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Janine2610

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 19.10.2019

Ein Trauma kommt selten allein

Islandsommer
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»Islandsommer« wurde mir unangefragt vom Verlag zur Rezension zugeschickt. Das Cover ist zwar wunderschön (wenn auch ein bisschen kitschig) und soll wohl zeigen, worauf man sich kopfkinomäßig freuen kann, ...

»Islandsommer« wurde mir unangefragt vom Verlag zur Rezension zugeschickt. Das Cover ist zwar wunderschön (wenn auch ein bisschen kitschig) und soll wohl zeigen, worauf man sich kopfkinomäßig freuen kann, wenn man über Landschafts- und Naturbeschreibungen Islands liest. Aber der Klappentext klingt für mich leider sowas von nach Klischee und 0815-Liebesgeschichte, dass ich mir das Buch sehr wahrscheinlich eher nicht selbst zugelegt hätte.

Merit Fournier ist unsere Protagonistin. Sie startet ihr neues Leben in Island, lernt dort (unwahrscheinlich schnell) viele liebe neue Menschen/Freunde kennen und der Mann ihres Herzens lässt sich sogar schon auf den ersten Seiten blicken. Einen richtigen Job hat sie nicht, da sie sich der Malerei verschrieben hat und man in dem Bereich nur unregelmäßige Einkünfte hat, wenn überhaupt. Erst mal hütet sie den Kater Köttur und lernt Island von allen Seiten kennen (und lieben). Schnell wird klar, dass Merit eine unaufgearbeitete Vergangenheit mit sich herumschleppt - genauso wie ihr Lover. Diese "schwere" Vergangenheit" ist etwas, das die beiden miteinander verbindet und wahrscheinlich deswegen so reizvoll füreinander macht. Beide haben sie ein Geheimnis, das aufgearbeitet gehört. Da könnte man sich doch prima gegenseitig helfen ... Wenn das nur so einfach ginge!

Natürlich wird ewig lang ein Geheimnis um die schreckliche Vergangenheit der beiden gemacht. Erst gegen Ende wird die ganze Katastrophe dem Leser offenbart und dann ist der ganze Spuk auch schon wieder vorbei. Für meinen Geschmack ging's am Ende dann etwas zu schnell.
Wobei ich die Augen verdrehen musste, war die Darstellung von Merit: einerseits sehr unkonventionell, dann aber auch total verständnis- und liebevoll, freundlich, ein absoluter Gutmensch und scheinbar besessen von Sex. Die perfekte Frau für jeden Mann. Und das Aussehen einer Elfe soll sie obendrein noch haben. Inwiefern das realistisch sein soll, weiß ich nicht.

Der Schreibstil ist nicht schlecht, die Geschichte liest sich flüssig und man kann ihr gut folgen. Den Inhalt und auch die Darstellung der Protagonistin fand ich oft wenig realitätsnah und deswegen konnte ich all dem nur wenig abgewinnen. »Islandsommer« kann unterhaltsam sein, wenn man keine großen Erwartungen hegt. Für mehr als drei Sterne reicht das bei mir aber leider nicht.

Veröffentlicht am 19.10.2019

Im Fluss des Lebens

Siddhartha
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Wie rezensiert man nur ein Buch wie »Siddhartha«? Über ein Buch, das so voller Weisheit und zutiefst spirituell ist, zu schreiben und die dabei entstandenen Emotionen in Worte zu fassen, scheint nicht ...

Wie rezensiert man nur ein Buch wie »Siddhartha«? Über ein Buch, das so voller Weisheit und zutiefst spirituell ist, zu schreiben und die dabei entstandenen Emotionen in Worte zu fassen, scheint nicht so leicht. Dennoch versuche ich es hiermit.

Siddhartha ist ein junger Mann, als er beschließt, seine Eltern zu verlassen und ein asketisch lebender Wald-Samana zu werden. Ungewiss, wohin diese Entscheidung ihn führen mag, startet er in sein neues Leben.
Und das ist der Beginn einer (überaus spirituellen) Reise, die viele Jahre später damit endet, dass Siddhartha "Vollendung" erfährt.

~ Schön war die Welt, wenn man sie so betrachtete, so ohne Suchen, so einfach, so kinderhaft. Schön war Mond und Gestirn, schön war Bach und Ufer, Wald und Fels, Ziege und Goldkäfer, Blume und Schmetterling. Schön und lieblich war es, so durch die Welt zu gehen, so kindlich, so erwacht, so dem Nahen aufgetan, so ohne Misstrauen. ~
(S. 41)

Soviel zum Inhalt. Dies ist mein erstes Buch von Hesse und ich weiß daher nicht, ob auch andere Werke von ihm in dieser wundervoll ruhigen, harmonischen Art geschrieben sind. Ein wenig hat mich die Schreibweise an Bibeltexte erinnert, was ich gar nicht als negativ bewerte, sondern eher als gewöhnungsbedürftig. Mit seinen 121 Seiten wäre das Buch natürlich schnell gelesen gewesen, aber da Siddharthas Reise, seine Erkenntnisse und Entscheidungen so nachdenklich und still machen, hetzt man selbstverständlich nicht durch dieses Buch, sondern hält oft inne, lässt alles auf sich wirken und denkt über Siddharthas Gedanken und Aussagen nach. Da mein Partner das Buch kurz vor mir gelesen hat und ebenfalls großartig fand, gab es an manchen Abenden dazu dann noch regen Austausch.

Auch, wenn man mit Spiritualität nicht viel anfangen kann, »Siddhartha« berührt ganz tief, »Siddhartha« macht ruhig und gelassen. Es hat in mir ebenfalls das Verlangen nach dieser Glückseligkeit, die Siddhartha erfahren hat, ausgelöst. In einer anderen Welt, in einer anderen Zeit, möchte man auch gerne den Weg Siddharthas gehen und Zugang zu ewiger Glückseligkeit finden. Diesen Wunsch, diesen Drang, konnte ich nicht von mir schieben. »Siddhartha« zu lesen, gewährt mir Zugang zu all dem Verschütteten, nicht Beachteten, das im Alltagsleben untergeht. Alles ist eins! - Diese Aussage zu verstehen, ganz tief zu verstehen, lässt einen - zumindest eine Weile - die Welt und all die Menschen mit anderen Augen wahrnehmen. Mit einem liebevolleren Auge.

~ »Sieh, mein Govinda, dies ist einer meiner Gedanken, die ich gefunden habe: Weisheit ist nicht mitteilbar. Weisheit, welche ein Weiser mitzuteilen versucht, klingt immer wie Narrheit.« ~
(S. 113)

Siddhartha ist nicht einfach nur eine sympathische Buchfigur. Siddhartha ist viel mehr ein Idol, eine Sehnsucht, etwas, das man sich auch für sich selbst wünscht ...

Dieses wundervolle Buch sollte/kann man von Zeit zu Zeit nochmal lesen, weil man dabei immer wieder Neues entdecken, verstehen und verinnerlichen kann. Ich denke, dass es gerade für Menschen in schwierigen/belastenden Lebenssituationen eine große Bereicherung sein kann.

Veröffentlicht am 19.10.2019

Der stärkste Fünfzehnjährige der Welt

Kafka am Strand
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Der stärkste Fünfzehnjährige der Welt ist Kafka Tamura. Seine Mutter ist mit seiner Schwester schon lange weg, an die beiden hat er keine Erinnerung mehr. Kafka lebt bei seinem Vater, einem begnadeten ...

Der stärkste Fünfzehnjährige der Welt ist Kafka Tamura. Seine Mutter ist mit seiner Schwester schon lange weg, an die beiden hat er keine Erinnerung mehr. Kafka lebt bei seinem Vater, einem begnadeten Bildhauer, doch der interessiert sich nicht für seinen Sohn. Kein Wunder, dass der schüchterne und wortkarge Junge, der auch in der Schule keine Freunde hat, von Zuhause abhaut. Kafka nimmt uns sodann mit in eine Welt, die weit weg vom Vater existiert. In dieser Welt zählen vorerst nur die Bücher der Komura-Gedächtnisbibliothek und sein Sport.

Bis dahin kann man der Geschichte gut folgen und alles ist verständlich - auch, wenn sich schon erste Fragen auftun. Aber wie es bei Murakami üblich zu sein scheint, häufen sich die Rätsel zusehends und man wird mehr und mehr verwirrt. Man findet sich schon bald in einer Welt, in der nicht klar ist, was Traum, was Wirklichkeit, was Fantasie und was Metapher ist. Ich habe das Buch in einer Leserunde gelesen und auch meine Mitleser (zwei davon noch Murakami-Neulinge) waren häufig ratlos, was es alles auf sich hat mit den Geschehnissen. Es blieb uns nicht viel anderes übrig, als zu rätseln, anzunehmen und zu spekulieren.

So zum Beispiel, warum es Fische und Blutegel vom Himmel regnet. Warum möchte ein Mann namens Johnnie Walker unbedingt eine "besondere Flöte" aus Katzenseelen herstellen? Wie kommt es, dass Kafka Tamura Bewusstseinsaussetzer hat und was hat Nakata, ein alter Mann, der sich selbst als dumm bezeichnet und die Katzensprache spricht, mit Kafka zu tun? Das sind nur ein paar wenige der unzähligen Fragen, die wir uns während des Lesens gestellt haben.

Literatur, klassische Musik, aber auch die Sehnsucht nach der Mutter sind Kernthemen in diesem Buch. Immer wieder stellt sich Kafka die Frage, ob diese oder jene Frau seine Mutter sein könnte. Warum er so mutterfixiert ist, wird schnell klar. Zusammen hängt das nämlich mit einer Prophezeiung, die ihm sein Vater immer und immer wieder eingebläut hat - und diese Prophezeiung verheißt nichts Gutes, schließlich erinnert sie sehr stark an die Geschichte von Ödipus.

Die Buchfiguren sind durch die Bank mal wieder herrlich einzigartig und teilweise sehr bizarr gezeichnet. So hat zum Beispiel auch Colonel Sanders - der Kentucky Fried Chicken-Typ - (nicht, dass ich den vorher gekannt hätte) einen Platz in der Geschichte bekommen. Und nicht zu vergessen: Katzen. Katzen sind für den Fortlauf enorm wichtige Wesen. Sie sind es, die vermitteln, Wichtiges mitteilen und die Handlung somit voranbringen. Murakami schreckt auch in diesem Buch (habe von ihm schon "Mister Aufziehvogel" intus) nicht davor zurück, blutige und brutale Szenen einzubauen. Besonders, wenn man ein großer Katzenliebhaber ist, könnten diese Szenen auf einen zartbesaiteten Leser verstörend wirken und sind deshalb vielleicht eher mit Zurückhaltung zu genießen.

Ich persönlich habe es sehr genossen, mit meinen Mitlesern zu spekulieren. Ich hatte großen Spaß daran, Schlüsse aus der Handlung zu ziehen und mir zu überlegen, wie oder was genau Murakami uns mit all dem vermitteln wollte. Auch, wenn ich mit meinen Annahmen wahrscheinlich oft falsch gelegen habe, hat es mich dennoch begeistert und mir einige schöne Lesestunden beschert. Jedem ist das Buch bestimmt nicht zu empfehlen, dafür ist Murakamis Art zu erzählen einfach zu speziell und teilweise zu abgehoben. Aber wer einmal einen Murakami gelesen und gemocht hat, kommt um dieses Exemplar sicher nicht drumherum.

Veröffentlicht am 18.10.2019

Ein Gefühl von Richtigkeit

Auf der Suche nach dem verlorenen Glück
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Empfohlen wurde das Buch von einer YouTuberin und ich bin sehr froh, dass ich es mir gekauft habe, denn schon während des Lesens habe ich das starke Gefühl bekommen, dass es das wichtigste Buch meines ...

Empfohlen wurde das Buch von einer YouTuberin und ich bin sehr froh, dass ich es mir gekauft habe, denn schon während des Lesens habe ich das starke Gefühl bekommen, dass es das wichtigste Buch meines Lebens ist. Dieses Gefühl hat sich bis zum letzten Satz nicht verändert. Ich bedauere sogar, es nicht schon viel früher gelesen zu haben.

Jean Liedloff hat auf einer Expeditionsreise in den venezolanischen Urwald den Yequana-Stamm kennengelernt und war sofort enorm fasziniert davon, wie glücklich diese Menschen sind und welche Zufriedenheit sie ausstrahlen. Weil sie herausfinden wollte, warum es bei den Yequana kein Wort für Unglück oder Unzufriedenheit gibt, ist sie geblieben. Insgesamt 2,5 Jahre lebt und beobachtet sie den venezolanischen Stamm und zieht logische Schlüsse. In dieser Zeit erkennt sie, dass es der Umgang mit den Babys und Kindern ist (der sich zu dem unsrigen größtenteils stark unterscheidet), der sie zu glücklichen, zufriedenen und selbstbewussten Erwachsenen werden lässt.

Babys sind Traglinge

Der Zeitraum in der gesamten Menschheitsgeschichte, in dem wir unsere Babys nicht mehr tragen, ist so unbedeutend kurz. Jedes Baby, das heute zur Welt kommt, erwartet getragen zu werden. In seinem inneren Bauplan ist es quasi vorgesehen, so behandelt zu werden wie die Babys vor tausenden von Jahren. Das Gitterbett (alleine in einem anderen Zimmer zu schlafen), Laufställe, Wippen, Autoschalen und nicht zuletzt Kinderwägen, sind höchst unnatürliche, irritierende Dinge für ein Baby. Es sind Erfindungen der Neuzeit/Gegenstände, die einem den Alltag erleichtern sollen. In Wahrheit schaffen sie vor allem eines: Distanz zu deinem Kind. Das schöne, beruhigende Gefühl des Getragenwerdens, das Nähe, Selbstvertrauen, Urvertrauen, Wärme, Liebe, Sicherheit, das Gefühl von Richtigkeit und viele weitere Kompetenzen entstehen lässt, erfahren Babys durch diese Erfindungen nicht. Es gibt genug Babys, die es lautstark einfordern, getragen zu werden. Es gibt leider aber auch viele, die mucksmäuschenstill sind und es nicht einfordern. Letztere erwarten und brauchen das Getragenwerden aber ganz genauso.

Bis etwa zur Mitte des Buches beschreibt Liedloff das Leben eines Babys bei den Yequana und das Leben eines Babys in der Zivilisation. Die Beschreibungen über das Yequana-Baby fand ich hochinteressant. Ich war erstaunt darüber, dass die Yequana-Babys, bis sie anfangen zu kriechen, in ständigem Körperkontakt mit einem anderen Menschen sind. Wie dieser Stamm mit ihren Babys umgeht, ist faszinierend und hat in mir eine große Motivation und Zustimmung hervorgerufen. Zutiefst anregend ist es, wie das Yequana-Baby seinen Tag verbringt.
Das Baby hingegen in der Zivilisation ... fürchterlich! (Hinzu kommt hier, dass das Buch in den 1970er-Jahren geschrieben wurde und es da bei uns ja noch gang und gäbe war, seine Babys weinend in andere Zimmer zu schieben, um sie auf keinen Fall zu "verwöhnen"!) Die Autorin schildert das triste, wenig bis gar nicht anregende, Dasein eines Säuglings, der seine ersten Lebensmonate hauptsächlich liegend verbringt. Und das macht sie auf so eindringliche Art und Weise, dass es mich tief berührt und sehr traurig gemacht hat. Wenn man sich in so ein Baby hineinversetzt, was ich getan habe, dann bleibt einem eigentlich auch nichts anderes übrig als zu weinen. Dieser Abschnitt hat mich sehr mitgenommen und mich noch einmal zusätzlich bestätigt, dass ich es ab nun bei meiner Tochter anders machen werde und sie nur mehr getragen wird.

Das Gefühl, dass etwas fehlt

Im zweiten Teil des Buches widmet sich Liedloff sehr viel und ausgiebig den verschiedensten Auswirkungen vom Nichtgetragenwerden/einer nicht artgerechten Erziehung. Und auch das fand ich sehr spannend, denn viele der Gefühle, die beschrieben werden, konnte und kann ich nach wie vor fühlen und das war für mich wie eine Offenbarung. Zu wissen und zu verstehen, warum man sich ab und zu so fühlt, wie sich bestimmt der Großteil der Menschen in unseren Breitengraden fühlt, ist zum Teil tröstlich, zum Teil befreiend.

Jeder, der ein Baby bzw. Kinder hat oder vorhat, Kinder zu bekommen, sollte dieses Buch lesen! Der Inhalt ist SEHR wichtig und enorm bereichernd und ich würde mir wirklich wünschen, dass er mehr Beachtung erfährt. Am liebsten würde ich ja hergehen und jedem, den ich kenne, dieses Buch schenken.

Veröffentlicht am 09.09.2019

Eine Ode an die Langeweile!

Denn das Glück ist eine Reise
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Die "La Nouvelle République" schreibt zu »Denn das Glück ist eine Reise« ganz begeistert, dass es "eine Ode an das Leben" ist. Von der Presse wurde es angeblich hochgelobt und mit dem "Prix Chronos de ...

Die "La Nouvelle République" schreibt zu »Denn das Glück ist eine Reise« ganz begeistert, dass es "eine Ode an das Leben" ist. Von der Presse wurde es angeblich hochgelobt und mit dem "Prix Chronos de littérature 2011" und dem "Nouveau talent 2009" ausgezeichnet ... Steht zumindest auf der Buchrückseite. Verstehen kann ich es allerdings nicht. Überhaupt nicht.

Die Inhaltsbeschreibung klingt eigentlich recht vielversprechend: Ein Großvater, der mit seinem Nachbarn die Tour de France nachfährt und dabei nur per SMS Kontakt zu seiner Familie/Enkeltochter hat.
Ich habe mir gedacht, dass das sicher eine Menge spannenden Lesestoff bietet, da auf so einer Tour ja allerhand passieren könnte. Die Autorin hat mich diesbezüglich aber leider völlig enttäuscht. Das "spannendste", was während der Fahrt - wobei ich kurz wieder munterer geworden bin - passiert ist, war, dass Georges urplötzlich "Taschenlampe!" ausgerufen hat und der Fahrer sich darüber so erschrocken hat, dass dieser beinahe einen ernstzunehmenden Unfall gebaut hätte. Der Rest des Buches verläuft aber absolut ruhig. Zum Einschläfern ruhig. Es passiert eigentlich nichts, was einem irgendwie in Erinnerung bleiben würde. Es ist eine ganz normale, ereignislose Fahrt. Es wird irgendwo gegessen, man übernachtet irgendwo, sieht sich irgendwelche Museen, Sehenswürdigkeiten und Landschaften an und ab und zu schreibt Opa Georges seiner Enkelin eine langweilige SMS - in SMS-Sprache wohlgemerkt, die ich, obwohl sie kürzer war, als anstrengender zu lesen empfunden habe als der ausgeschriebene Text.
Die beiden Senioren machen sich über Unsinnigkeiten einen Kopf, sind absolute Sturköpfe, reden nicht viel miteinander und deswegen kommt es ab und an auch mal zu einem Streit: Unausgesprochenes führt zu Missverständnissen ... ihr wisst, wie das ist! Aber auch das ist alles durchgehend harmlos und wenig spektakulär.

Ich hatte den Eindruck, als hätte die Autorin die Geschichte ganz bewusst langatmig erzählt, einfach, um sich so ein bisschen an die beiden Ü80-Protagonisten anzupassen. Denn das Geschriebene ist für einen Senior in diesem Alter möglicherweise lesenswert und spannend, aber wahrscheinlich nicht für eine 26-Jährige. Für mich war es, bis aufs Ende - da wurde es dann doch noch etwas emotional, eher einschläfernd.