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Veröffentlicht am 11.11.2016

Was passierte mit Aurora Molinari?

Das Mitternachtsversprechen
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Die alleinerziehende Vera arbeitet als Journalistin, genauer gesagt als Radiomoderatorin. An jedem Sonntag strahlt ihr Sender einen Dokumentarbericht über das Portrait einer ungewöhnlichen Frau aus. Nach ...

Die alleinerziehende Vera arbeitet als Journalistin, genauer gesagt als Radiomoderatorin. An jedem Sonntag strahlt ihr Sender einen Dokumentarbericht über das Portrait einer ungewöhnlichen Frau aus. Nach Veras Ansicht würde ihre Großmutter Teresa perfekt in diese Sendung passen, denn sie hatte sich zu einer Zeit der Wissenschaft verschrieben, als Frauen in der Forschung die absolute Ausnahme waren und noch nicht ernst genommen wurden. Teresa ist gestorben als Vera 5 war und sie hat nicht viele Erinnerungen an ihre Großmutter, weswegen sie auf die Mithilfe ihrer Mutter angewiesen ist. Als die Beiden in einer alten Kiste stöbern, die seit Jahren auf dem Dachboden steht, finden sie ein Bild der Schwestern Molinari. Es zeigt die 3 Schwestern Lidia, Teresa und Aurora. Veras Mutter ist sprachlos – sie wusste nicht, dass ihre Mutter mehr als 1 Schwester hatte. Von einer weiteren Schwester namens Aurora hat sie noch nie etwas gehört. Zum einen wittert Vera hier eine gute Geschichte für ihre Radiosendung, zum anderen ist nun ihr Interesse geweckt selbst nach Turin zu fliegen und herauszufinden, was mit Aurora passiert ist und warum sie bisher nie Erwähnung fand.

Vera fliegt nach Turin und deckt dort die unglaubliche Geschichte ihrer eigenen Familie auf …..

Mascha Vasssena führt den Leser in ihrem Buch „Das Mitternachtsversprechen“ ins Turin des Jahres 1948. Drei Jahre nach Ende des Krieges öffnet das „Caffè Molinari“ zum ersten Mal wieder seine Türen. Geführt wird das Caffè, nach dem Tod der Eltern, von den 3 Schwestern Molinari. Lidia, die Älteste, hat das Szepter fest in der Hand. Sie ist sozusagen die Managerin des Caffès und kümmert sich um die Finanzen. Teresa ist für die Herstellung der berühmten Gianduja-Pralinen zuständig, die nach einem alten Familienrezept hergestellt werden. Die jüngste Schwester Aurora hat noch nicht so recht begriffen, dass das Caffè sie fortan ernähren muss und sie betreut den Bereich der „Kundenbindung“, indem sie mehr mit den jungen Männern flirtet als ihrer Arbeit nachzugehen. Weiterhin gibt es noch den sehr viel jüngeren Bruder Alessandro, der sich im täglichen Geschäft mit kleineren Arbeiten nützlich macht.

In der Gegenwart, im Jahr 2015, verfolgt der Leser das Leben der Journalistin Vera. Sie ist alleinerziehende Mutter und hat panische Angst, dass ihrem Sohn Finn etwas passieren könnte. Dieses Trauma wurde in ihrer eigenen Kindheit durch ein schreckliches Ereignis ausgelöst.

In Turin wird Vera von ihrer Großtante Lidia und ihrem Sohn Maurizio herzlich empfangen und natürlich wohnt sie bei ihrer Familie, über dem heute noch existierenden Caffè Molinari. Lidia hat auch heute noch das Heft fest in der Hand und wird von ihrem Sohn unterstützt. In Bezug auf die Radiosendung wendet Vera sich an ihren italienischen Kollegen Mattia, der sie bereitwillig bei der Recherche über ihre Großmutter Teresa unterstützt.

Vera beginnt mit den Interviews ihrer Großtante Lidia, um mehr über das Leben ihrer Großmutter Teresa zu erfahren. Wie hat sie gelebt und ist sie damals nur wegen des Studiums nach Deutschland gegangen? Wie kam es überhaupt, dass sie sich auf einmal der Forschung zugewandt hatte?

Ganz nebenbei lässt Vera in diese Interviews auch Fragen über ihre unbekannte Großtante Aurora einfließen. Anfänglich unterbricht Lidia abrupt jedes Gespräch, in dem Vera auf Aurora zu sprechen kommt. Nach und nach beginnt sie jedoch zu erzählen, was genau damals passiert ist.

„Das Mitternachtsversprechen“ ist ein Buch, das man ungerne aus der Hand legt, bis man es beendet hat. Die Autorin schafft es von der ersten Seite an, den Leser an die Geschichte zu fesseln. In Büchern mit historischem Erzählstrang, fasziniert mich immer dieser am meisten, aber auch die Erzählungen aus Veras Leben in der Gegenwart, sind absolut authentisch und nachvollziehbar beschrieben. Auf den ersten Blick sind alle Protagonisten ohne Fehl und Tadel – aber auch nur auf den ersten Blick. Das Ende war total überraschend aber es machte die ganze Geschichte rund. Mascha Vassena hat für dieses Buch einen rundherum gelungenen Abschluss gefunden.

Ich spreche nicht sehr oft Buchempfehlungen aus – hier gibt es die Ausnahme von der Regel!

Veröffentlicht am 08.11.2016

Schokolade – schwarzes Gold !

Novemberschokolade
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Lea Winter kann die Augen nicht mehr vor der Tatsache verschließen, dass sie vor dem finanziellen Aus steht. Ihre Pralinen sind sowohl ein Augen- als auch ein Gaumenschmaus, aber leider deckt der Verkauf ...

Lea Winter kann die Augen nicht mehr vor der Tatsache verschließen, dass sie vor dem finanziellen Aus steht. Ihre Pralinen sind sowohl ein Augen- als auch ein Gaumenschmaus, aber leider deckt der Verkauf der teuren und handgearbeiteten Produkte nicht die Ausgaben für die Geschäftsräume der Chocolaterie und den Gehältern ihrer Angestellten Stella und Herlind. Zu allem Übel kündigt ihr ihre Vermieterin wegen einiger ausstehender Mieten auch noch die Wohnung, so dass Lea mit Sack und Pack im Lagerraum ihrer Chocolaterie wohnen muss. Ihr Nachbar, ein Pizzabäcker, steht schon parat, um nach Leas Auszug einen Pizza-Service in den frei gewordenen Räumen einzurichten.

Auf der Suche nach einer Möglichkeit doch noch an Geld zu kommen, wird Lea von Alessandro (dem Sohn des Pizzabäckers) auf einen Wettbewerb aufmerksam gemacht. Eine Hotelkette ist auf der Suche nach der perfekten „Schwanenpraline“ - sie soll als Betthupferl für die Gäste auf dem Kissen deponiert werden – und die Siegesprämie ist auf 5.000 € dotiert. Das wäre die Rettung! Lea bewirbt sich und bei der Recherche für diesen Wettbewerb findet sie auf einer Zeitung ein Foto von Anne Miller ...ehemals Anne Winter, Leas seit Jahren verschwundene Mutter.

Lea nimmt Kontakt zu Anne auf, besucht sie in München und hofft nun endlich zu erfahren, warum sie nach dem Tod ihres Vaters von ihren Großeltern aufgezogen wurde und ihre Mutter einfach verschwunden war. Dann bekommt Lea die Antworten, auf die sie 26 Jahre lang gewartet hat – Antworten, die sie dann doch vielleicht lieber nicht hätte hören wollen.

Gefühlt 2 kg habe ich während der Lektüre dieses Buches an Gewicht zugenommen. Wie der Titel „Novemberschokolade“ verspricht, geht es in diesem Buch um Schokolade – um Pralinen und um Trüffel und die Herstellung bzw. den Verkauf eben dieser. Lea ist in die Fußstapfen ihres früh verstorbenen Vaters getreten, der ebenfalls Inhaber einer Chocolaterie in Würzburg war. Genau wie ihr Vater ist Lea zwar handwerklich begabt um die besten Pralinen herzustellen, mit der kaufmännischen Seite einer Selbständigkeit hat sie es jedoch leider nicht so. Unfairerweise frisst sie dann auch noch ihre Sorgen wochenlang in sich hinein und stellt ihre beiden Angestellten von jetzt auf gleich vor die Tatsache, dass diese ab morgen keinen Job mehr haben.

Auch wenn Lea keine kaufmännischen Geschicke hat, ihre Nase funktioniert hervorragend. Bevor sie Alessandro, den Sohn des Pizzabäckers, näher kennenlernt, hat sie sich quasi schon in den Basilikum-Orange-Koriander-Geruch verliebt, der Alessandro permanent umweht. Alessandro ist nur zufällig in Würzburg, er hilft seinem Vater in der Pizzeria, solange seine Mutter krank ist. Recht schnell kommen sich Alessandro und Lea näher und er ist es, der Lea auf den Wettbewerb um die beste Schwanenpraline aufmerksam macht.

Dieses Buch lässt mich mit einem lachenden und einem weinenden Auge zurück. Das lachende Auge deswegen, weil die Autorin Ulrike Sosnitza es hervorragend versteht, die Schauplätze, die Stimmung bei den Wettbewerben und den Geruch von Schokolade und der daraus hergestellten Produkte zum Leser zu transportieren. Ich konnte den Geschmack der Manon-Praline, die nach Himbeeren duftet, förmlich auf der Zunge spüren. Ebenso wie die vielen anderen leckeren Trüffel- und Pralinensorten, die in diesem Buch beschrieben werden. Das weinende Auge deswegen, weil die Charaktere - meiner Meinung nach - nicht ganz so liebevoll ausgearbeitet wurden, wie die leckeren Schokoladenrezepte.

Lea macht mich mit ihrer Sprunghaftigkeit fast verrückt. Erst will sie ihren Mitarbeiterinnen (die gleichzeitig auch ihre Freundinnen sind) von der Firmenpleite erzählen, dann sagt sie doch nix, dann knallt sie es ihnen auf einmal schonungslos vor den Bug. Sie lernt Alessandro kennen, mag ihn, mag ihn dann doch wieder nicht, küsst ihn und dann will sie ihn auf einmal nicht mehr sehen und plötzlich ist er der einzige Mensch auf Erden, mit dem sie telefonieren möchte. Dieses Hin und Her zwischen zwei Menschen, die sich am Ende dann doch lieben, ist nix neues – aber Lea weicht hier irgendwie mit ihrer Art total von der Norm ab. Ich könnte sie stellenweise ohrfeigen.

Auch Anne, Leas Mutter, ist mir von Anfang an nicht sympathisch. Mal tut sie so, als ob sie vor Freude über ihr wiedergefundenes Kind schier aus dem Häuschen ist, dann wiederum ist sie ablehnend und kalt Lea gegenüber und benimmt sich, als wenn es sich bei Lea nur um eine weitläufige Bekannte handeln würde. Einige Szenen wirkten mir persönlich zu konstruiert und die Dialoge teilweise holprig.

Die Geschichte von Lea und ihrer Chocolaterie wird aus der Sicht von Lea in der Ich-Form erzählt. Der Schreibstil von Ulrike Sosnitza ist angenehm und gut zu lesen, wobei sich die Geschichte zwischendurch auch schon mal etwas zieht. Überrascht wurde ich mit der Aufdeckung des Geheimnisses um den Tod von Leas Vater und dem damit einhergehenden Verschwinden von Leas Mutter Anne.

Das Buch hat mich ganz gut unterhalten, es hat mich aber leider nicht nachhaltig beeindruckt.

Veröffentlicht am 03.11.2016

Die Kraft der guten Gedanken ….

Das Café der guten Wünsche
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Die Freundinnen Julia, Laura und Bernadette führen ein kleines Café, das zum Gedenken an Julias Großmutter den Namen „Café Juliette“ trägt. So zumindest lautet der offizielle Name, denn den inoffiziellen ...

Die Freundinnen Julia, Laura und Bernadette führen ein kleines Café, das zum Gedenken an Julias Großmutter den Namen „Café Juliette“ trägt. So zumindest lautet der offizielle Name, denn den inoffiziellen Namen soll und darf niemand außer den Freundinnen wissen – er lautet „Das Café der guten Wünsche“.

Das Konzept hinter diesem inoffiziellen Namen besagt, dass jeder Kunde der das Café verlässt, von einem gutem Wunsch begleitet wird. Die Freundinnen, allen voran Julia, glauben an die positive Kraft der Gedanken.

Leben bedeutet jedoch Veränderung und so kommt es, dass Bernadette durch ein Stipendium die Möglichkeit bekommt nach Frankreich zu gehen, um dort zu studieren. Julia und Bernadette teilen sich eine kleine Wohnung und nun steht Julia vor dem Problem eine/n neue/n Mitbewohner/in für ihre kleine WG zu finden, denn Bernadette kann unmöglich für dieses ganze Jahr weiterhin die Miete zahlen.

Robert ist Journalist bei der örtlichen Presse und wohnt mit seinem besten Freund Carsten in einer Wohnung. Auch hier bedeutet Leben Veränderung, denn die Freundin von Carsten ist schwanger und die Beiden möchten gerne zusammenziehen, was für Robert letztendlich bedeutet, dass er sich eine neue Bleibe suchen muss.

Hier kommt nun Julias Bruder Nick ins Spiel, der die Verbindung zwischen Julia und Robert herstellt. Obwohl der Unterschied zwischen Julia und Robert nicht größer sein könnte, gehen die beiden die Aktion „WG für 1 Jahr“ ein.


Das Buch „Das Café der guten Wünsche“ beginnt mit einem Prolog, der den Leser zurück ins Köln der 1950er Jahre führt. Hier erfährt man, dass es schon damals ein „Café Juliette“ gegeben hat, welches von Julias Großmutter und ihren beiden Freundinnen geführt wurde. Das Konzept war identisch mit dem von heute – jedem Kunden wurde beim Verlassen des Cafés in Gedanken ein guter Wunsch mit auf den Weg gegeben. Schuld daran ist ein kleines Buch von Marcelle Auclair mit dem Titel „Auch Du kannst glücklich sein. Kleine Schule der Lebenskunst“.

Wer jetzt denkt, dass er sich in einem Roman wiederfindet, in dem es um die großen und kleinen Sorgen von Cafébesuchern geht, die sich durch die guten Wünsche der 3 Freundinnen in Luft auflösen, der irrt – genau wie ich.

Der Leser lernt die 3 Freundinnen Julia, Laura und Bernadette kennen.

Julia ist diejenige der 3 Freundinnen, die am meisten und innigsten an die Kraft der Gedanken glaubt und diesen „Glauben“ auch lebt – sie denkt nichts böses und sie lästert und urteilt nicht über andere Menschen und genau das ist auch ihre Anforderung, die sie an ihre/n neue/n WG-Mitbewohner/in stellt.

Laura ist nicht ganz so positiv eingestellt, denn sie wurde schon viel zu oft im Leben enttäuscht. Bernadette verschwindet schon bald nach Frankreich und bekommt von Julia den hochheiligen Auftrag nach ihrer großen Liebe Jean zu suchen, den sie vor 3 Jahren bei ihrer Schulabschlussfahrt kennengelernt und sich unsterblich in ihn verliebt hat. Leider weiß Julia nur, dass er Jean heißt und wo er vor 3 Jahren gearbeitet hat. Die Kraft der guten Gedanken …..

Ich kann mich mit Julia nicht wirklich identifizieren. Auch ich bin ein Mensch, der fast überall die positiven Dinge im Leben sieht, aber ich bin nicht so naiv und weltfremd, wie Julia hier dargestellt wird. An einigen Stellen war mir ihr Heile-Welt-Getue einfach nur zu viel, weil unrealistisch. Auch bei Laura denke ich manchmal „Kann die auch noch etwas anderes als meckern?“

Auf der Männerseite finden wir Robert, der als Reporter bei einer kleinen Zeitung sein Dasein fristet. Robert ist der Typ Macho und über Julias „WG-Regeln“ kann er innerlich nur schmunzeln. Trotzdem lässt er sich darauf ein und macht im Verlauf der Geschichte eine Wandlung um 180 Grad durch. Ob es an der Liebe oder an der Kraft der guten Gedanken liegt …. wer weiß.

Bernadette sei Dank, taucht dann tatsächlich Jean auf und Julia muss sich entscheiden. Robert oder Jean? Hinzu kommt dann auch noch ein Veränderung in den Besitzverhältnissen des Cafés, die Julia das Leben schwer machen. Ihr Bruder Nick setzt dann mit seinem Verhalten dem allem noch die Krone auf.

Der Prolog setzt sich vom Rest des Buches durch eine kursive Schriftart ab, ansonsten gibt es keinerlei Kapiteleinteilungen oder -überschriften, an denen man sich als Leser orientieren kann. Wechselweise wird aus der Sicht von Julia und ihren Freundinnen, Nick und Robert erzählt. Da der Perspektivwechsel einfach nur durch einen neuen Abschnitt eingeläutet wird, war ich manches Mal verwirrt und musste zuerst mal herausfinden, wer da jetzt gerade seine Sicht der Dinge erzählt.

Leider schafften Julia & Co. es nicht, mich von sich zu überzeugen.

Veröffentlicht am 01.11.2016

Wenigstens im Sterben sind wir alle gleich

Für dich soll's tausend Tode regnen
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Vor wenigen Wochen musste Emi mit ihrem Vater und ihrem Bruder von Heidelberg nach Hamburg ziehen. Die 15jährige kommt mit dieser Veränderung gar nicht gut klar, musste sie doch, neben ihrem alten Leben, ...

Vor wenigen Wochen musste Emi mit ihrem Vater und ihrem Bruder von Heidelberg nach Hamburg ziehen. Die 15jährige kommt mit dieser Veränderung gar nicht gut klar, musste sie doch, neben ihrem alten Leben, auch noch ihre beste Freundin Charlie in Heidelberg zurücklassen.

Genervt von allem und jedem, am meisten jedoch von ihrem Bruder Oliver, der scheinbar mit der neuen Situation hervorragend klar kommt, gibt Emi sich ihrem Hobby hin, den Menschen in ihrer Umgebung eine Todesart zu verpassen. Bei ihrem Bruder könnte sie es sich z. B. gut vorstellen, dass er bei einer Vollbremsung des Busses mit voller Wucht gegen den Vordersitz knallen und sich dabei das Genick brechen würde.

Als sie es eines morgens in der Schule dicke hatte, neben dem permanent nach Nikotin riechenden und Kaugummi kauenden Alex zu sitzen, setzt Emi sich auf einen anderen Platz. Es scheint jedoch so, als ob Eric - als einziger der Klasse - Anrecht auf genau diesen Sitzplatz hat, denn er beharrt darauf, dass Emi seinen Platz frei gibt. Leider hat er nicht mit Emis Sturheit gerechnet, sie bietet ihm die Stirn und weicht keinen Millimeter.

Im Chemieunterricht müssen dann ausgerechnet Emi und Erik ein Team für ein Experiment bilden, aus dessen Verlauf sich die Tatsache ergibt, dass die Schule anschließend einige Stücke des Mobiliars erneuern muss. Daraus wiederum ergibt sich, dass die Schulleitung die Beiden zu einem gemeinsamen Strafdienst verdonnert, bei dem sie an 8 Samstagen Graffitischmierereien an Hauswänden entfernen müssen.

Weder Emi noch Erik haben Lust darauf mit dem jeweils anderen den Samstag zu verbringen, und so kommt Emi auf die Idee, Erik vor eine Challenge zu stellen. Lehnt er es ab die Challenge zu machen, bricht er ab oder verliert er sie sogar, dann muss er Emis Strafdienst mit übernehmen. Erik kneift natürlich nicht und die Challenge für Emi folgt auf dem Fuße......und so reiht sich Challenge an Challenge. Langsam lernen sie sich näher kennen und stellen fest, dass sie gar nicht so verschieden sind.

Normalerweise erwähne ich Buchcover in meinen Rezensionen nicht, weil ich meine Lektüre in erster Linie nach dem Cover und dem Klappentext auswähle. Dieses Cover hat es jedoch verdient, gesondert erwähnt zu werden. Als ich das Buch ausgepackt habe, entschlüpfte mir ein „Wow“. Das Kreuz am oberen Rand, der Titel und der Totenkopf am unteren Rand sind leicht erhaben und der schwarze Hintergrund mit den angedeuteten kahlen Bäumen, den hilfesuchenden Händen, den Herzchen, Blümchen und Schlüsseln runden das tolle Bild ab. Hinzu kommt, dass die Seiten des Buches, genau wie eine Todesanzeige, mit einem schwarzen Rand umrahmt sind. Man kann sich also in etwa schon vorstellen, was einen im Buch erwartet.

Emi verbreitet eine düstere Stimmung. Das ist aber nichts außergewöhnliches für eine 15jährige Protagonistin, die sich mit Thanatologie beschäftigt und kuriose Todesarten und Todesanzeigen in einem schwarzen Buch sammelt. Jedem Menschen, der ihr auf die Nerven geht – und das sind viele – verpasst sie in Gedanken eine Todesart und sie macht da auch vor ihrer Familie nicht halt.

Für mich als Leser ist irgendwie klar, dass Emi gar nicht so negativ ist, wie sie vorzugeben scheint. Raue Schale, harter Kern, das trifft hier sehr genau auf Emi zu. Sie trägt diesen düsteren Panzer wie einen Schutzschild vor sich her, um nicht verletzt zu werden.

Auch Erik ist nicht das, was er zu sein scheint. Die Mädchen seiner Klasse vergöttern ihn und er ist der unangefochtene „Leitwolf“, der es jedoch niemandem erlaubt, hinter seine Fassade zu schauen.

Die ersten beiden Challenges fand ich persönlich nicht so gelungen, die 2. fand ich sogar ziemlich eklig. Aber nach und nach wurden die Challenges besser, witziger und die Geschichte bekommt ihre ganz eigene Dynamik. Neben Emi und Erik spielen noch Emis Vater und seine neue Lebensgefährtin Mara, Bruder Oliver, Freundin Toni und Feindin Luisa sowie Eriks Schwester Isabella eine große Rolle.

Natürlich ist das Ende vorhersehbar, aber bis die Beiden an diesem Punkt ankommen, wird Emi noch ein Geheimnisverrat angelastet und Erik muss sich in einem labyrinthartigen Keller beweisen.

Es handelt sich bei „Für Dich soll's tausend Tode regnen“ um ein Jugendbuch mit einer Altersempfehlung ab 12 Jahren. Für das Autorinnen-Duo Ulrike Mayrhofer und Carmen Schmit, die sich hinter dem Pseudonym „Anna Pfeffer“ verbergen, ist es ein Debüt auf dem Gebiet der Jugendromane.

Veröffentlicht am 23.10.2016

Rückkehr nach 12 Jahren

Im Schatten der Bräutigamseiche
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Johanna Petersen leitet ein florierendes Maklerbüro in Hamburg, das sie vor 12 Jahren selbst aufgebaut hat. 12 Jahre ist es her, dass sie wegen einer zerbrochen Liebe ihre Heimatstadt Eutin und somit auch ...

Johanna Petersen leitet ein florierendes Maklerbüro in Hamburg, das sie vor 12 Jahren selbst aufgebaut hat. 12 Jahre ist es her, dass sie wegen einer zerbrochen Liebe ihre Heimatstadt Eutin und somit auch Großmutter Charlotte verlassen hat. Obwohl sie sehr an dem alten Haus hängt, möchte Johanna nach Charlottes Beerdigung alles so schnell wie möglich verkaufen und nach Hamburg, zu ihrem Job und ihrem Freund Henning, zurückkehren.

Aus der Ferne betrachtet, sieht alles immer so einfach aus. Johannas Plan ist es, tatsächlich nur kurz zu bleiben, einen Käufer zu suchen und nach Abwicklung des Verkaufs zurück nach Hamburg zu fahren. Als sie das alte Haus ihrer Großmutter betritt, wird sie jedoch vom Charme dieses Hauses vollkommen gefangen genommen. Mit jedem Tag fühlt sie sich mehr zu diesem Haus und diesem Ort hingezogen und sie zögert ihre Abreise Tag um Tag hinaus. Als sie dann zufällig, auf der Suche nach den Kochbüchern ihrer Großmutter 3 ziemlich wertvolle Gemälde findet und einen alten Brief, der etwas mit ihrer Familie zu tun hat, vergisst sie sogar eine ziemlich wichtige Abendveranstaltung ihres Freundes Henning, für den diese Veranstaltung als aufstrebender Politiker ziemlich wichtig ist.

Nun wächst in Johanna vollends der Wunsch herauszufinden, welches Geheimnis ihre Familie umgibt.

Im Buch „Im Schatten der Bräutigamseiche“ hat die Autorin Petra Pfänder Fiktion und Wirklichkeit sehr schön unter einen Hut gebracht. Die beschriebene Eiche, die heute noch für Liebespaare als „Toter Briefkasten“ fungiert, existiert wirklich. Sie ist ca. 500 Jahre alt, hat einen Umfang von 5 Metern, ist 25 Meter hoch und befindet sich im Dodauer Forst in der Nähe von Eutin in Schleswig-Holstein. Sie hat sogar eine eigene Postadresse.

Wie schon in „Unter dem Vanillemond“ schafft die Autorin auch hier wieder eine sehr schöne Atmosphäre, in die der Leser eintauchen kann. Der Schreibstil ist angenehm und flüssig und die handelnden Personen sehr liebevoll und lebensecht charakterisiert. Während man mit Johanna das alte Haus der Großmutter inspiziert und, genau wie sie, dem Charme des Hauses verfällt, lernt man so ganz nebenbei ihren Lebenspartner Henning kennen, dem mein Herz leider nicht zugeflogen ist.

Für Johanna öffnet sich in Eutin eine Welt, eine alte Welt, während Henning sehr auf das Materielle des Lebens fixiert ist. Gutes Aussehen, einen guten Ruf, viel Geld ….. andere Dinge haben nicht viel Platz in seinem Leben. Ich kann es Johanna nicht verdenken, dass sie ihre Rückreise immer wieder um einen Tag aufschiebt.

Die Handlung des Buches spielt überwiegend in der Gegenwart und der Leser geht mit Johanna auf die Suche nach Wahrheiten. In kurzen Einschüben gibt es immer wieder Rückblenden, in denen das Leben von Johannas Urgroßmutter Emilie beleuchtet wird. Emilie hatte einen wesentlich älteren Mann geheiratet, der ihr alle Annehmlichkeiten des Lebens bot – ihren Seelenverwandten findet sie jedoch in Friedrich Lindner, einem Maler.

Nach und nach öffnen sich die Menschen Johanna und erzählen ihr, was sie über das Leben ihrer Urgroßmutter Emilie wissen und es offenbart sich eine Geschichte, die trauriger nicht sein könnte.