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Veröffentlicht am 27.03.2021

Angriff des Killer-Heilbutts?

Der weiße Heilbutt
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Der weiße Heilbutt ist der neunte Band der humorvollen Krimireihe um den Dorfpolizisten Thies Detlefsen und seine Fredenbüller Freunde. Diesmal befinden sie sich auf Amrum, wo sie eigentlich Urlaub machen ...

Der weiße Heilbutt ist der neunte Band der humorvollen Krimireihe um den Dorfpolizisten Thies Detlefsen und seine Fredenbüller Freunde. Diesmal befinden sie sich auf Amrum, wo sie eigentlich Urlaub machen wollen, aber ein riesiger weißer Fisch in Strandnähe und ein abgetrennter Fuß am Strand lassen sie nicht so recht zur Ruhe kommen und Thies und Nicole beginnen ganz offiziell mit den Ermittlungen.

Der Krimi ist humorvoll geschrieben und nimmt so manchen aktuellen Trend auf die Schippe. Zugleich fehlt aber auch eine Dosis Ernsthaftigkeit nicht, in dem beispielsweise Investoren angesprochen werden, die ohne Rücksicht auf die Natur und die Bewohner Luxushotels auf den Nordseeinseln errichten wollen. Die Spannung bleibt fast bis zum Schluss erhalten und die Protagonisten sind gewohnt liebenswert. Auch der Lokalkolorit kommt nicht zu kurz und am liebsten möchte man mit nach Amrum reisen und Tage am Strand verbringen und abends leckere Fischgerichte essen.

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Veröffentlicht am 22.03.2021

Vergangenheit und Gegenwart

Stay away from Gretchen
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Tom Monderath, 45 Jahre alt und mehr oder weniger überzeugter Junggeselle ist ein bekannter Nachrichtensprecher. Seine Mutter Gretchen, 84, lebt wie er nach Abstechern ins Ausland auch wieder, in Köln. ...

Tom Monderath, 45 Jahre alt und mehr oder weniger überzeugter Junggeselle ist ein bekannter Nachrichtensprecher. Seine Mutter Gretchen, 84, lebt wie er nach Abstechern ins Ausland auch wieder, in Köln. Es häufen sich jedoch die Zeichen, dass sie langsam geistig abbaut und dement wird, immer wieder kommt es zu mehr oder weniger gefährlichen Vorfällen. Dies führt dazu, dass Tom quasi gezwungenermaßen mehr Zeit als bisher mit seiner Mutter verbringt und so auch auf immer mehr Spuren aus deren Kindheit und Jugend in Ostpreußen und nach der Flucht vor den Russen in Heidelberg stößt. Ab und an gelingt es ihm auch, ihr Erinnerungen aus dieser Zeit zu entlocken, aber bei einem bestimmten Punkt macht sie dicht und sein journalistischer Ehrgeiz ist geweckt, mehr über die Vergangenheit seiner Mutter und die Rolle des großen, dunkelhäutigen amerikanischen Soldaten zu erfahren. Zeitgleich steckt Europa mitten in der großen "Flüchtlingswelle" und es kommt vermehrt zu Protesten gegen die Aufnahme von weiteren Asylsuchenden, zum Beispiel in Heidenau, und Tom ist durch seine Arbeit besonders mit der Thematik konfrontiert.

Mir hat der Roman sehr gut gefallen. Ich mag Bücher, die auf mehreren Zeitebenen zwischen der Gegenwart und der Vergangenheit wechseln. Hier ist dies besonders gut gelungen, indem der Leser immer wieder automatisch Parallelen zwischen den Flüchtlingen aus Ostpreußen am Ende des Zweiten Weltkrieges und jenen aus Syrien heute sieht. Immer wieder werden echte gesellschaftliche Ereignisse in die Handlung einbezogen und dem Leser so wieder ins Gedächtnis gerufen.
Und auch die Geschichte des 45 jährigen Sohnes, der damit klar kommen muss, dass seine Mutter langsam dement wird, ihr so aber auch nahe wie nie zuvor kommt und manch ihrer Verhaltensweisen in seiner Kindheit nun besser versteht, ist eine sehr wichtige und berührende.
Der Schreibstil der Autorin hat mir ebenfalls sehr gut gefallen.

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Veröffentlicht am 22.03.2021

Reise auf den Spuren der Vergangenheit

Als wir uns die Welt versprachen
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Die italienische Autorin Romina Casagrande beschäftigt sich in ihrem Roman "Als wir uns die Welt versprachen" mit dem Schicksal der so genannten "Schwabenkinder", Kindern aus armen Südtiroler Familien, ...

Die italienische Autorin Romina Casagrande beschäftigt sich in ihrem Roman "Als wir uns die Welt versprachen" mit dem Schicksal der so genannten "Schwabenkinder", Kindern aus armen Südtiroler Familien, die ihre Heimat verlassen mussten, um harte Arbeit auf schwäbischen Bauernhöfen zu leisten, wo man sie wie Sklaven behandelte. Zwei dieser Kinder, Edna und Jacob, die sich vor gut 80 Jahren auf so einem schwäbischen Bauernhof kennenlernten, stehen im Mittelpunkt der Handlung.

Die Geschichte wird auf mehreren Zeitebenen erzählt. Einmal zu der Zeit, als Edna ein junges Mädchen war, das viel ertragen musste und andererseits in der Gegenwart, als Edna beschließt, sich erneut auf die lange Reise nach Süddeutschland zu begeben, nachdem sie Jacob durch einen Zeitschriftenartikel "wiedergefunden hat".

Ich fand es sehr interessant, aber zugleich auch erschreckend, mehr über das Schicksal der "Schwabenkinder" zu erfahren, bisher wusste ich noch nichts von dieser "Praxis". Was Ednas Trip auf den Spuren der Vergangenheit angeht, ist natürlich nicht alles vollkommen realistisch, immerhin ist sie gut 90, daher körperlich nicht mehr topfit und hat zudem noch den Papagei und weiteres Gepäck dabei. Aber von dieser leichten Skurrilität und Metaphorik lebt dieser Roman auch. Auf jeden Fall beeindrucken das Schicksal und zugleich die Stärke und Willenskraft der Protagonistin Edna mich sehr.

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Veröffentlicht am 22.03.2021

Berlin von unten

Polizeiärztin Magda Fuchs – Das Leben, ein ewiger Traum
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Die Frauen- und Kinderärztin Magda Fuchs tritt nach der Ermordung ihres Mannes 1920 eine Stelle als Polizeiärztin in der Metropole Berlin an, um ihr altes Leben hinter sich lassen und vergessen zu können. ...

Die Frauen- und Kinderärztin Magda Fuchs tritt nach der Ermordung ihres Mannes 1920 eine Stelle als Polizeiärztin in der Metropole Berlin an, um ihr altes Leben hinter sich lassen und vergessen zu können. Berlin ist nach dem 1. Weltkrieg zwar am Aufblühen, die Folgen des Krieges und eine große Kluft zwischen Armen und Reichen ist aber überall spürbar und durch ihre Arbeit wird Magda mit besonders schlimmen Schicksalen konfrontiert. Dazu kommt, dass Frauen wenig Rechte zugestanden werden, sie sollen heiraten und sich dann vollkommen dem Leben als Ehefrau und Mutter widmen. Da Magda auch kaum Geld für ihre Arbeit bekommt, zieht sie zunächst in die Pension Bleibtreu, in der auch mehrere andere Frauen ein Zimmer gemietet haben, unter anderem eine junge Verkäuferin vom Land, die für einen Film entdeckt werden möchte. Celia, die Tochter der Vermieterin ist dagegen eine der reich verheirateten Ehefrauen, die dafür ihren Traum, Medizin zu studieren, aufgeben musste. Sie begegnet Magda dann zunächst auch sehr distanziert und leicht eifersüchtig. Aber Magda lernt nach und nach auch noch weitere starke Frauen kennen, die etwas für die ärmsten der Armen und zudem für die Gleichberechtigung der Frau bewirken wollen.

Bei dem Buch hat mich das Cover, das zeigt, dass es sich um einen historischen Roman mit einer weiblichen Protagonistin handelt, der in Berlin spielt, direkt angesprochen. Außerdem ist mir das Autorenduo bereits von einer anderen Reihe um junge Ärztinnen bekannt. Auch diesmal wurde ich nicht enttäuscht und ich fand es sehr spannend, mit der sympathischen Protagonistinnen und ihren Mitstreiterinnen ins Berlin der 20er Jahre zu reisen und auch die Schattenseiten der aufstrebenden Metropole kennenzulernen. Der Schreibstil des Autorenpaars ist gewohnt anschaulich und gut lesbar. Sehr hilfreich fand ich auch den Berlin-Plan im Einband, in dem alle Schauplätze markiert waren. So kann man sich noch besser vorstellen, wo alles spielt. Ich würde auf jeden Fall sehr gerne auch die restlichen Bände dieser Trilogie lesen.

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Veröffentlicht am 11.03.2021

Fesselnder Krimi mit Nordsee-Atmosphäre

Nordwesttod
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Nordwesttod spielt in St. Peter Ording an der deutschen Nordseeküste. Dort wird Hendrik Norberg der neue Dienststellenleiter der Polizei, obwohl er eigentlich Mordermittler ist. Nach dem Tod seiner Frau, ...

Nordwesttod spielt in St. Peter Ording an der deutschen Nordseeküste. Dort wird Hendrik Norberg der neue Dienststellenleiter der Polizei, obwohl er eigentlich Mordermittler ist. Nach dem Tod seiner Frau, will er aber in seinem Heimatort arbeiten, um besser für seine Söhne da sein zu können. Ein Vermisstenfall bringt die Kommissarin Anna Wagner, die frisch von München nach Kiel gezogen ist, um über ihre Scheidung hinwegzukommen, nach St. Peter Ording und somit zu Hendrik Norbergs Dienststelle. Mit Nina Brechtmann ist die Tochter einer wohlhabenden Hoteliersfamilie verschwunden, die sich aber von ihrer Familie abgewandt und für den Naturschutz engagiert hat. Wann und wo genau weiß keiner, da sie einfach nicht aus ihrem Urlaub zurückgekehrt ist und so tappen Anna Wagner und Hendrik Norberg erst einmal ziemlich im Dunkeln.

Der Krimi hat mir sehr gut gefallen. Die Handlung war spannend und hat mich gefesselt. Ich finde es auch gut, dass der wachsende Tourismus an der deutschen Küste auch kritisch gesehen und die folgen für die Natur angesprochen werden, auch das darf für mich gerne in einem Krimi thematisiert werden. Die beiden Ermittler:innen sind mir sympathisch, ich mag es, dass auch ihr Privatleben in gewisser Weise eine Rolle spielt und man sie so besser kennenlernt und sie nicht nur auf ihren Beruf reduziert werden. Es ist definitiv auch eine gute Menge Lokalkolorit vorhanden, egal ob die ostfriesische Grußformel und Mentalität, mit der die Bayerin Anna Wagner erst einmal etwas hadert, die leckeren Fischgerichte (die leider Appetit machen), das herbe Bier des Nordens und natürlich nicht zuletzt die Landschafts- und Ortbeschreibungen. Gerne würde ich noch weitere Bände mit diesem Ermittlerduo in St. Peter Ording lesen.

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