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Veröffentlicht am 29.04.2021

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Ich dachte schon, du fragst mich nie
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Bei "Ich dachte schon, du fragst mich nie" hat mich zunächst das Cover sehr angesprochen, es ist wirklich schön gestaltet, wobei es mich erst einmal vermuten lassen hat, dass der Roman fast ausschließlich ...

Bei "Ich dachte schon, du fragst mich nie" hat mich zunächst das Cover sehr angesprochen, es ist wirklich schön gestaltet, wobei es mich erst einmal vermuten lassen hat, dass der Roman fast ausschließlich auf Mallorca spielt. Hamburg als fast gleichwertiger Schauplatz bleibt da etwas außen vor.

Protagonistin Sophie Hartmann lebt mit ihren beiden Töchtern Pauli und Liv in einem umgebauten Bootshaus in Hamburg, ihr Mann ist vor fünf Jahren plötzlich verstorben, was sie immer noch sehr beschäftigt. Nun will sie ihre ältere Tochter Liv aber dabei unterstützen, ihren Traum von einem Pop-up-Restaurant zu verwirklichen. Ausgerechnet am Eröffnungstag bricht diese sich ein Bein. Am Abend der Eröffnung ist dann auch Marc anwesend, der in in Hamburg gerade eine Auszeit nimmt, nachdem er bei seiner Arbeit als Unternehmensberater für Restaurants und Hotels einen Zusammenbruch erlitten hat. Eigentlich lebt und arbeitet er auf Mallorca, wo er Sophie einige Zeit zuvor schon einmal begegnet ist, ohne dass einer von beiden sich getraut hatte, den anderen anzusprechen, obwohl damals schon ein Kribbeln in der Luft lag. Wie praktisch, dass Marcs eigentliche Leidenschaft dem Kochen gilt...

Bei der Geschichte handelt es sich um einen gut lesbaren Sommerroman, in dem kulinarische Genüsse auch immer wieder eine Rolle spielen. Was Mallorca angeht, ist auch eine gute Dosis Lokalkolorit vorhanden, von Hamburg hätte ich gerne noch etwas mehr "gesehen". Die Protagonist:innen sind mir weitgehend sympathisch, nur manchmal machen sie alles etwas zu kompliziert für meinen Geschmack und manch zusätzliche Erläuterung zu Gedankengängen oder auch Gerichten hätte es für mich nicht gebraucht, da sich da eigentlich von selbst erschloss oder eben allgemein bekannt ist. Ansonsten ist der Schreibstil der Autorin gut lesbar und anschaulich.

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Veröffentlicht am 26.04.2021

Familiengeheimnis(se) auf Island

Das Mädchen im Nordwind
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Der Roman "Das Mädchen im Nordwind" ist bereits der dritte Island Roman der Autorin. Die Handlung ist aber komplett unabhängig von der der früheren Bücher. Gemeinsam ist ihnen aber, dass sie auf zwei ...


Der Roman "Das Mädchen im Nordwind" ist bereits der dritte Island Roman der Autorin. Die Handlung ist aber komplett unabhängig von der der früheren Bücher. Gemeinsam ist ihnen aber, dass sie auf zwei Zeitebenen spielen, hier sind es die Gegenwart und die Zeit des Nationalsozialismus.

Die 34-jährige Tischlerin Sofie geht 2019 für einige Monate in den Norden Islands, um dort im Rahmen von Work and Travel ein Haus zu renovieren. Dabei stößt sie einerseits auf ein altes, auf Deutsch verfasstes, Tagebuch und lernt zudem den recht wortkargen Isländer Björkvin kennen.
Im Mittelpunkt der zweiten Zeitebene steht Luise, die Tochter eines jüdischen Kaufmanns aus Lüneburg, deren Familie immer mehr unter den mächtiger werdenden Nationalsozialisten zu leiden hat. 1936 lernt sie den Isländer Jónas kennen, der kein Problem mit ihrer jüdischen Herkunft hat und die beiden beginnen trotz aller Widerstände eine Beziehung miteinander.

Mir hat die Geschichte gut gefallen, ich mag Island sehr und fand es schön, mit Sofie zumindest beim Lesen wieder dort hin zu reisen. Sofie und Luise als Protagonistinnen waren mir beide sehr sympathisch und besonders mit Luise, ihrer Familie und Jónas habe ich mitgelitten. Durch die beiden Zeitebenen bietet der Roman auch eine gute Portion Tiefgang, indem man viel über die Grausamkeiten der Nationalsozialisten gegenüber Juden erfährt. Aber auch der Teil, der in der Gegenwart spielt, ist nicht zu kitschig. Der Schreibstil der Autorin ist sehr gut lesbar, immer wieder baut sie auch einzelne isländische Begriffe mit ein, sodass man eine gewisse Vorstellung von der doch recht wenig verbreiteten Sprache bekommt. Eine Karte hinten im Umschlag trägt zu einer besseren Orientierung auf der Insel bei.

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Veröffentlicht am 26.04.2021

Eine Künstlerin kämpft für ihren Traum

Die Bildhauerin
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Camille Claudel wuchs in einer gut bürgerlichen Familie in ländlicher Umgebung auf, ihre Mutter wollte sie am liebsten früh und gut verheiratet wissen, ihr Vater erkannte und förderte das Talent seiner ...

Camille Claudel wuchs in einer gut bürgerlichen Familie in ländlicher Umgebung auf, ihre Mutter wollte sie am liebsten früh und gut verheiratet wissen, ihr Vater erkannte und förderte das Talent seiner Tochter aber und unterstützte sie dabei, in Paris mehr über das Bildhauen zu lernen. Obwohl das für Frauen der damaligen Zeit ein sehr ungewöhnlicher Berufswunsch war, findet Camille schnell zwei Mitstreiterinnen, denen die École des Beaux-Arts ebenfalls auf Grund ihres Geschlechts verschlossen bleibt und sie mieten sich gemeinsam ein Atelier und finden auch männliche Förderer. So lernt Camille irgendwann auch den wesentlich älteren Bildhauer Auguste Rodin kennen, der sie unterrichtet, sie als seine Muse benutzt und sie schließlich auch zu (einer) seiner Geliebten macht, obwohl er verheiratet ist.

Ich fand es sehr interessant, mehr über diese spannende Frau zu erfahren, die in einer Zeit, in der dies noch absolut unüblich war, darum gekämpft hat, sich beruflich zu verwirklichen und von ihrer Kunst zu leben. Im Roman wird sehr deutlich, wie sie und Rodin sich gegenseitig inspirieren und brauchen, er ihr aber auch gleichzeitig Verletzungen zufügt, weil sie doch mehr sein möchte als nur die Geliebte des großen Künstlers.
Etwas verwirrend fand ich stellenweise die Rückblicke in Camilles Jugend, hier wäre mir eine ausschließlich chronologische Erzählweise lieber gewesen. Außerdem endet der Roman für mein Empfinden sehr plötzlich und mitten im Leben von Camille, ohne dass man zumindest in einem Nachwort erfährt, wie ihr Leben weiter verlaufen ist.

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Veröffentlicht am 23.04.2021

Kann man auf Norderney die große Liebe finden?

Möwensommer
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Lina ist Mitte 20 und auf Norderney geboren, ihre Eltern betreiben ein kleines Hotel und sie kann sich nicht vorstellen, wo anders als auf der Insel zu leben. Leider ist es aber nicht so leicht, sich ...


Lina ist Mitte 20 und auf Norderney geboren, ihre Eltern betreiben ein kleines Hotel und sie kann sich nicht vorstellen, wo anders als auf der Insel zu leben. Leider ist es aber nicht so leicht, sich dort beruflich richtig zu verwirklichen und noch schwieriger ist es, den Mann für's Leben zu finden.

Seit ihrer Ausbildung arbeitet Lina als Floristin, eigentlich liebt sie diesen Beruf, würde im Laden aber gerne einiges anders machen, als ihre Chefin Claudia. Was die Männer angeht, wurde ihr an ihrem 18. Geburtstag von ihrem Jugendfreund Mattis das Herz gebrochen, seitdem sind sie weiter "nur" befreundet. Linas letzter Freund hat sie irgendwann wieder verlassen, um zurück auf's Festland zu gehen. Nun taucht aber der neue Standesbeamte Bent auf der Insel auf und beginnt Lina zu umwerben.

Ich fand es schön, beim Lesen in Gedanken mit nach Norderney reisen zu können, da ich die Ostfriesischen Inseln sehr mag. Lina war mir auch sehr sympathisch, ebenso wie ihre Familie und Freunde. Nicht alles an der Handlung hat mich aber komplett überzeugt, mit manchen Verhaltensweisen konnte ich nicht komplett identifizieren und für mich hätte, trotz des Genres, noch etwas mehr Tiefgang vorhanden sein dürfen. Der Schreibstil der Autorin ist auf jeden Fall gut lesbar, passend zu einer Sommerlektüre.

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Veröffentlicht am 17.04.2021

Kein leichtes Erbe

Enriettas Vermächtnis
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Enrietta da Silva war eine weltbekannte Schriftstellerin mit argentinischen Wurzeln, die schon lange in der Schweiz lebte. Nach ihrem Tod lädt ihr Testamentsvollstrecker Emilio, einen Schönheitschirurgen ...

Enrietta da Silva war eine weltbekannte Schriftstellerin mit argentinischen Wurzeln, die schon lange in der Schweiz lebte. Nach ihrem Tod lädt ihr Testamentsvollstrecker Emilio, einen Schönheitschirurgen Mitte 50 aus Buenos Aires und Jana, eine Schauspiellehrerin aus Salzburg nach Zürich in die Kanzlei ein, die das große Vermögen von Enrietta da Silva erben sollen. Zunächst muss aber geklärt werden, in welcher Verbindung sie zu der Verstorbenen standen. So nähern sich auch Jana und Emilio bei ihrem Aufenthalt in Zürich einander an. Bald taucht aber Armando auf, der Anspruch auf den größten Teil des Erbes anmeldet und viel Staub aus der Vergangenheit aufwirbelt.

Der Roman beschäftigt sich mit den drei potentiellen Erben und vor allem ihrem Verhältnis untereinander und ihrer Lebensgeschichte. Ihr Verhältnis oder ihre Erfahrungen mit der Verstorbenen spielen nur am Rande eine Rolle, was ich etwas schade finde. Gerne hätte ich noch etwas mehr über den Weg der Schriftstellerin von Argentinien in die Schweiz und ihr weiteres Leben erfahren, um mir auch von ihr ein differenzierteres Bild zu machen. Was ihr Erbe anging, hatte sie jedenfalls ihren festen Willen, wer dieses bekommen sollte, und der schloss bewusst einen der drei Beteiligten aus, was dieser sich ebenso bewusst nicht gefallen lassen möchte. Nebenbei spielt auch noch eine Liebesgeschichte eine Rolle und grundsätzlich die Auseinandersetzung mit der eigenen Vergangenheit und den Vorstellungen für die Zukunft. Die Charaktere sind überzeugend ausgestaltet und auch der Hauptschauplatz Zürich findet sich im Roman erkennbar wieder. Der Schreibstil der Autorin ist anschaulich und angenehm lesbar.

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