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JaninaEl

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 06.05.2022

Packend und rasant

Verheizte Herzen
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Die Protagonistin Ana ist Ehefrau, Familienmutter, Anwältin und – momentan am bestimmendsten für ihre Gedanken – die (ehemalige) Geliebte ihres kürzlich verstorbenen Klienten, selbst Ehemann und Vater. ...

Die Protagonistin Ana ist Ehefrau, Familienmutter, Anwältin und – momentan am bestimmendsten für ihre Gedanken – die (ehemalige) Geliebte ihres kürzlich verstorbenen Klienten, selbst Ehemann und Vater. Dadurch treffen die gefühlte Witwe, Ana, und die eigentlich Witwe, Connors Ehefrau Rebecca, aufeinander. Der Versuch, die Trauer, die sie eigentlich nicht fühlen sollte und dürfte, zu überwinden wird dabei unweigerlich an ebendiese Frau geknüpft.
Verheizte Herzen von Sarah Crossan ist ein Buch, dessen Thema und Prämisse mich eigentlich nicht besonders anspricht, interessiert oder reizt. Umso überraschter war ich, wie schnell ich es durchgelesen hatte, weil es mich einfach von Anfang an gepackt und gefesselt hat. Ich kann gar nicht genau sagen, ob es der spezielle Schreibstil ist, der Gedanken, Dialoge und Situation so prägnant, gut nachvollziehbar und echt darstellt, dass man rasant Seite um Seite verschlingt und gar nicht anders kann, als dem schnellen und hoch getakteten Rhythmus zu folgen. Oder ob es die Protagonistin ist, die ebenso einnehmend und für mich begreiflich in ihrem Handeln war. Wahrscheinlich bedingen sich diese zwei Punkte, die die Verzweiflung, Verwirrtheit und Hilflosigkeit in dieser nicht öffentlich verarbeitbaren Trauer im Geheimen so nachfühlbar werden lässt, sodass eine mir so fremde Geschichte und Handlung doch direkt ins Herz und an die Nieren geht.
Was die ganze Leseerfahrung noch komplett rund macht, ist das großartige Cover, mit dieser speziellen Farbe und Textur, das alles und nichts sagt und dabei ganz einfach auch großartig aussieht. Genau nach meinem Geschmack, was das Design und die Gedanken dahinter angeht.

Wirklich tolles, überraschend packendes Werk, nachdem ich sofort Fan von Sarah Crossan und ihrer speziellen Art zu schreiben, wurde!

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Veröffentlicht am 02.05.2022

Gewöhnungsbedarf auf vielen Ebenen – was nicht schlecht sein muss!

Die Knochenleser
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Der Protagonist Michael "Digger" Digson erzählt in der Ich-Form von seinem ungewöhnlichen Eintritt und Werdegang zum Polizisten und Ermittler in der Karibik. Die Arbeitsweisen und Handlungen der Polizei ...

Der Protagonist Michael "Digger" Digson erzählt in der Ich-Form von seinem ungewöhnlichen Eintritt und Werdegang zum Polizisten und Ermittler in der Karibik. Die Arbeitsweisen und Handlungen der Polizei dort sind der erste gewöhnungsbedürftige Punkt für den „westlichen“ Leser, da sie bestimmt sind durch Korruption, Regelbruch, Gewalt und teils unnachvollziehbare Praktiken. Nichtsdestotrotz sind genau diese Punkte auch sehr spannend und bieten Einsicht in die Strukturen einer Kultur und eines fernen Landes, die man sonst selten erfährt. Eben ein Krimi in der Karibik mit all den dazugehörigen Grausamkeiten und Faszinationen.
Um direkt mit den nächsten Ungewöhnlichkeiten, an die sich der Leser zu gewöhnen hat, weiterzumachen: die Sprache und Wortwahl, vor allem in den Dialogen, ist sehr eigen und teils irritierend, da beispielsweise Silben oder Buchstaben ausgelassen werden. Dass man sich nur schwierig an diese Art der Darstellung von Dialekten oder Slangs gewöhnt und ich persönlich mehr als störend empfinde, mag allerdings auch an der Schwierigkeit der Übersetzung solcher Stilmittel liegen. Teils ist es auch interessant und herausfordernd im positiven Sinne, im Großen und Ganzen lenkt es aber leider auch von der eigentlichen Kriminalgeschichte ab.
Diese entpuppt sich als auch sehr grausam und schlimm, was für den ein oder anderen Leser auch nicht ganz ohne sein dürfte, ohne nun zu viel zu verraten oder gar zu spoilern.
Das Buch war wirklich fesselnd, gerade weil es sich um so ein rundum besonderes und – wie gesagt – gewöhnungsbedürftiges Werk handelt. Ob es den eigenen Geschmack trifft, muss jeder für sich selbst herausfinden. Wenn man aber Lust darauf hat, etwas Neues zu entdecken, gebe ich für „Die Knochenleser“ eine klare Empfehlung! Sollte einem das Buch dann nicht gefallen, hat man ja wenigstens immer noch einen echten Hingucker im Bücherregal stehen! ;)

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Veröffentlicht am 25.04.2022

Für (werdende) Holland-Fans

Sommerschwestern
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Die vier besagten Schwestern werden aus anfangs noch unklaren Gründen von ihrer Mutter nach Holland, das Urlaubsland aus Kindertagen, bestellt. Von Beginn an wird klar, dass es sich um grundverschiedene ...

Die vier besagten Schwestern werden aus anfangs noch unklaren Gründen von ihrer Mutter nach Holland, das Urlaubsland aus Kindertagen, bestellt. Von Beginn an wird klar, dass es sich um grundverschiedene Frauen handelt, was nicht zuletzt eines der Grundthemen des Buches darstellt. Die Dynamiken innerhalb dieser Familie, die sich auch aufgrund der Unterschiede in Charakter und Lebensentwürfen, auseinandergelebt haben, sind interessant. Leider kamen mir die Dialoge und Charakterentwürfe sehr generisch vor und vor allem die Art zu reden, würde ich keinen jungen Frauen zwischen Ende 20 und Ende 30 zuschreiben. Was mich an der Gestaltung und Darstellung der Figuren nicht ganz überzeugt hat, hat wiederum bei Beschreibung der Landschaft ganz wunderbar funktioniert. Die niederländische Szenerie und liebevoll dargebotenen Details zum Schauplatz der Geschehnisse sind ganz wunderbar und machen wirklich Lust auf einen eigenen Trip dorthin. Alles in allem war das Buch eine passende Lektüre für einen Kurzurlaub, die eine ebenso kurzweilige Freude macht und leichte Kost für unterwegs darstellt.

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Veröffentlicht am 26.03.2022

Sehr bewegtes und bewegendes Dolce Vita

Via Torino
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Das Buch erzählt die Geschichten dreier Frauen dreier Generationen, deren Weg immer wieder nach/über Italien führt und ihren Lauf nehmen. Es springt zwischen den Protagonistinnen hin und her, aber behandelt ...

Das Buch erzählt die Geschichten dreier Frauen dreier Generationen, deren Weg immer wieder nach/über Italien führt und ihren Lauf nehmen. Es springt zwischen den Protagonistinnen hin und her, aber behandelt auch sprunghaft Phasen in deren jeweiligen Lebenswegen und selbst innerhalb von Kapiteln, in denen solche Phasen behandelt werden, finden oftmals Zeitsprünge und Rückblenden oder Voraussichten statt. Es passiert also sehr viel, allerdings herrscht kein Chaos, vielmehr bekommt man ein Gefühl für das bewegte Leben der, jeweils auf ihre eigene Art, sehr starken Frauen. Dabei fiebert man mit jeder einzelnen Geschichte sowohl separat als auch später, wenn sie immer mehr miteinander verwoben werden, als Ganzes mit.
Sehr unterschiedlich sind die Leben der drei Frauen trotz ihrer engen Beziehung und Verwandtschaft sind, da Einflüsse, wie das Aufwachsen, die Familiensituation und das Ansehen / die Stellung in der Gesellschaft, sehr unterschiedlich von den Frauen erfahren werden. Ebenso spiegelt sich diese Unterschiedlichkeit in im Erzählerischen und in der Ausdrucksweise wider. Dadurch werden einem die Charaktere ganz subtil vermittelt. Solche und weitere stilistische Mittel führen unweigerlich zu einer Spannung und großem Interesse daran, in welche Richtung sie die Leben der Frauen entwickeln. Oder eher, wie sich der Weg dahin gestaltet, denn die Richtung und das Ergebnis dieser Wege sind schon sehr früh eindeutig. Allerdings trägt dieses vermeintliche Wissen eher zum eben erwähnten Interesse und der Spannung bei, anstatt diese zu mindern.
Neben den spannenden Lebensgeschichten behandelt die Erzählung zudem auf eine sehr persönliche und ergreifende Art und Weise (vorwiegend italienische) Zeitgeschichte, mit all seinen bewegenden Krisen, Facetten und Einflüssen auf die Kultur und Gesellschaft.
Einziger Kritikpunkt, der ab und an stört, sind die wörtlichen Reden, die oftmals sehr steif und gestelzt erscheinen, vor allem getätigt von jungen Charakteren. Solche wörtlichen Reden bilden jedoch nur einen kleinen Teil der Erzählung ab und der restliche Schreibstil ist so angenehm und von Zeit zu Zeit poetisch schön, sodass sich darüber okay hinweglesen lässt.
Alles in allem also eine wirklich bewegende Erzählung dreier sehr bewegter Leben rund um den Sehnsuchtsort Italien.

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Veröffentlicht am 21.03.2022

Meinen Horizont hat es um wertvolle Eindrücke erweitert

Love in the Big City
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Eine interessante Geschichte, auch und vielleicht vor allem für nicht-queere Leser:innen, da es einiges zu erzählen gibt, dass außerhalb unseres Wissens und Erfahrens liegt. Gut erzählt erlebt man die ...

Eine interessante Geschichte, auch und vielleicht vor allem für nicht-queere Leser:innen, da es einiges zu erzählen gibt, dass außerhalb unseres Wissens und Erfahrens liegt. Gut erzählt erlebt man die Aufs und Abs, die wilden und ruhigen Erfahrungen, die positiven und negativen Begegnungen des jungen, homosexuellen Protagonisten in Seoul. Offen und ungeschönt werden die Probleme der Selbst- und Gegenüberfindung eines jungen Menschen im Allgemeinen und eines queeren Mannes im Besonderen dargestellt und reflektiert. Sympathie und Empathie werden unwillkürlich geweckt.

Beides, inhaltlich und sprachlich, so direkt und unverblümt und somit authentisch wurden mir sowohl eine kulturell als auch sexuell fremde Geschichte nahegebracht, die mir viel Neues und Spannendes eröffnet hat. Dennoch, unabhängig von Geschlecht und sexueller Orientierung, fiel es mir meist schwer, die Entscheidungen von Young nachzuvollziehen, vor allem, was die Wahl seiner Partner und Liebschaften angeht. Andererseits sind es genau diese Jahre, in den 20ern eines Menschen, in denen man Fehler, falsche Entscheidungen, irrationale und selbst-destruktive Taten erleben muss, um schließlich aus ebendiesen zu lernen. Abgesehen von ein paar Stellen, die mich regelrecht nervten, habe ich die Entwicklungen des Protagonisten aber gerne verfolgt (wie man es auch bei einem guten Freund tun würde, dessen Lebensentscheidungen man nicht immer gutheißen aber unterstützen muss). Außerdem wäre eine Romantisierung der alltäglichen Realität einer Minderheit in der Gesellschafft überhaupt nicht ehrlich und hilfreich für die Akzeptanz und würde nichts zur Steigerung ebendieser Akzeptanz beitragen.

Zu guter Letzt bleibt noch zu sagen, dass fehlende Repräsentation der queeren Community in der Literatur ein zu weit verbreiteter Missstand ist, dem mit solchen Büchern endlich entgegengewirkt wird, was eine erfreuliche Entwicklung und hoffentlich ein größer werdender Trend ist. Einem homosexuellen Protagonisten zu begegnen ist sehr erfrischend und leider noch viel zu selten.

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