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Veröffentlicht am 11.03.2019

Gibt es eine sechste Geschmacksform?

Versuchung
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Am Kamm des Hohen Atlas im Süden Marokkos zerschellt ein Flugzeug – alle Passagiere überleben, ein Passagier wird vermisst. Er ist weder an der Absturzstelle, noch im Krankenhaus zu finden. Es handelt ...

Am Kamm des Hohen Atlas im Süden Marokkos zerschellt ein Flugzeug – alle Passagiere überleben, ein Passagier wird vermisst. Er ist weder an der Absturzstelle, noch im Krankenhaus zu finden. Es handelt sich um Bernhard Lieblig.

Fast 4 Wochen später stürzt ein Flugzeug der selben Fluggesellschaft fast an der gleichen Stelle ab. Alle Passagiere sind tot, bis auf einen. Es handelt sich um August Lieblig, den Sohn von Bernhard Lieblig.

Walter Calander, seines Zeichens Privatermittler, wird von einem Züricher Lebensmittelkonzern beauftragt, eine Person aufzuspüren. Diese Person ist im Namen des Lebensmittelkonzerns nach Nordafrika gereist, hat dann von dort aus per Telefax angekündigt, dass er zukünftig nicht mehr für seine Auftraggeber zur Verfügung steht und die Suche von nun an auf eigene Faust betreibt. Sein Name lautet Bernhard Lieblig.

Welchen brisanten Auftrag hat dieser für den Schweizer Lebensmittelkonzern zu erledigen und warum hat er sich auf einmal abgesetzt ?

Neben den fünf primären Geschmacksformen süß, salzig, sauer, bitter und umami gibt es noch eine sechste – bisher unbekannte – Geschmacksform, die sich „Abesse“ nennt. „Abesse“ ist Lateinisch und bedeutet „nicht da sein“. Ein Geschmack, von dem niemand weiß wie er schmeckt und vor allen Dingen, wo genau man ihn findet. Wer „Abesse“ besitzt und in der Lage ist, diesen Geschmack zu reproduzieren, in dessen Händen liegt der Schlüssel zur Manipulation unserer Lebensmittel, der Schlüssel zu Macht und Reichtum.

Einem Schweizer Lebensmittelkonzern wurde ein Stück Holz zugespielt, dessen Geruch/Geschmack sich mit nichts vergleichen lässt, was im Bereich der bisher bekannten Aromenreihen zugeordnet werden kann. Erste Untersuchungen haben ergeben, dass es sich um einen ca. 1.500 Jahre alten Ast eines Ölbaumes handelt, dessen Herkunft im Mittelmeerraum vermutet wird. Aus diesem Grund sendet der Lebensmittelkonzern 6 Aroma-Agenten aus, die die Herkunft dieses Holzstückes herausfinden und diesen bisher noch nicht bekannten Geschmack finden sollen, den sie vorerst M1 nennen. Einer dieser 6 Aroma-Agenten ist Bernhard Lieblig, auf dessen Spuren sich nicht nur sein Sohn August und Calander befinden, wie man nach und nach herausfinden kann.

Erzählt wird diese Geschichte in mehreren Handlungssträngen.

Zum einen ist da der Strang um August Lieblig. Nachdem er – genau wie sein Vater – einen Flugzeugabsturz überlebt hat, durchreist er die Länder Marokko, Tunesien, Libyen und Syrien. Überall auf seinem Weg trifft er auf hilfsbereite Menschen und so muss er, bevor er weiterreisen kann, bei all diesen Leuten stundenlang Tee trinken, etwas essen und sich deren (Lebens-)Geschichten anhören. Bei diesen Geschichten erfährt er immer wieder etwas über Ziryab, einen Gourmet aus dem Mittelalter, der u. a. die Sitte eingeführt hat, eine Mahlzeit in Vor-, Haupt- und Nachspeise aufzuteilen.

Der zweite Strang beschäftigt sich mit der Ermittlungsarbeit von Walter Calander, der von diesem Schweizer Lebensmittelkonzern auf die Spur von Bernhard Lieblig angesetzt wurde. Calander ist ein Meister seines Fachs, zumindest ist es das, was man so von ihm zu hören/lesen bekommt und seine Recherchearbeit ist sehr detailliert, jedoch nicht immer konventionell. Bevor er sich auf die vor-Ort-Suche nach Bernhard Lieblig macht, sammelt er zuerst einmal alle verfügbaren Informationen über diesen – bisher noch nicht gefundenen – Geschmack und alles, was mit Lebensmitteltechnologie (oder -manipulation) zu tun hat. Dabei stößt er auch auf Informationen zu einem Geheimbund, der sich „Die Bewahrer“ nennt und auch diesen Informationen geht er, mehr als ausführlich, nach, bevor er sich dann zum großen Showdown nach Aleppo/Syrien aufmacht.

Der dritte Handlungsstrang, der immer nur in ganz kurzen Kapiteln unter der Überschrift „Im Turm“ abgehandelt wird, erzählt von der geheimen Organisation „Die Bewahrer“.

Alle Handlungsstränge laufen am Ende des Buches in Aleppo/Syrien zusammen und die Auflösung des Falles ist total anders, als ich das erwartet hätte.

„Versuchung“ ist der 1. Krimi aus der Feder des Journalisten Florian Harms. Man kann in jedem Satz spüren, dass der Autor sich mit den Sitten und Gepflogenheiten der arabischen Länder auskennt und jahrelang durch die arabische Welt gereist ist. Die Handlung des Buches spielt vor dem Krieg, der seit Jahren in Syrien herrscht und viele Städte in Schutt und Asche zerlegt hat.

Es handelt sich hier nicht um einen Krimi der üblichen Art; es gibt keine Leiche, kein Blutvergießen und es gibt zuerst einmal keinen wirklichen Täter, es gibt nur einen Aroma-Scout, der sich von seinem Arbeitgeber losgelöst hat um auf eigene Faust Recherchen zu betreiben und ein paar Leute, die ihn - aus den unterschiedlichsten Gründen - suchen.

Sowohl die Lebens-/Geschichten der Menschen auf August Liebligs Weg, als auch die Informationen zur Herstellung von Aromen fand ich persönlich sehr interessant. Ich gehöre zu den Lesern, die immer gerne etwas lernen, wenn Lernen sich auf so einfache Art und Weise anbietet. Da Tante Google sowohl zu „Umami“ als auch „Ziryab“ etwas ausgespuckt hat, gehe ich davon aus, dass der Autor den ganzen Themenbereich sehr ausführlich recherchiert hat.

Der Plot von „Versuchung“ ist sehr interessant, eine Geschichte, wie man sie nicht schon 500 x von anderen Autoren gelesen hat, sonst hätte sie mich nicht über 448 Seiten beschäftigen können. Jedoch steht auf dem Cover „Kriminalroman“, und in der Buchbeschreibung findet sich der Hinweis auf einen „sinnlichen und hochspannenden Thriller“ und genau an diesem Punkt setzt meine Kritik an: Mir persönlich hat hier leider der Thrill gefehlt, eben diese Spannung, die einen Krimi oder gar einen Thriller für mich ausmacht. Das entspricht meinem persönlichen Empfinden und es liegt durchaus im Bereich des Möglichen, dass ein anderer Leser dies ganz und gar anders empfindet.

Veröffentlicht am 13.02.2019

Wenn nicht die Liebe unsere Wunden heilt, was dann?

Wenn Liebe Wunden heilt
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Jede Karriere, die steil nach oben geht, kann auch genau so steil wieder fallen. Genau das ist Brooke Adams passiert. Bis vor ½ Jahr war sie PR-Beraterin auf Profi-Niveau in der Musikbranche, dann bereitete ...

Jede Karriere, die steil nach oben geht, kann auch genau so steil wieder fallen. Genau das ist Brooke Adams passiert. Bis vor ½ Jahr war sie PR-Beraterin auf Profi-Niveau in der Musikbranche, dann bereitete ein Skandal ihrer Karriere jäh ein Ende. 6 Monate lang hat sie das Wahlkampfteam eines Senators in Oregon geleitet, bis ihr das Schicksal die Chance für einen Wiedereinstieg vor die Füße spült. Mit dem YouTube-Video eines Unbekannten aus Alaska in der Tasche wird sie bei ihrem ehemaligen Vorgesetzten Brennan Ward vorstellig und kann diesen davon überzeugen, dass sie es schaffen wird Finn Keller unter Vertrag zu nehmen. Finn ist jedoch nicht ganz so leicht davon zu überzeugen, das er – der Automechaniker im Familienbetrieb – der neue Star am Musikhimmel sein soll und Brooke muss sich richtig ins Zeug legen. Nachdem „Dream Music“ die Vertragssumme verdoppelt hat, unterschreibt Finn den Vertrag. Sein 1. Song geht in den Sozialen Netzwerken richtig durch die Decke und in ganz kurzer Zeit ist Finn Keller ein gefeierter Star. Er lässt jedoch keinen Zweifel darüber offen, dass er das alles nur des Geldes wegen tut und …. wegen Ava.

Mit Brooke und Finn hat die Autorin Emily Bold 2 Charaktere geschaffen, die so unterschiedlich sind, wie Sonne und Mond.

Brooke ist die knallharte Geschäftsfrau, die nichts anderes vor Augen hat als ihren beruflichen Werdegang. Sie ist besessen von ihrem Job und sie würde alles dafür tun, dass sie bzw. Finn eine gute Publicity bekommt. Der Spruch „Dein Arsch gehört mir“, kann es treffender nicht ausdrücken, wie Brooke tickt und Finn dementsprechend vereinnahmt. Wer es jedoch schafft hinter die Fassade von Brooke zu schauen, der findet dort eine Frau, die nichts anderes will als geliebt zu werden.

Finn ist ein bodenständiger junger Mann, der in einem kleinen Ort in Alaska als Automechaniker im Familienbetrieb arbeitet. Er sieht sich weder als Sänger, noch als Star und er weiß auch genau was er will bzw. was er nicht will. Mit Vertragsabschluss hat er jedoch seine Seele verkauft und so muss er in den meisten Fällen tun, was Brooke von ihm verlangt. Er hat jedoch auch seinen ganz eigenen Sturkopf und dann geraten Brooke und er auch schon mal aneinander. Beide merken jedoch anfangs nicht, dass es zwischen ihnen auch ganz gewaltig erotisch knistert, was ihre Zusammenarbeit leider nicht vereinfacht. Es gibt jedoch etwas, das zwischen ihnen steht – die Frage: Wer ist Ava, für die er das alles tut, und wie ist Finn mit ihr verbunden?

Der Schreibstil von Emily Bold ist, wie gewohnt, angenehm und die Geschichte um Brooke und Finn lässt sich flüssig lesen. Obwohl mir die Geschichte gut gefallen hat, so hat mir doch etwas gefehlt, was ich nicht näher beschreiben kann. Mein 1. Buch der Autorin war „Lichtblaue Sommernächte“ und dieses Buch hat mich emotional von der ersten bis zur letzten Seite mitgenommen, so dass ich auch hier genau nach diesen Emotionen gesucht aber leider nicht gefunden habe. Auch fehlte den erotischen Passagen etwas Tiefgang. Manche Szene empfand ich als oberflächlich und emotionslos.

Erzählt wird die Geschichte abwechselnd aus der Sicht von Brooke und Finn und durch den Perspektivwechsel ist man immer direkt mit den Gedanken der jeweiligen Person vertraut. In einem Liebesroman ist der Schluss für den Leser vorhersehbar, trotzdem war es interessant den Weg von Brooke und Finn zu verfolgen, bis sie sich am Ende dann doch bekommen.

An manchen Stellen hätte ich Brooke bzw. ihren Chef Brennan gerne geschüttelt, in Anbetracht der Tatsache, wie sie mit Finn umgegangen sind. Ich kann mir jedoch vorstellen, dass es gerade in der Musikbranche genau so zugeht, wie die Autorin hier beschrieben hat und man – ob man will oder nicht – die Rechte an seinem Körper verkauft. Man hat einen Vertrag zu erfüllen, ungeachtet der eigenen Befindlichkeiten, und wenn man keinen Manager hat, der bereit ist über Leichen zu gehen, ist man wahrscheinlich nur eine kurz aufleuchtende Sternschnuppe und genau so schnell wieder vom Firmament verschwunden, wie man aufgetaucht ist.

Alles in allem hat mich „Wenn Liebe Wunden heilt“ gut unterhalten, mir hat jedoch etwas gefehlt, was für mich die Geschichte hätte rund werden lassen. Im Gegensatz zu den beiden vorhergehenden Büchern, die ich von Emily Bold gelesen habe, hat mich dieses leider nicht so ganz überzeugen können.

Veröffentlicht am 01.01.2019

Mehr Schein als Sein

Nebenan funkeln die Sterne
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Nach ihrer gescheiterten Beziehung kehrt Emma ihrer Heimat Regensburg den Rücken. Um möglichst viel Raum zwischen sich und Simon zu bringen, zieht sie nach London in die 1-Zimmer-Dachgeschosswohnung ihrer ...

Nach ihrer gescheiterten Beziehung kehrt Emma ihrer Heimat Regensburg den Rücken. Um möglichst viel Raum zwischen sich und Simon zu bringen, zieht sie nach London in die 1-Zimmer-Dachgeschosswohnung ihrer Tante. Aufgrund eines Vorfalles, der letztendlich auch zur Trennung von Simon geführt hat, leidet Emma unter einer Art Agoraphobie, sie hat Angst vor die Türe und unter Menschen zu gehen. Heutzutage – im Zeitalter der weltweiten Vernetzung via Internet – ist es tatsächlich kein großes Problem, tage-/wochen-/monatelang seine Wohnung nicht verlassen zu müssen. Einkäufe erledigt Emma online, gebracht wird die Ware per Lieferservice bis zur Wohnungstüre und ihr Geld verdient sie damit, Web-Siten für Firmen zu erstellen. Emma arbeitet nachts und schläft tagsüber und ihre Sozialkontakte pflegt sie über Instagram, wo sie mehrere tausend Follower hat. Ein paar Bilder, ein wenig Photoshop – das Profil von „Em_dreams“ quillt über von tollen Fotos und zeigt ein perfektes Leben, das es jedoch in Wirklichkeit so gar nicht gibt. Als in der Nachbarwohnung ein neuer Mieter einzieht und Emma sich fortan die Dachterrasse mit Nathan Burberry teilen muss, kommt sie ganz langsam aus ihrem Schneckenhaus wieder heraus. Noch weiß sie nicht, dass auch Nathan seiner Umwelt stellenweise ein Fake-Profil präsentiert.

Ich habe mich für dieses Buch entschieden, weil ich (Jahrgang 1965) eine sehr kritische Einstellung zum Umgang mit den „Social Media“ habe. Natürlich nutze auch ich ein Smartphone, habe Accounts bei Instagram und Facebook, aber ich glaube, dass ich ein gesundes Nutzerverhalten an den Tag lege. Wenn ich mir die Jugendlichen aus meinem direkten Umfeld so anschaue, dann irritiert es mich immer wieder, wie wenig reale Kontakte sie haben – ihr Leben findet online statt und sie finden das toll. Statt einem Telefonat schreibt man sich lieber WhatsApp-Nachrichten und private Informationen teilt man auf Instagram, Facebook & Co. mit seinen „Followern“, wer auch immer sich dahinter verbergen mag. Man liegt stundenlang im Bett, mit dem Handy in der Hand und in der Anonymität des Netzes kann man sich durchaus ein Leben aufbauen, das man gerne hätte – aber nicht haben wird – und niemandem fällt es auf, dass man seit Tagen seine Wohnung nicht verlassen hat.

Emma hat sich genau so ein Leben aufgebaut. Sie lebt alleine in ihrer 1-Zimmer-Wohnung und man könnte das Gefühl haben, dass sie sich dabei eigentlich – bis auf einige wenige Ausnahmen - ganz wohl fühlt. Sie plant ihren Tag per Bullet-Journal und wenn ihr die Decke auf den Kopf fällt, loggt sie sich bei Instagram ein, verteilt ein paar Herzchen und Kommentare auf den Seiten der Menschen, denen sie folgt. Für ihre eigene Seite retouchiert sie alte Fotos, pimpt sie mittels Photoshop auf und suggeriert ihren Followern, dass sie unterwegs gewesen wäre. Zum Beispiel postet sie ein Foto vom Strand/Meer mit dem Hinweis „Herrliches Wochenende an der Küste verbracht“; in Wirklichkeit ist das Foto 1,5 Jahre alt und Emma hat am Wochenende natürlich keinen Schritt vor die Türe gemacht.

Durch ihre große Zahl an Followern dauert es immer nur kurze Zeit bis einer ihrer Beiträge kommentiert wird und dadurch fühlt Emma sich lebendig und „von Freunden umgeben“. Mit einer Hand voll Followern hat Emma sogar eine etwas engere Beziehung; man schreibt sich private Nachrichten aber sobald es auf ein Treffen hinausläuft, fällt Emma immer irgend etwas ein, warum sie zu diesem Treffen nicht kommen kann. Selbst ihrer Familie kann sie seit fast 2 Jahren erfolgreich etwas vorspielen und ihre Schwester Jana immer wieder von einem Besuch bei ihr abhalten.

Dem Leser wird zwar klar, dass Emma ein Problem damit hat unter Menschen zu gehen und am Leben teilzunehmen, das direkt vor der Haustüre stattfindet, es wird jedoch erst im Laufe der Geschichte offenbart, warum das so ist. Für mich steht das Verhalten von Emma in keinem Verhältnis zu dem Vorfall, der sie dazu veranlasst hat, sich in ihr Schneckenhaus zurückzuziehen. Emma zeigt für mich auch nicht die typischen Anzeichen eines Menschen der unter Panikattacken leidet, wenn er seine sichere Wohnung verlässt, sie fühlt sich unwohl, hat ein wenig Herzklopfen, mehr aber auch nicht. Sie ist durchaus in der Lage einkaufen zu gehen, wenn alle anderen Optionen versagen.

Zudem frage ich mich permanent, warum man seiner Umwelt solche Fake-Nachrichten zukommen lassen muss. Klar, man fühlt sich gut, wenn man positive Bewertungen/Kommentare bekommt, aber fällt man nicht anschließend automatisch wieder in ein Loch, wenn einem bewusst wird, dass das Leben gar nicht so rosarot ist, wie man es nach außen darstellt? Macht man sich so seine eigene Depression nicht selbst?

Als Nathan neben Emma einzieht, weiß dieser natürlich nichts von ihren Ängsten und ihrem „Doppelleben“ und er lädt sie öfter mal ein; zum Grillen, zum gemeinsamen Sitzen auf der Dachterrasse, zum Kaffee trinken …. Da Emma nicht immer „Nein“ sagen kann, schafft sie es nach und nach sich wieder dem richtigen Leben zu öffnen und in die Normalität zurückzufinden.

Ein Roman ist natürlich nicht vollständig, wenn nicht auch ein Quentchen Liebe darin vorkommt aber die Romanze zwischen Emma und Nathan braucht viel Zeit und Raum um sich zu entwickeln und wird dann von einem Ereignis überschattet, das Nathan schon lange bevor er Emma kennenlernte geplant hat. Auch Nathan hat eine Vergangenheit, mit der er abschließen muss.

Der Charakter von Emma hat sich mir leider nicht erschlossen, ich konnte mich eher mit Nathan identifizieren, ihn fand ich richtig sympathisch. Auch Nilla, die Inhaberin eines Schreibwarenladens, kam beim Lesen sehr sympathisch rüber und Emma schlägt sich ihretwegen stellenweise mit Eifersucht herum. Und dann ist da noch Britney, die als „BritMom“ in Instagram unterwegs ist und mit der sich Emma dann doch irgendwann im Laufe der Geschichte noch trifft. Auch sie wird sehr authentisch dargestellt.

Im ersten Drittel des Buches gibt es nur Emma und ihre Befindlichkeiten, im zweiten Drittel kommt Nathan dazu und meiner Meinung nach kommt das Buch erst im letzten Drittel so richtig in Fahrt, als Emma sich wieder dem wirklichen Leben widmet und offen ist für ihre Umwelt. Die Geschichte ist komplett aus der Sicht von Emma erzählt, der Schreibstil der Autorin ist gut zu lesen, mir fehlt aber irgendwie etwas, was mich mitreißt. Ich habe auch eine ganze Weile gebraucht, um das Buch zu Ende zu lesen.

Alles in allem eine nette und vorhersehbare Geschichte, die mich aber leider nicht nachhaltig begeistern konnte.

Veröffentlicht am 27.08.2018

Wenn die große Liebe sich einfach nicht mehr meldet

Ohne ein einziges Wort
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Sarah Mackey (36), die seit vielen Jahren in Kalifornien lebt, ist zu Besuch bei ihren Eltern in Gloucestershire/England. Anlass dazu ist der Todestag eines ihr sehr nahestehenden Menschen, der sich zum ...

Sarah Mackey (36), die seit vielen Jahren in Kalifornien lebt, ist zu Besuch bei ihren Eltern in Gloucestershire/England. Anlass dazu ist der Todestag eines ihr sehr nahestehenden Menschen, der sich zum 19. Mal jährt. Genau an diesem Tag lernt sie Eddie David kennen. Ist es Liebe auf den 1. Blick, was zwischen den Beiden passiert? Sie verbringen wundervolle 7 Tage miteinander und dann verabschiedet sich Eddie in seinen schon lange vorher geplanten Urlaub – nicht ohne das Versprechen abzugeben, sich vom Flughafen aus bei Sarah zu melden. Er meldet sich jedoch nicht und auch 15 Tage später hat Sarah noch immer kein Lebenszeichen von ihm erhalten. Er war auf Facebook noch nicht online, an sein Handy geht er nicht ran, weswegen Sarah glaubt, dass ihm etwas schreckliches zugestoßen sein muss. Nun versucht sie alles in ihrer Macht stehende um herauszufinden, was mit Eddie passiert ist. Ihre Freunde raten ihr, ihn zu vergessen – aber Gefühle lassen sich nicht einfach so abstellen. Sarah sucht und sie findet …… der Grund, warum Eddie sich nicht mehr bei ihr meldet, liegt in ihrer Person begründet.

„Ohne ein einziges Wort“ ist der Debütroman der britischen Autorin Rosie Walsh und ist mit 528 Seiten (in der Print-Ausgabe) ein ziemlich umfangreiches Werk. Das Buch ist in 3 große Abschnitte eingeteilt.

Als ich mich auf dieses Buch beworben habe (Buch gegen Rezension bei Literaturschock.de) wusste ich noch nicht, dass es mir in Kürze auf allen möglichen Medienkanälen begegnen wird. Meine Erfahrung aus den letzten Jahren zeigt, dass ich mit Büchern, die besonders beworben und gehyped werden, in der Mehrzahl der Fälle nicht glücklich werde. So war es leider auch hier.

1. Abschnitt
Der Leser wird abwechselnd sowohl in der Gegenwart als auch in der Vergangenheit darüber in Kenntnis gesetzt, was passiert ist. Wie sich Sarah und Eddie kennenlernen, die kurze Zeit, die sie miteinander verbringen und letztendlich der Abschied, als Eddie sich schweren Herzens in seinen schon lange geplanten Urlaub verabschiedet. Dann steigt das Buch am 15. Tag nach Eddies Verabschiedung ein und der Leser wird Zeuge, auf welche Art und Weise und in welcher Intensität Sarah versucht, zu Eddie Kontakt aufzunehmen. Sie schreibt ihm an seinen Facebook-Account und per SMS (oder WhatsApp??) auf sein Handy, er reagiert nicht. Kurz darauf checkt sie, ob er seine Nachrichten gelesen/abgerufen hat, keine Reaktion, dann redet sie mit ihren Freunden, mit denen sie unterwegs ist, über Eddies Verschwinden, dann checkt sie wieder ob Eddie reagiert hat und so weiter und so fort. Da sie gerade mit ihren langjährigen (Schul-)Freunden Jo, deren Sohn Rudi und Tommy unterwegs ist, erfährt man auch ein wenig aus ihrer gemeinsamen Vergangenheit.

Für mich hätte der 1. Abschnitt deutlich kürzer ausfallen dürfen, denn es passiert nicht wirklich etwas, was der Sache Drive gegeben hätte. Sarah wendet ihre komplette Energie dafür auf, nach Eddie zu suchen (das hat schon was von Stalking). Interessant fand ich jedoch die Beschreibungen zu ihrem Beruf. Da ich wissen wollte, warum Eddie sich abgesetzt hat, habe ich weitergelesen.

2. Abschnitt
Sarah hat wirklich alles mögliche versucht, um Eddie zu finden. Von einem öffentlichen Aufruf auf seiner Facebook-Seite, bis zu einem persönlichen Besuch seines Fußball-Vereins hat sie alles unternommen um ihn zu finden und dann passiert es: Eddie kommt aus seiner Versenkung heraus und wir – sowohl Sarah als auch der Leser – erfahren, was ihn dazu getrieben hat, sich von Sarah zu distanzieren. Der Grund dafür ist schon harter Tobak, das muss ich sagen, und ich kann Eddie auf eine gewisse Art und Weise verstehen. Und das was da zwischen ihnen steht, das hat nicht nur Einfluss auf Eddie und Sarah, sondern auch auf ihr direktes Umfeld. Es geht einfach nicht, dass sie sich lieben können. Der Abschnitt endet dann mit einem ziemlich heftigen Cliffhanger ….. und insgesamt hat mir dieser Teil des Buches ganz gut gefallen weil einiges an Bewegung in der Geschichte ist.

3. Abschnitt
Durch den Cliffhanger des letzten Abschnittes in der Luft hängend, wollte ich natürlich wissen, ob das, was das Kopfkino produziert hat, auch zutreffend ist. Das hat mich wieder bei der Stange gehalten, denn der 3. Abschnitt ist - für meine Begriffe - extrem in die Länge gezogen. Die ersten Kapitel hätte man deutlich raffen können, da habe ich teilweise komplett die Lust verloren weiter zu lesen. Zum Ende hin wird es dann doch noch spannend und emotional und ich musste 1 – 2 Tränchen verdrücken, aber der wirklich schöne Schluss konnte das Buch insgesamt für mich nicht retten.

Fazit:
Mit 528 Seiten ist das Buch in meinen Augen deutlich zu lang. Ein paar Seiten gerafft und etwas weniger Füllstoff hätte dem Buch gut getan, meiner Meinung nach. Der Plot ist richtig gut – warum Eddie sich von seiner großen Liebe distanziert, das habe ich so noch in keinem anderen Buch gelesen. Es gibt einige Charaktere um Sarah und Eddie herum, die alle gut ausgearbeitet sind, aber so wirklich einfangen konnte mich niemand - selbst nicht ihre Freundin, die alles versucht um schwanger zu werden. Eddies Mutter hat mich gelegentlich auch schon mal genervt. Alles in allem entwickelt sich die Geschichte vorwärts und findet auch ein gutes Ende, aber teilweise habe ich mich echt schwer getan weiter zu lesen. Für ein „Buch gegen Rezension“ habe ich 4 Wochen Zeit zum Lesen und Rezensieren und die habe ich – leider – auch komplett ausgenutzt. Bei einem Buch ohne „Rezensionszwang“ hätte ich wahrscheinlich irgendwann abgebrochen.

Veröffentlicht am 14.06.2018

Wenn die große Liebe sich einfach nicht mehr meldet

Ohne ein einziges Wort
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Sarah Mackey (36), die seit vielen Jahren in Kalifornien lebt, ist zu Besuch bei ihren Eltern in Gloucestershire/England. Anlass dazu ist der Todestag eines ihr sehr nahestehenden Menschen, der sich zum ...

Sarah Mackey (36), die seit vielen Jahren in Kalifornien lebt, ist zu Besuch bei ihren Eltern in Gloucestershire/England. Anlass dazu ist der Todestag eines ihr sehr nahestehenden Menschen, der sich zum 19. Mal jährt. Genau an diesem Tag lernt sie Eddie David kennen. Ist es Liebe auf den 1. Blick, was zwischen den Beiden passiert? Sie verbringen wundervolle 7 Tage miteinander und dann verabschiedet sich Eddie in seinen schon lange vorher geplanten Urlaub – nicht ohne das Versprechen abzugeben, sich vom Flughafen aus bei Sarah zu melden. Er meldet sich jedoch nicht und auch 15 Tage später hat Sarah noch immer kein Lebenszeichen von ihm erhalten. Er war auf Facebook noch nicht online, an sein Handy geht er nicht ran, weswegen Sarah glaubt, dass ihm etwas schreckliches zugestoßen sein muss. Nun versucht sie alles in ihrer Macht stehende um herauszufinden, was mit Eddie passiert ist. Ihre Freunde raten ihr, ihn zu vergessen – aber Gefühle lassen sich nicht einfach so abstellen. Sarah sucht und sie findet …… der Grund, warum Eddie sich nicht mehr bei ihr meldet, liegt in ihrer Person begründet.

„Ohne ein einziges Wort“ ist der Debütroman der britischen Autorin Rosie Walsh und ist mit 528 Seiten (in der Print-Ausgabe) ein ziemlich umfangreiches Werk. Das Buch ist in 3 große Abschnitte eingeteilt.

Als ich mich auf dieses Buch beworben habe (Buch gegen Rezension bei Literaturschock.de) wusste ich noch nicht, dass es mir in Kürze auf allen möglichen Medienkanälen begegnen wird. Meine Erfahrung aus den letzten Jahren zeigt, dass ich mit Büchern, die besonders beworben und gehyped werden, in der Mehrzahl der Fälle nicht glücklich werde. So war es leider auch hier.

1. Abschnitt
Der Leser wird abwechselnd sowohl in der Gegenwart als auch in der Vergangenheit darüber in Kenntnis gesetzt, was passiert ist. Wie sich Sarah und Eddie kennenlernen, die kurze Zeit, die sie miteinander verbringen und letztendlich der Abschied, als Eddie sich schweren Herzens in seinen schon lange geplanten Urlaub verabschiedet. Dann steigt das Buch am 15. Tag nach Eddies Verabschiedung ein und der Leser wird Zeuge, auf welche Art und Weise und in welcher Intensität Sarah versucht, zu Eddie Kontakt aufzunehmen. Sie schreibt ihm an seinen Facebook-Account und per SMS (oder WhatsApp??) auf sein Handy, er reagiert nicht. Kurz darauf checkt sie, ob er seine Nachrichten gelesen/abgerufen hat, keine Reaktion, dann redet sie mit ihren Freunden, mit denen sie unterwegs ist, über Eddies Verschwinden, dann checkt sie wieder ob Eddie reagiert hat und so weiter und so fort. Da sie gerade mit ihren langjährigen (Schul-)Freunden Jo, deren Sohn Rudi und Tommy unterwegs ist, erfährt man auch ein wenig aus ihrer gemeinsamen Vergangenheit.

Für mich hätte der 1. Abschnitt deutlich kürzer ausfallen dürfen, denn es passiert nicht wirklich etwas, was der Sache Drive gegeben hätte. Sarah wendet ihre komplette Energie dafür auf, nach Eddie zu suchen (das hat schon was von Stalking). Interessant fand ich jedoch die Beschreibungen zu ihrem Beruf. Da ich wissen wollte, warum Eddie sich abgesetzt hat, habe ich weitergelesen.

2. Abschnitt
Sarah hat wirklich alles mögliche versucht, um Eddie zu finden. Von einem öffentlichen Aufruf auf seiner Facebook-Seite, bis zu einem persönlichen Besuch seines Fußball-Vereins hat sie alles unternommen um ihn zu finden und dann passiert es: Eddie kommt aus seiner Versenkung heraus und wir – sowohl Sarah als auch der Leser – erfahren, was ihn dazu getrieben hat, sich von Sarah zu distanzieren. Der Grund dafür ist schon harter Tobak, das muss ich sagen, und ich kann Eddie auf eine gewisse Art und Weise verstehen. Und das was da zwischen ihnen steht, das hat nicht nur Einfluss auf Eddie und Sarah, sondern auch auf ihr direktes Umfeld. Es geht einfach nicht, dass sie sich lieben können. Der Abschnitt endet dann mit einem ziemlich heftigen Cliffhanger ….. und insgesamt hat mir dieser Teil des Buches ganz gut gefallen weil einiges an Bewegung in der Geschichte ist.

3. Abschnitt
Durch den Cliffhanger des letzten Abschnittes in der Luft hängend, wollte ich natürlich wissen, ob das, was das Kopfkino produziert hat, auch zutreffend ist. Das hat mich wieder bei der Stange gehalten, denn der 3. Abschnitt ist - für meine Begriffe - extrem in die Länge gezogen. Die ersten Kapitel hätte man deutlich raffen können, da habe ich teilweise komplett die Lust verloren weiter zu lesen. Zum Ende hin wird es dann doch noch spannend und emotional und ich musste 1 – 2 Tränchen verdrücken, aber der wirklich schöne Schluss konnte das Buch insgesamt für mich nicht retten.

Fazit:
Mit 528 Seiten ist das Buch in meinen Augen deutlich zu lang. Ein paar Seiten gerafft und etwas weniger Füllstoff hätte dem Buch gut getan, meiner Meinung nach. Der Plot ist richtig gut – warum Eddie sich von seiner großen Liebe distanziert, das habe ich so noch in keinem anderen Buch gelesen. Es gibt einige Charaktere um Sarah und Eddie herum, die alle gut ausgearbeitet sind, aber so wirklich einfangen konnte mich niemand - selbst nicht ihre Freundin, die alles versucht um schwanger zu werden. Eddies Mutter hat mich gelegentlich auch schon mal genervt. Alles in allem entwickelt sich die Geschichte vorwärts und findet auch ein gutes Ende, aber teilweise habe ich mich echt schwer getan weiter zu lesen. Für ein „Buch gegen Rezension“ habe ich 4 Wochen Zeit zum Lesen und Rezensieren und die habe ich – leider – auch komplett ausgenutzt. Bei einem Buch ohne „Rezensionszwang“ hätte ich wahrscheinlich irgendwann abgebrochen.