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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 26.03.2022

Sehr bewegtes und bewegendes Dolce Vita

Via Torino
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Das Buch erzählt die Geschichten dreier Frauen dreier Generationen, deren Weg immer wieder nach/über Italien führt und ihren Lauf nehmen. Es springt zwischen den Protagonistinnen hin und her, aber behandelt ...

Das Buch erzählt die Geschichten dreier Frauen dreier Generationen, deren Weg immer wieder nach/über Italien führt und ihren Lauf nehmen. Es springt zwischen den Protagonistinnen hin und her, aber behandelt auch sprunghaft Phasen in deren jeweiligen Lebenswegen und selbst innerhalb von Kapiteln, in denen solche Phasen behandelt werden, finden oftmals Zeitsprünge und Rückblenden oder Voraussichten statt. Es passiert also sehr viel, allerdings herrscht kein Chaos, vielmehr bekommt man ein Gefühl für das bewegte Leben der, jeweils auf ihre eigene Art, sehr starken Frauen. Dabei fiebert man mit jeder einzelnen Geschichte sowohl separat als auch später, wenn sie immer mehr miteinander verwoben werden, als Ganzes mit.
Sehr unterschiedlich sind die Leben der drei Frauen trotz ihrer engen Beziehung und Verwandtschaft sind, da Einflüsse, wie das Aufwachsen, die Familiensituation und das Ansehen / die Stellung in der Gesellschaft, sehr unterschiedlich von den Frauen erfahren werden. Ebenso spiegelt sich diese Unterschiedlichkeit in im Erzählerischen und in der Ausdrucksweise wider. Dadurch werden einem die Charaktere ganz subtil vermittelt. Solche und weitere stilistische Mittel führen unweigerlich zu einer Spannung und großem Interesse daran, in welche Richtung sie die Leben der Frauen entwickeln. Oder eher, wie sich der Weg dahin gestaltet, denn die Richtung und das Ergebnis dieser Wege sind schon sehr früh eindeutig. Allerdings trägt dieses vermeintliche Wissen eher zum eben erwähnten Interesse und der Spannung bei, anstatt diese zu mindern.
Neben den spannenden Lebensgeschichten behandelt die Erzählung zudem auf eine sehr persönliche und ergreifende Art und Weise (vorwiegend italienische) Zeitgeschichte, mit all seinen bewegenden Krisen, Facetten und Einflüssen auf die Kultur und Gesellschaft.
Einziger Kritikpunkt, der ab und an stört, sind die wörtlichen Reden, die oftmals sehr steif und gestelzt erscheinen, vor allem getätigt von jungen Charakteren. Solche wörtlichen Reden bilden jedoch nur einen kleinen Teil der Erzählung ab und der restliche Schreibstil ist so angenehm und von Zeit zu Zeit poetisch schön, sodass sich darüber okay hinweglesen lässt.
Alles in allem also eine wirklich bewegende Erzählung dreier sehr bewegter Leben rund um den Sehnsuchtsort Italien.

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  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 21.03.2022

Meinen Horizont hat es um wertvolle Eindrücke erweitert

Love in the Big City
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Eine interessante Geschichte, auch und vielleicht vor allem für nicht-queere Leser:innen, da es einiges zu erzählen gibt, dass außerhalb unseres Wissens und Erfahrens liegt. Gut erzählt erlebt man die ...

Eine interessante Geschichte, auch und vielleicht vor allem für nicht-queere Leser:innen, da es einiges zu erzählen gibt, dass außerhalb unseres Wissens und Erfahrens liegt. Gut erzählt erlebt man die Aufs und Abs, die wilden und ruhigen Erfahrungen, die positiven und negativen Begegnungen des jungen, homosexuellen Protagonisten in Seoul. Offen und ungeschönt werden die Probleme der Selbst- und Gegenüberfindung eines jungen Menschen im Allgemeinen und eines queeren Mannes im Besonderen dargestellt und reflektiert. Sympathie und Empathie werden unwillkürlich geweckt.

Beides, inhaltlich und sprachlich, so direkt und unverblümt und somit authentisch wurden mir sowohl eine kulturell als auch sexuell fremde Geschichte nahegebracht, die mir viel Neues und Spannendes eröffnet hat. Dennoch, unabhängig von Geschlecht und sexueller Orientierung, fiel es mir meist schwer, die Entscheidungen von Young nachzuvollziehen, vor allem, was die Wahl seiner Partner und Liebschaften angeht. Andererseits sind es genau diese Jahre, in den 20ern eines Menschen, in denen man Fehler, falsche Entscheidungen, irrationale und selbst-destruktive Taten erleben muss, um schließlich aus ebendiesen zu lernen. Abgesehen von ein paar Stellen, die mich regelrecht nervten, habe ich die Entwicklungen des Protagonisten aber gerne verfolgt (wie man es auch bei einem guten Freund tun würde, dessen Lebensentscheidungen man nicht immer gutheißen aber unterstützen muss). Außerdem wäre eine Romantisierung der alltäglichen Realität einer Minderheit in der Gesellschafft überhaupt nicht ehrlich und hilfreich für die Akzeptanz und würde nichts zur Steigerung ebendieser Akzeptanz beitragen.

Zu guter Letzt bleibt noch zu sagen, dass fehlende Repräsentation der queeren Community in der Literatur ein zu weit verbreiteter Missstand ist, dem mit solchen Büchern endlich entgegengewirkt wird, was eine erfreuliche Entwicklung und hoffentlich ein größer werdender Trend ist. Einem homosexuellen Protagonisten zu begegnen ist sehr erfrischend und leider noch viel zu selten.

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