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Veröffentlicht am 15.09.2016

»Normal war ja noch nie unser Ding.«

After love
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Jetzt hat dieses Buch eh schon 938 Seiten und ich hätte dennoch gerne direkt weitergelesen. Allzu lange darf ich mir mit dem Start von Band 4 (After forever) also nicht Zeit lassen, denn Band 3 endet mit ...

Jetzt hat dieses Buch eh schon 938 Seiten und ich hätte dennoch gerne direkt weitergelesen. Allzu lange darf ich mir mit dem Start von Band 4 (After forever) also nicht Zeit lassen, denn Band 3 endet mit einem üblen Cliffhanger, der mich noch wahnsinnig machen wird, wenn ich nicht bald erfahre, wie es weitergeht ...

Wie auch schon in Band 1 und Band 2 geht es hier wieder großteils um das Hin und Her, die Streitigkeiten und Versöhnungen von Hardin und Tessa, einem wahrlich ungleichen Paar. Diesmal scheint es aber wirklich so zu sein, dass Hardin sich Mühe gibt, ein besserer Freund zu werden. Wenn ich nun an die ersten beiden Teile zurückdenke, fällt mir schon auf, dass der junge, beinahe wegen jeder Kleinigkeit wütende und eifersüchtige Hardin eine sehr positive Entwicklung durchgemacht hat, die ich ihm zugute halten muss, in Anbetracht seiner teilweise verstörenden Kindheit.

»Du siehst immer das Licht in mir ... Wie ist das möglich, wo es doch gar keins gibt?«
»Es gibt jede Menge. Und du wirst es ebenfalls sehen. Eines Tages.«
(S. 500)

Natürlich ist es immer noch alles andere als leicht, mit Hardin zurechtzukommen, deswegen bewundere ich Tessa auch so sehr. Ein anderes Mädchen hätte Hardin wohl schon längst den Laufpass gegeben. Endgültig.
Ich finde es also schön, dass die Autorin mit Tessa einen Charakter geschaffen hat, der unermüdliche Geduld, bedingungslose Liebe und Vertrauen vereint. Ihr Verständnis für und der Glaube an ihren Hardin ist romantisch schön und ebenso bemerkenswert. Denn Hardin will/erwartet (unbewusst) von Tessa, dass er der einzige ist, dem sie immer wieder verzeihen und bedingungslos vertrauen soll. Hardin ist eifersüchtig, ein Kontrollfreak, er manipuliert und lügt, nur damit Tessa das tut, was er will. Gleichzeitig kann er sich aber ein Leben ohne Tessa nicht mehr vorstellen und verteidigt und beschützt sie in allen möglichen Belangen.

Das Problem mit Hardin ist: In seinen guten Momenten ist er so gut, so lieb und ehrlich, dass ich ihn einfach nur liebe. Dafür ist er in seinen schlechten Momenten der schlimmste Mensch, dem ich je begegnet bin.
(S. 340)

Es scheint eine Hassliebe zu sein ... Aussicht auf ein Happy End? - Keine Ahnung! Aber ich finde, dass genau das diese Geschichte so authentisch macht. Weiß man im echten Leben denn schon immer, dass es ein Happy End gibt? - Nein! Leben ist Veränderung, Entwicklung und Wachstum. Und das ist genau das, was hier passiert: es werden Fehler gemacht, es wird gestritten, bereut und es wird verziehen. Man entwickelt sich weiter, verändert sich und wächst.

Sobald es um Hardin geht, kann mein Hirn offenbar nicht mehr zwischen Richtig und Falsch unterscheiden.
(S. 84)

Ich fand den 3. Band der After-Reihe wirklich an keiner Stelle langweilig. Klar, ein paar Augenverdreher waren dabei, aber bei einem Paar wie diesem war das zu erwarten. Es passiert einfach ständig irgendwas, es ist immer was los und deswegen wird's nie ermüdend. Ab etwa der Hälfte des Buches war ich sogar dauergefesselt, denn da passiert etwas, mit dem ich absolut nicht gerechnet hätte ...

Auch die eine oder andere brisante Überraschung hat Anna Todd hier für uns auf Lager.
Da ich echt gerne und hochgespannt in diesem Buch gelesen habe, will ich es euch unbedingt empfehlen! Und was ich zum Schluss nun nochmal wiederholen will: ich muss ganz dringend weiterlesen!

Veröffentlicht am 15.09.2016

Verlorengegangene Halbbrüder

Süden und der Luftgitarrist
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»Süden und der Luftgitarrist« ist Band 10 der Tabor Süden - Krimireihe und gleichzeitig bereits mein 11. Buch von Friedrich Ani.
Mit seinen nur 190 Seiten war es recht flott gelesen und durch Anis unverwechselbaren ...

»Süden und der Luftgitarrist« ist Band 10 der Tabor Süden - Krimireihe und gleichzeitig bereits mein 11. Buch von Friedrich Ani.
Mit seinen nur 190 Seiten war es recht flott gelesen und durch Anis unverwechselbaren Stil kam der Lesegenuss auch nicht zu kurz.

Von Luftgitarristen habe ich bisher noch nicht viel gehört oder gelesen - also richtig viel vorstellen konnte ich mir unter diesem Begriff nicht. Ich fand es also wirklich interessant zu lesen, was man beim Luftgitarrespielen macht, wie es dazu kommen kann und ja ... spannend fand ich auch die Tatsache, dass zu diesem Hobby sogar Meisterschaften stattfinden.

Nun ist es so, dass Süden und seine Kollegen Sonja Feyerabend und Martin Heuer den plötzlich verschwundenen Final-Luftgitarren-Kontrahenten von Martin Heuer suchen, da dieser aus unerfindlichen Gründen einfach nicht mehr auftaucht.
Was ich an diesem Teil der Reihe vielleicht besonders hervorheben kann: Martin ist diesmal sehr involviert, was die Befragungen des Umfelds vom untergetauchten Edward Loos betrifft. Normalerweise ist Südens Kollege und bester Freund nämlich eher immer am Rande präsent, aber da es sich hier um einen seiner Luftgitarristen-Kollegen handelt, ist seine Aktivität nur allzu verständlich.

Nichts fiel mir in meinem Beruf schwerer, als Fragen zu stellen, und seien sie noch so schlicht, ich hörte lieber zu. Zuhören war ergiebiger, das hatte ich in meinen mehr als zwanzig Jahren bei der Kriminalpolizei gelernt.
(S. 16)

Die drei machen sich also an die Arbeit, laufen von Person zu Person, befragen und vernehmen und schnell wird klar: da ist ja noch jemand verschwunden - und zwar schon viel länger als Edward Loos: dessen Halbbruder.

Südens und Martins Befragungsmethoden sind immer wieder eine Wucht für mich: gänzlich ungewöhnlich, zum Grinsen, zum Wundern, aber scheinbar sehr effektiv. Dass Fragenstellen nicht wirklich zu Südens Lieblingsbeschäftigungen zählt, wusste ich schon, aber dass man durchs einfache Zuhören wirklich so viel aus den Menschen herausbekommt bzw. herauslesen kann, finde ich bemerkenswert.

Und so führt eben eines zum anderen, allein durch die Besuche und durch das Anhören der Leute geht was weiter in der Suche. Das ist so typisch für Anis Charaktere!

Letztendlich reduzierte sich unsere Arbeit in vielen Fällen auf das Gespür für die Vibrationen am Rande eines Schweigens und die leisen Echos der Lügen, mit denen wir täglich konfrontiert wurden.
(S. 12)

Geschrieben ist das Ganze wie immer mit einer melancholischen Poesie, die begeistern kann, und am Ende wurde es für mich sogar noch sehr traurig, aber mehr verrate ich an dieser Stelle nicht.
Punkten können hier wieder eindeutig die Charaktere, die nicht nur anders, nein, sogar recht speziell und unverwechselbar sind. Die Handlung an sich ist gar nicht unbedingt das Interessante an diesem Roman, es sind mehr die selbstverlorenen Figuren und ihre spannenden Leben, die fesseln können, je mehr man davon erfährt. Kaum ein Autor schafft es besser, einem seine Charaktere so nah zu bringen, wie Ani. Finde ich toll!

Veröffentlicht am 15.09.2016

Die Stadt der Flugzeugabstürze

Im unwahrscheinlichen Fall
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Die Autorin Judy Blume war 1951/1952, als die drei Flugzeugabstürze in Elizabeth, New Jersey, innerhalb von nur zwei Monaten geschehen sind, in der 8. Klasse und hat diese katastrophalen historischen Ereignisse ...

Die Autorin Judy Blume war 1951/1952, als die drei Flugzeugabstürze in Elizabeth, New Jersey, innerhalb von nur zwei Monaten geschehen sind, in der 8. Klasse und hat diese katastrophalen historischen Ereignisse viele Jahre versucht zu verdrängen. Sie hat weder ihrer Tochter, die als Pilotin gearbeitet hat, noch ihrem Mann etwas davon erzählt, so sehr verschüttet hat sie ihre Erinnerungen daran. Trotzdem haben diese Geschehnisse sich eines Tages ihren Weg an die Oberfläche gebahnt und so wusste sie dann, dass sie eine Geschichte zu erzählen hat, die nun hier in diesem Buch zu finden ist.

Mir waren diese drei nacheinander folgenden Flugzeugabstürze in Elizabeth in so kurzer Zeit bisher noch nicht bekannt, umso neugieriger habe ich mich ans Lesen gemacht.
Der Titel des Buches passt wirklich optimal: wie wahrscheinlich ist es denn bitte, dass in nur zwei Monaten gleich drei Flugzeugabstürze in ein- und derselben Stadt passieren? Ich bin, als ich das alles gelesen habe, lange der Meinung gewesen, dass das doch ein wenig zu viel Zufall gewesen sein muss ... Oder doch nicht? - Jedenfalls wirkte all das sehr mysteriös und äußerst unwahrscheinlich auf mich!

Als Miri sie fragte, ob sie an Gott glaubte, was hätte sie da denn sagen sollen? »Natürlich glaube ich an Gott«, hatte sie gesagt.
»Aber wie kann Gott es zulassen, dass so schreckliche Dinge geschehen?«
»Gott entscheidet nicht, was passiert, er hilft dir, es durchzustehen«, hatte Rusty ihr erklärt.
(S. 62/63)

Von Anfang an werden recht viele mehr und weniger wichtige Charaktere vorgestellt, aus deren Sicht (kapitelweise) dann auch immer erzählt wird. Sehr hilfreich war in der Hinsicht das Lesezeichen, das beim Buch dabei war: Darauf findet man nämlich die wichtigsten Namen inklusive einer kurzen Notiz, wie die Charaktere zueinander in Verbindung stehen. - Ohne diesem Lesezeichen wäre ich wohl leicht aufgeschmissen gewesen ...

Pro Kapitel, die meist sehr kurz waren, kommt also jeweils ein anderer Charakter zu Wort, wobei man gemerkt hat, dass die 15-jährige Miri am öftesten dran war und aus meiner Sicht somit die Hauptprotagonistin dargestellt hat.
Henry Ammerman ist Miris Onkel und Reporter bei der Elizabeth Daily Post, und er hat zwischen die Kapitel, in denen die Charaktere abwechselnd ihre Sicht der Dinge geschildert haben, immer wieder Zeitungsartikel über die Flugzeugabstürze geschoben, die ich sehr interessant zu lesen fand, denn auch hier hat sich die Autorin an Zeitungsausschnitten von damals orientiert.

Das Leben geht weiter für die, die Glück gehabt haben.
(S. 486)

Das Tragische an dieser Geschichte sind eindeutig diese unwahrscheinlichen Flugzeugabstürze mit ihren zahlreichen Opfern. Man kann sich an dieser Stelle jetzt vielleicht denken, dass Im unwahrscheinlichen Fall kein einfacher Lesestoff ist ... Ich persönlich habe das allerdings nicht so empfunden. In meinen Augen lag der Fokus gar nicht so sehr auf den Abstürzen - die waren ziemlich schnell geschehen und dann ging es auch schon wieder mehr um die Beziehungen der Charaktere, um Liebe, Freundschaft, Fremdgehen und so weiter. Klar, zwischendurch waren die Abstürze immer wieder Thema, denn solche Ereignisse beschäftigen die Menschen in der Regel doch sehr, trotzdem kamen mir andere Themen in dem Buch viel mehr beleuchtet und emotional präsenter vor, als diese verheerenden Unglücke. Ein bisschen mehr Fokus auf diese Abstürze und ihre Folgen hätte ich mir also schon erwartet, dennoch kann ich mich nicht wirklich beklagen, die Leben der Charaktere waren nämlich echt nicht unspektakulär oder langweilig, nein, deren persönliche Geschehnisse und Schicksale waren ebenso ziemlich spannend zu verfolgen!

Für den unwahrscheinlichen Fall ... Aber das ganze Leben ist ja nichts als eine Abfolge von unwahrscheinlichen Fällen, oder? Ihres jedenfalls. Ein unwahrscheinlicher Fall nach dem anderen, die sich zu einem vielschichtigen Ganzen verbinden. Und wer weiß, was da noch alles kommen mag?
(S. 501)

Positiv aufgefallen ist mir auch, dass die Sprache sehr authentisch und das Denken und Verhalten der Protagonisten auf jeden Fall zeitgerecht war. Aber da die Autorin selbst ja aus dieser Zeit stammt, war das sowieso zu erwarten.

Eine lesenswerte historische Dokumentation, bei der das Hauptaugenmerk aber nicht vorrangig auf den Flugzeugabstürzen liegt, sondern sehr stark auf den mitunter echt spannenden Leben der unterschiedlichen Charaktere.
Wer glaubt, dass es in den 1950er Jahren noch kaum Sorgen, Ängste, Untreue oder Scheidungen gegeben hat, der irrt. - So verschieden die Figuren hier alle sind, genauso vielseitig und lesenswert sind auch deren persönliche Geschichten.