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Veröffentlicht am 02.05.2021

Back To The Roots

Der Wind singt unser Lied
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Ich habe schon mehrere Romane von Meike Werkmeister gelesen, da ich sehr gerne beim Lesen an die Nordsee reise, wo ihre Geschichten hauptsächlich spielen. Daher war mein Interesse für „Der Wind singt unser ...

Ich habe schon mehrere Romane von Meike Werkmeister gelesen, da ich sehr gerne beim Lesen an die Nordsee reise, wo ihre Geschichten hauptsächlich spielen. Daher war mein Interesse für „Der Wind singt unser Lied“ natürlich auch gleich geweckt. Aber auch das Cover des aktuellen Romans ist wieder sehr ansprechend gestaltet und macht wirklich Lust darauf, das Buch zu lesen.
Im Mittelpunkt der Handlung steht die Weltenbummlerin Toni, die wegen ihrer Eltern nach langer Zeit zurück nach St. Peter Ording auf deren Ferienhof kommt, nachdem sie zuletzt in Costa Rica recht zufrieden war. Für viele ein traumhafter Ort mit seinem tollen Strand und der Nordsee, nicht aber für Toni, die sich in ihrem Heimatort noch nie so richtig wohlgefühlt hat und sich auch wieder mit unangenehmen Erinnerungen aus ihrer Jugend konfrontiert fühlt. Und auch das Zusammensein mit ihren Eltern und ihrer Schwester gestaltet sich recht unentspannt und man scheint Toni etwas zu verheimlichen.
Mir hat die Geschichte sehr gut gefallen, da es sich nicht ausschließlich um einen sommerlichen Liebesroman handelt, der an einem schönen Ort spielt, sondern auch eine gute Dosis Tiefgang enthalten ist. Besonders gut gefällt mir aber natürlich auch wieder der Lokalkolorit, sodass ich mir die Schauplätze an der Nordsee sehr gut vorstellen und zumindest in Gedanken dorthin reisen konnte. Die verschiedenen Charaktere sind mir trotz mancher Ecken und Kanten sympathisch und der Schreibstil der Autorin ist sehr anschaulich und angenehm lesbar. Sehr schön finde ich auch, dass immer wieder Songtexte von Toni an passender Stelle eingebunden wurden. Sehr gerne empfehle ich diesen Roman weiter.

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Veröffentlicht am 29.04.2021

Perspektivwechsel

Drei Kameradinnen
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Im Mittelpunkt der Geschichte stehen die "Drei Kameradinnen" Hani, Saya und die Erzählerin Kasih, drei junge Frauen, deren Eltern nach Deutschland eingewandert sind, als sie selbst noch Kinder waren. Sie ...

Im Mittelpunkt der Geschichte stehen die "Drei Kameradinnen" Hani, Saya und die Erzählerin Kasih, drei junge Frauen, deren Eltern nach Deutschland eingewandert sind, als sie selbst noch Kinder waren. Sie freundeten sich an, weil sie in der gleichen Siedlung aufwuchsen und verbrachten viel Zeit zusammen. Mittlerweile lebt und arbeitet Saya in einem anderen Land und sie sehen sich seltener, aber anlässlich der Hochzeit einer Jugendfreundin verbringen sie nun wieder einige Tage gemeinsam und es kommt zu einem dramatischen Ereignis.

Was genau passiert ist, erfährt man aber erst am Ende des Romans. Dazwischen kommt es immer wieder zu episodenhaften Rückblicken auf Ereignisse, die alle drei Frauen oder besonders die Ich-Erzählerin Kasih geprägt haben und man erfährt mehr darüber, wie das Leben der jungen Frauen aktuell aussieht. Während Hani sich total bemüht, bei ihrer Arbeit alle Erwartungen am besten noch zu übertreffen und immer um Harmonie bemüht ist, widdert Saya überall Diskriminierung und Ungerechtigkeiten und tickt auch gerne mal aus. Kasih wirkt so, als ob sie ihren Weg noch nicht ganz gefunden hat und tut sich trotz eines Einser-Abschlusses schwer bei der Jobsuche, wofür sie auch ihren Migrationshintergrund als Ursache sieht. Als Erzählerin versucht sie, Erklärungen für das Verhalten ihrer Freundinnen zu bieten, spricht aber auch immer wieder den Leser direkt an und weist ihn so daraufhin, dass auch er nicht frei von Vorurteilen oder diskriminierenden Verhaltensweisen ist. Auch reale Ereignisse spielen im Roman eine Rolle, wie der Prozess um die NSU-Morde, dessen Verlauf vor allem Saya nicht kalt lässt.

Ich halte den Roman für sehr wichtig, um einmal die Perspektive zu wechseln und eigene Einstellungen und Verhaltensweisen zu überdenken und (wieder) darauf aufmerksam zu werden, wie verbreitet Alltagsrassismus heute noch ist, auch wenn man sich selbst eigentlich für weitgehend vorurteilsfrei hält. Der Roman bietet auf jeden Fall neue Sichtweisen und wichtige Denkanstöße und die Autorin schreibt sehr abwechslungsreich und sprachgewaltig. Man kann sich so sehr gut in ihre Protagonistinnen hineinversetzen und sie wirken auch sehr authentisch. Dass man als Leser auch immer wieder direkt von Kasih angesprochen wird, auch wenn es oft in einem provokanten und vorwurfsvollen Tonfall ist, hat mir ebenfalls gut gefallen. Ich empfehle das Buch daher gerne weiter.

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Veröffentlicht am 29.04.2021

Offen für Neues

Ich dachte schon, du fragst mich nie
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Bei "Ich dachte schon, du fragst mich nie" hat mich zunächst das Cover sehr angesprochen, es ist wirklich schön gestaltet, wobei es mich erst einmal vermuten lassen hat, dass der Roman fast ausschließlich ...

Bei "Ich dachte schon, du fragst mich nie" hat mich zunächst das Cover sehr angesprochen, es ist wirklich schön gestaltet, wobei es mich erst einmal vermuten lassen hat, dass der Roman fast ausschließlich auf Mallorca spielt. Hamburg als fast gleichwertiger Schauplatz bleibt da etwas außen vor.

Protagonistin Sophie Hartmann lebt mit ihren beiden Töchtern Pauli und Liv in einem umgebauten Bootshaus in Hamburg, ihr Mann ist vor fünf Jahren plötzlich verstorben, was sie immer noch sehr beschäftigt. Nun will sie ihre ältere Tochter Liv aber dabei unterstützen, ihren Traum von einem Pop-up-Restaurant zu verwirklichen. Ausgerechnet am Eröffnungstag bricht diese sich ein Bein. Am Abend der Eröffnung ist dann auch Marc anwesend, der in in Hamburg gerade eine Auszeit nimmt, nachdem er bei seiner Arbeit als Unternehmensberater für Restaurants und Hotels einen Zusammenbruch erlitten hat. Eigentlich lebt und arbeitet er auf Mallorca, wo er Sophie einige Zeit zuvor schon einmal begegnet ist, ohne dass einer von beiden sich getraut hatte, den anderen anzusprechen, obwohl damals schon ein Kribbeln in der Luft lag. Wie praktisch, dass Marcs eigentliche Leidenschaft dem Kochen gilt...

Bei der Geschichte handelt es sich um einen gut lesbaren Sommerroman, in dem kulinarische Genüsse auch immer wieder eine Rolle spielen. Was Mallorca angeht, ist auch eine gute Dosis Lokalkolorit vorhanden, von Hamburg hätte ich gerne noch etwas mehr "gesehen". Die Protagonist:innen sind mir weitgehend sympathisch, nur manchmal machen sie alles etwas zu kompliziert für meinen Geschmack und manch zusätzliche Erläuterung zu Gedankengängen oder auch Gerichten hätte es für mich nicht gebraucht, da sich da eigentlich von selbst erschloss oder eben allgemein bekannt ist. Ansonsten ist der Schreibstil der Autorin gut lesbar und anschaulich.

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Veröffentlicht am 26.04.2021

Familiengeheimnis(se) auf Island

Das Mädchen im Nordwind
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Der Roman "Das Mädchen im Nordwind" ist bereits der dritte Island Roman der Autorin. Die Handlung ist aber komplett unabhängig von der der früheren Bücher. Gemeinsam ist ihnen aber, dass sie auf zwei ...


Der Roman "Das Mädchen im Nordwind" ist bereits der dritte Island Roman der Autorin. Die Handlung ist aber komplett unabhängig von der der früheren Bücher. Gemeinsam ist ihnen aber, dass sie auf zwei Zeitebenen spielen, hier sind es die Gegenwart und die Zeit des Nationalsozialismus.

Die 34-jährige Tischlerin Sofie geht 2019 für einige Monate in den Norden Islands, um dort im Rahmen von Work and Travel ein Haus zu renovieren. Dabei stößt sie einerseits auf ein altes, auf Deutsch verfasstes, Tagebuch und lernt zudem den recht wortkargen Isländer Björkvin kennen.
Im Mittelpunkt der zweiten Zeitebene steht Luise, die Tochter eines jüdischen Kaufmanns aus Lüneburg, deren Familie immer mehr unter den mächtiger werdenden Nationalsozialisten zu leiden hat. 1936 lernt sie den Isländer Jónas kennen, der kein Problem mit ihrer jüdischen Herkunft hat und die beiden beginnen trotz aller Widerstände eine Beziehung miteinander.

Mir hat die Geschichte gut gefallen, ich mag Island sehr und fand es schön, mit Sofie zumindest beim Lesen wieder dort hin zu reisen. Sofie und Luise als Protagonistinnen waren mir beide sehr sympathisch und besonders mit Luise, ihrer Familie und Jónas habe ich mitgelitten. Durch die beiden Zeitebenen bietet der Roman auch eine gute Portion Tiefgang, indem man viel über die Grausamkeiten der Nationalsozialisten gegenüber Juden erfährt. Aber auch der Teil, der in der Gegenwart spielt, ist nicht zu kitschig. Der Schreibstil der Autorin ist sehr gut lesbar, immer wieder baut sie auch einzelne isländische Begriffe mit ein, sodass man eine gewisse Vorstellung von der doch recht wenig verbreiteten Sprache bekommt. Eine Karte hinten im Umschlag trägt zu einer besseren Orientierung auf der Insel bei.

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Veröffentlicht am 26.04.2021

Eine Künstlerin kämpft für ihren Traum

Die Bildhauerin
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Camille Claudel wuchs in einer gut bürgerlichen Familie in ländlicher Umgebung auf, ihre Mutter wollte sie am liebsten früh und gut verheiratet wissen, ihr Vater erkannte und förderte das Talent seiner ...

Camille Claudel wuchs in einer gut bürgerlichen Familie in ländlicher Umgebung auf, ihre Mutter wollte sie am liebsten früh und gut verheiratet wissen, ihr Vater erkannte und förderte das Talent seiner Tochter aber und unterstützte sie dabei, in Paris mehr über das Bildhauen zu lernen. Obwohl das für Frauen der damaligen Zeit ein sehr ungewöhnlicher Berufswunsch war, findet Camille schnell zwei Mitstreiterinnen, denen die École des Beaux-Arts ebenfalls auf Grund ihres Geschlechts verschlossen bleibt und sie mieten sich gemeinsam ein Atelier und finden auch männliche Förderer. So lernt Camille irgendwann auch den wesentlich älteren Bildhauer Auguste Rodin kennen, der sie unterrichtet, sie als seine Muse benutzt und sie schließlich auch zu (einer) seiner Geliebten macht, obwohl er verheiratet ist.

Ich fand es sehr interessant, mehr über diese spannende Frau zu erfahren, die in einer Zeit, in der dies noch absolut unüblich war, darum gekämpft hat, sich beruflich zu verwirklichen und von ihrer Kunst zu leben. Im Roman wird sehr deutlich, wie sie und Rodin sich gegenseitig inspirieren und brauchen, er ihr aber auch gleichzeitig Verletzungen zufügt, weil sie doch mehr sein möchte als nur die Geliebte des großen Künstlers.
Etwas verwirrend fand ich stellenweise die Rückblicke in Camilles Jugend, hier wäre mir eine ausschließlich chronologische Erzählweise lieber gewesen. Außerdem endet der Roman für mein Empfinden sehr plötzlich und mitten im Leben von Camille, ohne dass man zumindest in einem Nachwort erfährt, wie ihr Leben weiter verlaufen ist.

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