Ein Hundebiss verändert das ganze Leben
Auf sieben BeinenAls Franzi 17 war, hat sie hat bei einem Angriff durch einen unkontrolliert freilaufenden Schäferhund ihren rechten Unterschenkel verloren, ihr Bein musste unterhalb des Knies amputiert werden. Von diesem ...
Als Franzi 17 war, hat sie hat bei einem Angriff durch einen unkontrolliert freilaufenden Schäferhund ihren rechten Unterschenkel verloren, ihr Bein musste unterhalb des Knies amputiert werden. Von diesem Tag an ist ihr Leben nicht mehr, wie es einmal war. Nach Krankenhaus und Reha ist sie für Monate an ihrer Schule Gesprächsstoff Nr. 1 und auch die Jungs interessieren sich nicht mehr für das eigentlich hübsche Mädchen. Aus diesem Grund igelt sie sich mehr und mehr ein, schämt sich für ihre Behinderung und auch 10 Jahre danach wissen nur ihre Eltern und ihre beste Freundin Kicki, dass Franzis rechtes Bein vom Knie ab aus einer Prothese besteht. Zudem hat sie – verständlicherweise – panische Angst vor Hunden, egal ob groß oder klein.
Nach ihrem hervorragend abgeschlossenen Architektur-Studium ist sie auf der Suche nach einer Anstellung und in ihren Bewerbungsunterlagen gibt sie ihre Behinderung wahrheitsgemäß an, bekommt aber nur Absagen. Wahrscheinlich, weil eine Architektin mit Beinprothese auf einer Baustelle nicht unbedingt die beste Wahl ist.
Um sich ihren Lebensunterhalt zu verdienen, jobbt Franzi in einer Eisdiele und eines morgens landet ein über die Theke gereichtes Eis im Gesicht eines Kunden, statt in dessen Hand.
Als in der Tageszeitung nach einem/einer ArchitektIn gesucht wird, bewirbt sich Franzi und gibt in diesem einen Fall ihre Behinderung nicht an. Sie wird zu einem Gespräch eingeladen und als sie im Büro des Geschäftsführers eintrifft, realisiert sie 2 Dinge: 1) Der Geschäftsführer – Jan Zeder - ist der Typ aus der Eisdiele. Ja genau, der mit dem Eis im Gesicht. Und 2) auf seiner Couch liegt ein HUND.
Der Schalter in Franzis Gehirn schaltet auf Fluchtmodus und natürlich bekommt sie den Job nicht. In den nächsten Tagen trifft sie aber immer wieder auf Jan, und stets mit dabei: Hansi, seine etwas übergewichtige Bulldogge.
Zwischen den Beiden funkt es, aber vor Franzi bauen sich 2 schier unüberwindbare Hürden auf. Jan darf nicht erfahren, dass sie behindert ist und ihre extreme Angst vor Hunden.
Hat ihre Liebe trotzdem eine Chance?
Das Buch „Auf sieben Beinen“ hat mein Interesse erweckt, da ich selbst seit 20 Jahren Hunde habe und neugierig war auf eine (Liebes-)Geschichte, in der ein Part einen Hund, der andere Part jedoch große Angst vor diesen Tieren hat. Ich war sehr gespannt darauf, wie und ob Franzi ihre Angst in den Griff bekommt und sich damit zu einer Liebe bekennt, die ihr am Anfang wirklich vieles abverlangt. Leider konnte mich die Geschichte nicht gänzlich überzeugen.
Das Problem ist, dass ich meine Kritikpunkte nicht wirklich hier benennen kann, denn damit würde ich die ganze Geschichte spoilern. Nur so viel … am Ende des Buches kommen einige Fakten ans Tageslicht, die mir einfach zu sehr konstruiert sind. Man könnte das Gefühl haben, Franzi und Jan leben in einer Blase, die nur aus ihnen, ihren Eltern und Kicki besteht. Alles was passiert und in der Vergangenheit passierte, spielt sich scheinbar nur mit den Menschen in dieser Blase ab.
Fanzi ist eine Protagonistin, die es einem nicht leicht macht, sie zu mögen. Sie ist so in ihrem Schneckenhaus gefangen, dass sie anderen Menschen überhaupt keine Chance gibt, sie wirklich näher kennenzulernen. Sie hatte mit ihren 30 Jahren noch keine Beziehung, weil sie sich irgendwie nur auf ihren fehlenden Unterschenkel reduziert und denkt, sie wäre aufgrund ihrer Behinderung nicht liebenswürdig und abstoßend. Ihre Freundin Kicki setzt sie da hin und wieder schon mal ganz unsanft auf den Topf, indem sie ihr z. B. sagt, dass sie Franzis Selbstmitleid zum kotzen findet. Das ändert aber nichts dran, dass Franzi erst mal sich selbst annehmen muss, damit sie auch andere Menschen näher an sich heranlassen kann. Sie benimmt sich so, dass Jan sogar auf die Idee kommt, sie wäre in ihrer früheren Beziehung seelisch oder körperlich missbraucht worden. Im Laufe der Geschichte findet Franzi ihren Frieden mit ihrem fehlenden Bein, aber es ist echt ein harter Weg.
Jan mag ich da schon eher. Auch wenn ich nicht verstehen kann, wie man sich als Hundebesitzer so benehmen kann, wie er das tut, obwohl er spürt/sieht, dass Franzi Angst vor seinem Hund hat. Wenn jemand Angst vor etwas hat, dann hilft es nicht, nur zu sagen, dass nichts passiert. Die Szene zu Anfang beim Bewerbungsgespräch entlockt mir wirklich nur ein Kopfschütteln. Dann wird Jan mir immer sympathischer, weil er wirklich um Franzi bemüht ist. Er versteht ihr Verhalten überhaupt nicht und trotzdem gibt er nicht auf. Dadurch, dass Franzi nicht mit ihm redet, weiß er weder, warum sie solche panische Angst vor Hunden hat, noch, warum sie so schräg auf seine Berührungen reagiert. Mir scheint, Jan ist recht leidensfähig, denn er könnte sich auch umdrehen und gehen, auch andere Mütter haben schöne Töchter.
Kicki mag ich sehr. Sie ist die Einzige, die Franzi immer wieder erdet. Es gibt Situationen, da braucht man niemanden, der einen bemitleidet oder betüddelt, da braucht man einfach nur mal einen Tritt in den Hintern, damit man wieder funktionieren kann. Sie hat ihr eigenes Päckchen zu tragen, muss sich um ihre kleine Tochter kümmern und hat doch ein untrügliches Gespür dafür, wann ihre Freundin sie braucht. So funktioniert für mich Freundschaft.
Die Eltern und die Schwester von Jan huschen immer mal wieder durch die Story, betreten aber erst zum Schluss der Geschichte richtig die Bühne. Die Eltern von Franzi sind so, wie Eltern eben sind. Sie können Franzi nicht wirklich loslassen, tun sich schwer mit dem Auszug ihrer Tochter, gerade auch, weil sie anders ist als andere, aber sie müssen lernen, damit zu leben.
Der Schreibstil der Autorin ist angenehm zu lesen und die Situationen mit Hansi, der Bulldogge, haben ihr ganz eigene Komik. Auch wenn ich manchmal den Kopf geschüttelt habe, weil ich die Darstellung einer Szene übertrieben fand, hat mich die Geschichte doch gut unterhalten. Bis kurz vor Schluss, als dann die von mir angesprochenen Dinge ans Tageslicht kamen…… das war mir eindeutig zu viel des Guten und tatsächlich hat mir das das Leseerlebnis versaut.
Bevor ich meine Rezension zu einem Buch schreibe, stöbere ich immer gerne auf diversen Rezensionsportalen um zu vergleichen, wie andere LeserInnen das Buch empfunden haben. Manchmal frage ich mich dann, ob zwischen meinem Cover und Buchrücken eine andere Geschichte steckt, als bei anderen LeserInnen. Oder ich bin einfach nur zu kritisch bei dem, was ich lese.