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Veröffentlicht am 02.10.2023

Phrogger – Menschen, die heimlich in Deinem Haus wohnen

Die Verborgenen
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Sven, Franziska und Tabea Hoffmann wohnen in ihrem idyllischen Landhaus an der Nordseeküste und nach außen hin stellen sie die perfekte Familie dar. Sven ist Journalist, Franziska arbeitet in einem Tourismusbüro ...

Sven, Franziska und Tabea Hoffmann wohnen in ihrem idyllischen Landhaus an der Nordseeküste und nach außen hin stellen sie die perfekte Familie dar. Sven ist Journalist, Franziska arbeitet in einem Tourismusbüro und Tabea ist 17 und steht kurz vor dem Abitur.

Wie in wahrscheinlich vielen Familien spiegelt das Bild nach Außen jedoch nicht die tatsächlichen Umstände, denn sowohl Sven als auch Franziska leben ein Leben, das mit dem des Partners nichts (mehr) viel zu tun hat. Was ihre Tochter den ganzen Tag treibt wissen sie nicht wirklich, was sie aber ebenfalls nicht wissen ist, dass auf Ihrem Dachboden eine fremde Person wohnt.

Nach und nach fällt Franziska auf, dass etwas nicht stimmt. Bei 3 Personen kann es schon mal vorkommen, dass das Müsli leer ist oder die Milch oder Dinge an einem anderen Platz stehen als gewohnt. Wenn aber nachts immer mal wieder der Fernseher an- und ausgeschaltet wird obwohl alle schlafen und im Keller Fußspuren zu finden sind, die angeblich von keinem aus der Familie stammen, wird es irgendwie merkwürdig. Das Vertrauensverhältnis zwischen den Hoffmanns ist nicht mehr sonderlich gut und so verdächtigen sich die Familienmitglieder untereinander, diese Dinge zu tun. Keiner der Drei kann sich auch nur im entferntesten vorstellen, dass für diese Vorkommnisse ein Phrogger zuständig ist, der sich immer dann auf dem Dachboden versteckt, wenn jemand zu Hause ist und nur aus seinem Versteck kommt, wenn die Hoffmanns außer Haus sind. Manchmal traut er sich auch nachts heraus und beobachtet sie beim Schlafen. ….

Als sich die merkwürdigen Ereignisse im Haus häufen und eine Mitschülerin von Tabea tot aufgefunden wird, die kurz vor ihrem Tod Kontakt zu Sven hatte, fängt die Fassade der Familie an zu bröckeln und das Lügengebäude stürzt ein. Genau das, was der Phrogger mit seinen Aktionen bezweckt.

Das neueste Buch des Kölner Thriller-Autors Linus Geschke befasst sich mit der Thematik des Phroggings. Phrogger sind Menschen, die auf dem Dachboden oder im Keller fremder Häuser wohnen. Sie kommen nachts aus ihren Verstecken, wenn die Bewohner des Hauses schlafen oder tagsüber, wenn sie nicht zu Hause sind. Sie bedienen sich am Kühlschrank, verlegen Dinge, hinterlassen Nachrichten und ziehen auch schon Mal deren Kleider an. Sie machen das entweder für den Kick oder – wie in „Die Verborgenen“ – um eine Familie in den Wahnsinn zu treiben, weil es dahinter ein Motiv gibt.

Die Geschichte wird überwiegend von Sven und Franziska aus der Ich-Perspektive erzählt, ganz selten auch von Tabea. Zusätzlich gibt es noch die Du-Variante, die die Geschehnisse aus Sicht des Phroggers sieht. Schnell wird klar, dass es in dieser Familie viele Geheimnisse gibt. Auch die Tochter steht ihren Eltern hier in nichts nach.

Was im Leben der Hoffmanns passiert, empfinde ich weniger als beängstigend, eher fasziniert es mich. Wie einfach ist es bitteschön, Menschen, die miteinander verheiratet sind, gegeneinander auszuspielen, weil sie ihren Partner gar nicht wirklich kennen und es scheinbar auch nicht wollen.

Sympathisch ist mir eigentlich keiner der Protagonisten, das ist aber auch nicht notwendig. Spannend wird es dadurch, dass der Phrogger mit einer Aktion eine Reaktion auslöst, die wiederum ein Geheimnis ans Tageslicht bringt. Als LeserIn kann man zuschauen, wie die Ehe der Hoffmanns sich in ihre Einzelteile zerlegt.

Linus Geschke verfügt über einen angenehmen Schreibstil, er baut viele unverhoffte Wendungen in die Geschichte ein und die kurzen Kapitel animieren dazu, immer weiter lesen zu wollen. Ich habe das Buch fast in einem durchgelesen. Der Schluss, also das Motiv, warum der Phrogger das alles macht, stand für mich nicht unbedingt in Relation zu seinem Tun und Handeln, aber Menschen handeln unterschiedlich, obwohl sie die gleiche Situation vorfinden.

Auch wenn es sich für mich nicht um einen klassischer Thriller handelt, so hat mich das Buch wirklich gut unterhalten und eine Thematik angesprochen, die es – meines Wissens – so vorher in einem Buch noch nicht gab.

Veröffentlicht am 26.09.2023

Der 1. Fall für Funke und Stein

Der Schacht
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Auf der Jagd nach einem Serienmörder, der bereits ein Dutzend junger Frauen ermordet hat, ging beim letzten Einsatz der von der Koblenzer LKA-Profilerin Helen Stein geleitet wurde, einiges schief. Obwohl ...

Auf der Jagd nach einem Serienmörder, der bereits ein Dutzend junger Frauen ermordet hat, ging beim letzten Einsatz der von der Koblenzer LKA-Profilerin Helen Stein geleitet wurde, einiges schief. Obwohl es hätte niemals passieren dürfen und auch eigentlich nicht hätte passieren können, verschwindet die als Lockvogel eingesetzte 19jährige Mia spurlos. Auf der Suche nach Mia gerät Helen selbst in die Fänge des Serienmörders und findet sich 36 Stunden später nackt und orientierungslos auf dem Parkplatz einer Autobahnraststätte. Die vergangenen Tage und Nächte sind aus ihrem Gehirn wie weggewischt; Helen kann sich an gar nichts erinnern. Als kurz darauf bei einem nächtlichen Einsatz, der ebenfalls mit der Suche nach dem Serienmörder in Zusammenhang steht, ein Kollege massiv verletzt wird, weil Helen vor Angst erstarrt und nicht handlungsfähig ist, wird sie vom Polizeipsychologen aus dem Verkehr gezogen. Da Helen sich weigert, sich in einer Fachklinik für Angststörungen behandeln zu lassen, schickt ihr Chef sie für 1 Woche in Urlaub und dann zur Polizeiinspektion nach Hachenburg in den Westerwald. Ihr Vorgesetzter, Georg Starbacher, glaubt, dass sie dort eine ruhige Kugel schieben und sich erholen kann, während sie dem Dienststellenleiter bei seinen Problemen vor Ort ein wenig zur Hand geht.

Als Helen nach Hachenburg kommt, wartet dort jedoch schon die erste Leiche auf sie. Der Dreifelder Weiher, dessen Wasser im Herbst zum Abfischen abgelassen wird, hat die Leiche eines ca. 18jährigen Mädchens freigegeben und diesem fehlt die linke Hand. In diesem Punkt weist der Fall Parallelen zum Koblenzer Serienmörder auf, denn auch seinen Opfern fehlt die linke Hand. Neben dem Leichenfund gibt es noch 2 Vermisstenfälle. Die Tochter des Gastwirt-Ehepaares Milic wird vermisst, ebenso wie die Tochter des designierten Dienststellenleiters Ben Funke, der sich seit dem Verschwinden seiner Tochter nur noch mit Hilfe des Alkohols durch den Tag retten kann.

Statt eine ruhige Kugel zu schieben, muss Helen sich mit einem permanent alkoholisierten Dienststellenleiter und einem korrupten Bürgermeister herumschlagen und der Frage, ob der Serienmörder seinen Wirkungskreis verlagert hat…..

„Der Schacht“ ist der erste Teil einer Reihe um die Ermittler Helen Stein und Ben Funke. Hier treffen zwei Personen aufeinander, die durch ihre Vergangenheit – jeder auf seine Weise – stark traumatisiert sind. Helen befand sich für einige Stunden in der Hand eines Serienmörders und auch wenn sie seitdem unter Angstattacken, Schlafwandeln und einigen anderen psychischen Problemen leidet, ist ihr ganzes Tun und Denken darauf fokussiert, den „Maskenmann“ zu finden. Ben lebt von seiner Frau getrennt und seit einem Jahr ist seine Tochter verschwunden, weswegen er sich schon morgens dem Alkohol zuwendet. Seinen Job hat er eigentlich nur noch, weil er die Machenschaften des Bürgermeisters deckt; großen beruflichen Enthusiasmus zeigt er nicht mehr.

Gleich am ersten Tag ihrer Zusammenarbeit spült ihnen das Schicksal die Leiche eines 18jährigen Mädchens vor die Füße und das ungleiche Ermittler-Paar muss nun einen Weg finden, wie sie trotz ihrer Probleme gemeinsam am gleichen Strang ziehen können.

Obwohl ich mit Alkoholikern so meine Probleme habe, ist Ben Funke mir trotzdem auf unerklärliche Art und Weise sympathisch. Er ist Mitte 30 und hat einfach resigniert ….. Wäre nicht Helen Stein aufgetaucht, hätte er getan was der Bürgermeister wollte und den Tod der 18jährigen ohne zu hinterfragen als Unfall deklariert. Das ließ die Stein jedoch nicht zu und so musste er sich zusammenreißen und aus seiner Lethargie rauskommen. Im Gegensatz dazu ist Helen Stein fast schon übermotiviert, verbissen, auf der Suche nach dem „Maskenmann“ und Funke bringt sie dazu, einen Gang zurückzuschalten. Auf diese Art und Weise ergänzen sich die Beiden hervorragend und der Gedanke von Helen Stein, dass Funkes Tochter noch leben und sich nach wie vor in der Hand ihres Entführers befinden könnte, bringt Funke vollends dazu, mit ihr zusammenzuarbeiten.

Volker Dützer hat einen sehr angenehmen Schreibstil und die Geschichte lässt sich flüssig lesen. Die von ihm erschaffenen Charaktere haben einen realistischen Hintergrund, was sie menschlich erscheinen lässt. Der Spannungsbogen wird gleich zu Anfang aufgebaut und dadurch, dass permanent etwas passiert und immer etwas in Bewegung ist, wird er auch bis zum Schluss gehalten. Interessant sind auch die Nebencharaktere, von denen gefühlt jeder eine Leiche im Keller zu haben scheint.

Die Offenbarung, wer sich hinter dem „Maskenmann“ verbirgt, war überraschend aber schlüssig. Obwohl es mir im Showdown ein wenig „zu viel“ war, hat mich das Buch sehr gut unterhalten, ich habe es in kurzer Zeit gelesen und lese direkt im Anschluss „Freier Fall“, der 2. Band in dem Funke und Stein ermitteln.

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Veröffentlicht am 14.09.2023

Royal Flying Doctor Service

Fliegende Ärzte - Eine mutige Frau
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Australien 1967: Cassandra (Cassie) Granger ist eine junge moderne Frau, deren größter Wunsch es ist, einen Job als Pilotin beim Royal Flying Doctor Service zu bekommen. Leider wurde schon vor über einem ...

Australien 1967: Cassandra (Cassie) Granger ist eine junge moderne Frau, deren größter Wunsch es ist, einen Job als Pilotin beim Royal Flying Doctor Service zu bekommen. Leider wurde schon vor über einem Jahr ihr Ansinnen mit der Begründung abgelehnt, dass sie als Frau nicht stark genug sei, ein Flugzeug so gut unter Kontrolle zu halten wie ein Mann. Aus diesem Grund absolvierte Cassie eine Ausbildung zur Krankenschwester, gibt aber ihren Traum vom Fliegen nicht auf.

Dann gewinnt sie das All-Woman Transcontinental Air Race von San Diego nach Washington D.C. – und trotz, dass sie ein sechstägiges Luftrennen gewonnen hat, wird ihr bei der Preisverleihung vorgehalten, dass sie als Frau für den Job des Piloten ungeeignet ist.

Cassies Rede und ihr Pladoyer, dass man Frauen die Chance geben sollte, als Pilotinnen zu arbeiten hat zur Folge, dass sich der Vorsitzende des Royal Flying Doctor Service bei ihr meldet. Sein Angebot ist jedoch nicht ganz uneigennützig: er bietet Cassie einen Job als Pilotin an und erhofft sich, durch ihren Bekanntheitsgrad mehr Spenden für die Organisation zu erhalten. Cassie willigt ein – solange sie nur fliegen darf. So wird sie die 1. Pilotin in der Geschichte des Royal Flying Doctor Service.

Auf dem Stützpunk in Alice Springs arbeitet sie mit vier weiteren Personen: Kirra, die erste Aborigine, die als Krankenschwester für die Flying Doctors arbeitet und Jeannie, die für den Funkverkehr zuständig ist. Beide Frauen nehmen Cassie ohne Probleme und Vorbehalte in ihre Mitte auf. Das männliche Personal tut sich da schon etwas schwerer mit einer weiblichen Pilotin: Roy, der Pilot, dem die Abneigung gegen Cassie förmlich ins Gesicht geschrieben steht und Dr. Mike Monroe, der nicht ganz so gegen Cassie zu sein scheint, sich aber auch nicht vor Höflichkeit überschlägt.

Dr. Monroe ist felsenfest davon überzeugt, dass Cassie nach spätestens vier Wochen ihre Kündigung einreichen wird. Kann sie sich in dieser Männerdomäne behaupten?

Die Autorin Elizabeth Haran hat diesen Roman in Erinnerung an die Sugar Bird Lady Robin Miller geschrieben, die selbstlos für die Flying Doctors in Australien arbeitete und Polio-Impfstoffe in entfernte Gegenden lieferte.

Es gab schon immer Menschen, die gegen den Strom schwimmen und sich für ihre Wünsche und Ziele stark machen, auch wenn diese der Zeit in der sie leben weit voraus sind. So auch Cassie, die zur damaligen Zeit als Frau in einem Beruf arbeiten wollte, der bisher ausschließlich Männern vorbehalten war. Diesen Frauen verdanken wir, dass wir heute in großen Teilen (leider noch immer nicht überall auf der Welt) selbstbestimmt leben dürfen.

Elizabeth Haran hat mit Cassie eine wundervolle Protagonistin geschaffen; warmherzig, offen, sympathisch und wissbegierig. Dass sie aufgrund ihrer Berufswahl mit Gegenwind rechnen muss, war ihr von Anfang an bewusst und damit kommt sie in den meisten Fällen auch gut klar. Dass sie bei ihren männlichen Kollegen auf Widerstand stößt, hier insbesondere bei Roy, verletzt sie an manchen Tagen dann doch und, dass Dr. Monroe auf den gemeinsamen Flügen vor Angst zittert und sich festkrallt, empfindet sie sogar als Schlag ins Gesicht. Mit ihrer warmherzigen Art und nicht zuletzt mit ihrem Können, gewinnt sie jedoch nach und nach auch die Skeptiker für sich.

Natürlich bleibt auch in dieser Geschichte die Liebe nicht außen vor, aber die Tatsache, dass Cassie niemals aufhören wird zu Fliegen, steht auch hier dem Glück (zuerst einmal) im Weg und die beiden Liebenden müssen zuerst einmal um den jeweils anderen bangen, bis sie dann letztendlich zueinander finden.

Ich liebe Filme/Bücher über Australien und von der TV-Serie „Die fliegenden Ärzte“ die von 1991 bis 1994 im ZDF ausgestrahlt wurde, habe ich keine Folge verpasst, weswegen dieses Buch hier für mich fast schon ein „Muss“ war. Meine Erwartungen wurden nicht enttäuscht, denn ich habe die Geschichte an einem Nachmittag komplett gelesen.

Elizabeth Haran verfügt über einen sehr schönen Schreibstil (vielen Dank auch an die hervorragende Übersetzung durch Kerstin Ostendorf) und ich werde ganz sicher weitere Bücher der Autorin lesen. Es gibt noch einen 2. Teil der „Fliegenden Ärzte“-Reihe, der jedoch andere Protagonisten beinhaltet. Wahrscheinlich werde ich ihn trotzdem lesen.

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Veröffentlicht am 15.08.2023

Wenn der Darm gereizt ist

Vom Reizdarm zum Wohlfühldarm: Darmweh ade - Dauerhaft zufrieden und schmerzfrei
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Bis vor kurzer Zeit waren alle Themen, die sich rund um den Darm und die damit verbunden Verdauungsabläufe beschäftigen tabu. Dieses Thema betrifft einen Bereich „unter der Gürtellinie“ und wer von Magen-Darm-Problemen ...

Bis vor kurzer Zeit waren alle Themen, die sich rund um den Darm und die damit verbunden Verdauungsabläufe beschäftigen tabu. Dieses Thema betrifft einen Bereich „unter der Gürtellinie“ und wer von Magen-Darm-Problemen betroffen ist/war, machte das doch in der Regel eher mit sich selbst aus, als seine Beschwerden mit Außenstehenden zu besprechen. Diese Ansichten haben sich Gott sei Dank gewandelt und der Darm rückt immer mehr in den Fokus – auch dahingehend, dass es sich beim Darm nicht nur um einen Schlauch handelt, durch den die Nahrung transportiert wird, sondern dergestalt, dass der Darm bzw. die Darmgesundheit ein wirklich wichtiges Thema ist, welches all die Jahre eigentlich vernachlässigt wurde.

Im Darm befinden sich ca. 80 % aller aktiven Immunzellen, was ihn zum größten Immunorgan des Menschen macht. Schon alleine deswegen sollte man sich um seine Darmgesundheit kümmern. Der Darm kann einem richtig Probleme bereiten, wenn es ihm schlecht geht.

Der Autor, Dieter Röhmwohl, litt seit seiner Teenagerzeit sehr oft unter Übelkeit, Bauchschmerzen, Blähungen, Durchfall und/oder Verstopfung. Diese Symptome beeinträchtigten ihn so stark, dass er an manchen Tagen nicht zu Schule gehen konnte. Organisch war bei ihm jedoch alles in Ordnung. Von den Ärzten irgendwie alleine gelassen probierte er die verschiedensten Dinge aus, bis er irgendwann dann die Diagnose „Reizdarm“ bekam und sich zu einer umfangreichen Darmsanierung entschloss. Durch diese trat endlich eine deutliche Verbesserung ein; er konnte ein weitestgehend schmerzfreies und normales Leben führen. Nun möchte er all sein angesammeltes Wissen und seine Erfahrungen an andere von einem Reizdarm betroffene Menschen weitergeben und so entstand vorliegender Ratgeber.

Dieter Röhmwohl packt jede Menge Themen auf 220 Seiten, so dass man wohl einen Einblick in die verschiedenen Themenbereiche bekommt – ausreichend genug, dass man die Thematik versteht – ein tieferes Eindringen in die einzelnen Themen bleibt jedoch aus.

Der Autor erklärt Aufbau und Funktion des Darms und der Darmflora (auch Mikrobiom genannt), gibt einen Überblick über die Darmbakterien und welche Funktion sie für einen gesunden Darm haben, welches Risiko Darmparasiten enthalten und dann geht er auf das Thema Reizdarm ein. Auch hier gibt es wieder jede Menge Unterkapitel wie Ursachen und Therapie des Reizdarm-Syndroms. Dann geht Röhmwohl auf die Darmsanierung ein und erklärt den Unterschied zwischen Darm-Sanierung und -Reinigung. Welche Indikationen gibt es für eine Darmsanierung, welche weiteren schwerwiegenden Darmerkrankungen gibt es, Intoleranzen und Nahrungsmittelunverträglichkeiten und viele weitere Informationen. Als Bonus-Kapitel gibt es Yogaübungen, die in Kombination mit dem Darm stehen und Ernährungsinformationen und Tipps.

Im Anschluss an den Informationsteil schließen sich 35 Rezepte für die Darmgesundheit an, wie z. B. Kitchari, Kimchi, Asiatische Gemüsenudeln mit Austernpilzen und Geschmorte Kartoffeln.

Alles in allem ist dieses Buch thematisch sehr umfangreich, wegen des überschaubaren Umfangs des Buches, wird jedoch – wie einleitend schon geschrieben – keines der Themen wirklich tief beleuchtet sondern nur grob angerissen. Ich bin mir jedoch sicher, dass es für Menschen, die Darmprobleme haben und bisher noch gänzlich ohne Plan sind, woher ihre Beschwerden kommen könnten, ein wegweisendes Buch sein kann.

Ich persönlich hatte mir in diesem Buch eine genauere Anleitung zur Darmsanierung gewünscht. Nach dem Schema: Von Tag A bis B macht man das, von Tag C bis E dann das und anschließend das, also einen detaillierteren Ablaufplan. Das Thema Darm-Sanierung wird zwar etwas ausführlicher besprochen, ich würde mir jedoch nach der Lektüre nicht zutrauen, anhand des Buches selbst eine Sanierung vorzunehmen. Genau das hatte ich mir aber irgendwie erhofft.

Nichts desto trotz ist das Buch sehr informativ und lehrreich und ich werde mich mit dem Thema Darm-Sanierung noch weiter beschäftigen.

Veröffentlicht am 06.08.2023

Izzie. Ach, Izzie

Dunkle See
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Nachdem sie vier Jahre in Eimsbüttel in einer Werbeagentur gearbeitet hat, wurde Paula die Kündigung ausgesprochen. So wirklich zufrieden war sie in diesem Job eh nie und so sieht sie es als ein Zeichen, ...

Nachdem sie vier Jahre in Eimsbüttel in einer Werbeagentur gearbeitet hat, wurde Paula die Kündigung ausgesprochen. So wirklich zufrieden war sie in diesem Job eh nie und so sieht sie es als ein Zeichen, das sie viel zu lange schon ignoriert hat. Paula möchte nicht in einer Welt leben, in der sie sich täglich fragen muss, ob sie die Person, die sie geworden ist, auch wirklich sein möchte. Sie kündigt ihre Wohnung und alle Verträge, verschenkt und verkauft ihre Möbel und Kleider, setzt sich in ihren Kleinwagen und fährt nach Siehl. Dort zieht sie, im Haus ihres Vaters, in ihr altes Zimmer unter der Dachschräge. Am Tag nach ihrem Einzug begrüßt ihr Vater sie mit den Worten „Sie haben Izzie gefunden“.

Izzie war Paulas beste Freundin, damals, bevor sie im Alter von 17 Jahren spurlos verschwunden ist. Das ist 20 Jahre her und niemand weiß, warum das Meer gerade jetzt die sterblichen Überreste von Izzie freigegeben hat. Genau wie vor 20 Jahren gerät Georg ins Visier der Dorfgemeinschaft. Schon damals haben sie ihn verdächtigt Izzie getötet zu haben, weil er als ihr Freund der letzte war, der sie lebend gesehen hat. Da es keine Leiche gab, konnten sie ihm den Mord nicht nachweisen, haben es ihn aber all die Jahre spüren lassen, dass sie an seine Schuld glauben.

Genau wie vor 20 Jahren glaubt Paula noch immer nicht daran, dass Georg der Mörder ihrer besten Freundin sein soll. Die Dorfbewohner lassen sich jedoch nicht umstimmen, sie hetzen gegen Georg, die Stimmung heizt sich auf und am liebsten würden sie ihn auf der Stelle lynchen. Fatalerweise gehört auch Paulas Vater zu denen, die Georg am liebsten ohne Zuhilfenahme der Justiz seiner gerechten Strafe zuführen wollen.

Paula bittet ihre Freundin Stine um Hilfe.
Auch Stine lebte zum Zeitpunkt von Izzies Verschwindens in Siehl, sie kennt die Menschen im Dorf, sie kennt Georg.

Bald schon überschlagen sich die Ereignisse.

„Dunkle See“ ist das dritte Buch der Autorin Hannah Häffner, für mich war es das erste Buch, welches ich von ihr gelesen habe. Hannah Häffner verfügt über einen sehr ruhigen Schreibstil und ich habe mich auf den ersten Seiten gefragt, ob dieser Erzählstil nicht sogar zu ruhig für mich sei. Es gibt keinerlei Spannung, lediglich ein paar Dialoge zwischen Paula und alten Bekannten aus dem Dorf und Gespräche mit ihrem Vater. Paula sucht Georgs Ehefrau auf und wird unfreiwillig Mithörerin eines Telefongespräches zwischen Ellen und Georgs Anwalt. An niemand bestimmten gerichtet sagt Ellen nach dem Telefonat den folgenden Satz: „Georg hat gestanden“.

Ich glaube, an diesem Punkt habe ich die Luft angehalten und von da an war ich an die Geschichte gefesselt. Auf den nächsten knapp 300 Seiten wird das Buch seinem Genre mehr als gerecht; es handelt sich um einen SPANNUNGS-Roman. Und es wird spannend!

„Dunkle See“ spielt überwiegend in der Gegenwart und wird aus Sicht einer dritten Person erzählt, die Paulas Erlebnisse schildert. Hin und wieder gibt es einen Rückblick in Izzies Leben, der die Informationen komplettiert. Aus diesen Rückblicken ergeben sich Personen aus Izzies Umfeld, die viel eher als Täter in Frage kommen, als es Georg tut. Genau diesen Aspekt führt Paula immer wieder an; aber sie findet kein Gehör.

Hannah Häffner versteht es hervorragend, die Stimmung auf den Leser zu übertragen, die sich in kurzer Zeit in Siehl verbreitet. Wie schnell Menschen sich auf einen Täter eingeschossen haben, nur weil sie an seine Schuld glauben, nicht weil seine Schuld bewiesen wurde und auch Paulas Vater, ein normalerweise rational denkender Mensch, lässt sich hier mitreißen. Für Paula eine erschreckende Wahrheit, die das Verhältnis zwischen den Beiden nachhaltig beinflusst.

Paula ist beharrlich in dem was sie tut oder sagt, genau das bringt sie aber auch in Gefahr, ebenfalls zur Zielscheibe des Mobs zu werden, weswegen sie sich an Stine wendet. Stine ist Kriminalpolizistin, kann und darf aber in Siehl nicht tätig werden – trotzdem folgt sie Paulas Bitte sie zu unterstützen.

Auch gemeinsam kämpfen die beiden Frauen gegen Windmühlen – die Leute glauben, was sie glauben wollen. Auf der einberufenen Versammlung, in der über das Schicksal von Georg entschieden werden soll, findet Paula zumindest Gehör. Es sieht so aus, als ob das Blatt sich doch nochmal wenden könnte – und dann gerät die Versammlung außer Kontrolle.

Zum Schluss nimmt die Geschichte richtig Fahrt auf und die Enthüllung, wer denn nun Izzies Mörder war, hat mich – genau wie Paula – eiskalt erwischt.

„Dunkle See“ ist kein Krimi und kein Thriller, es ist ein Spannngsroman, der aufgrund der ruhigen Erzählweise der Autorin erst nach und nach seine ganze Dynamik entfaltet. Die Handlung und die handelnden Personen sind so authentisch aufgebaut, dass man als Leser das Gefühl hat, man ist außenstehender Einwohner von Siehl

Nach meiner anfänglichen Skepsis hat dieses Buch mich wirklich überrascht und mir ein paar kurzweilige Lesestunden beschert.

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