Profilbild von JanaBabsi

JanaBabsi

Lesejury Star
offline

JanaBabsi ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit JanaBabsi über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 21.03.2018

2 Frauen auf einem Roadtrip durch Kuba

Mit Hanna nach Havanna
0

Als Katrin Fabers Chef sie zu einem privaten Abendessen einlädt, gibt es für sie nur 3 angemessene Anlässe: Er möchte ihr seine Liebe gestehen, er wird sie über ihre Beförderung unterrichten oder es geht ...

Als Katrin Fabers Chef sie zu einem privaten Abendessen einlädt, gibt es für sie nur 3 angemessene Anlässe: Er möchte ihr seine Liebe gestehen, er wird sie über ihre Beförderung unterrichten oder es geht um ihre Nominierung für den begehrten und renommierten Journalistenpreis „Goldener Griffel“. Nicht im Traum hätte Katrin sich ausmalen können, dass sie nicht befördert sondern degradiert wird – sie soll in Zukunft das Seniorenmagazin des Senders moderieren. Nachdem ihre 1. Sendung ausgestrahlt wurde, erreichte Katrin ein Leserbrief von Johanna Maria Henriette Wagner von Trottau zu Dannenberg.

Johanna, genannt Hanna, möchte 2 Dinge von Katrin:
1. Sie soll ihre Memoiren schreiben
2. Sie soll sie auf ihre Reise nach Kuba begleiten, um große Liebe Julius zu finden

Nach anfänglichem Zögern willigt Kathrin ein, die alte Dame zu begleiten. Nicht, weil sie so gerne bei der Suche nach Hannas großer Liebe helfen möchte, sondern weil sie in dieser Reise eine Chance sieht, doch noch die Nominierung für den „Goldenen Griffel“ zu bekommen. Und so sitzen Katrin und Hanna kurze Zeit später im Flieger nach Havanna.


Ich lese nicht gerne Bücher, in denen es um sogenannte Road-Trips geht. Üblicherweise treffen diese Geschichten nicht meinen Humor. Bei diesem Buch habe ich eine Ausnahme gemacht, da mir das vorhergehende Buch der Autorin „Wenn das Leben Loopings dreht“ richtig gut gefallen hat. Ich habe „Mit Hanna nach Havanna“ also eher wegen der Autorin als wegen des Inhalts ausgewählt. Leider konnte mich aber auch diese Geschichte nicht überzeugen.

Katrin und Johanna, die beiden wichtigsten Figuren in der Geschichte, regen mich schon direkt am Anfang ihrer gemeinsamen Reise auf und das ändert sich auch nicht sehr viel im weiteren Verlauf der Reise.

Katrin ist total auf ihr Ansinnen fixiert Julius zu finden, ihn zu seiner Auswanderer-Geschichte in Bezug auf die kubanische Revolution zu interviewen, nach Hause zu fliegen und mit ihrem Artikel die Nominierung für den „Goldenen Griffel“ zu erhalten. Sie ist die totale Spaßbremse und für ihre 33 Jahre ist sie ziemlich spießig. Sie möchte weder tanzen noch etwas trinken (außer Mineralwasser) und irgendwie fehlt ihr jedweder Humor. Bei jeder sich bietenden Gelegenheit treibt sie Hanna an.

Hanna ist 78 Jahre alt und möchte auf dieser Reise ihre erste große Liebe Julius suchen, der sie vor vielen Jahren verlassen hat um nach Kuba zu gehen. Im Gegenteil zu Katrin möchte Hanna all die schönen Dinge erleben, die Kuba zu bieten hat – am meisten spricht sie hier den überaus hochprozentigen Cocktails zu, gerne schon am Morgen. Hanna hinterlässt bei mir den Eindruck einer gealterten Dame, die gerne ein paar verpasste Gelegenheiten nachholen möchte.

Was mir an Hanna jedoch gefällt ist die Tatsache, dass sie sich noch an den kleinen Schönheiten des Lebens erfreuen kann.
Eine Terrasse mit Ausblick aufs Meer – Hanna kann es genießen, Katrin ist genervt.
Die Gastfreundschaft der Kubaner – Hanna kann es genießen, Katrin ist genervt.
Ein Tag auf der Zigarrenplantage – Hanna kann es genießen, Katrin … na, was wohl....

Natürlich werden sie von den Einheimischen auch über's Ohr gehauen, landen in einer privaten Unterkunft statt dem gebuchten Hotel, setzen ihre Reise mit einem Mietwagen fort, der unterwegs ganz gepflegt die Grätsche macht, und sie fahren stundenlang in die falsche Richtung – also alles, was so einen Road-Trip eigentlich interessant macht.

In einer Bar bekommt Katrin per Zufall mit, dass noch jemand auf der Suche nach Julius ist. Ein junger Mann namens Max, der seinen Reisefortschritt auf seinem Blog „Reisemax“ veröffentlicht. Sofern Katrin über einen Internetzugang verfügt (den es nur an einigen wenigen Stellen gibt, zudem kostenpflichtig) kann sie den Fortschritt von Max' Suche nach Julius im Auge behalten. Ein weiterer Grund, schnellstmöglichst die Reise fortzusetzen um Julius vor Max zu finden.

Im Laufe der Reise taut Katrin ein wenig auf und zum Schluss hin wird sie manchmal sogar richtig zugänglich. Natürlich gibt es für Hanna ein Happy End, aber auch für Max, der mir als Figur sogar ganz sympathisch war. Nur der Grund, warum er zeitgleich mit Hanna/Katrin nach Julius suchte, war mir dann doch ein wenig zu viel Zufall.

Der Schreibstil der Autorin ist sehr angenehm zu lesen und wenn die Charaktere Hanna und Katrin nicht so sperrig gewesen wären, hätte mir die Gesichte auch etwas Spaß gemacht. Aber wahrscheinlich ist genau das der Clou hinter einem Road-Trip – nicht alltägliche Personen, die sich gemeinsam auf eine Reise machen.

Für mich war dieses Buch leider nichts, für eine/n andere/n LeserIn kann es durchaus das witzigste Buch des Jahres werden. Ich habe mal wieder gemerkt, dass ich Road-Trip-Bücher einfach im Regal stehen lassen sollte. Auch, wenn sie von einer/einem mir bekannten AutorIn geschrieben wurden.

Veröffentlicht am 13.03.2018

Wenn Künstliche Intelligenz sich zu weit entwickelt ….

God's Kitchen
0

Die 19jährige Celine studiert Psychologie an der Universität in München. Zur Zeit sind Semesterferien und außer einer langweiligen Hausarbeit steht nix an. Da Celine ihre Familie vor langer Zeit bei einem ...

Die 19jährige Celine studiert Psychologie an der Universität in München. Zur Zeit sind Semesterferien und außer einer langweiligen Hausarbeit steht nix an. Da Celine ihre Familie vor langer Zeit bei einem Zugunglück verloren hat, bleibt ihr nichts anderes übrig, als die Semesterferien in ihrem 12qm-Studenten-Bungalow im Olympischen Dorf zu verbringen, während ihre Kommilitonen nach Hause zu ihren Familien fahren.

Die Tage plätschern so vor sich hin und sind ausgefüllt mit dem Schreiben der Hausarbeit oder mit „vor Langeweile aus dem Fenster schauen“ und dem Beobachten ihres Nachbarn Robert, der Celine seit einem Zwischenfall vor wenigen Tagen aus dem Weg geht. Da kommt ihr der Anruf ihrer neuen Freundin Pandora gerade recht.

Pandora scheint irgendwie anders zu sein als alle anderen Menschen, die Celine bisher kennengelernt hat. Sie fühlt sich in Pandoras Nähe ausnahmsweise nicht „andersartig“ und so wundert es nicht, dass die Beiden sehr viel Zeit miteinander verbringen. Pandora arbeitet als wissenschaftliche Assistentin am Institut für neuronale Informatik und für die Arbeit mit Chi, einem Roboter mit Künstlicher Intelligenz, wird gerade eine Praktikantin aus dem Bereich der Psychologie gesucht. Celine sagt zu und so darf sie - in einem speziellen Raum im Institut, der God's Kitchen genannt wird – verschiedene Tests durchführen, mit deren Hilfe Chi lernen und sich weiterentwickeln soll.

Die Tests werden immer merkwürdiger und je mehr Chi lernt, desto mehr entwickelt sie ein Eigenleben. Celine gerät mehr und mehr in Gefahr … und irgendwann gibt es nur noch eine Option: Das Selbstzerstörungsprogramm von Chi muss eingeleitet werden. Aber lässt sich eine Künstliche Intelligenz an einem bestimmten Punkt noch abschalten oder hat sie den Menschen die Kontrolle über sich selbst schon lange aus der Hand genommen?

Ich denke ich spoilere nicht zu viel wenn ich erwähne, dass Celine eine außergewöhnliche Gabe hat (das Thema wird gleich auf den ersten 3 Seiten im Buch angesprochen). Sie kann in die Zukunft sehen – nicht Wochen vorher sondern ganz kurze Zeit, bevor etwas passiert. Aufgrund dieser Einzigartigkeit ist Celine ein Einzelgänger.

„Ich hatte noch niemanden getroffen, der so war wie ich, und daher fühlte ich mich auf eine seltsame Art heimatlos …..."

Durch den frühen Tod ihrer Eltern hat sie einen großen Teil ihres Lebens in Kinderheimen und/oder Pflegefamilien verbracht, aber niemand hat es geschafft, ihr die Familie zu ersetzen oder ihr ein wirkliches Zuhause zu geben. Celine ist recht einfach gestrickt, zumindest was das Alltägliche betrifft, denn sie hat viele Dinge nach ihrer eigenen Aussage nicht gelernt.

„Ich habe jedenfalls nie gelernt, mich einzurichten und aus einem Platz ein Zuhause zu machen, indem ich Wände strich, Bilder aufhängte, Vorhänge aussuchte, all die Dinge, die meine Nachbarn wunderbarerweise beherrschten und die aus ihren Bungalows kleine heimelige Hütten machten. ….. ich hatte nicht gelernt mich zu beklagen. Beklagen können sich nur die, die von jemandem gehört werden.

Celine erzählt ihre Geschichte in der Ich-Form und das rückwirkend über 1 Jahr. Im Vordergrund steht natürlich das Thema der „Künstlichen Intelligenz (KI)“. Chi ist ein Roboter in Kindergestalt, was auf der einen Seite durch das „Kindchenschema“ sicherlich die Akzeptanz der Menschen gegenüber einem Roboter erhöhen könnte, andererseits könnte ich persönlich mir einen Kinder-Roboter weder als Haushaltshilfe noch als Pflegekraft vorstellen. Generell ist es für mich schwer vorstellbar, dass Roboter in Zukunft mehr und mehr in unser Leben vordringen, aber vor 20 Jahren war der Gedanke an ein Handy/Smartphone auch noch ziemlich utopisch. Heute sind sogar die „sprachgesteuerten internetbasierten persönlichen Assistenten“ aus vielen Haushalten nicht mehr wegzudenken, und auch diese entwickeln manchmal ein unerwünschtes Eigenleben.

Das Thema KI ist ziemlich faszinierend und wird von der Autorin hier auch sehr gut umgesetzt. Chi ist für einen ganz besonderen Einsatz vorgesehen und so analysiert diese auch immer die Körperhaltung sowie Mimik und Gestik der Menschen die mit ihr arbeiten, um diese bei sich selbst aufzunehmen und anzuwenden. Ebenso wird sie mit Emotionen „gefüttert“ und kann sogar echte Tränen weinen – bis sie dann anfängt Dinge zu tun, die nicht ihrer Programmierung entsprechen und jemand die Reißleine ziehen muss. Ein durchaus gruseliger Gedanke ….

Die Charaktere Celine, Kim und Pandora sowie im späteren Verlauf auch Kairos, bleiben für mein Befinden jedoch alle eher blass und unscheinbar. Ich schaffe es nicht, mich mit einem von ihnen wirklich zu identifizieren, was ich sehr schade finde. Auch untereinander ist die Beziehung der Protagonisten eher kühl – weswegen es mich erstaunt hat, dass da bei einer Person scheinbar doch mehr Gefühle im Spiel sind, als nach außen sichtbar wurde.

Die Autorin hat einen ruhigen Schreibstil und die Beschreibungen sind teilweise sehr bildhaft:

„Pandora neben mir schwimmt durch die Gänge wie ein Fisch im Wasser. Ich bin die zappelnde Kaulquappe daneben“.

Das Buch selbst lebt nicht von großartiger Spannung; trotzdem konnte ich nicht aufhören zu lesen, bis ich wusste wie die Geschichte endet. Das Ende war für mich dann aber anders als erwartet, überraschend, trotzdem blieben noch Fragen offen bzw. hatte ich das Gefühl, dass ich zu der ein oder anderen Sache die Vorgeschichte verpasst hatte.

Was die Entwicklung von Chi betrifft, so hätte das alles für mich gerne noch viel mehr Drama haben können. Ein Roboter der sich verselbständigt, das Thema birgt unglaublich viel Potential.

„God's Kitchen“ ist ein Buch, das sich flüssig lesen lässt. Für meine Begriffe hätte es aber sowohl in Punkto Charaktere als auch was die Entwicklung der Künstlichen Intelligenz betrifft, gerne mehr in die Tiefe gehen können.

Veröffentlicht am 15.11.2017

Es könnte auch uns treffen ….

Fever
0

Am 05. Oktober erreichte mich ein Überraschungspäckchen vom Aufbau Verlag. Darin enthalten war eine Mappe, die eine Video-Präsentation des neuesten Romans „Fever“ von Deon Meyer enthielt, ebenso eine Leseprobe ...

Am 05. Oktober erreichte mich ein Überraschungspäckchen vom Aufbau Verlag. Darin enthalten war eine Mappe, die eine Video-Präsentation des neuesten Romans „Fever“ von Deon Meyer enthielt, ebenso eine Leseprobe sowie ein Anschreiben mit Hinweis auf ein Gewinnspiel.

Die Leseprobe und auch die Video-Präsentation haben mich neugierig werden lassen, weswegen ich der Einladung des Aufbau-Verlags gefolgt bin und habe mir das Buch als eBook über die Rezensionsplattform „NetGalley“ heruntergeladen. An dieser Stelle noch einmal herzlichen Dank an den Aufbau-Verlag, aber auch an den Autor Deon Meyer, dass mir dieses Buch zur Verfügung gestellt wurde.

Es gibt Bücher, bei denen es mir sehr schwer fällt eine Rezension zu schreiben und es dann auch noch in eine Sterne-Kategorie einzuordnen. Dieses hier gehört definitiv dazu.


Nach einer Fieber-Pandemie, die nur 5 % der Weltbevölkerung überlebt haben, fahren der 13jährige Nico und sein Vater Willem Storm in einem alten Volvo durch Südafrika – sie sind auf der Suche nach weiteren Überlebenden, aber sie suchen in den leerstehenden Häusern auch nach Ressourcen wie Nahrungsmittel, Benzin, Saatgut und anderen Dingen, mit denen sie ihr eigenes Überleben sichern können.

Willem hat eine Vision; er ist auf der Suche nach einem Ort, an dem er eine neue Gemeinschaft gründen kann. Mit Hilfe von Flugblättern, die er in den Dörfern hinterlässt, hofft er andere Überlebende zu motivieren sich ihnen anzuschließen.

Unterwegs müssen sie sich unter anderem gegen ausgehungerte Wildhunde und schwer bewaffnete Gangs zur Wehr setzen. In einem verfallenen Land ohne Gesetze gilt einzig und alleine das Recht des Stärkeren.

Der Ort Vanderkloof, der geschützt zwischen Felsen und einem Staudamm liegt, eignet sich perfekt, um dort eine neue Siedlung entstehen zu lassen - sie geben ihr den Namen „Amanzi“.

Tatsächlich erreichen nach und nach immer mehr Menschen Amanzi. Aber wo viele Menschen aufeinander treffen, da gibt es auch irgendwann Konflikte.

Eigentlich sollte man denken, dass Überlebende einer solchen Katastrophe ihren Focus wieder auf die wirklich wichtigen Dinge des Lebens richten, aber wenn man liest, dass auch hier Krieg, Zerstörung und Verrat an der Tagesordnung sind und Amanzi durch eine Armee verteidigt und geschützt werden muss, so fragt man sich, was noch alles passieren muss, damit die Menschen daraus etwas lernen und sich wieder mehr in Bescheidenheit üben. Trotz aller Widrigkeiten glaubt Willem jedoch immer noch daran, dass alles gut werden wird – und dann bringt ihm eine Kugel den Tod.

Hier sind sie also.
Meine Memoiren, die Geschichte eines Mordes.
Ich trete nach vorn, damit alle davon erfahren.


Als Nico 47 Jahre alt ist – so alt wie sein Vater war, als er ermordet wurde – schreibt er die Geschehnisse auf. Sein Vater Willem war immer ein Visionär, er hat nie die Hoffnung verloren oder den Glauben an das Gute aufgegeben im Gegensatz zu Nico, der sich zum Soldaten ausbilden ließ um sich und das was er liebt verteidigen zu können. Sie waren Vater und Sohn und doch so unterschiedlich.

Erzählt wird die Story in der Ich-Form aus der Sicht von Nico. Zwischendurch werden immer wieder Interviews eingestreut, die mit den Bewohnern von Amazi geführt wurden. So kann der Leser die Gemeinschaft aus verschiedenen Augen betrachten. Woher kamen die Menschen und was erwarteten sie sich von Amazi.

Für mich ist es das 1. Buch, welches ich von Deon Meyer gelesen habe. „Fever“ umfasst satte 700 Seiten. An manchen Stellen beschlich mich das Gefühl, dass man die Szene auch hätte etwas weniger in die Länge ziehen können. Auch die eingestreuten Interviews waren anfangs eine nette Abwechslung, irgendwann störten sie mich aber deutlich in meinem Lesefluss. Für mich war es ein Quentchen zu viel des Guten.

Die Story ist gut, weil es tatsächlich passieren könnte, dass eine Pandemie einen Großteil der Menschheit dahinrafft – ich möchte mir heute nicht ausmalen, wie sich die überlebenden Menschen in diesem Falle verhalten würden – und der Schauplatz Südafrika ist gut gewählt. Ich habe bisher noch nicht sehr viele Dystopien gelesen aber sie spielten allesamt an einem fiktiven Ort oder in einer fiktiven Welt.

Der Autor selbst lebt in der Nähe von Kapstadt und in der Danksagung am Ende des Buches erfährt der Leser, dass die Recherche und die Schreibarbeit an diesem Buch 4 Jahre in Anspruch genommen haben.

Veröffentlicht am 15.10.2017

Gen-Editing – Fluch oder Segen?

M.I.A. - Das Schneekind
0

Sandra hat gerade die Beziehung zu ihrem Lebensgefährten und Chef beendet, als sie in einem Schneegestöber in den Schweizer Bergen in einen Unfall verwickelt wird. Während ihr Wagen glücklicherweise von ...

Sandra hat gerade die Beziehung zu ihrem Lebensgefährten und Chef beendet, als sie in einem Schneegestöber in den Schweizer Bergen in einen Unfall verwickelt wird. Während ihr Wagen glücklicherweise von einem Baum gestoppt wird, durchbricht das Auto des Unfallgegners die Leitplanke und stürzt einen Abhang hinunter. Bevor der Fahrer des Wagens seinen schweren Kopfverletzungen erliegt, kann Sandra noch die Worte „Bringen Sie sie weg von hier“ verstehen. Auf dem Rücksitz des Autos sitzt ein kleines Mädchen – Mia.

Die Beiden verbringen die Nacht in einer nahegelegenen Bergütte. Mia scheint krank zu sein, denn sie muss Medikamente nehmen und nachdem die Adoptivmutter Mia am nächsten Tag wieder in ihre Obhut genommen hat, verschwindet das Kind hinter den Türen eines Forschungsinstituts. Sandras Versuche Mia zu besuchen, werden von der Adoptivmutter geblockt.

Mia bittet ihren netten neuen Nachbarn um Hilfe. Sie möchte herausfinden, was genau sich in diesem Forschungsinstituts abspielt. Dann überschlagen sich die Ereignisse … ein Haus brennt ab, es gibt einen Toten und Sandra wird verfolgt.

In welches Wespennest hat Sandra gestochen?

Bei „M.I.A. Das Schneekind“ handelt es sich um einen Thriller mit medizinisch-wissenschaftlichem Hintergrund, wobei die Autoren nicht sehr tief in die Thematik einsteigen und man deswegen auch ohne tiefer gehendes Hintergrundwissen der Geschichte folgen kann.

Mit einem Umfang von 304 Seiten und einem angenehmen Schreibstil liest sich das Buch schnell weg. Die Charaktere sind gut beschrieben, so dass man sich von jeder handelnden Person ein Bild machen kann. Herausragend als Protagonisten sind Heide - die Mutter von Sandra - und Atmos, der nette Nachbar. Diese beiden Personen sind in meinen Augen die Sympathieträger des Buches. Aber auch wenn ich Heide wirklich als herzerfrischend empfinde, kann ich ihre und die Handlungen von Sandra nicht nachvollziehen. Sie handeln extrem unüberlegt und bringen sich selbst damit in große Gefahr.

Als Leser weiß man eigentlich, dass es in diesem Buch um Mia geht – wie, warum und was genau mit ihr passiert, möchte ich an dieser Stelle natürlich nicht preisgeben. Schade nur, dass Mia selbst nur im ersten und im letzten Viertel des Buches auf der Bildfläche erscheint. Hier hätte ich mir mehr Präsenz gewünscht und auch mehr Hintergrund-Informationen. Man erfährt leider nicht viel über Mia und warum das alles so passiert. Hier hätten dem Buch ein paar Seiten mehr nicht geschadet, denn das hätte der Geschichte ein wenig mehr Tiefgang verschafft. So bleibt Mia eher blass und wenig greifbar und das ist für die Person in der Hauptrolle sehr schade.

Trotz der fehlenden Präsenz von Mia schaffen die Autoren es, dem Buch die notwendige Spannung zu verleihen, die den Leser bis zum Schluss bei der Stange hält. Schließlich möchte man wissen, was genau in diesem Forschungsinstituts passiert und welche Rolle Mia und ihre Adoptivmutter spielen. Es gibt dann auch einen fulminanten Schluss in dem sich bewahrheitet, was man als Leser schon über viele Seiten geahnt hat – trotzdem bleiben am Ende noch viele Fragen offen.

Ich hatte ein paar schöne Lesestunden - trotzdem hat mir persönlich leider ein ganz elementares Teil an diesem Thriller gefehlt: Der Thrill.

Veröffentlicht am 26.07.2017

Gül - „Glanz meiner Augen“

Die Tochter des Schmieds
0

Timur ist 11 als sein Vater stirbt. Mit 16 Jahren übernimmt er die Schmiede des Vaters, die bis dahin von seiner Mutter vermietet wurde. Mit 25 führt Timur ein behagliches Leben, sein Beruf als Schmied ...

Timur ist 11 als sein Vater stirbt. Mit 16 Jahren übernimmt er die Schmiede des Vaters, die bis dahin von seiner Mutter vermietet wurde. Mit 25 führt Timur ein behagliches Leben, sein Beruf als Schmied macht ihm Spaß, er sitzt gerne in den Teehäusern und raucht eine Wasserpfeife und wenn er Abwechslung braucht fährt er einfach in die nächste größere Stadt. Er selbst hat nicht das Bedürfnis zu heiraten, es fehlt ihm an nichts. Seine Mutter ist jedoch anderer Meinung und so arrangiert sie die Hochzeit zwischen Fatma und Timur.

Das Buch „Die Tochter des Schmieds“ erzählt die Geschichte der erstgeborenen Tochter Gül, die in den 1940er Jahren in einem kleinen Dorf in Anatolien aufwächst. Nachdem Fatma noch 2 weitere Mädchen zur Welt gebracht hat erkrankt sie an Typhus und stirbt. Nun steht Timur alleine mit 3 kleinen Kindern da, aber da er sich um keinen Preis von den Mädchen trennen möchte, braucht er eine Mutter für seine Kinder und so heiratet er recht schnell nach der Beerdigung von Fatma die 19jährige Arzu. Gemeinsam mit Arzu bekommt Timur noch Tochter Nalan und den lang ersehnten Sohn Emin. Arzu jedoch ist mit ihrer Rolle als Mutter von 5 Kindern überfordert und so überlässt sie gerne Gül die Rolle der Aufpasserin, während sie sich mit ihren Freundinnen trifft oder anderweitig beschäftigt ist. Um ihrer Rolle als „Mutter“ gerecht zu werden bricht Gül die Schule ab und macht eine Ausbildung als Schneiderin, während ihre Schwester Melike Fremdsprachen studiert und Sibel Dorflehrerin wird.

Mit 15 Jahren heiratet Gül den Bruder ihrer Stiefmutter und bekommt bald selbst 2 Kinder. In den 1960er Jahren geht ihr Mann Fuat nach Deutschland um dort Arbeit zu finden und ein besseres Leben zu beginnen. Anfangs wehrt Gül sich noch dagegen ihrem Mann zu folgen, aber nach 1 Jahr beschließt sie, ihre beiden Kinder vorübergehend bei ihrer Schwiegermutter zu lassen und ihrem Mann in das unbekannte Land zu folgen.

Der Autor Selim Özdogan zeichnet in seinem Buch das Bild einer anatolischen Familie, wie es zur damaligen Zeit Usus war, mit allen seinen Traditionen.

Gül ist eher die schüchterne und zurückhaltende Tochter, die niemals aufbegehrt oder sich auflehnt und alle Arbeiten, die ihr ihre Stiefmutter aufbürdet, ohne zu Murren verrichtet. Auch auf die Avancen eines Jungen, der ihr sehr gefällt, geht sie nicht ein. Mehrfach hatte sie die Möglichkeit, aber Gül lässt sie verstreichen. Ist es ihre Kultur, die es ihr verbietet oder ihr Pflichtbewusstsein? Vielleicht ist es eine Mischung aus beidem, dass sie ihren Schwarm ziehen lässt um dafür später einen älteren Mann zu heiraten, der sich nicht sonderlich viel für seine Frau interessiert.

Im Gegensatz zu ihren Geschwistern macht Gül in diesem Buch keine große Entwicklung durch. In Anbetracht der Tatsache, dass es im September 2012 den Nachfolger „Heimstraße 52“ gab, ist das jedoch auch nicht weiter verwunderlich. Und am 18.07.2017, also vor wenigen Tagen, ist der 3. Teil „Wo noch Licht brennt“ erschienen – es geht also weiter mit der Geschichte von Gül.

Leider ist der überaus poetische und malerische Schreibstil, der von vielen LeserInnen/RezensentInnen so hoch gelobt wird, gerade das, was mir nicht so gut gefallen hat an diesem Buch. Der Autor schafft es leider nicht, mich mit dieser Art der Erzählung an seine Protagonisten zu fesseln – ich brauchte recht lange um das Buch zu lesen, obwohl die Geschichte über Güls Leben interessant ist.