Exzellente Fortsetzung, noch spannender als der erste Teil
NebeljagdEtwa ein Jahr nach Hofelichs erstem erfolgreichen Krimi um die Strafverteidigerin Linn Geller („Totwasser“) geht die Geschichte weiter mit einem neuen Fall, der von Anfang an entschieden wirkt: Ihr neuer ...
Etwa ein Jahr nach Hofelichs erstem erfolgreichen Krimi um die Strafverteidigerin Linn Geller („Totwasser“) geht die Geschichte weiter mit einem neuen Fall, der von Anfang an entschieden wirkt: Ihr neuer Mandant Jo Haug steht in zwei Fällen unter Mordverdacht. Hinzu kommt eine erdrückende Beweislast und ein Dorf, das Haug schon vor Prozessbeginn aburteilt und Linns Ermittlungen erschwert, die sich selber in Bezug auf ihren Mandanten nicht allzu sicher ist.
Leser des ersten Bandes werden sich gefragt haben, ob die Ereignisse aus diesem Linn verändert haben mögen. Wahrscheinlich schlugen sie aber nur in eine ohnehin schon bestandene Kerbe, sie ist also ganz die alte, mit ihrem versehrten Bein und ihrer steten Paranoia, die sie seit ihrem Unfall begleitet. Weiterhin ist sie ungemein sympathisch im Umgang mit ihrem Kanzleipartner Götz. Gerade in diesen Teil kommt ungeahnte Bewegung, authentisch und menschlich inszeniert.
Dieses Mal geht es Linn mehr an den Kragen. Alles setzt ihr mehr zu und die Spannung ist teilweise ein wildes Auf und Ab, das besser gelungen ist als im Vorgängerband. Auch Grusel und Ekel werden dieses Mal transportiert, alles ist deutlich düsterer und stellenweise muss man einfach weiterlesen, um den unheimlichen Moment hinter sich zu lassen. Eine wilde Geschichte wird gewoben, von der sicherlich niemand den Ausgang hätte kommen sehen.
Auf der gesamten Strecke rätselt man mit, ob Jo Haug ein armes unschuldiges Opfer ist, seit Jahren missverstanden oder ob er keine Verteidigung verdient, weil er wirklich getan hat, was ihm vorgeworfen wird. Es ist auf jeden Fall schwer, sich für „in dubio pro reo“ von all den Mutmaßungen freizumachen.
Linns Gedankengänge verschmelzen mit den eigenen. Der Schreibstil, auch wenn die ganze Zeit allein die Sicht von Linn eingenommen wird, ist genau richtig, um jede Spur mit ihr mitzuverfolgen, immer mit ihr auf gleichem Stand zu sein und ihre Eindrücke genau mitzuerleben. Stetig nimmt die Geschichte ihren Verlauf, wenig Beschreibungen, mehr Taten. Die Charaktere haben alle ihre besonderen Eigenheiten und bleiben damit gut im Gedächtnis, sodass es nicht zu Verwechslungen kommt.
Nur allzu gerne dürfte es mit einer dritten Geschichte weitergehen, doch die Autorin kündigte an, dass sie auch andere Genre ausprobieren möchte und Linn zumindest vorläufig den Rücken kehrt. Schade, aber warten wir ab, was Hofelich stattdessen für uns bereit hält und vielleicht können wir zu einem späteren Zeitpunkt Neues von Linn Geller lesen.