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Veröffentlicht am 26.02.2018

Das etwas andere Café

Das Café am Rande der Welt
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Dass sich John auf dem Weg in seinen wohlverdienten Urlaub eines Tages verfahren und irgendwo im Nirgendwo in einem Café wie diesem landen würde, hätte er ganz bestimmt nicht erwartet. Das Café am Rande ...

Dass sich John auf dem Weg in seinen wohlverdienten Urlaub eines Tages verfahren und irgendwo im Nirgendwo in einem Café wie diesem landen würde, hätte er ganz bestimmt nicht erwartet. Das Café am Rande der Welt, oder auch: Das Café der Fragen, ist nämlich alles andere als ein normales 08/15-Café, in dem man zur Stärkung einfach nur ein bisschen was isst und trinkt und dann wieder abdüst. Nein, in Johns Fall stellte dieses Café, bzw. eigentlich die Menschen und die Fragen, mit denen er sich darin beschäftigt hat, einen Wendepunkt in seinem Leben dar.

Dieses Büchlein hat nur 127 Seiten und ich finde, dass jede einzelne davon optimal ausgenutzt wurde. Kein überflüssiges Blabla oder dergleichen. Ziemlich schnell wird man als Leser, sobald John im Café ist, mit den drei Fragen »Warum bin ich hier?«, »Hast du Angst vor dem Tod?« und »Führst du ein erfülltes Leben?« konfrontiert und ab dem Moment merkt man schon, dass diese Fragen das zentrale Thema in diesem Buch sein werden.

~ Wenn ich mir selbst gegenüber ganz ehrlich sein wollte, musste ich zugeben, dass ich mich schon jahrelang fragte, ob es im Leben nicht noch etwas anderes gab als das, was ich kannte. ~
(S. 36)

Was genau bedeutet die Frage »Warum bin ich hier?« und stellt es eine Herausforderung dar, sie sich zu beantworten und in weiterer Folge mit der Antwort etwas anzufangen? Kann man sie überhaupt wieder ignorieren, wenn man sich mit ihr auf einer gewissen Ebene schon auseinandergesetzt hat?
Im Buch steht geschrieben: »Die Menschen begegnen der Frage zu den unterschiedlichsten Zeiten in ihrem Leben. Manche klären sie schon in ihrer Kindheit, einige tun es, wenn sie älter sind, und andere machen es nie.« John macht es JETZT. Und ehrlicherweise muss ich zugeben, dass ich mich selbst durch diese Lektüre auch zum ersten Mal so intensiv mit dem wirklichen Zweck meiner Existenz beschäftigt habe ... Also ja, man kann sagen, dass »Das Café am Rande der Welt« einige wichtige Denkanstöße bietet und den Leser dazu bringt, sich mit sich selbst und seinem eigenen Tun zu befassen.
Den Sinn seines Daseins herauszufinden und das zu tun, was einem Freude bereitet, ist das, was wir alle eigentlich verwirklichen sollten, um erfüllt zu sein. Dass dem aber gar nicht immer so einfach ist, zeigt diese Geschichte und ebenso das Nachdenken darüber.

~ »Warum verbringen wir so viel Zeit damit, uns auf den Zeitpunkt vorzubereiten, zu dem wir tun können, was wir möchten, anstatt es einfach sofort zu tun?« ~
(S. 68)

Für mich persönlich war das Buch sehr wertvoll, um auch mal ein wenig in diese Denkrichtung gestoßen zu werden. Aber ich vermute ganz stark, dass jeder Mensch tief in sich drin den Wunsch hegt, eine Arbeit zu haben, die ihn auch ausfüllt und das nicht ausschließlich geldmäßig ... Alles in allem deswegen ein Buch, das ich gerne weiterempfehle.
Es dürfte auch autobiografisch sein, denn wie ich gelesen habe, gibt es erhebliche Parallelen zwischen Protagonist und Autor. ;) Das einzige, das ich etwas unheimlich, ja fast schon verstörend fand, war die Tatsache, dass die Kellner/Angestellten des Cafés oft irgendwie Gedanken lesen konnten. (Aber das nur am Rande bemerkt.)

Veröffentlicht am 18.02.2018

Trifft nicht ganz meinen Humor

Kein Y ohne Idylle
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Ich, die bald Krankenschwester wird, habe dieses kleine 69-Seiten-Büchlein von meiner Stiefmutter, die bereits Krankenschwester ist, geschenkt bekommen. Sie wiederum hat es ebenfalls von einer Krankenschwester ...

Ich, die bald Krankenschwester wird, habe dieses kleine 69-Seiten-Büchlein von meiner Stiefmutter, die bereits Krankenschwester ist, geschenkt bekommen. Sie wiederum hat es ebenfalls von einer Krankenschwester erhalten. Dass es sich hierin vorrangig um (witzige?) Anekdoten über die verschiedensten Situationen/Gespräche im pflegerischen Bereich handelt, dürfte eben vor allem für Mitglieder dieses Berufszweigs interessant sein. Manche Anekdoten fand ich sehr fachspezifisch und würde deswegen durchaus sagen, dass es nur Krankenschwestern amüsant finden, es sei denn, jemand anderer kennt sich mit den pflegerischen und medizinischen Fachausdrücken und "Insidern" auch sehr gut aus. Die meisten Anekdoten jedoch fand ich aber auch für Laien in diesem Bereich recht verständlich, weswegen ich die Lektüre nicht ausschließlich Krankenschwestern empfehlen würde.

Dennoch bekommt das Buch von mir keine wirkliche Empfehlung, nicht weil ich den "Wiener Schmäh", der darin zuhauf vorkommt, nicht mag, sondern weil ich in etwa die Hälfte der Anekdoten gar nicht mal so witzig fand.
Vielleicht ist das einfach nicht mein Humor? - Aber ich kann halt nichts Witziges daran finden, wenn der Hintern eines Klassenkollegen, dessen Hose etwas zu tief sitzt, weil er beleibter ist, im Unterricht fotografiert wird, um darüber untereinander zu lachen. Sorry, das ist Mobbing und für mich absolut nicht zu befürworten, niemals. Für mich ist das Zitat von Richard Brinsley Sheridan am Anfang des Buches (Es ist unmöglich, witzig zu sein ohne ein bisschen Bosheit. Die Bosheit eines guten Witzes ist der Widerhaken, der ihn haften lässt.) also völlig unmöglich!

Andere Anekdoten, wie zum Beispiel die über den Kreuzstich von zwei Patientinnen, fand ich noch ganz annehmbar:

~ »Herr Oberarzt? Und wie machen Sie das zur Weihnachtszeit? Wenn Sie Bereitschaft haben und vorher am Christkindlmarkt auf einen Punsch waren?« »Mein lieber junger Kollege! Ich habe in meinem Leben schon so viele Kaiserschnitte durchgeführt, dass ich das mit drei Promille locker auch noch kann!« »Wie beruhigend für die Patientin, Herr Oberarzt. Die Frau hatte übrigens einen Kreuzstich!«, war von der Instrumentaria zu vernehmen. ~
Oder: ~ »Oh mein Gott, is des Kind schiach! So a schiaches Kind hab ich ja no nie g'sehn! Des schaut ja aus wia a Aff.« Die Schülerin traute sich zu sagen: »Ähm, Herr Doktor, die Frau hatte einen Kreuzstich!« Daraufhin der Oberarzt wie aus der Pistole geschossen: »Ma is des liab, des Kind!« ~

Veröffentlicht am 17.02.2018

Die wundersame Heilung des Hardin Scott

After forever
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Wie nicht anders zu erwarten war, geht es auch in Band 4 der After-Reihe heiß her, was das Beziehungs-Chaos von Tessa und Hardin betrifft. Es wird wieder gestritten, sich versöhnt und einander geliebt, ...

Wie nicht anders zu erwarten war, geht es auch in Band 4 der After-Reihe heiß her, was das Beziehungs-Chaos von Tessa und Hardin betrifft. Es wird wieder gestritten, sich versöhnt und einander geliebt, aber auch auf einen großen Cut kann man sich als Leser einstellen - und zwar auf einen wirklich langen, bisher noch nie dagewesenen. Und das will bei Hardin und Tessa was heißen!
Dieser Cut ist allerdings wichtig für beide Protagonisten, besonders aber für Hardin, denn dadurch versteht er endlich, dass dies seine allerletzte Chance ist, sich zu verändern und für Tessa zu einem besseren Menschen zu werden.

~ Es ist unmöglich, Leute zu ändern, die ein festes Bild von sich haben. Man kann sie noch so sehr unterstützen, sie werden ihre niedrigen Erwartungen nicht aufgeben, man kann ihnen noch so viel Liebe geben, aber sie werden ihren Selbsthass nicht vergessen. ~
(S. 112)

Hardins Entwicklung ist in diesem Buch wahrlich die gewaltigste. Er verändert sich so sehr, dass ich es gar ein wenig unglaubwürdig fand. Er begründet seine Veränderung natürlich mit dem Einwirken von Tessa: »Du hast mich zu mir selbst gemacht.«.
Ja sogar als Autor versucht er sich und macht sich doch tatsächlich einen Namen damit. - Wer hätte das gedacht? Im Grunde schreibt er über seine und Tessas Reise nach ihrem ersten Aufeinandertreffen. Und wie heißt sein erstes Buch? - Selbstverständlich »After«. ;)

~ Wir gehören zusammen, das ist eine unbestreitbare Tatsache. ~
(S. 543)

Und was Hardin über seine Bücher sagt, kann man eigentlich generell auf die gesamte After-Reihe anwenden, und weil mir das so gut gefallen hat und ich es einfach als sehr dazupassend empfinde, habe ich es hier zitiert:
»Das ist die Art von Liebesgeschichte, die sich mit echten Problemen herumschlägt. Eine Geschichte, über Vergebung und bedingungslose Liebe, und sie zeigt, wie sehr sich ein Mensch verändern kann, wirklich verändern kann, wenn er sich nur genug bemüht. Diese Geschichte beweist, dass alles heilen kann. Sie zeigt, dass man wenn man jemanden hat, auf den man sich stützen kann, jemanden, der einen liebt und der einen nicht aufgibt, den Weg aus der Dunkelheit finden kann. Sie zeigt, dass man, egal, was für Eltern man hatte und mit welcher Sucht man sich herumschlagen muss, alles überwinden kann, was einem im Weg steht. Und dass man ein besserer Mensch werden kann.«

~ »Wir sind so ein Fiasko«, flüstert sie und hebt den Kopf, sodass wir uns in die Augen sehen können.
»Ein unbestreitbares, wundervoll chaotisches Fiasko.« ~

(S. 544)

Damit hat Hardin meiner Meinung nach vollkommen recht und deswegen hat mich seine starke Veränderung zum Ende hin mit der Geschichte noch vollständig versöhnen können. Ich bin ja so ein kleiner Happy-End-Junkie und all jenen, denen es ebenso geht wie mir, denen kann ich an dieser Stelle verraten, dass man sich auf ein wundervolles, aber vor allem zufriedenstellendes, Ende dieses Bandes freuen kann. Ich bin ja gespannt, was mich dann noch in »Before us« erwartet.

Veröffentlicht am 28.01.2018

Ein unaufgeregter Roman

Unsere Seelen bei Nacht
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Der Roman »Unsere Seelen bei Nacht« von dem bereits 2014 verstorbenen Autor Kent Haruf umfasst nur 197 Seiten, und selbst auf diesen wenigen Seiten findet sich nicht so viel Geschichte (wegen der großen ...

Der Roman »Unsere Seelen bei Nacht« von dem bereits 2014 verstorbenen Autor Kent Haruf umfasst nur 197 Seiten, und selbst auf diesen wenigen Seiten findet sich nicht so viel Geschichte (wegen der großen Text-Aussparung an den Rändern und den vielen kurzen Kapiteln), weswegen man mit dem Büchlein schnell fertig sein dürfte. Gerade deswegen finde ich es bei derartigen Büchern wichtig, dass mich der Inhalt schnell abholen und überzeugen kann. Leider waren mir die ersten 20 Seiten noch etwas zu zäh. Die Geschichte hat nämlich erst langsam an Fahrt aufgenommen. Und zwar frühestens dann, als man die beiden Charaktere Addie und Louis näher kennengelernt hat. Sodann wurde es endlich interessanter für mich, also ich wollte das Buch dann kaum mehr aus der Hand legen und unbedingt wissen, wie sich die Beziehung der beiden Senioren weiterentwickelt.

Dass die Leute gerne mal lästern und hinter dem Rücken über einen herziehen, ist wahrscheinlich rund um den Globus in den verschiedensten gesellschaftlichen Schichten Thema. So auch im fiktionalen Holt in den USA. Genau das ist nämlich die Hauptthematik in diesem Roman. Besonders interessant ist es in diesem Fall deshalb, weil es um zwei betagtere Menschen geht, von denen der eine mitten in der Nacht anfängt ins Haus der anderen zu schlüpfen - und das bekommt scheinbar jeder in der Nachbarschaft mit. Für viele scheinen diese nächtlichen "Ausflüge" ein Problem zu sein. Da dies aber aus vollkommen harmlosen Gründen geschieht, können und wollen die Protagonisten sich dadurch nicht beirren lassen ...
Einerseits geht es also um das Gerede der Leute mit all seinen möglichen negativen Auswirkungen, ganz speziell, was die eigene Familie, sprich den Sohn und Enkel von Addie betrifft. (Dabei spielt auch Erpressung eine Rolle!)
Und andererseits kann man bei dieser Lektüre lernen zu verstehen, was es bedeutet, älter zu werden, den Partner an den Tod zu verlieren und mit der damit einhergehenden Einsamkeit umzugehen. Addie und Louis haben ihre Situation bestmöglich zu lösen versucht - und dabei gab es die eine oder andere erheiternde, aber bestimmt auch traurige Szene, die mich ans Buch fesseln konnte.
»Unsere Seelen bei Nacht« ist eine in ruhigem Ton geschriebene Geschichte über zwei Menschen, die an ihrem Lebensabend noch zueinander finden und sich über alle Hindernisse hinwegsetzen, um zusammen sein zu können - auch wenn dies schlussendlich nur mehr über intime Gespräche geschehen kann ...

Veröffentlicht am 05.11.2017

Die Kompliziertheit der Liebe

Hector und die Geheimnisse der Liebe
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Band zwei der Hector-Reihe ist, ebenso wie Band eins, ein süßes Büchlein, das in einer wenig anspruchsvollen und leicht verständlichen Sprache geschrieben wurde und einfach Freude macht, darin einzutauchen. ...

Band zwei der Hector-Reihe ist, ebenso wie Band eins, ein süßes Büchlein, das in einer wenig anspruchsvollen und leicht verständlichen Sprache geschrieben wurde und einfach Freude macht, darin einzutauchen. Anders als beim ersten Band würde ich an dieser Stelle aber dazu sagen, dass es nicht die optimale Geschichte für Kinder ist, da hierin die eine oder andere sexuell angehauchte Szene auftaucht und auch ein paar böse Machenschaften am Werkeln sind. - Nicht unbedingt Stoff, mit dem man Kinder schon konfrontieren sollte.

In diesem Band ist mir auch aufgefallen, dass ich sehr stark mit den verschiedenen Charakteren mitgefiebert habe. Man neigt dabei dazu, sich auf gewisse Seiten zu stellen und seine liebsten Charaktere zu "verteidigen". - Das hat Spaß gemacht! Außerdem fand ich die Vielzahl an Emotionen, die die Geschichte beim Leser produziert hat, faszinierend. Es gab einige sehr schöne, berührende, dann aber auch wieder traurige und wütend stimmende Momente.

Die Botschaften, die die Liebe betreffen, hätten in meinen Augen ruhig noch etwas ausgereifter sein können. Da muss ich gestehen, habe ich mir mehr erwartet. Aber alles in allem war das Buch wunderbare Unterhaltung für ein paar unbeschwerte Stunden und kann ich euch deswegen wärmstens empfehlen.