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Veröffentlicht am 23.07.2023

Ein Haus, auf dem ein Fluch liegt

Bluthaus
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Eine Zeitlang ist vergangen seit Frida Paulsens erstem Fall, in den sie mehr unfreiwillig durch den Angriff auf ihren Vater hineingezogen wurde. Nachdem sie bei der Lösung des Falles nur knapp mit dem ...

Eine Zeitlang ist vergangen seit Frida Paulsens erstem Fall, in den sie mehr unfreiwillig durch den Angriff auf ihren Vater hineingezogen wurde. Nachdem sie bei der Lösung des Falles nur knapp mit dem Leben davongekommen war, hat sie sich eine Auszeit genommen und hilft seitdem auf dem Hof ihres Vaters aus. Der Kontakt mit Kommissar Haverkorn, der ihr damals das Leben gerettet hatte, ist jedoch nie abgebrochen.

An einem regnerischen Frühlingstag taucht plötzlich ihre alte Freundin Johanna unvermittelt bei ihr auf, erklärt sich aber nicht und verschwindet wieder. Am Tag danach wird in der Nähe eine ermordete Frau aufgefunden. Jo hatte sie gefunden und noch den Notarzt verständigt, doch sie starb in ihren Armen. Natürlich fällt der Verdacht auf Jo, auch wenn Frida zunächst noch felsenfest von ihrer Unschuld überzeugt ist. Haverkorn ist sich da mehr als unsicher.

In diesem zweiten Roman rund um Frida Paulsen und Bjarne Haverkorn ersteht die Vergangenheit in ganz unterschiedlicher Form wieder auf. Freundin Jo ist nicht die, als die sie sich immer ausgab und Bjarne hat plötzlich eine Tochter, von der er 40 Jahre nichts ahnte. Aber wie hängt das alles mit der ermordeten Frau zusammen?

Ich fand den Roman spannend und habe ihn in einem Rutsch durchgelesen. Spannung wird oft auch dadurch aufgebaut, dass die Schauplätze und Handlungen dauernd wechseln. Einmal befindet sich Bjarne im Krankenhaus am Bett seiner Tochter, die dringend eine Lebertransplantation benötigt, dann taucht Frida in die Geschichte des Bluthauses tief ein. Und wenn man dann gerade unbedingt wissen will, wie es weiter geht, wechselt der Schauplatz wieder.

Mit hat „Bluthaus“ noch besser gefallen als „Totenweg“, daher volle Punktzahl.

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Veröffentlicht am 04.07.2023

Spannend bis zum Schluss

Die Tote am Fastensee
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Der Fastensee, ein kleiner Salzwassersee, liegt im Westen der Insel Fehmarn. Dort wird die Leiche einer jungen Frau gefunden, einer Polizistin aus Schleswig, wie sich herausstellt. Merle Harmsen hatte ...

Der Fastensee, ein kleiner Salzwassersee, liegt im Westen der Insel Fehmarn. Dort wird die Leiche einer jungen Frau gefunden, einer Polizistin aus Schleswig, wie sich herausstellt. Merle Harmsen hatte sich krankschreiben lassen und sich auf den elterlichen Hof zurückgezogen, nachdem sie einen korrupten Kollegen angezeigt hatte.
Lena Lorenzen, Kommissarin beim LKA in Kiel, wird mit der Aufklärung des Falles betraut. Ihr zur Seite gestellt wird Naya Olsen, eine junge Beamtin mit dänisch-grönländischen Wurzeln. Später stößt noch Ole, ein befreundeter Kollege zum Ermittlerteam dazu.
Der Fall stellt sich als schwierig heraus, weil sich lange kein wirkliches Motiv erkennen lässt. Haben sich Kollegen aus Schleswig an ihr gerächt, sind die alten Freunde doch nicht so gute Freunde gewesen, wie sie das immer behauptet haben?
Es ist also zunächst einmal ein undurchsichtiger Fall, in dem die Polizei keine offenen Türen einrennt. Jeder Fortschritt in den Ermittlungen will hart erkämpft werden, weil die Betroffenen mauern, sich hinter ihrer Arbeit verstecken bzw. einfach nicht kooperieren. Oft hilft nur die Technik, die immer mal wieder Wahrheiten ans Licht bringt, seien es Bewegungsprotokolle, Anruflisten, unerwartete Zeugen, die auf Aufrufe im Internet reagieren sowie die forensischen Ermittlungen.
Das Privatleben der Inselkommissarin wird gestreift, es dürfte schon schwierig sein, ein Kleinkind und Familie mit einem so anspruchsvollen Job in Einklang zu bringen. Aber es spielt keine beherrschende Rolle und rundet das Ganze einfach nur ab.
Ich hatte bei diesem Krimi schon das Gefühl, dass Polizeiarbeit wirklich so ablaufen kann. Es schien mir nah an der Realität zu sein und die Hierarchien im Polizeialltag, die Schnittstellen zur Staatsanwaltschaft, oftmals die Konkurrenz einzelner Dienststellen untereinander schienen mir wahrheitsgemäß dargestellt zu sein.
Für mich war es ein spannender Krimi, der mich lange im Unklaren ließ. Ich hatte bislang noch keinen Krimi von Anna Johannsen gelesen, werde mich aber auch einmal um die Vorgängerbände bemühen. Ich fühlte mich gut unterhalten.
Das Titelbild wird wohl die Sicht auf den Fastensee zeigen, zumindest deuten Bilder aus dem Internet eine Ähnlichkeit an. Eine besondere Beschichtung des Umschlages vermittelt eine andere Haptik, als man sie von anderen Büchern kennt.

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Veröffentlicht am 22.06.2023

Sich mit Geld alles erlauben

Komplizin
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Winnie M Li greift mit ihrem Buch "Komplizin" ein sehr aktuelles Thema auf.
Das Titelbild ist insofern gut gewählt, als sich das Gesicht der Protagonistin hinter einer Filmrolle verbirgt. Sie ist damit ...

Winnie M Li greift mit ihrem Buch "Komplizin" ein sehr aktuelles Thema auf.
Das Titelbild ist insofern gut gewählt, als sich das Gesicht der Protagonistin hinter einer Filmrolle verbirgt. Sie ist damit zwar nicht ganz unsichtbar, aber auch kaum wiedererkennbar. Sarah war immer die fleißige Maus im HIntergrund, im Rampenlicht standen andere.

Sarah Lai, Tochter chinesischer Immigranten in New York, ist seit Kindertagen von Filmen und dem Kino begeistert.
Die Jobsuche nach dem Studium im Jahr 2006 gestaltet sich für sie aber gar nicht so einfach und so nimmt sie eine Praktikumsstelle bei einer Filmproduktionsfirma an. Zunächst einmal Mädchen für alles, gelingt es ihr mit der Zeit, auch anspruchsvollere Arbeiten übernehmen zu dürfen. Ihre Stärke liegt u.a. im Überarbeiten von Drehbüchern und ein solches Drehbuch, verfilmt von dem aufstrebenden Regisseur Xander Schulz, ebenfalls Teilhaber der Produktionsfirma, schafft es tatsächlich auf die Filmfestspiele von Cannes.
Hiermit beginnt auch Sarahs Stern zu leuchten und kurz darauf hat die kleine Firma nichts dagegen, als ein englischer Milliardär, Hugo North, sich einkauft. Plötzlich viel Geld zu haben erleichtert im Filmbusiness einiges. Täglich gibt es Parties, jeder Grund zum Feiern wird ausgenutzt und schon steht der zweite Film in den Startlöchern. Sarah wird auf eine junge Frau aufmerksam, die ihr für die neue Rolle genau richtig erscheint, Holly Randolph, und tatsächlich wird sie die Hauptdarstellerin und freundet sich mit Sarah an.
Die Dreharbeiten finden in Hollywood statt und auch dort jagt eine Party die andere. Alkohol und Drogen sind an der Tagesordnung, die beiden Männer, Schulz und North, sind ständig von jungen Models und Möchtegern-Schauspielerinnen umringt und die Frauen scheinen willig zu sein. Dennoch ist das offenbar für North nicht genug. Er sieht sich – aufgrund seines Geldes – als absoluter Herrscher am Set und stellt auch Sarah nach. Eine versuchte Vergewaltigung ist die Folge, Sarah kann sich nur mit Mühe retten. Dafür trifft es später Hugos Assistentin Courtney und Holly, die junge Schauspielerin, die nicht so viel Glück haben.
2016, in der Zeit von me-too und den Enthüllungen rund um Harvey Weinstein, nehmen sich renommierte Zeitungen dieses Themas an. Thom Gallagher von der New York Times hat Sarah und andere damalige Wegbegleiterinnen ausfindig gemacht und interviewt sie zu diesem Thema.
Sarah ist mittlerweile Dozentin an einer unbekannten Hochschule und unterrichtet Filmen. Natürlich blickt sie mit Wehmut auf diese aufregende Zeit zurück, aber auch ein gewisses Schuldgefühl hat sie nie ganz verlassen. Hätte sie damals Holly und Courtney vor diesen Gefahren warnen müssen? War es während ihrer Verantwortung als Produktionsleiterin, dass ihre Kolleginnen grausam vergewaltigt wurden.
Es gibt aber noch einen weiteren Grund, sich nach so langer Zeit an North rächen zu wollen. Ihre Leistung ist weder vom Regisseur noch vom Geldgeber jemals gewürdigt worden. Zurückhaltung und devotes Verhalten, wie man es als Tochter chinesischer Immigranten lernt, sind am Filmset fehl am Platz. Hier zählt Selbstbewusstsein und am besten viel Geld. Geld führt zu Macht und Macht macht allmächtig.
Sie war nicht auf Ruhm aus gewesen. Aber sie wollte gesehen, gehört, in Erinnerung behalten werden.
Und so steht hinter dem Thema der körperlichen Erniedrigung von Frauen das Thema der Nicht-Anerkennung ihrer Leistungen, das mindestens so stark an ihnen nagt wie die Herabstufung auf ein Sexualobjekt.

Das Buch trägt auf jeden Fall dazu bei, diesem Thema Gewicht zu verleihen.
Die weitere Aufdeckung von Missbrauchsfällen auch in anderen Sparten des Showbusiness zeigt, wie wichtig es ist, darüber zu sprechen und Frauen Mut zu machen, an die Öffentlichkeit zu gehen.

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Veröffentlicht am 21.06.2023

Ehrlichkeit, Offenheit und Authentizität

Schönwald
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Hier liegt ein Buch vor, das man nicht gleich wieder vergessen kann, ein Buch mit dem man sich gedanklich weiter beschäftigt, ein Gesellschaftroman, in dem ganz viele Themen unserer Zeit angesprochen und ...

Hier liegt ein Buch vor, das man nicht gleich wieder vergessen kann, ein Buch mit dem man sich gedanklich weiter beschäftigt, ein Gesellschaftroman, in dem ganz viele Themen unserer Zeit angesprochen und eingeflochten werden, angefangen von der Bewältigung unserer Nazi-Vergangenheit über Homosexualität, Kindesmissbrauch, me-too, MAGA-Bewegung und Trumps Amerika. Und trotz dieser scheinbaren Aktualität sind für mich diese Themen nur Randthemen. Für mich ging es um etwas anderes.

Vom Cover her zeigt es die Frühstücksszene einer gut situierten Familie, der Familienvater schon im Anzug, seine Frau noch im Morgenmantel, aber damit beschäftigt, den Gatten und die Kinder gut versorgt in den Tag zu entlassen. Glücklich scheint sie dabei nicht zu sein. Zu den 70ern und frühen 80ern könnte es durchaus noch passen und somit auch zum Buchinhalt und zur Familie Schönwald.

Ein Wochenende in Berlin: der queere Buchladen von Karolin Schönwald soll eröffnet werden, die ganze Familie ist gekommen, sogar der Bruder aus den fernen USA und die Eröffnung wird gestört durch junge Leute, die Farbbeutel werfen und die Finanzierung des Ladens mit Nazigeld in Verbindung bringen. Der erste Hinweis darauf, dass die Familie einiges übergangen, verschwiegen haben könnte.
Die Familie besteht aus den Eltern Ruth und Harry, beide deutlich über 70, gut situiert und wohnhaft in Köln und drei erwachsenen Kindern. Der älteste Sohn Chris hat den Traum der Mutter verwirklich und lehrt Literatur an der Columbia University – so zumindest der letzte Wissensstand der Familie. Seine Partnerinnen wechseln, aktuell ist es Kimberley.
Karolin hat Kunstgeschichte studiert, war kurzzeitig verheiratet, um sich nach 4 Monaten wieder scheiden zu lassen und hat sich endlich dazu entschlossen, unter die Buchhändler zu gehen. Sie lebt in einer lesbischen Beziehung.
Benni, das Nesthäkchen, ist verheiratet und hat zwei Kinder und ein Haus in der Uckermark. Wovon er lebt, weiß eigentlich niemand, aber seine Frau Emilia ist ausgesprochen betucht, aber auch ziemlich schwierig. So sieht es zumindest ihre Schwiegermutter.
Die Eltern und hier vor allem Ruth haben Probleme mit ihren Schwiegertöchtern, wobei es letztlich darauf hinausläuft, dass sie auch Probleme mit sich selbst haben, diese aber immer unter den Teppich gekehrt haben.
Ich als Leser habe im Verlauf des Buches immer wieder meinen Eindruck revidieren müssen. War ich am Anfang noch sehr bei Ruth und habe durchaus zugestimmt, dass nicht jeder Aspekt einer Sache unbedingt ausdiskutiert werden muss, so konnte ich im Verlauf des Buches auch die anderen Protagonisten immer besser verstehen. Die Intention des Autors, das Wochenende und wie es dazu kam, nicht nur aus einer Sicht zu erzählen sondern aus der fast aller Beteiligten, hilft dabei, auch die Beweggründe der anderen zu verstehen. Und für mich war das große Thema, das über allem stand:

Ehrlichkeit, Offenheit und Authentizität.

Das allerdings erzwingen zu wollen, wie es die sogenannten Instagram-Kids tun, kann auch nicht die Lösung sein.

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Veröffentlicht am 18.06.2023

Pia Korittkis erster Fall in Lübeck

Kalter Grund
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Auf einem Bauernhof in Ostholstein werden drei Leichen gefunden, fast eine ganze Familie ist ausgelöscht worden. Nun waren die Beneckes nicht gerade Sympathieträger, es gibt also einige Menschen, die ein ...

Auf einem Bauernhof in Ostholstein werden drei Leichen gefunden, fast eine ganze Familie ist ausgelöscht worden. Nun waren die Beneckes nicht gerade Sympathieträger, es gibt also einige Menschen, die ein Motiv hatten.
Die Kripo Lübeck wird mit dem Fall betraut. Pia Korittki ist neu im Team und stößt überall auf Ablehnung. Keiner traut ihr etwas zu, niemand will mit ihr zusammenarbeiten und am liebsten würde man sowieso eine Frau als Tippse im Büro versauern lassen. Da kommt ihr der Mord und die Arbeitsüberlastung der Kollegen mit anderen Fällen gerade recht. Sie wird Marten Unruh zugeteilt.
Die beiden beginnen mit ihren Ermittlungen und wie das so ist in einem Dorf in Holstein, sind die Menschen nicht gerade mitteilsam. Sie erzählen nicht mehr als absolut notwendig ist und damit wird wertvolle Zeit vertan.
Mehrere Menschen hatten Motive: Da ist die Nachbarsfamilie, deren kleine Tochter von Malte Benecke überfahren wurde, da ist die Schwester von Malte, die einzige Überlebende, die nun, nachdem sie ihr ganzes Leben lang übersehen wurde, alles erbt, da sind gehörnte Partner, von denen Malte für eine kurze Zeit die Frau ausgeliehen hatte, es gibt einen sich anbahnenden Rechtsstreit um Grund und Boden.
Der Krimi ist spannend erzählt und wie wir heute wissen, hat Pia Korittki sich im Team ja wunderbar durchgesetzt. Sie ist aber auch ausgesprochen tough, nicht nur Verbrechern, sondern auch sich selbst und Kollegen gegenüber. In ihrem eigenen Leben läuft damit auch nicht immer alles rund, aber sie kann nicht so leicht aus ihrer Haut.
Als Cosy würde ich den Krimi nicht bezeichnen, die Stimmung ist meistens eher düster und kalt, was natürlich auch an der Jahreszeit liegt. Es ist auf keinen Fall ein verkappter Reiseführer. Aber blutrünstig ist er auch nicht, er beschränkt sich darauf, einen Tatort nüchtern zu beschreiben.
Ich hatte schon einige Bücher von Eva Almstädt gelesen, habe aber auch gerne mal die Gelegenheit wahrgenommen, den Ausgangskrimi zu lesen, der später von Weltbild in einem Doppelband mit dem zweiten Krimi der Reihe, mit „Engelsgrube“ verlegt wurde.



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