Profilbild von JanaBabsi

JanaBabsi

Lesejury Star
offline

JanaBabsi ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit JanaBabsi über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 15.09.2016

Die Tote vom Aasee

Denn mir entkommst du nicht
0

Antonio Gomez dreht seine allabendliche Jogging-Runde durch den Park am Aasee in Münster. Als er einen Stopp einlegen muss, um seinen Schuh zu binden, glaubt er zu hören, dass jemand seinen Namen ruft. ...

Antonio Gomez dreht seine allabendliche Jogging-Runde durch den Park am Aasee in Münster. Als er einen Stopp einlegen muss, um seinen Schuh zu binden, glaubt er zu hören, dass jemand seinen Namen ruft. Als er sich dem Gebüsch nähert, aus dem die Rufe kamen, stößt er mit einer Person zusammen, die ihn mit einer Lampe blendet und dann verschwindet. Hinter dem Gebüsch findet befindet sich eine schrecklich verstümmelte Frauenleiche. Mit Entsetzen stellt Antonio fest, dass er die tote Frau aus seinem früheren Leben kennt. Auf keinen Fall darf seine Vergangenheit ans Licht kommen und so meldet Antonio den Leichenfund anonym der Polizei.

Polizeikommissarin Charlotte Schneidmann und ihr Kollege Käfer nehmen die Ermittlungen auf. Anfangs sieht alles nach einem Sexualdelikt aus, aber das Blatt wendet sich sehr schnell und so kann auch ein Drogendelikt oder ein Millieumord (Prostitution) nicht gänzlich ausgeschlossen werden.

Es bleibt jedoch nicht bei diesem einen Mord, es gibt bald noch eine weitere Frauenleiche, die identische Verstümmelungen aufweist.

Neben dem klassischen Ermittlungsweg hat Charlotte noch eine andere heiße Spur gefunden, der sie – auf eigene Faust – nachgeht.

Bei „Denn mir entkommst Du nicht“ handelt es sich zwischenzeitlich um den 4. Fall des Ermittler-Duos Schneidmann & Käfer. Ich bin erst mit diesem Buch in die Krimi-Reihe eingestiegen, was jedoch problemlos machbar war, da jeder Krimi für sich und einzeln gelesen werden kann. Wie bei jeder Reihe ist es aber so, dass dem Leser einige Vorkenntnisse über die Personen der Ermittler fehlen können.

Der Leser weiß von Anfang an, welche Person nicht der Mörder ist – Antonio. Er hat die Tote gefunden und anonym der Polizei gemeldet. Aber …. war er es wirklich nicht? Der Leser weiß, dass Antonio eine Vergangenheit hat, von der er nicht möchte, dass sie ans Tageslicht gezerrt wird. Welcher Art ist seine Vergangenheit und könnte es dann nicht doch sein, dass er der Mörder ist? Die Autorin legt hier geschickt immer wieder kleine Fährten in alle Richtungen ….. ob sie falsch oder richtig sind.... das klärt sich erst am Ende des Buches.

Charlotte Schneidmann kommt gerade aus der Elternzeit und steigt mit ihrem 1. Fall schon gleich wieder voll ins Geschehen ein. Der Leser spürt, dass es ihr schwer fällt, Kind, Mann und Job unter einen Hut zu bringen. Das ist das Los jeder berufstätigen Mutter, aber als Polizistin hat Charlotte keine geregelten Arbeitszeiten und so muss auch schon mal eine geplante Unternehmung auf der Strecke bleiben, damit sie Verbrecher jagen kann, während Mann und Kind zu Hause darauf warten, dass sie unversehrt wieder nach Hause kommt.

Als Kommissarin scheint Charlotte einiges drauf zu haben und wie alle guten Ermittler, bringt auch sie sich irgendwann in Lebensgefahr, weil sie sich zu sicher gefühlt hat.

Auch Kollege Käfer hinterlässt bei mir einen kompetenten Eindruck. Man erfährt nur wenig aus seinem Privatleben, das war wohl eher in den Vorgängerkrimis ein Thema. Mit Charlotte verbindet ihn nicht nur der Beruf, sondern auch eine private Freundschaft. Ihr Miteinander ist harmonisch und ausgeglichen und sie können sich blind aufeinander verlassen.

Die Autorin schafft es, gleich von Beginn an Spannung aufzubauen und diese zu halten, da es immer wieder neue Spuren gibt, denen nachgegangen werden muss. Es rücken einige verdächtige Charaktere in den Fokus der Polizei. Der Schreibstil von Christine Drews ist angenehm zu lesen und sie gibt weder dem Privatleben der Kommissare noch der Ermittlungsarbeit zu viel Raum und schafft so ein ausgewogenes Klima in ihrem Krimi.

Welches Motiv der Täter für seine bestialischen Morde hat, konnte mich am Schluss dann doch wieder einmal überraschen. Das Buch endet aber mit einem ziemlich bösen Cliffhanger und lässt den Leser ratlos und fragend zurück.

Ich hoffe, dass es zukünftig noch weitere Kriminalfälle für Charlotte Schneidmann und ihren Kollegen Käfer geben wird.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Ein neues Leben in Brasilien…

Der Tanz des Kolibris
0

Kreuznach 1844
Lange kann sich Anne, die als Magd auf dem Hof des Großbauern Reichard arbeitet, nicht mehr vor den Nachstellungen ihres Arbeitgebers retten. Sie konnte ihm bisher immer irgendwie aus dem ...

Kreuznach 1844
Lange kann sich Anne, die als Magd auf dem Hof des Großbauern Reichard arbeitet, nicht mehr vor den Nachstellungen ihres Arbeitgebers retten. Sie konnte ihm bisher immer irgendwie aus dem Weg gehen, bis er sie eines Abends abgefangen und in einer abgelegenen Jagdhütte eingeschlossen hat. Es gelingt Anne zu fliehen, aber sie weiß, dass sie Reichard früher oder später zum Opfer fallen wird.

Der Zufall will es, dass Anne auf einem ihrer Botengänge nach Kreuznach hört, wie ein Agent nach auswanderwilligen Deutschen sucht, die in Brasilien ein neues Leben beginnen möchten.

Bei einer ihrer „gestohlenen Stunden“ erzählt Anne ihrem Freund Thomas, der als Knecht auf Reichards Hof arbeitet, von Brasilien und beide sehen darin ihre Chance. Ein neues Leben in einem aufregenden Land …... aber die Überfahrt ist teuer, und es kann nur einer von ihnen reisen. Anne nimmt als erste den langen Weg nach Brasilien auf sich und Thomas wird folgen, sobald er das Geld für seine Überfahrt gespart hat.

Die Autorin Sofia Caspari nimmt den Leser in „Der Tanz des Kolibri“ mit auf die Reise, von Kreuznach im Hunsrück (heute Bad Kreuznach) bis nach Brasilien, wo die Einwanderungswelle durch deutsche Siedler im 19. und 20. Jahrhundert ihren Höhepunkt hatte. Viele Deutsche hatten damals den Wunsch, den wirtschaftlichen und politischen Problemen in ihrer Heimat zu entfliehen. Das Versprechen, dass die Einwanderer nach ihrer Ankunft von der brasilianischen Regierung Land geschenkt bekommen, war für viele Menschen der letzte Anstoß sich auf die weite und gefährliche Reise zu machen. Sie alle sehnten sich nach einem besseren Leben.

Zur gleichen Zeit wie Anne, macht sich auch Wilhelm Berlau aus Kreuznach auf den Weg nach Brasilien. Nach dem Tod seiner Mutter, möchte er dort nach einem Verwandten suchen.

Anne hat Glück, denn sie bekommt eine Anstellung als Hausmädchen bei Familie Hellman, die in Botafogo, einem vornehmen Stadtteil von Rio de Janeiro, wohnt. Severin Hellmann ist schon vor vielen Jahren aus Deutschland nach Brasilien ausgewandert. Er ist verheiratet und hat 2 erwachsene Töchter und einen Sohn.

Im Hause Hellmann treffen Anne, Wilhelm Berlau und Familie Hellmann aufeinander und das Handeln des Einen hat Auswirkungen auf das Leben der Anderen, unweigerlich.

Der Leser bekommt die Geschichte aus der Sicht einer dritten Person geschildert und immer abwechselnd von Anne/Thomas, Wilhelm Berlau und Familie Hellmann. In kurzen Einschüben mit der Überschrift „25 Jahre zuvor“ erfährt man etwas aus der Vergangenheit von Lydia Berlau, Wilhelm Berlaus Mutter. Sie hat ihrem Sohn ein Tagebuch hinterlassen.

Die Charaktere sind, wie auch schon in den anderen historischen Romanen, die ich von Sofia Caspari kenne, sehr schön angelegt. Alle Personen sind glaubhaft und handeln realistisch und machen im Laufe der Geschichte eine Entwicklung durch.

Die Geschichte selbst hat mir sehr gut gefallen. Ganz sicher ist es auch dem einen oder anderen Auswanderer so gegangen, wie im Buch beschrieben. Das Leben war hart zur damaligen Zeit – ob in Deutschland oder anderswo. Es wurde einem nichts geschenkt.

Der Showdown der Geschichte hätte für mich persönlich viel mehr Drama haben können. Die Entwicklung hat mich wirklich neugierig werden lassen auf das, was dann passiert. Aber die Auflösung ist dann irgendwie gar nicht so dramatisch wie sie hätte sein können, sondern, für meine Begriffe, eher flach auslaufend.

Ein schönes Buch, das mir einige schöne Lesestunden bereitet hat. Am Ende fehlte mir jedoch das gewisse Etwas.

PS: Wikipedia sagt übrigens, dass 10 % der Brasilianer deutsche Vorfahren haben.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Ein Haus, eine Kunsthandlung und ein Hund

Körbchen mit Meerblick
0

Das Leben von Melanie Brenner ist nicht sonderlich aufregend. Sie führt ein sehr zurückgezogenes Leben, man könnte schon fast sagen, sie igelt sich ein. Soziale Kontakte sind ihr nicht wichtig, im Gegenteil, ...

Das Leben von Melanie Brenner ist nicht sonderlich aufregend. Sie führt ein sehr zurückgezogenes Leben, man könnte schon fast sagen, sie igelt sich ein. Soziale Kontakte sind ihr nicht wichtig, im Gegenteil, Gefühle jagen ihr Angst ein, dafür geht sie in ihrem Job als Haupteinkäuferin einer Möbelfirma jedoch richtig auf.

Eines Tages erhält sie einen Brief von einem Notariat aus Lichterhaven, dort wohnt ihre Großtante Sybilla, die Melanie jedoch schon seit 20 Jahren nicht mehr gesehen hat. Großtante Sybilla ist kürzlich verstorben und hat Melanie als Alleinerbin eingesetzt. Das Erbe umfasst ein Haus, die kleine Kunsthandlung „Sybillas Schatztruhe“ und Labradorhündin Schoki.

An das Erbe ist jedoch eine Bedingung geknüpft: Melanie muss 1 Jahr in Sybillas Haus leben, das Geschäft führen und sich um die 10 Monate alte Schoki kümmern. Erst im Anschluss kann sie das Erbe annehmen – oder auch ablehnen.

Melanie ist sich zu 100 % sicher, dass sie niemals, auf gar keinen Fall, nach Lichterhaven ziehen wird!!


Petra Schier führt uns mit ihrem Roman „Körbchen mit Meerblick“ an die Nordsee. Der Ort Lichterhaven ist ein fiktiver Ort, der sich in der Nähe von Cuxhaven befindet. Ich würde mich freuen, wenn es jemanden auf der Welt gäbe, der mir ein Haus am Meer, gerne auch mit Hund, vererben würde.

Melanie jedoch ist von ihrem Erbe ganz und gar nicht angetan. Für sie kommt es überhaupt nicht in Frage, ihr (langweiliges) Leben in Köln-Nippes aufzugeben, um an die Nordsee zu ziehen. Aber um die Formalitäten zu klären, muss sie persönlich bei Notar Alexander Messner vorsprechen und so macht sich Mel auf den Weg nach Lichterhaven.

Als Leser weiß man es vom 1. Moment an und der Klappentext verrät es auch schon, Melanie wird natürlich das Erbe annehmen und sich gemeinsam mit Alex und Schoki am Meer niederlassen. Aber von dem Punkt an, als Mel den Brief vom Notariat erhält, bis zu ihrer Erkenntnis, dass sie in Lichterhaven bleiben wird, muss sie ganz schön viel einstecken.

Da Mel sehr pflichtbewusst und arbeitsam ist, hat sie ein beachtliches Überstundenkonto angesammelt und zusammen mit ihrem regulären Jahresurlaub, reist sie für 6 Wochen nach Lichterhaven, um sich in dieser Zeit mit dem Erbe auseinander zu setzen. Das Haus will verkauft werden, der Laden auch und mit Hunden hatte Mel eh noch nie etwas am Hut, von Schoki will sie gar nichts wissen.

Die süße kleine Schoki lässt den Leser mittels Kursivschrift immer wieder an ihren Gedanken teilhaben. Sie ist so süß und möchte einfach nur lieben und geliebt werden und ich muss gestehen, dass mir die anfängliche ablehnende Haltung von Mel gegenüber Schoki schon fast körperlich weh getan hat. Gott sei Dank besitzt Schoki Ausdauer und lässt nicht locker, Mel von sich zu überzeugen.

Melanie ist sehr zurückhaltend, am liebsten möchte sie alleine sein, zwischenmenschliche Gefühle machen ihr Angst. Eine Leserundenteilnehmerin hat Mel ganz treffend mit einer Muschel verglichen. Sobald sie etwas überfordert oder mit Gefühlen zu tun hat, klappt sie ihre Muschel zu und ist für die Außenwelt nicht mehr erreichbar.

Alex ist Gott sei Dank genau so hartnäckig wie Schoki, hat es jedoch etwas schwerer als die süße Hündin, Mel von sich zu überzeugen.
Lichterhaven ist ein Dorf mit vielen netten Einwohnern, die jedoch für einen Städter durchaus eine erschlagende Wirkung haben können. Es scheint, als ob in Lichterhaven jeder von jedem alles weiß und es keine Geheimnisse gibt, noch nicht einmal das Sexualleben bleibt verborgen. Dorfleben kann ein Segen, aber auch ein Fluch sein. Für Mel ist das alles Neuland.

A pro pos Sexualleben: Es gibt natürlich im Buch auch die eine oder andere heiße Szene, die meiner Meinung nach sehr geschmackvoll und lesenswert beschrieben wurden.

Nach 6 Wochen Urlaub in Lichterhaven ist das Leben von Melanie Brenner ein Anderes.

Für die Leckermäuler unter den Lesern finden sich am Ende des Buches die Rezepte für die „Wattwurmkekse“ und die „Zitronenlimonade“ nach dem Rezept von Tante Sybilla.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Rachel Eisenbergs erster Fall

Eisenberg
0

Im Münchener Stadtbezirk Sendling wurde am Isarabschnitt „Am Flaucher“ eine tote Studentin aufgefunden. Johanna Mend, so heißt die Tote, wurde erstochen. Das ist nicht unbedingt eine außergewöhnliche Todesart. ...

Im Münchener Stadtbezirk Sendling wurde am Isarabschnitt „Am Flaucher“ eine tote Studentin aufgefunden. Johanna Mend, so heißt die Tote, wurde erstochen. Das ist nicht unbedingt eine außergewöhnliche Todesart. Außergewöhnlich ist es jedoch, auf welche Art und Weise die Leiche verstümmelt wurde. Als dringend tatverdächtig wurde ein Obdachloser festgenommen.

Als die Rechtsanwältin Rachel Eisenberg morgens ihr Haus verlässt um zur Arbeit zu fahren, wird sie von einer obdachlosen Frau angesprochen. Diese bittet Rachel darum, ihren obdachlosen Kumpel in einer Mordsache zu vertreten.

Als Rachel Eisenberg sich zum 1. Mal mit ihrem neuen Mandanten trifft, erwartet sie eine Überraschung. Bei dem tatverdächtigen Obdachlosen handelt es sich um Heiko Gerlach ehemals Heiko Opitz, einem Physikprofessor, mit dem Rachel selbst vor einigen Jahren liiert war.

Bei Akteneinsicht fällt Rachel auf, dass die Ermittlungen im Flaucher-Fall etwas schlampig geführt wurden und man die Verurteilung einzig und alleine auf die am Tatort gefundene DNA stützt, die jedoch eindeutig von Gerlach stammt.

Wird Rachel Eisenberg es schaffen, Heiko Gerlachs Unschuld zu beweisen?

„Eisenberg“ ist der 1. Kriminalfall der Münchener Strafverteidigerin Rachel Eisenberg. Gemeinsam mit ihrem Ex-Mann Sascha, führt sie eine gut gehende Anwaltskanzlei. Privates und berufliches zu trennen ist nicht immer ganz einfach, aber die Beiden haben einen guten Weg gefunden, ihre Kanzlei trotzdem erfolgreich zu führen. Über ihre privaten Probleme wird der Leser natürlich in Kenntnis gesetzt, sie sind aber meiner Meinung nach sehr geschickt in die Geschichte eingewoben.

Rachel Eisenberg ist ein sympathischer Charakter. Anfangs erscheint sie etwas herablassend und sehr auf ihren gesellschaftlichen Status bedacht, der Eindruck verschwindet jedoch schnell zu Gunsten einer wirklich hellwachen und aufmerksamen Anwältin. Dass es sich bei dem vermeintlichen Täter um ihren Ex handelt, macht die Sache nicht wirklich einfach für sie, aber sie möchte Heiko Gerlach helfen seine Unschuld zu beweisen.

Dass sich Rachel die eine oder andere Information auf nicht so ganz legale Weise beschafft, sollte man natürlich nicht gut heißen, aber in diesem Fall hat ihre Vorgehensweise letztlich zur Aufklärung des Falles geführt, weswegen man nicht allzu scharf über die Anwältin richten sollte. Ihr Auftritt vor Gericht war für mich eines der Highlights des Buches. Sie hat der Vertretung der Anklage ihre schlampigen Ermittlungen regelrecht um die Ohren gehauen und die Richterin, die sonst eher für einen schnellen Prozess bekannt ist, für den Fall interessieren können.

Aufgrund privater Probleme ist der Angeklagte Heiko Gerlach in die Obdachlosigkeit gerutscht. Er schafft es, nicht nur Rachel von seiner Unschuld zu überzeugen, aber er ist irgendwie ein merkwürdiger Typ. Im Laufe der Geschichte weiß man als Leser oft nicht mehr, ob Gerlach nun die Wahrheit sagt oder nicht.

Sascha, der Ex-Mann von Rachel, spielt natürlich in ihrem privaten Leben noch eine Rolle, denn sie haben eine gemeinsame Tochter: Sarah. Diese ist gerade in einem schwierigen Alter, versucht sich in ihrer Religion gerade neu zu orientieren und Rachel wird durchaus auch schon mal zur Schulleiterin zitiert. Der ganz normale Familien-Wahnsinn also.

Das Buch ist von der ersten bis zur letzten Seite spannend. Der Schreibstil des Autors ist sehr angenehm zu lesen und man merkt, dass Andreas Föhr Ahnung von der Materie hat, denn er hat Rechtswissenschaften studiert und als Jurist gearbeitet.

Am Ende des Kriminalromans blieb nur eine einzige Frage offen, deren Antwort der Leser hoffentlich 2018 im nächsten Buch mit Rachel Eisenberg findet. Ich freue mich schon jetzt auf ein Wiedersehen mit Rachel und bis dahin schaue ich mir gerne einmal das Ermittlerteam „Wallner und Kreuthner“ an, das im ebenfalls im Bayerischen Raum ermittelt.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Was, wenn der Mann aus dem Traum kein Traummann ist?

Wenn wir fallen
0

Die 16jährige Liz glaubt, den Verstand zu verlieren. Sie träumt jede Nacht von einem Jungen mit flussgrünen Augen und schokobraunen Haaren und mit jeder weiteren Nacht, in der sie von ihm träumt, fühlt ...

Die 16jährige Liz glaubt, den Verstand zu verlieren. Sie träumt jede Nacht von einem Jungen mit flussgrünen Augen und schokobraunen Haaren und mit jeder weiteren Nacht, in der sie von ihm träumt, fühlt sie sich mehr und mehr zu ihm hingezogen.

Dieser Traum ist so real, dass Liz glaubt, verrückt zu werden. Und auch wenn sie ihrer besten Freundin Katta sonst wirklich alles aus ihrem Leben erzählt – diesen Traum behält Liz ganz für sich alleine.

Eines Abends, als Liz ist mit ihrer Tante Andrea gerade auf einer Tankstelle ist, wird diese von einer Bande überfallen. Auf einmal steht er vor ihr – ihr „Traummann“. Allerdings ist er das krasse Gegenteil von dem Jungen aus ihrem Traum, denn Louis hält eine Waffe in der Hand, mit der er Liz bedroht.


„Wenn wir fallen“ ist ein Jugendbuch, geschrieben von Jennifer Benkau. Das Buch hat eine Leseempfehlung für Jugendliche ab 12 Jahren. Die Protagonisten bewegen sich im Alter von 16 Jahren.

Liz lebt bei ihrer Tante Andrea und mit ihren 16 Jahren ist sie noch mitten im Selbstfindungsprozess, aber man kann schon sehen, dass sie ziemlich genau weiß, was sie möchte. Sie entwickelt sich im Laufe der Geschichte zu einer starken und selbstbewussten jungen Persönlichkeit und es ist schön, ihr dabei „über die Schulter zu schauen“. An ihrer Entwicklung ist Louis – der Junge aus ihrem Traum – natürlich nicht ganz unschuldig.

Liz beste Freundin Katta ist wirklich eine „beste Freundin“. Katta gefällt mir sehr, denn solch echte Freundinnen sind selten und Liz kann sich glücklich schätzen, dass sie Katta an ihrer Seite hat. Ebenso wie ihre Tante Andrea, die ihr so viel Freiheit gibt, dass sie sich entwickeln kann und trotzdem nicht ihr Wohl aus den Augen verliert.

Louis ist Teil einer Bande, die Tankstellen überfällt. Es wäre jetzt einfach zu sagen, dass er selbst Schuld an seiner Situation ist und er alleine damit klarkommen soll. Tatsächlich hat er sich ganz alleine in diese Lage hinein manövriert, aber es nicht alles so, wie es auf den ersten Blick scheint. Die Hintergründe für sein Tun und Handeln werden einem im Laufe der Geschichte klar und obwohl er kriminell ist, kann man als Leser durchaus Mitleid mit ihm haben, denn auch er ist gerade mal 16 Jahre alt und es gibt noch Hoffnung auf Einsicht und ein Leben ohne Kriminalität.

Louis braucht Liz und Liz braucht Louis – und neben ihrer zarten Liebe geht es in diesem Buch auch um Drogen- und Alkoholmissbrauch, Lüge und Wahrheit, Verrat und Freundschaft.

Der Schluss des Buches hat mich einerseits überrascht, andererseits ist es ein rundes Ende und bei näherer Betrachtung die einzig logische Variante.

Alle Charaktere handeln altersentsprechend und sind glaubhaft angelegt. Auch wenn man als älterer Leser den Jugendlichen gerne mal die Ohren lang ziehen möchte, handeln sie so, wie das Jugendliche in dem Alter nun mal tun. Das Buch hatte ausreichend Spannung um mich am Buch zu halten und ich hatte einige schöne Lesestunden – auch wenn ich dem Zielgruppenalter dieses Buches schon lange entwachsen bin.