltern flüchten müssen, lassen sie nicht los und sie sucht nach einem Weg, deren wahre Identität für eine Zeit nach dem Krieg bewahren, ohne die Kinder einer Gefahr auszusetzen. Zusammen mit Rémy fertigt sie verschlüsselte Aufzeichnungen an: das Buch der verschollenen Namen. Aber auch Eva und Rémy verlieren sich durch ihre Tätigkeit immer wieder aus den Augen und geraten auch in Lebensgefahr.

Ich fand die Lektüre des Romans sehr interessant, da ich aus der Perspektive Evas viel über die Arbeit der Résistance aus nächster Nähe erfahren habe, wie sie vorgegangen sind, um das Leben von Menschen zu retten, die sie gar nicht kannten. Es ist gut, dass diesen Menschen, die damals so viel für andere riskiert haben, auch heute noch Aufmerksamkeit geschenkt wird. Eva ist mir als Protagonistin sehr sympathisch. Der Roman spielt weitgehend während des Zweiten Weltkrieges in Frankreich, einige wenige Passagen aber auch im Jahr 2005, als Eva eine alte Frau ist, die nie mit der Vergangenheit abschließen konnte. Der Schreibstil der Autorin ist sehr anschaulich, fesselnd und gut lesbar, die Spannung, wie alles ausgeht und wer wirklich zu den "Guten" gehörte, blieb lange erhalten.

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