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Veröffentlicht am 06.09.2020

Es heißt Abschied nehmen von Asenza

Das Vermächtnis der Seidenvilla
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Es ist November. Die Seidenmanufaktur läuft gut, die Stimmung unter den WeberInnen ist ausgeglichen und friedlich, das Auftragsbuch ist gut gefüllt, Nathalie hat gerade ihren Sohn Peter (Pietrino genannt) ...

Es ist November. Die Seidenmanufaktur läuft gut, die Stimmung unter den WeberInnen ist ausgeglichen und friedlich, das Auftragsbuch ist gut gefüllt, Nathalie hat gerade ihren Sohn Peter (Pietrino genannt) zur Welt gebracht und Angela und Vittorio möchten sich nun endlich der Frage widmen, wann der beste Zeitpunkt für ihre Hochzeit sei. Das Leben läuft jedoch nach einem bestimmten Muster, und wenn es einem eine Zeit lang gut geht, kommt sicherlich etwas (oder jemand), um einem Knüppel zwischen die Beine zu werfen. Amadeo, Vittorios Sohn aus der Ehe mit seiner verstorbenen Frau, taucht nach Jahren der Funkstille auf der Bildfläche auf und macht Vittorio das Leben schwer, ebenso seine Mutter Constanza, die mit der Verbindung ihres Sohnes zu Angela noch immer nicht einverstanden ist. Damit ist es aber noch nicht genug, denn Angela muss sich in einer Erbsache durchsetzen und ein Geheimnis offenbaren, welches sie eigentlich nicht offenbaren wollte …..

Schafft Angela es erneut sich durchzusetzen, oder verliert sie dieses Mal alles?

„Das Vermächtnis der Seidenvilla“ ist der 3. und letzte Teil der Seidenvilla-Trilogie der Autorin Tabea Bach, welcher am 28.07.2020 erschienen ist. Erfreulicherweise sind die 3 Bände in sehr kurzen Abständen erschienen, so dass ich auch dieses Mal wieder nach wenigen Sätzen mitten im Geschehen war.

Wie auch in den vorherigen Bänden macht es auch hier wieder sehr viel Spaß, Angela und ihren WeberInnen über die Schulter zu schauen. Die Autorin hat in allen 3 Bänden sehr viel Fachwissen zum Thema Seide und dem Handwerk der Weberei untergebracht und ich konnte es mir lebhaft vorstellen, wie es aussieht, wenn mal wieder eine neue Kette auf den Orsolino aufgezogen werden musste oder, wenn mit dem Webschiffchen der Schussfaden durch die Kettfäden gezogen wurde. Ein großes Lob an Tabea Bach, ich mag es, wenn man in Büchern so ganz nebenbei noch etwas Allgemeinwissen mitnehmen kann.

Die Charaktere kennen wir alle schon aus den vorherigen Bänden, bis auf Amadeo, Vittorios Sohn. Wenn man das Motiv Amadeos kennt, dann versteht man auch, warum er seinem Vater solch schwere Vorwürfe macht. In meinen Augen sind diese Vorwürfe absolut gerechtfertigt und hier zeigt es sich wieder einmal, dass Kommunikation so manches Missverständnis gar nicht erst hätte aufkommen lassen. Vittorio hat seinem Sohn nie erklärt, warum er so gehandelt hat, Amadeo hat es aber auch leider nie hinterfragt. Vater und Sohn brauchen einige Zeit um sich wieder anzunähern, aber letztendlich ist Blut dann doch dicker als Wasser.

Constanza findet irgendwann ihren Frieden mit Angela, dazu braucht es aber tatsächlich eine kleine Katastrophe.

Erinnert sich noch jemand an Lidia? Die Weberin, die im 1. Teil so großen Ärger in der „Tessitura die Asenza“ gemacht hat? Lidia hatte damals die Seidenweberei verlassen, weil ihr Angelas größter Konkurrent aus Venedig ein besseres Angebot gemacht hatte. Nun, in diesem Band hören und lesen wir wieder von Lidia.

Nathalie hat eine unangenehme Begegnung die mit einer Person in Zusammenhang steht, mit der sie nichts mehr zu tun haben möchte. Und in einer der Schneiderinnen findet sie eine gute Freundin.

Tessa wird in diesem Band mehr oder weniger nur am Rande erwähnt, sie hat keine herausragende Rolle mehr. Lorenzo Rivalecca wird dafür mehr Aufmerksamkeit zugedacht.
Alles in allem geht es auch im dritten Band auf und ab, so wie es im richtigen Leben eben passiert. Jeder einzelne der Protagonisten hat sein Päckchen zu tragen und mal tragen sie dieses Päckchen mit Leichtigkeit, mal glauben sie, von der Last erdrückt zu werden.

Das Ende der Geschichte lässt mich zufrieden zurück, denn alles ist für alle Personen geklärt, es sind keine Fragen mehr offen.

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Veröffentlicht am 25.06.2020

Fairfield/Nebraska 1996 – Rockbridge/Massachusetts 2000

Straße nach Nirgendwo (Sheridan-Grant-Serie 2)
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Nach dem großen Familienstreit am Ende des 1. Bandes „Sommer der Wahrheit“ ist die 17jährige Sheridan Grant auf dem Weg nach New York, um dort ihre Karriere als Sängerin zu starten. Um zu tanken und eine ...

Nach dem großen Familienstreit am Ende des 1. Bandes „Sommer der Wahrheit“ ist die 17jährige Sheridan Grant auf dem Weg nach New York, um dort ihre Karriere als Sängerin zu starten. Um zu tanken und eine Kleinigkeit zu essen, hält sie auf einer Raststätte. Im TV läuft gerade eine Berichterstattung zu einem Massaker, bei dem 5 Personen getötet und 2 lebensgefährlich verletzt wurden und bevor Sheridan auch nur realisieren kann, dass es sich dabei um ihr Zuhause, die Willow Creek Farm, handelt, wird auch schon ein Interview ihrer Adoptivmutter Rachel Grant eingeblendet, in dem sie Sheridan die Schuld für dieses Massaker gibt und den Hinweis, dass eben diese gesucht wird. Während Sheridan verzweifelt versucht, jemanden telefonisch zu Hause zu erreichen, ruft die Tankstellenpächterin die Polizei. Rachel Grant und die TV-Moderatoren haben gute Arbeit geleistet. Sowohl die Polizei als auch die Menschen, die sich gerade auf der Raststätte befinden, haben über Sheridan schon den Stab gebrochen, weswegen sie nicht gerade gut behandelt wird und in Handschellen zurück nach Fairfield/Nebraska gebracht wird. Da sie sich in einem anderen Bundesland befindet, dauert die Rückführung einige Zeit (vielleicht aber auch, weil sie der Willkür der Polizeibeamten ausgeliefert ist).

Zurück auf der Farm muss sie sich damit auseinandersetzen, dass ihr Bruder Esra 4 Menschen getötet hat, darunter ihren Lieblingsbruder Joe sowie 3 Farmarbeiter. Ihren Vater Vernon und ihren Bruder Hiram hat er lebensgefährlich verletzt, bevor er selbst von einem beherzten Farmarbeiter erschossen wurde. Rachel Grant, ihre Adoptivmutter (die ja eigentlich ihre Tante ist), wurde nach einem Nervenzusammenbruch in ein Sanatorium eingewiesen.

Gott sei Dank werden die Ermittlungen in diesem Mordfall nicht vom ortsansässigen Polizisten Benton durchgeführt, denn der hätte Sheridan sofort und ohne zu zögern in den Knast gesteckt. In diesem Fall ist Detective Lieutenant Jordan Blystone von der Nebraska State Patrol zuständig und der geht ganz unvoreingenommen an die Sache heran. Sheridan ist überrascht, dass er ihre Version der Geschichte glaubt und sie fasst Mut, dass sich doch nochmal alles zum Guten wenden kann. Aber auch oder gerade in Fairfield ist der Samen aufgegangen, den ihre Adoptivmutter Rachel in den letzten Jahren gesät hat und Sheridan schlägt der blanke Hass entgegen. Ihr tägliches Leben gleicht einem Spießrutenlauf, so dass sie am Ende doch wieder einmal ihre Sachen packt um die Farm zu verlassen und an einem anderen Ort ein neues Leben zu beginnen. Unterstützung erhält sie von Detective Lieutenant Jordan Blystone.

Kann sie tatsächlich alles hinter sich lassen um irgendwo neu zu beginnen?

Erfreulicherweise beginnt die Geschichte in „Straße nach Nirgendwo“ zwei Tage nachdem „Sommer der Wahrheit“ endet. Am 23.12.1996 hat Sheridan, nach dem großen Streit, die Willow Creek-Farm verlassen, am 25.12.1996 richtet ihr Bruder Esra das schreckliche Massaker an.

Bei meinem Leseverhalten ist es fast genau so – ich habe am 14. Mai den 1. Teil beendet und rezensiert und jetzt, im Juni, den 2. Teil gelesen, so dass mir die ganze Geschichte noch sehr gut im Gedächtnis ist. Band 1 hat mir ja schon sehr gut gefallen, aber die Geschichte in Band 2 entwickelt ihre ganz eigene Dynamik, so dass ich das Buch tatsächlich so schnell wie möglich gelesen habe.

Sheridan muss auf ihrem Weg über einen erzählten Zeitraum von 4 Jahren sehr viele Kröten schlucken und was ihr passiert ist manchmal schön, manchmal nicht zu ertragen und zwischendurch muss sie, zu ihrem eigenen Schutz, ihren Namen ändern, so dass man sich als Leser fragt, wieso eine so junge Frau an diesen Dingen nicht zerbricht.

Um Geld zu verdienen darf sie nicht wählerisch sein und so arbeitet sie als Mickey Mouse in Disney World, als Zimmrmädchen in einem Hotel oder verdient sich ihr Geld als Bar-Pianistin. Sheridan ist noch immer so naiv wie im 1. Teil ihrer Geschichte und so passiert es auch hier immer wieder, dass sie einen Mann kennenlernt und sich prompt in diesen verliebt – aber nicht jeder dieser Männer meint es gut mit ihr.

Während der ganzen Zeit hält sie lockeren E-Mail-Kontakt mit ihrer Schwägerin Rebecca (der Ehefrau ihres Bruders Malachy), verrät jedoch niemals ihren Standort.

Immer weiter geht ihre Fahrt nach Nirgendwo als in Rockbridge ihr Auto verreckt und ihr Budget es ihr weder erlaubt das Auto reparieren zu lassen, noch eine Unterkunft in einem Motel zu mieten. In dem Moment, in dem es ihr am schlechtesten geht, lernt sie Dr. Paul Sutton kennen. Ist Sutton nun endlich der Mann, bei dem sie sesshaft werden möchte? Die Antwort dazu gibt es in Band 3, der im August 2020 als eBook in Neuauflage erscheint.

Parallel zu Sheridans Geschichte erfährt der Leser auch die Lebensgeschichte von Detective Lieutenant Jordan Blystone. Die Wege von ihm und Sheridan laufen ein paar Wochen nebeneinander, da er ihr Unterkunft gewährt bzw. sie bei seiner Freundin einquartiert hat. Nachdem Sheridan einmal eine Bemerkung über ihre Großeltern gemacht hat, deckt Blyton ein Familiendrama auf, für das Rachel Grant in einem Prozess Rede und Antwort stehen muss.

Mit 39 Jahren erfährt Blyton am Sterbebett seines Vaters, dass sein ganzes Leben eine einzige Lüge ist und er setzt alles daran, seine wahre Herkunft herauszufinden. Unterstützung bekommt er dabei von Nicholas Walker, dem Mann, der sich in „Sommer der Wahrheit“ als Sheridans einzig echter Freund gezeigt hat. Auch in Blytons Leben gibt es einiges aufzuarbeiten; nicht nur seine Herkunft.

Wie auch schon Band 1, lässt sich dieses Buch wirklich flüssig lesen. Es passieren unendlich viele Dinge, als ob das Massaker nicht schon ausgereicht hätte, muss Sheridan jede Menge einstecken. Gerade das macht das Buch aber auch spannend und nicht langweilig, denn 496 Seiten wollen gefüllt werden. Einiges ist ein wenig überzogen und das ein oder andere Detail kann auch hinterfragt werden (z. B. warum eine Vergewaltigung und ein damit zusammenhängender Todesfall nicht mehr psychische Auswirkungen auf Sheridan hat), aber letztendlich handelt es sich um eine fiktive Geschichte die unterhalten soll – und das hat sie bei mir geschafft. Ich konnte mich fast nicht mehr von diesem Buch lösen.

Nun warte ich gespannt auf Teil 3 dieser Reihe, der im August 2020 als neu aufgelegtes eBook im Ullstein eBook-Verlag erscheinen wird.

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Veröffentlicht am 09.06.2020

Die Konkurrenz schläft nicht

Im Glanz der Seidenvilla
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Wer den 1. Band der Seidenvilla-Trilogie noch nicht gelesen hat, der wird hier gespoilert !

Ein ganzes Jahr ist vergangen, seit Angela die Seidenweberei in Asenza gekauft hat. Es war ein Jahr voller ...

Wer den 1. Band der Seidenvilla-Trilogie noch nicht gelesen hat, der wird hier gespoilert !

Ein ganzes Jahr ist vergangen, seit Angela die Seidenweberei in Asenza gekauft hat. Es war ein Jahr voller Höhen und Tiefen, guter und schlechter Tage, aber gemeinsam mit ihren WeberInnen hat sie es geschafft. Die Weberei schreibt schwarze Zahlen und die Auftragslage ist sehr gut, weswegen Angela die Löhne anpassen und einen Rentenfonds für ihre Angestellten einrichten kann. Mit ihrem Lebensgefährten Vittorio läuft es trotz Fernbeziehung auch ganz gut. Ebenso mit Tess, ihrer mütterlichen Freundin, und ihrem Vater Lorenzo Rivalecca ist alles in bester Ordnung. Einzig bei Nathalie, Angelas Tochter, läuft anfangs nicht alles ganz so glatt. Aber gemeinsam bewältigen Mutter und Tochter auch dieses Problem.

Doch überall wo Licht ist, da ist auch Schatten.

Constanze, Vittorio Fontarinis Mutter, sieht die Verbindung zwischen Angela und ihrem Sohn nicht sehr gerne, sie hat sich auf Tiziana als zukünftige Schwiegertochter eingeschossen. Tiziana ist Architektin und Vittorio und sie kennen sich schon seit vielen Jahren. Ein gemeinsamer Auftrag erfordert es, dass Vittorio und Tiziana eine Zeit lang sehr eng zusammenarbeiten. Wie viel empfindet Vittorio tatsächlich für Tiziana?

Lidia hat schon im 1. Teil der Trilogie für Unruhe unter den WeberInnen gesorgt. Sie lässt auch dieses Mal keine Chance aus, um für sich selbst bessere Konditionen herauszuschlagen. Notfalls auch mit Druck und auf Kosten Anderer. Sie weiß, dass sie die beste Weberin der „Tessitura di Asenza“ ist. Lässt Angela sich auf ihre Bedingungen ein?

Und nicht zuletzt versucht Massimo Ranelli die Mitarbeiter der Seidenweberei abzuwerben. Sein enger Kontakt zu Constanze Fontarini ist nicht etwa der Grund dafür, dass einige Auftraggeber ihre Bestellung bei Angela stornieren?

Es wird auf jeden Fall nicht langweilig für Angela im malerischen Asenza.

„Im Glanz der Seidenvilla“ ist der 2. Teil der Seidenvilla-Trilogie von Tabea Bach. Band 1 „Die Seidenvilla“ erschien am 27.02.2020. Schön, dass der 2. Teil nicht lange hat auf sich warten lassen, denn so waren mir die Geschehnisse aus Teil 1 noch sehr präsent im Gedächtnis. Zwischen dem Ende von Band 1 und Band 2 liegt der Zeitraum eines Jahres, ansonsten wird die Geschichte nahtlos von der Autorin weitergeführt.

Es ist schön zu sehen, wie die Gemeinschaft der WeberInnen zusammenwächst und sie sich auch im privaten Bereich mehr und mehr gegenseitig helfen, aber auch Angela den Rücken stärken. Es herrscht jedoch nicht immer nur Sonnenschein, es gibt natürlich auch unschöne Momente in der Weberei.

Als Leser trifft man auf alle Charakter aus Band 1 und hier kommen nach und nach noch ein paar neue Personen hinzu. Die Autorin führt diese langsam in die Handlung ein und man kann jeden einzelnen mögen, oder auch nicht.

Tabea Bach erzählt auch diesen Teil der Geschichte so realistisch, dass man sich mit den einzelnen Personen durchaus identifizieren kann. Ich für meinen Teil wäre lange nicht so ruhig geblieben wie Angela, was Tiziana und Vittorio betrifft und auch die Bemühungen, die Vittorios Mutter hinter dem Rücken ihres Sohnes betreibt, um Angela aus seinem Leben zu befördern, hätte ich nicht so lange vor Vittorio verheimlicht. Angela lässt das alles sicherlich nicht kalt, aber sie behält immer die Ruhe.

Am Ende des Buches sind alle Handlungsstränge abgeschlossen, es bietet sich jedoch noch jede Menge Stoff für den 3. Teil der Seidenvilla-Trilogie.

Auch für diesen Band der Trilogie habe ich nur kurze Zeit gebraucht um ihn zu lesen, die Geschichte liest sich wieder einmal angenehm flüssig. Der 3. Band erscheint am 28.07.2020 und trägt den Titel „Das Vermächtnis der Seidenvilla“ und darauf freue ich mich sehr.

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Veröffentlicht am 02.06.2020

4 Frauen, 4 Generationen, 4 Schicksale

Belmonte
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Wenn es kommt, dann kommt meist dicke. Der Tag fing schon schlecht an, weswegen Simona über ihr Leben nachdenkt und darüber, was sie wirklich will. Was wird ihre nonna Franca dazu sagen, dass sie gerade ...

Wenn es kommt, dann kommt meist dicke. Der Tag fing schon schlecht an, weswegen Simona über ihr Leben nachdenkt und darüber, was sie wirklich will. Was wird ihre nonna Franca dazu sagen, dass sie gerade ihren Job als Landschaftsgärtnerin verloren hat? Soll sie Sebastian heiraten? Warum sagt ihre Mutter Marina ihr nicht endlich, wer ihr Vater ist? Bisher hat sie sich eingeredet, dass diese Lücke in ihrem Leben sie nicht sonderlich stört, aber heute erscheint es ihr irgendwie in einem anderen Licht, nicht zu wissen wo ihre Wurzeln sind.

Sie wird in wenigen Tagen 30 Jahre alt – aber wer ist sie eigentlich und wie kann man existieren, wenn man nicht weiß, wer man ist?

Mitten in ihre Überlegungen hinein erhält sie die Nachricht, dass ihre nonna verstorben ist. Die Frau, die ihr mehr Mutter war, als ihre eigene Mutter es jemals war, ist für immer aus ihrem Leben gegangen.

Bei der Testamentseröffnung erfährt Simona, dass ihre Mutter Marina das Haus im Allgäu geerbt hat, sie hingegen hat eine Menge Bargeld und ein Haus in den italienischen Marken, in der Region Mittelitalien, geerbt. Simona hatte bisher überhaupt keine Ahnung, dass ihre Großmutter ein Haus in Italien besitzt und da es beruflich und privat gerade nicht ganz so gut läuft, fährt sie nach Belmonte um sich ihr Erbe anzuschauen und ein wenig Abstand zu ihrem Freund Sebastian zu bekommen.

Nach und nach lernt sie die Mitglieder der Familie Ferri kennen; die Familie, bei der nonna Franca aufgewachsen ist, nachdem ihre Mutter Teresa im Jahr 1951 spurlos verschwunden ist. Im Abstand von wenigen Tagen findet Simona Kassetten in ihrem Briefkasten. Auf diese Art und Weise erfährt sie die Lebensgeschichte ihrer Mutter Marina, ihrer Großmutter Franca und ihrer Ur-Großmutter Teresa.

Liegen ihre eigenen Wurzeln auch in Italien?

Ich habe die deutsch-italienische Familiengeschichte „Belmonte“ im Rahmen der NetGalleyDEChallenge 2020 gelesen. Es ist der erste Roman den ich bisher gelesen habe, der von Antonia Riepp geschrieben wurde. Ich liebe es, Familienschicksale dieser Art zu lesen und meine Erwartungen wurden nicht enttäuscht.

Am Anfang wird die Geschichte aus der Sicht von Teresa und Simona erzählt, später kommt noch Franca hinzu.

Die Erzählung von Teresa beginnt im Jahr 1944 in dem sie, gemeinsam mit ihrer Freundin Marta, eine kleine Gruppe der Resistenza mit Lebensmitteln und anderen Notwendigkeiten versorgt. Ihr Bruder Claudio ist in diesem verdammten Krieg gefallen und ihre Eltern haben das Lachen verlernt. Das Leben ist unerträglich schwer und Teresa schildert den Alltag auf dem Hof, wie ihr Vater sie als 20jährige für einen Weinberg an den einarmigen Ettore Moretti „verkauft“ und wie sie sich auf dem Hof der Morettis abrackern muss.

Ab dem Jahr 1951 – das Jahr, in dem Teresa verschwindet – übernimmt Franca die Rolle der Erzählerin. Franca war damals 6 Jahre alt. Ihr Großvater hasst sie, ihre Großmutter hat nicht wirklich viel Zeit neben ihrer Arbeit auf dem Hof und so verbringt Franca immer mehr Zeit bei ihrer besten Freundin Irma. Nach einer schweren Krankheit ihrer Großmutter Alfonsina bleibt Franca dann ganz auf dem Hof der Familie Ferri. In den 1960er Jahren, Franca ist 15 Jahre alt, hört sie zum ersten mal von Deutschland. Im Januar 1965 wandert sie, gemeinsam mit Mateo Ferri, als Gastarbeiterin nach Kempten aus. Mateos Vater Salvatore ist schon seit 5 Jahren in Deutschland.

Die Erzählung von Simona handelt in der Gegenwart. Sie hat gerade ihren Job verloren, überdenkt die Beziehung zu ihrem Freund Sebastian und hat durch den Tod ihrer nonna eine Menge Geld und ein Haus in Italien geerbt. Durch die Kassetten, die ihre Großmutter für sie besprochen hat, und durch den Kontakt zur Familie Ferri in Belmonte, kommt sie ihrer eigenen Abstammung immer näher. Denn der Name ihres Vaters wird ihr von ihrer Mutter Marina bis heute vorenthalten. Marina waren ihre ständig wechselnden Liebschaften immer wichtiger als ihrer Tochter, weswegen Simona bei Franca aufgewachsen ist.

Die Autorin erzählt hier die Lebensgeschichte von 4 Frauen aus 4 Generationen – eines hatten sie alle gemeinsam: ein gestörtes Verhältnis zu ihren Müttern.

Der Schreibstil ist angenehm, die Geschichte liest sich flüssig weg und die Charaktere sowie ihre Lebensgeschichten sind logisch aufgebaut, auch wenn man nicht jede Handlung der Protagonisten verstehen/nachvollziehen kann. Wie fast in jedem Buch das auf 2 Zeitebenen geschrieben wird, gefällt mir auch hier die Vergangenheitsebene besser. Wahrscheinlich, weil ich die Probleme der Gegenwart selbst kenne.

Was mir beim Lesen einige Probleme bereitet hat, ist der familiäre Zusammenhang der einzelnen Personen, eben weil es sich um mehrere Personen in unterschiedlichen Generationen handelt. Ich wollte bemerken, dass eine Übersicht der handelnden Personen ganz nett wäre, habe aber in einer anderen Rezension gelesen, dass es in der Printausgabe wohl einen Stammbaum gibt, der im eBook leider nicht vorhanden ist. Wahrscheinlich befindet sich dieser auf der Seite, auf der bei mir der Hinweis „missing image/fehlendes Bild“ eingeblendet ist. Diese Übersicht hätte mir das Lesen an der ein oder anderen Stelle wirklich erleichtert.

Ansonsten habe ich mich wirklich gut unterhalten gefühlt. Ich konnte beim Lesen ein wenig italienisches Flair spüren, auch wenn es mir nicht unbedingt gefallen hätte zur damaligen Zeit zu leben.

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Veröffentlicht am 22.05.2020

Die Krankenschwester von St. Pauli, Teil 1, Hamburg 1885 – 1892

Die Krankenschwester von St. Pauli – Tage des Schicksals
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Svantje ist 13 Jahre alt, als sie ihre Heimat – einen Bauernhof im Alten Land – verlassen muss. Zwei Ziegen ziehen den Wagen mit ihren Habseligkeiten, denn viel ist nicht geblieben, nachdem das letzte ...

Svantje ist 13 Jahre alt, als sie ihre Heimat – einen Bauernhof im Alten Land – verlassen muss. Zwei Ziegen ziehen den Wagen mit ihren Habseligkeiten, denn viel ist nicht geblieben, nachdem das letzte Elbhochwasser alles vernichtet hat, was ihnen gehörte. Das Haus wurde weggespült, das Vieh ist ertrunken und so machen sich Svantje, ihre Mutter und der 3 Monate alte Piet zu Fuß auf den Weg nach Hamburg, wo Vater Georg Claasen seit Jahren auf einer Schiffswerft arbeitet. In den letzten Jahren kam er nur zur Aussaat und für die Ernte auf den Bauernhof zurück. Ihr neues Zuhause ist eine kleine Wohnung im ärmlichen Gängeviertel im Hamburg.

Piet ist ein kränkliches Kind. Nachdem Svantje ihn einmal durch ihr beherztes Eingreifen ins Leben zurückgeholt hat, wächst in ihr der Wunsch Krankenschwester zu werden und durch die Anstellung ihrer Mutter im Hause Harkenfeld kann Svantje die Schwesternschule besuchen.

Nach ihrer Ausbildung erfordern es jedoch die privaten Umstände ihrer Eltern, dass Svantje erst 1 Jahr später als Krankenschwester arbeiten kann – für sie ist es kein Beruf, sondern Berufung und als im Hamburger Hafen und in den Armenvierteln die Cholera ausbricht, kann sie zeigen was in ihr steckt.

„Die Krankenschwester von St. Pauli – Tage des Schicksals“ ist der 1. Band der „St. Pauli-Reihe“ der Autorin Rebecca Maly. Wer mich kennt bzw. wer meinem Blog schon länger folgt der weiß, dass ich die Bücher von Rebecca Maly liebe. Ich habe schon einige historische Romane von ihr gelesen, aber auch ihre Krimis, die sie unter ihrem Namen Rebekka Pax veröffentlicht.

Der Roman liest sich – wie von Rebecca Maly gewohnt – angenehm flüssig. Ihr Schreibstil ist schlicht, aber nicht einfach, und sie versteht es, den Leser für ein paar Stunden mitzunehmen in eine andere Zeit. Die Geschichte spielt sich über mehrere Jahre ab und wird aus 5 verschiedenen Perspektiven erzählt.

Zum einen ist da Svantje. Zu Beginn des Romans ist sie 13 Jahre alt und tauscht gerade ihr entbehrungsreiches Leben auf dem Bauernhof gegen das Leben in den Armenvierteln Hamburgs ein. Von Anfang an wird klar, dass es sich hier um eine starke Persönlichkeit handelt und sie ihren Weg gehen wird. Ganz einfach ist das jedoch nicht, weil die Kluft zwischen Arm und Reich damals noch riesengroß war. Svantje ist eine sehr sympathische Protagonistin, die immer ihr Wohl hinter das der Anderen stellt und sich selbst gerne mal vergisst. Zu allem Übel erkrankt ein ihr nahestehender Mensch sehr schwer an Cholera. Es ist fraglich, ob er die Seuche überlebt.

Dann gibt es Svantjes Jugendfreund Raik. Raik wohnt im gleichen Haus wie die Claasens und nach ihrer Ankunft in Hamburg freunden sich die Beiden sehr schnell an. Gemeinsam ziehen sie durch die Gängeviertel und verkaufen frisches Trinkwasser, welches sie auf einem Wagen mit sich führen. Dank Vater Claasen bekommt Raik einen Job auf der Werft der Harkenfelds und so kann er seine etwas unschöne und unehrbare Vergangenheit hinter sich lassen. Als sich die Hamburger Werftarbeiter gegen ihre Arbeitgeber auflehnen und für bessere Arbeitsbedingungen kämpfen und streiken, schließt Raik sich ihnen an. Aufgrund dieser Tatsache ist Raik ein rotes Tuch für Harkenfeld Senior. Es gibt da jedoch eine Sache, da sind die höhergestellten Harkenfelds auf „so einen“ wie Raik angewiesen.

Friedrich Falkenberg stammt aus höherem Hause, hat sich aber unabhängig von seinem Elternhaus einen Tuchhandel aufgebaut. Seine Reisen führen ihn nach China und Russland und er beabsichtigt, in Hamburg einen größeren Handel aufzuziehen. Bei einer Laterna Magica lernt er Svantje kennen und die beiden verlieben sich ineinander. Es vergehen jedoch einige Jahre, in denen Friedrich viel auf Reisen ist und die Beiden nur per Brief miteinander kommunizieren können. Als sie sich dann endlich ihrer Liebe sicher sind und heiraten wollen, verlangen die Eltern von Svantje eine einjährige Verlobungszeit, die Eltern von Friedrich wollen diese unstandesgemäße Liaison gleich ganz aufgelöst sehen, weswegen Friedrich bereit ist, mit seiner Familie zu brechen.

Richard Harkenfeld ist der zukünftige Erbe der Harkenfeld-Werft, sein Vater und er sind sich jedoch in vielen Dingen der Geschäftsführung ziemlich uneinig, was zu permanenten Rebereien führt. Dass Richard einige der Forderungen der Werftarbeiter als gerechtfertigt empfindet, empfindet der alte Harkenfeld als einen Affront. Aufgrund der gesundheitlichen Vorgeschichte seines Vaters, traut Richard sich jedoch nicht, die Veränderungen härter durchzusetzen. Er möchte nicht Schuld daran sein, wenn sein Vater einen Herzinfarkt erleidet. Richard ist übrigens der beste Freund von Friedrich Falkenberg und im Laufe der Geschichte erkennt er zumindest einen Teil seiner eigenen Bestimmung.

Zu guter Letzt erfahren wir einen Teil der Geschichte auch noch von Hilde Harkenfeld. Sie ist die Schwester von Richard und als „Tochter aus gutem Hause“ hatte sie zur damaligen Zeit nicht viel Mitspracherecht, was ihren weiteren Lebensweg betrifft. Ihr Vater möchte sie möglichst schnell unter die Haube bringen – auf jeden Fall soll sich die Heirat für die Schiffswerft auszahlen – und Hilde kann einer solchen Zwangsheirat leider nichts entgegensetzen. Da Svantje für kurze Zeit Hilde als Anstandsdame zu ihren Treffen begleitet hat, verbindet die beiden Frauen ein zartes Band der Freundschaft; selbstredend nur unter Ausschluss der Öffentlichkeit, alles andere wäre gegen die guten Sitten. Als Hilde in Gefahr gerät, sind es jedoch nicht die Herren von edlem Geblüt, die sie finden ….

Neben Svantje mochte ich Hilde sehr gerne, denn hinter ihrer unnahbaren Fassade steckt ein wirklich liebenswerter Mensch, gefangen in den Verhaltensregeln der damaligen Zeit.

Rebecca Maly versteht es sehr gut, sowohl die Hintergrundgeschichten der einzelnen Familien, als auch die Lebenswege der 5 Protagonisten so geschickt miteinander zu verflechten, dass alles ein abgerundetes Bild ergibt. Das Buch endet mit einem fiesen Cliffhanger, was unsagbare Lust auf den Nachfolgeband macht, der schon am 02.06.2020 erscheint. Teil 3 erscheint auch noch in diesem Jahr, nämlich am 03.08.2020. Die Zeit bis dahin ist also erfreulicherweise recht kurz.

Ich persönlich habe einen kleinen Kritikpunkt, der jedoch nicht in die Endbewertung einfließt.

Als störend empfinde ich die Tatsache, dass die Autorin die ProtagonistInnen an einigen Stellen Plattdeutsch reden lässt. Dies jedoch nicht in ganzen Sätzen, sondern immer überwiegend nur einzelne Worte. z.B. „Da bekommen de Lüüd Fischsuppe umsonst“ oder „Dafür ist es noch zu früh am Daag“. Für mich würde es mehr Sinn machen, den ganzen Satz in Plattdeutsch zu schreiben oder aber, alles in Hochdeutsch. Sprechen Menschen tatsächlich 90 % eines Satzes korrektes Deutsch, um dann ein oder zwei Worte in Platt zu sagen? Ich weiß es tatsächlich nicht, mein Lesefluss kam jedoch an solchen Sätzen immer ein wenig ins Stocken.

Ansonsten empfinde ich „Die Krankenschwester von St. Pauli – Tage des Schicksals“ als einen gelungenen Auftakt zur 3teiligen „St. Pauli-Reihe“ und ich erwarte voller Sehnsucht den nächsten Band.

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