Magister Ruppertus hält um die Hand der schönen Bürgerstochter Marie Schärer an. Allerdings nicht aus Liebe, sondern um an ihr Vermögen heranzukommen. Kurz vor der Hochzeit wird Marie der Hurerei beschuldigt, in einem Verließ eingesperrt und dort auf Befehl des Magisters vergewaltigt und gedehmütigt. Marie erleidet Höllenqualen, es ist der schlimmste Moment in ihrem Leben. Kurz darauf wird sie vom hohen Gericht für schuldig befunden, öffentlich auf dem Marktplatz ausgepeitscht und aus der Stadt vertrieben. Marie kämpft sich unter unvorstellbaren Schmerzen den Weg entlang, wird dabei immer schwächer und bricht irgendwann am Wegrand zusammen. Durch Zufall entdeckt die Hübschlerin Hiltrud Marie einige Zeit später, nimmt sie bei sich auf und pflegt sie mit allen möglichen Salben und Kräutern gesund. Von nun an muss Marie als Wanderhure leben und ihren Körper für wenig Geld verkaufen. Und Marie schwört sich eines - sie will Rache an Magister Ruppertus!
Marie Schärrer ist ein unglaublich starker Charakter. Niemals hätte ich gedacht, dass ein Mensch solche Höllenqualen ertragen kann - körperlich wie seelisch. Obwohl sie immer wieder neue unerfreuliche Nachrichten bekommt, gibt sie nicht auf und geht ihren Weg. Was für eine unfassbar starke Frau! Ich habe mit ihr gehofft, gebangt und geweint, hätte sie am liebsten an die Hand genommen und ihr beigestanden. Ihre Weggefährtin Hiltrud konnte ich dagegen anfangs überhaupt nicht leiden, doch nach und nach kommt ihr wahrer Charakter zum Vorschein, so dass sie auch nicht mehr wegzudenken ist.
Die Zeit des Mittelalters wurde erstaunlich gut beschrieben, man merkt sofort, dass hinter diesem Buch viel Recherchearbeit steckt! Burgen, Klöster und deren Einrichtung, die Kleidung der Menschen usw. werden aufregend detailreich dargestellt. Auch wird beschrieben, wie wenig Frauen und Mädchen zu dieser Zeit wert waren, oft wurden sie wie ein Stück Vieh behandelt. Ganz ehrlich, ich hätte nicht in dieser Zeit leben wollen..
Um bei den vielen erwähnten Burgen, Klöstern, Königshäusern und deren Untertanen nicht durcheinander zu kommen, hätte ich mir am Ende des Buches ein Register bzw. eine Auflistung gewünscht.
Fazit: Eine absolut spannende, emotionale und tiefgründige Geschichte! Iny Lorentz versteht es, den Leser in einen Bann zu ziehen, aus dem er nicht mehr so schnell wieder herauskommt. Der nächste Band der Reihe "Die Kastellanin" wird wohl schon bald in mein Bücherregal einziehen.