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Veröffentlicht am 15.09.2016

Mode, Musik und eine außergewöhnliche Affäre

Coco Chanel & Igor Strawinsky
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Coco und Igor treffen beide zu einem Zeitpunkt ihres Lebens aufeinander, wo sie anfällig für die Leidenschaft des jeweils anderen sind.
Coco ist alleinstehend, hat sich gerade erst einigermaßen von dem ...

Coco und Igor treffen beide zu einem Zeitpunkt ihres Lebens aufeinander, wo sie anfällig für die Leidenschaft des jeweils anderen sind.
Coco ist alleinstehend, hat sich gerade erst einigermaßen von dem Tod ihres Exfreundes Boy erholt und Igors Beziehung zu seiner Ehefrau Jekaterina ist größtenteils von Bitterkeit und Askese geprägt, sodass es dem Komponisten "leicht" gemacht wird, eine Liaison mit Coco einzugehen. - Und das auch noch im selben Haus, in dem Jekaterina und seine 4 kleinen Kinder leben.

Also ich muss ehrlich sagen, das fand ich schon echt dreist von den beiden. Wie konnten die zwei nur glauben, dass niemand etwas davon mitbekommt? Sowohl Jekaterina, obwohl durch ihre Tuberkulose geschwächt, als auch die Kinder UND das Hauspersonal besitzen genug Einfühlungsvermögen um derartige Veränderungen wahrzunehmen. Selbst als Coco und Igor dann ahnen, dass die anderen Hausbewohner evtl. etwas von der Affäre wissen, hören sie nicht auf, oder werden gar vorsichtiger. Da kann man es mir wohl nicht verübeln, dass ich keine Sympathie für die beiden aufbringen konnte.
Coco ist überhaupt eine mir unsympathische Frau. So emanzipiert und stark sie in dem Buch auch beschrieben wird, mit ihrem kühlen, distanzierten Charakter und der Art, dass immer alles nach ihrer Nase tanzen muss, bin ich nicht klar gekommen. Und dem Eindruck, dass sie Igor nur als kurzzeitiges "Spielzeug" benutzt hat, konnte ich mich bis zum Schluss, wo sie dann auch noch kurz vor ihrem Tod an die Zeit mit Igor gedacht hat, nicht erwehren.

Igor ist da wohl schon ein netterer Geselle, aber dass er eine Affäre mit einer Frau eingeht, die im selben Haus wohnt, wie seine Ehefrau und seine Kinder, ist in meinen Augen trotzdem "unter aller Sau".
Obwohl Jekaterina die hauptsächlich Leidtragende in der ganzen Geschichte ist, habe ich nicht so richtig Mitleid mit ihr empfunden. Warum? Tja, dieses ewig kranke, jammernde Ding hatte einfach was Abstoßendes. Selbst ihren Kindern gegenüber hat sie sich wenig herzlich benommen...

Ziemlich interessant fand ich die Szenen ganz am Anfang und am Schluss des Buches, wo man Coco Chanel, eigentlich Gabrielle Chanel, kurz vor ihrem Tod im Alter von 87 Jahren kennenlernt. Interessant ist ebenfalls die Tatsache, dass Coco und Igor im selben Jahr verstorben sind, und Igor im Alter von 88 Jahren - für jede Klaviertaste ein Lebensjahr.
Auch der Lebenslauf der beiden, ganz zuletzt, ist lesenswert!

Ich habe das Buch trotz der in meinen Augen überaus unsympathischen Charaktere gefesselt verfolgt (denn der Schreibstil ist herrlich zu lesen) und bin eigentlich sehr dankbar, dass ich durch diese Lektüre einen Einblick in einen wenigstens kleinen Abschnitt aus dem Leben zwei solcher bedeutender Persönlichkeiten bekommen habe.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Spirituell und philosophisch - ein wundervoller Roman zum Nachdenken!

Mein Herz ruft deinen Namen
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Völlig sprachlos habe ich das Buch zugeklappt. Was mir dann als erstes in den Sinn gekommen ist: Unfassbar! Was ist das für ein unglaubliches Buch?
Soviel Lebensweisheit auf so wenigen Seiten hat mich ...

Völlig sprachlos habe ich das Buch zugeklappt. Was mir dann als erstes in den Sinn gekommen ist: Unfassbar! Was ist das für ein unglaubliches Buch?
Soviel Lebensweisheit auf so wenigen Seiten hat mich regelrecht "elektrisiert". Der Protagonist Matteo erzählt in diesem Buch nämlich nicht nur von seinem fürchterlichen Schicksalsschlag, den er erlitten hat und davon, wie er die dadurch entstandene, innere Leere und Sinnlosigkeit versucht hat mit Alkohol auszufüllen, sondern auch, wie es ihm schlussendlich gelungen ist, zurück ins Leben zu finden. Dabei hat er so viel lernen und erfahren müssen. Er hat sich verirrt, um sich wiederzufinden. Und irgendwann ist ihm dann auch klar geworden, warum sich seine Frau Nora "zurückgezogen" hat. Diese Erkenntnis hatte für ihn etwas so Befreiendes und Hoffnungsvolles.
Und ich bin an den Seiten gehangen und habe mit Matteo mitgelitten, mitgetrauert und mitgeweint. Ich hatte beim Lesen ständig das Gefühl eine Erkenntnis nach der nächsten zu haben. Dieses Buch ist so berauschend, intelligent, logisch, einleuchtend, erkenntnisreich und philosophisch. So voller Schmerz und Trauer, aber auch voller Liebe und versteckter Hoffnung. Zusammenfassend kann man sagen ist es vor allem eines: Wertvoll!

Auch wenn ich jetzt hier aus dem Loben nicht mehr herauskomme... Ich denke, dass dieses Buch jedes Lob der Welt verdient hat. So ein weises und Hoffnung spendendes Buch mit einem derartig freudigen Ende habe ich nämlich noch nie gelesen.
Das Innehalten währenddessen, wenn mir philosophische Sätze untergekommen sind, und das darauf folgende darüber Nachdenken, hat mir klar gemacht, dass das Buch keines ist, das man einfach so mal schnell zwischendurch liest. Zeit und Ruhe sollte man also einplanen, dann kann, will und werde ich Mein Herz ruft deinen Namen JEDEM empfehlen.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Es kann nie richtig sein, etwas Falsches zu tun.

Splitter
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Lernen zu vergessen - das soll Marc. Nur dass dieser sowieso nicht mehr weiß, was er vergessen hätte sollen ...
Damit gewisse Erinnerungen nicht wieder an die Oberfläche drängen, versucht >man< nun Marc ...

Lernen zu vergessen - das soll Marc. Nur dass dieser sowieso nicht mehr weiß, was er vergessen hätte sollen ...
Damit gewisse Erinnerungen nicht wieder an die Oberfläche drängen, versucht >man< nun Marc "verrückt" zu machen, indem man ihn nervenaufreibenden Situationen aussetzt, die einen wahrlich den Verstand verlieren lassen können.

Splitter war nach Der Augensammler mein zweiter Thriller von Sebastian Fitzek. Vergleichsweise besser hat mir persönlich Splitter gefallen.

Das Buch ist größtenteils spannend geschrieben, phasenweise ein richtiger Pageturner und die recht kurzen Kapiteln haben bei mir immer diesen "ein-Kapitel-geht-noch-Effekt" ausgelöst.

Während Marc Lucas in dieser Geschichte eher die Opferrolle darstellt, scheinen alle anderen unter einer Decke zu stecken. Die Frage, wem er nun vertrauen kann, stellt er sich im Laufe des Buches immer öfter. Und er fragt sich nicht nur einmal, ob er nicht schon völlig den Verstand verloren hat, passieren ihm doch immer wieder absurde und unerklärliche Dinge.
Die Leute, die hinter diesem ganzen Irrsinn stecken, sind meiner Meinung nach nicht ganz richtig in der Birne. Die Motivation dafür, warum sie dies alles mit Marc anstellen, ist in meinen Augen schon verständlich, aber NICHT RICHTIG. Und wie so ein schöner Satz in dem Buch heißt: "Es kann nie richtig sein, das Falsche zu tun." - danach handelt Marc schlussendlich am Ende des Buches. Erst habe ich mir nämlich gedacht, dass der Schluss anders hätte sein sollen, je länger ich dann aber darüber nachgedacht habe, desto klarer ist mir geworden, dass es genau so enden sollte, alles andere wäre eben "das Falsche" gewesen.

Ein fesselnder Thriller, den ich gerne weiterempfehle. Sebastian Fitzek hat es geschafft, nicht nur seinen Protagonisten Marc komplett zu verwirren, sondern hat das mit Bravour auch noch bei mir als Leserin hingekriegt.
Die Botschaft zwischen den Zeilen: Das Richtige dem Falschen vorziehen. - Das ist bei mir angekommen und wird in diesem Buch schlussendlich auf eine traurige Weise gut vermittelt.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Was der Selbstzweifel alles auslösen kann ...

Hello Paris
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Morgan Dobernick ist ein besonderes und sehr intelligentes Mädchen, beschäftigt sie sich für ihr Alter mit doch ungewöhnlichen Dingen: Oper, Ballett, Theater, Lyrik, Literatur, Geschichte, Politik und ...

Morgan Dobernick ist ein besonderes und sehr intelligentes Mädchen, beschäftigt sie sich für ihr Alter mit doch ungewöhnlichen Dingen: Oper, Ballett, Theater, Lyrik, Literatur, Geschichte, Politik und anderes Weltliches. Aber auch die erste Liebe findet ihren Weg zu ihr und mit ihr ein Junge, der dazu beigetragen hat, dass sie angefangen hat, an sich zu zweifeln.
Auch das Modeln hat in diesem Buch eine größere Rolle gespielt, denn dadurch wurde Morgans sich langsam entwickelnde Essstörung weiter genährt. Hinzu kommen eigensinnige Eltern, vor allem die Mutter scheint nach und nach den Verstand zu verlieren, und zwei Brüder, die ebenfalls keine Stütze für Morgan sind.

Dieses Buch war angenehm sehr interessant zu lesen. Ich fand's spannend Morgans Geschichte und Entwicklung mit zu verfolgen, von den Ursachen und Auslösern ihrer Krankheit zu erfahren und von ihrem ersten Freund Arthur und der darauffolgenden großen Liebe Raphael, mit dem sie ein Herz und eine Seele zu sein scheint, zu lesen.

Toll skizziert waren auch die Charaktere in dem Buch, am besten gefallen haben mir Morgans Eltern, die oftmals echt skurril rüber gekommen sind.
Dass sich aber ein so junges Mädchen für all diese weltlichen Themen interessiert, habe ich im ersten Moment als recht unglaubwürdig empfunden, je mehr ich Morgan aber kennen gelernt habe, desto besser hat es zu ihr gepasst. - Es mag vielleicht ungewöhnlich sein, aber sicher nicht unmöglich.
Sowohl Morgans Mutter Esther, die in dem Buch eine ganz schöne Entwicklung durchgemacht hat, als auch das Schicksal von Morgans Freundin Celeste, das mich nicht kalt gelassen hat, möchte ich an dieser Stelle erwähnen.

Das Ende war für mich traurig und hoffnungsvoll zugleich. Erst habe ich den letzten Satz nicht verstanden, nach kurzem Sackenlassen der Geschichte hat sich mir die Bedeutung aber doch noch erschlossen, sodass ich das Buch zufrieden zuklappen konnte.

Auch wenn in dem Buch ein paar französische Sätze/Wörter geschrieben standen, die ich nicht verstanden habe und die somit meinen Lesefluss etwas gestört haben, finde ich, dass es ein durchaus empfehlenswerter, autobiografischer Jugendroman ist, der Brisanz und Intelligenz wunderbar miteinander kombiniert.

Veröffentlicht am 15.09.2016

»Sie verwechseln die Wirklichkeit mit Ihrer Phantasie.«

Süden und der Straßenbahntrinker
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Das war wieder so klar, dass Süden sogar in seinem Urlaub einem Fall nachgeht, der ja eigentlich keine Vermissung ist, denn Jeremias Holzapfel ist ja scheinbar wieder da. Irgendwas findet Süden an Jeremias ...

Das war wieder so klar, dass Süden sogar in seinem Urlaub einem Fall nachgeht, der ja eigentlich keine Vermissung ist, denn Jeremias Holzapfel ist ja scheinbar wieder da. Irgendwas findet Süden an Jeremias aber merkwürdig, deswegen weigert er sich (sogar bei seinem Vorgesetzten), dem Mann nicht "nachzustellen". Südens außerordentliches Gespür der Menschenkenntnis, die er sich großteils durchs Menschenbeobachten angeeignet hat, täuscht ihn auch diesmal nicht. Mit Jeremias stimmt etwas nicht, und Süden ist entschlossen herauszufinden, was das ist ...

Süden und der Strassenbahntrinker war jetzt das 5. Buch der Tabor-Süden-Romane und mein persönlich 4. Buch um den Vermisstenfahnder Tabor Süden, das ich gelesen habe. Da ich den Hauptprotagonisten jetzt ja schon ein wenig kenne und einschätzen kann, hat mir das Lesen des Buches gleich noch viel mehr Spaß gemacht als sonst, denn all die Eigenarten Südens und der anderen bekannten Gestalten sind so einzigartig und ich liebe es einfach, genau das, Buch für Buch wiederzuerkennen!
Südens coole Art als Kommissar und seine witzig, komischen Methoden, Leute zum Sprechen zu bringen, begeistern mich immer wieder.
Der Antagonist Jeremias Holzapfel ist einer der eher Unsympathischen in diesem Buch, nichtsdestotrotz hat mich sein Charakter höchst neugierig werden lassen. Die Entwicklung der Geschichte, also Südens Aufdecken des eigenartigen Verhaltens von Jeremias Holzapfel war für mich sehr spannend mitzuverfolgen.
Den Schluss finde ich wunderbar zufriedenstellend gelungen, denn es sind keine Fragen offen geblieben. Auf alles gab es eine Antwort - und das ist mir sehr wichtig (auch für eine gute Bewertung), denn so ein ratloses Zuklappen am Ende eines Buches finde ich immer so unbefriedigend!

Für mich hätte das Buch gleich nochmal 200 Seiten mehr haben können. Ich denke, dass man den Strassenbahntrinker bestimmt auch so lesen kann, ohne Vorkenntnisse aus anderen Tabor-Süden-Romanen zu besitzen.
Jedenfalls war dieser Süden-Roman für mich mal wieder Lesefreude pur und ich freue mich auf die Zeit, die ich mit dem eigensinnigen Vermisstenfahnder in Anis weiteren Büchern verbringen darf.