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Veröffentlicht am 13.03.2022

Teegenuss auf höchster Qualität seit 1823

Die Teehändlerin
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Frankfurt 1838:
Friederike Ronnefeldt hat gerade die Gewissheit bekommen, dass sie mit dem 5. Kind schwanger ist, als ihr Mann Tobias Ronnefeldt – Inhaber des Geschäftes Ronnefeldt – Ostindische Tee- und ...

Frankfurt 1838:
Friederike Ronnefeldt hat gerade die Gewissheit bekommen, dass sie mit dem 5. Kind schwanger ist, als ihr Mann Tobias Ronnefeldt – Inhaber des Geschäftes Ronnefeldt – Ostindische Tee- und Manufakturwaren – seine langjährigen Pläne verwirklicht und zu einer Expeditionsreise nach „Ostindien“ aufbricht. Zum einen möchte er dort seinem Hobby, der Naturkunde, nachgehen, zum anderen möchte er im Land des Tees herausfinden, ob und wie man Tee vielleicht auch in Deutschland kultivieren könnte. Die Reise wird ihn jedoch einige Monate von zu Hause fernhalten.

Kurz bevor Tobias aufbricht, hat sein Prokurist einen Unfall. Wie der Zufall es will, taucht gerade zu diesem Zeitpunkt Julius Mertens auf. Mertens ist ein Schulkollege von Tobias und eignet sich scheinbar perfekt für den Posten des Prokuristen. Tobias bricht beruhigt zu seiner Reise auf, doch schnell steht fest, dass Mertens seinen Posten für dubiose private Geschäfte missbraucht. Obwohl Friederike das eine oder andere Mal schon im Laden ausgeholfen hat, hat sie keine Ahnung von den administrativen Dingen; aber um ihr Geschäft zu retten, muss sie nun handeln und Mertens das Handwerk legen. Ihre Bekannte Clothilde Koch, ihr Schwager Nicolaus Ronnefeldt und Paul Birkholz, ein jüdischer Arzt, stehen ihr dabei helfend zur Seite.

Friederike verfügt über jede Menge Selbstbewusstsein, auch, um sich gegen die Gesellschaft zu behaupten, denn zur damaligen Zeit hat man mit Frauen nun mal einfach keinen Handel betrieben. Sie schafft es sogar, in einem Wiesbadener Hotel eine kleine Zweigstelle zu eröffnen.

Als Tobias von seiner langen Reise zurückkehrt, möchte er, dass Friederike sich ab jetzt wieder mit ihrem Platz als Heimchen am Herd zufrieden gibt. Doch da hat er die Rechnung ohne seine Frau gemacht.

„Die Teehändlerin“ ist der erste von zwei Teilen der Ronnefeldt-Saga. Als bekennende Teetrinkerin kenne ich zwar das Teehaus Ronnefeldt, ich wusste aber nicht, dass diese Firma schon seit 1832 als Garant für höchsten Teegenuss steht. Die Handlung des Buches beginnt 1838 und umfasst die Jahre bis einschließlich 1840. Der überwiegende Teil der Handlung spielt in Frankfurt, alternativ begleitet man als Leser Tobias Ronnefeldt auf seinem Weg durch China.

Die Autorin, Susanne Popp, hat in ihrem Buch die echte Familiengeschichte der Ronnefeldts mit fiktiven Elementen vermischt, um daraus ihren historischen zweiteiligen Roman zu erschaffen. Zu Beginn des Buches gibt es eine Personenübersicht, aus der hervorgeht, welche der Personen tatsächlich gelebt haben und, welche Personen die Autorin aus dramaturgischen Gründen hinzugefügt hat. Trotz Personenverzeichnis war es (für mich) stellenweise jedoch nicht so ganz einfach, den Überblick über die Personen zu behalten.

Die Geschichte wird aus der Sicht mehrere Personen erzählt und das sind u. a.. Friederike und Tobias Ronnefeld, Nicolaus Ronnefeldt, der Bruder von Tobias, Käthchen Kluge, die Schwester von Friederike, Paul Birkholz, einem jüdischen Arzt und Musiker und Julius Mertens.

Schon damals gab es die Judendiskriminierung, die die Autorin mit der Figur des jüdischen Arztes Paul Birkhof aufgegriffen hat. Das Thema der gemischtkonfessionellen Ehe hat die Autorin mit der Geschichte von Kathchen und Ambrosius Körner verknüpft, ebenso wie die Themen Politik und die Rechte der Frau in der Geschichte jeweils ihren Raum bekommen. Ich darf bei alledem Feng nicht vergessen, den chinesischen Führer, den Tobias von seiner Reise nach Frankfurt mitgebracht hat und auch dessen Geschichte ist nicht ohne Komplikationen.

Der erste Teil der Ronnefeldt-Saga umfasst 560 Seiten. Der Schreibstil der Autorin ist flüssig und gut zu lesen. Manche Beschreibungen sind vielleicht etwas sehr ausschweifend, aber im Großen und Ganzen hat mir das Buch gut gefallen. Der 2. Teil „Die Wege der Teehändlerin“ ist bereits am 01.03.2022 erschienen und ganz sicher werde ich verfolgen, wie es mit der Familie Ronnefeldt weitergeht.

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Veröffentlicht am 12.02.2022

Julia Schwarz – wie alles begann …..

Die Autopsie
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Julia Schwarz ist Medizinstudentin und steht kurz vor ihrem Abschluss. Sie brennt darauf, nach ihrem Studium den Weg in die Gerichtsmedizin einzuschlagen und arbeitet als studentische Hilfskraft im Gerichtsmedizinischen ...

Julia Schwarz ist Medizinstudentin und steht kurz vor ihrem Abschluss. Sie brennt darauf, nach ihrem Studium den Weg in die Gerichtsmedizin einzuschlagen und arbeitet als studentische Hilfskraft im Gerichtsmedizinischen Institut. Ihr Studium finanziert sie mit einem Job im örtlichen Krankenhaus.

Genau wie Julia arbeitet auch ihr WG-Mitbewohner Lennart am Gerichtsmedizinischen Institut und als dieser während einer Obduktion von der Polizei abgeführt wird, glaubt Julia noch daran, dass es sich um ein Alkohol- oder Drogendelikt handelt, weil Lennart diesen Dingen nicht abgeneigt ist. Es stellt sich aber heraus, dass ihr Mitbewohner in einem Mordfall unter Verdacht steht – seine Ex-Freundin wurde tot aufgefunden.

Lennart ein Mörder? Julia kann es nicht glauben, aber wie gut kennt man seine Mitbewohner in einer WG schon? Julia beginnt auf eigene Faust herauszufinden, ob Lennart den Tod seiner Ex-Freundin zu verantworten hat. Kurz darauf darf sie bei einer Obduktion assistieren, bei der die Tote die gleichen zum Tode führenden Verletzungen trägt, wie die Ex-Freundin von Lennart und im Krankenhaus gibt es ebenfalls eine Patientin, die den tätlichen Angriff jedoch überlebt hat.

Bei ihren Recherchen kommt Julia dem Täter auf die Spur, bringt sich damit aber selbst in Gefahr, denn natürlich möchte der Mörder keine Zeugin zurücklassen.

Obwohl die Autorin schon 6 Bände auf den Markt gebracht hat, in denen die Kölner Gerichtsmedizinerin Julia Schwarz den Toten ihre Stimme gibt, hat sie mit „Die Autopsie“ nun das Prequel zur Reihe veröffentlicht. Hier erfährt der Hörer, wie das mit Julia und ihrem Berufswunsch eigentlich begonnen hat. Für mich war das die erste Begegnung mit Julia Schwarz, aber es war ganz sicher nicht meine letzte.

Das Hörbuch ist nur 2 Stunden und 15 Minuten lang, es handelt sich also eher um eine Kurzgeschichte als um einen vollumfänglichen Thriller. Eingesprochen wurde das Buch von Svenja Pages, der ich sehr gerne zugehört habe.

Es gibt nur wenige handelnde Personen, von daher kann man gut den Überblick behalten. Die Charaktere sind gut beschrieben, wobei mir Julia ein wenig kühl und distanziert erscheint, aber trotzdem nicht unsympathisch ist. Dass sie im Institut „Eislady“ genannt wird, kommt aber auch nicht von ungefähr.

Für mich sind diese 2,25 Stunden viel zu schnell vorüber gewesen, gerne hätte es noch mehr sein dürfen. Die Spannung baut sich auf angenehme Art und Weise nach und nach auf. Das Ende mit der Auflösung kam dann jedoch auf einmal viel zu schnell und der Täter war vorhersehbar, das macht aber nix, weil für mich das Gesamtpaket passt.

Ganz sicher schaue ich mir auch die anderen Julia Schwarz-Bücher an bzw. werde ich mir wahrscheinlich die Hörbücher anhören, auf jeden Fall aber hat mich dieses Hörbuch „angefixt“, die Reihe weiter zu verfolgen.

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Veröffentlicht am 01.02.2022

Die Toten verletzen uns nicht, das tun nur die Lebenden…..

Todsünde
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Die Gerichtsmedizinerin Maura Isles wird nach Graystones Abbey gerufen. Das Kloster wurde überfallen und in der Kirche des Ordens der Schwestern unserer lieben Frau vom Himmlischen Licht wurden 2 Opfer ...

Die Gerichtsmedizinerin Maura Isles wird nach Graystones Abbey gerufen. Das Kloster wurde überfallen und in der Kirche des Ordens der Schwestern unserer lieben Frau vom Himmlischen Licht wurden 2 Opfer gefunden.

Bei dem einen Opfer handelt es sich um Schwester Camille, 20 Jahre alt und die erste Novizin in diesem Kloster seit 15 Jahren. Camille ist an ihren schweren Schädelverletzungen und Gehirnblutungen gestorben. Das zweite Opfer ist die 68jährige Schwester Ursula, die die gleichen schweren Kopfverletzungen erlitten hat, ihren Verletzungen jedoch noch nicht erlegen ist. Die Ärzte im St.-Francis-Hospital versuchen alles, um ihr Leben zu retten,.

Bei der Obduktion von Camille finden sich eindeutige Hinweise darauf, dass die junge Frau vor sehr kurzer Zeit ein Baby bekommen hat. Im Kloster weiß jedoch niemand von einem Baby bzw. einer Schwangerschaft der Toten.

Die nächste Leiche, zu der die Pathologin Maura Isles gerufen wird, findet sich in den verfallenen Räumen eines ehemaligen italienischen Restaurants. Es handelt sich um eine Frau, deren Füße und Hände fehlen und am restlichen Körper haben sich die Ratten die Bäuche vollgefressen, so dass eine Identifizierung der Toten zunächst unmöglich scheint. Aber auch diese Tote „erzählt“ einen Teil ihrer Geschichte unter den erfahrenen Händen von Maura Isles während der Obduktion. Bei dem Hautausschlag, unter dem die Frau zu Lebzeiten gelitten hat, handelt es sich um Lepra.

Detective Jane Rizzoli und die Gerichtsmedizinerin Maura Isles haben schon früher gemeinsam Ermittlungen durchgeführt und auch in diesen beiden Fällen arbeiten sie zusammen an der Aufklärung. Je mehr Fakten sie über die Toten zusammentragen, desto offensichtlicher wird, dass es zwischen Schwester Camille und der „Rattenfrau“ eine Verbindung gibt. Aber welche?

Die beiden Hauptprotagonistinnen Jane Rizzoli und Maura Isles sind mir aus dem TV bekannt, die Krimi-Serie „Rizzoli & Isles“ lief ungefähr zwischen 2010 und 2016/2017 auf VOX und ich habe die Serie damals geschaut.

Die beiden Ermittlerinen sind (zum aktuellen Zeitpunkt der Handlung) nicht befreundet, dazu kennen sie sich zu wenig, aber sie interagieren auf einer Basis miteinander, die auch das eine oder andere private Wort zulässt. Beide haben aktuell Probleme mit den Männern ihn ihrem Leben, was natürlich auch Auswirkungen auf ihren Beruf hat; und einer der beiden Männer hat mehr mit dem aktuellen Fall zu tun, als erwartet.

Die privaten Probleme von Rizzoli & Isles sind vorhanden und werden thematisiert, überschatten aber nicht die Geschichte, was ich als sehr angenehm empfunden habe.

Das Buch ist in 24 Kapitel eingeteilt, die von einem auktorialen Erzähler abwechselnd aus der Sicht von Jane und Maura erzählt werden. So ist man als Leser immer ganz nah an den Gedanken und Handlungen der Protagonisten dran. Die Autorin war früher selbst als Ärztin tätig, was man u. a. an den detaillierten Obduktions-Beschreibungen bemerken kann. Für zartbesaitete Menschen kann das eventuell zu detailliert sein. Ich kann so etwas gut lesen, kann es aber im TV nicht anschauen.

Ich kann jetzt keinen Vergleich zu den Büchern davor oder danach ziehen, bei „Todsünde“ handelt es sich um den 3. Fall von „Rizzoli & Isles“, da ich keines der anderen Bücher gelesen habe, ich kann nur beurteilen, dass mir dieses Buch hier sehr gut gefallen hat und ich es in kürzester Zeit gelesen hab. Die Handlungsstränge der Ordensschwester Chamille und der „Rattenfrau“, die zu Anfang beide parallel laufen und keine offensichtliche Gemeinsamkeit haben, laufen zum Ende des Buches gekonnt ineinander über und verschmelzen zur Auflösung des Falls miteinander.

Die Autorin hat einen flüssigen und angenehmen Stil, der von Andreas Jäger hervorragend ins Deutsche übernommen wurde. Es gibt Spannung und unvorhergesehene Wendungen, Hochs und Tiefs und zum Ende des Buches gibt es für alles eine Aufklärung: Wo ist das Baby? Wer ist der Vater des Babys? Wer ist die „Rattenfrau“? Welche Verbindung gibt es zwischen Schwester Chamille und der „Rattenfrau“ ? Und warum kam es so wie es kam?

Vielen Dank für dieses kurzweilige Lesevergnügen!

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Veröffentlicht am 17.01.2022

Pia Sander und Oliver von Bodenstein lösen ihren 10. Fall

In ewiger Freundschaft (Ein Bodenstein-Kirchhoff-Krimi 10)
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Der Leiter der Frankfurter Rechtsmedizin, Henning Kirchhoff, ist vor einiger Zeit unter die Autoren gegangen und schreibt in seiner Freizeit Kriminalromane. Als er in eigener Sache etwas mit seiner Agentin ...

Der Leiter der Frankfurter Rechtsmedizin, Henning Kirchhoff, ist vor einiger Zeit unter die Autoren gegangen und schreibt in seiner Freizeit Kriminalromane. Als er in eigener Sache etwas mit seiner Agentin Maria Hauschild klären muss, bittet diese ihn in seiner Eigenschaft als „Polizist“ um Hilfe. Frau Hauschild vermisst ihre Freundin Heike Wersch, die bis vor kurzem ebenfalls im rennomierten Frankfurter Winterscheid-Verlag als Programmleiterin gearbeitet hat. Frau Wersch wurde gekündigt, woraufhin sie einen Verlags-Autor öffentlich bloßgestellt hat mit der Aussage, dass es sich bei seinem letzten Roman um ein Plagiat handele. Henning Kirchhoff bittet seine Ex-Frau, Kriminalkommissarin Pia Sander, bei Heike Wersch vorbeizufahren und nach dem Rechten zu schauen. Vor Ort angekommen findet Pia nur den dementen – angeketteten – Vater von Heike Wersch und eine Küche, in der offensichtlich ein Blutbad stattgefunden hat. Von der Vermissten fehlt jede Spur.

Was ist Heike Wersch zugestoßen?

Pia Sander und Oliver von Bodenstein beginnen mit ihren Ermittlungen und die Spuren führen immer wieder zu einer Gruppe von Menschen, die allesamt – in unterschiedlichen Positionen – beim Winterscheid-Verlag arbeiten und seit frühester Jugend miteinander befreundet sind. Befreundet? Wirklich?

„In ewiger Freundschaft“ ist der 10. Taunus-Krimi aus der Feder der Autorin Nele Neuhaus, in dem die Kriminalkommissare Pia Sander und Oliver von Bodenstein gemeinsam ermitteln. Ich habe dieses Buch als Hörbuch gehört und jeder, der Hörbücher hört, weiß, dass ein Hörbuch mit der Person steht und/oder fällt, die der Geschichte ihre Stimme gibt. Die gekürzte Version wird von Julia Nachtmann gelesen und ich habe ihr sehr gerne zugehört.

Wie aus anderen Nele Neuhaus-Krimis bekannt ist, bedient sich die Autorin sehr gerne vieler handelnder Personen. Das tut sie auch hier, wobei es mir dieses Mal – auch beim Hören statt Lesen – nicht allzu schwer fiel, den Überblick zu behalten. Die vielen Personen bieten der Autorin natürlich jede Menge Möglichkeiten für Verdächtigungen und (falsche) Spuren und von diesen Möglichkeiten macht Nele Neuhaus ausreichend Gebrauch. Sogar der Tod von Carl Winterscheids Mutter, die vor 30 Jahren auf tragische Art und Weise ums Leben gekommen ist, wird erneut untersucht.

In diesem Band steht das Privatleben von Oliver von Bodenstein im Vordergrund. Zwischenzeitlich steht er vor seiner zweiten gescheiterten Ehe und seine Ex-Frau benötigt ihn dringend in einer medizinischen Angelegenheit. Neben dem Fall, der ihn voll und ganz beansprucht, belastet ihn diese Situation mehr, als er zugeben möchte. Über Pia Sander gibt es auch die eine oder andere Information aus ihrem Privatleben, sie ist aber in diesem Band eher nachrangig.

In diesem Fall geht es um die Mitarbeiter eines Verlages – dass sich die Autorin auf diesem Sektor (selbstverständlich) gut auskennt, merkt man an den fachlichen Ausführungen über die Hirarchie im Verlagshaus Winterscheid. An der ein oder anderen Stelle war es jedoch ein klein wenig zu viel Hintergrundwissen, für die Aufklärung des Falls war das nicht unbedingt notwendig, bremste aber den Lesefluss.

Die von mir gehörte gekürzte Version umfasst 12 Stunden und 48 Minuten, die ungekürzte Version (gesprochen von Oliver Siebeck) dauert 17 Stunden und 2 Minuten. Da in der von mir gehörten Version alles aufgeklärt wurde und ich manche Stellen hier schon als langatmig empfand, war die Laufzeit dieser Version für mich ausreichend.

Die Autorin schreibt flüssig und verständlich, so dass sich ihre Bücher gut lesen – in diesem Fall hören – lassen. Die Charaktere sind gut ausgearbeitet. Was die Spannung betrifft, so empfand ich sie als ausreichend vorhanden. Die Story ist ruhig und unaufgeregt, bewegt sich aber immer weiter nach vorne. Ein Krimi ist kein Splatter, der einem das Blut in den Adern gefrieren lassen soll, sondern beleuchtet mehr oder weniger die Polizeiarbeit und da steht diese Geschichte auf einem soliden Fundament.

Mich hat „In ewiger Freundschaft“ sehr gut unterhalten und die Sprecherin – Julia Nachtmann – hat den Inhalt des Buches auf eine angenehme Art und Weise zu mir als Hörerin transportiert.

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Veröffentlicht am 08.09.2021

Das Ende der Stille

Die Fotografin - Das Ende der Stille
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1919: Der 1. Weltkrieg ist vorbei, die Wirtschaft erholt sich ganz langsam wieder und auch in der Druckerei von Anton und Mimi geht es bergauf. Während Mimi sich (nach wie vor) um die Geschäfte kümmert, ...

1919: Der 1. Weltkrieg ist vorbei, die Wirtschaft erholt sich ganz langsam wieder und auch in der Druckerei von Anton und Mimi geht es bergauf. Während Mimi sich (nach wie vor) um die Geschäfte kümmert, widmet sich Anton seiner neuesten Passion: Er stellt Prothesen für Kriegsversehrte her. Er ist so sehr auf diese Arbeit fixiert, dass man es schon Besessenheit nennen kann, wie sehr Anton sich in dieser Sache verliert. Obwohl Mimi und Anton sich gegenseitig ihre Liebe geschworen haben und Anton Mimi gebeten hat, seine Frau zu werden, steht irgend etwas zwischen ihnen und so zögert Mimi nicht die Einladung anzunehmen, die sie aus den U.S.A. erreicht hat. Sie soll nach Hollywood kommen, um dort den zur Zeit berühmtesten und begehrtesten Stummfilm-Star zu fotografieren.

Mimi stellt sich nur kurz die Frage, warum ein berühmter Star in den U.S.A. ausgerechnet von ihr und nur von ihr fotografiert werden möchte, dann packt sie ihre Koffer. In Hollywood angekommen staunt sie nicht schlecht, denn bei der berühmten Chrystal Kahla handelt es sich um Christel Merkle, die 1911 aus Laichingen verschwunden ist. Aus dem anfangs geplanten Bildband entsteht nach und nach die Biografie der Chrystal Kahla und Mimis Abwesenheit aus Münsingen dauert länger als geplant. Doch auch nach Abschluss des Auftrages reist Mimi nicht direkt nach Hause zurück, sie gönnt sich noch ein paar Tage „Auszeit“ bevor sie sich über den Heiratsantrag von Anton Gedanken machen möchte.

Zurück in Münsingen muss Mimi feststellen, dass Anton – ohne ein Wort des Abschieds – nach England gegangen ist, um sich dort beruflich zu verwirklichen.

Ist das das Aus für ihre gemeinsame Zukunft?

„Die Fotografin: Das Ende der Stille“ ist der 5. und damit der finale Band der Fotografinnen-Saga der Autorin Petra Durst-Benning. Auf knapp 1.200 Seiten hat der Leser die Wanderfotografin Mimi Reventlow über 8 Jahre ihres Lebens begleitet. Mimi hat in dieser Zeit eine enorme Entwicklung durchgemacht, sie war aber von Anfang an sehr fortschrittlich und der Zeit weit voraus.

In diesem 5. Band wird die Geschichte der Chrystal Kahla alias Christel Merkle erzählt, die ihr Heimatdorf Laichingen im Jahr 1911 mit den Ersparnissen ihres damaligen Freundes Anton über Nacht verlassen hat. Die Autorin hat hier geschickt die Geschichte einer Person mit dem geschichtlichen Werdegang des Films verknüpft. Chrystal ist eine berühmte Slapstick-/ Stummfilmschauspielerin und durch ihre Erzählungen, die von Mimi in der Biografie verarbeitet werden sollen, erfährt der Leser auf angenehme Art und Weise die Hintergründe der Entstehung der Stummfilme. In Hollywood zeigt sich Mimi auch auf drastische Art und Weise der Unterschied zwischen dem Leben im zerstörten Nachkriegsdeutschland und dem Leben im Land der Siegermacht U.S.A.

Natürlich treffen wir auch wieder auf Alexander, der sich endlich von seinem Mäzen Mylo getrennt hat und sein Leben nun wieder selbstbestimmt leben kann. In Bad Kreuznach wohnt und lebt er unerkannt und verdient sich seinen Lebensunterhalt mit kleinen Malereien, die er an eine Galerie verkauft. Niemand weiß, dass es sich bei Alexander um den berühmten Maler Paon handelt und auch seiner Freundin Lena gegenüber sagt er zuerst einmal nicht, wer er ist.

Alexander lädt alle seine Laichinger Freunde zu einem Wiedersehen nach Bad Kreuznach ein und so werden von der Autorin am Ende alle Handlungsstränge zusammengeführt.

Der Schreibstil der Autorin ist – wie gewohnt – leicht und flüssig zu lesen. Man taucht von der ersten Seite an in das Buch ein. Für mich hätte es jedoch gerne weniger Chystal Kahla haben dürfen, dafür aber noch ein wenig mehr Bernadette und Corinne, denn es war immer der Zusammenhalt der Frauen, die die Geschichte für mich haben lebendig werden lassen. Mit Chrystal/Christel hatte ich irgendwie so gar keine Verbindung.

Petra Durst-Benning versteht es hervorragend, den Leser zu fesseln und an die Story zu binden. Aber jede Geschichte ist irgendwann einmal erzählt und so ist der 5. Band ein gelungener Abschluss für die Fotografinnen-Reihe.

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