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Veröffentlicht am 25.08.2022

Pass auf, was du hörst

Das Letzte, was du hörst
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Eine Tote, offenbar ein Suizid, in ihren Ohren stecken Earpods. Zu hören ist der Podcast „Hörgefühlt“ von Marc Maria Hagen, dem Star unter den Podcastern – zumindest für viele Frauen. Mit seiner einschmeichelnden ...

Eine Tote, offenbar ein Suizid, in ihren Ohren stecken Earpods. Zu hören ist der Podcast „Hörgefühlt“ von Marc Maria Hagen, dem Star unter den Podcastern – zumindest für viele Frauen. Mit seiner einschmeichelnden und angenehmen Stimme versucht er als Coach dem Leben unzähliger Zuhörerinnen einen Schubs in eine neue, bessere Richtung zu geben. Doch warum hat die Tote ausgerechnet diesen Podcast gehört? Eine Frage, die immer dringender wird, als ein weiteres weibliches Todesopfer in seinen letzten Minuten denselben Lebensweisheiten gelauscht hat.

Wie schon in den letzten Jahren habe ich mich sehr auf „den neuen Winkelmann“ gefreut. Auch wenn mit Carola Barreis dieses Mal jemand anderes ermittelt, so bleibt Andreas Winkelmann einer Sache treu: oftmals sind es bei ihm ganz alltägliche Dinge, die eine wesentliche Rolle spielen und sich in etwas Schlechtes verwandeln. Nach einer Zimmervermittlung à la Airbnb, einem Pizzalieferdienst oder dem Tracken von Laufrouten ist es nun ein Podcast, wie es ihn sicher gibt oder zumindest geben könnte.

Im Laufe der Ermittlungen stößt die Kommissarin immer wieder auf den Podcast „Hörgefühlt", nicht zuletzt, weil die zweite Protagonistin, die junge Journalistin Roya, ebenfalls in diese Richtung recherchiert. Über den Urheber des Podcasts gibt es im Netz kaum Informationen und scheinbar nicht ein brauchbares Bild, was beide gleichermaßen seltsam finden. Die Dynamik zwischen den beiden unterschiedlichen Frauen hat mir sehr gefallen. Halten sie anfangs noch nicht allzu viel voneinander, so ändert sich ihre Haltung Stück für Stück je mehr Details jede für sich herausfindet.

Neben der Handlung im Hier und Jetzt gibt es auch immer wieder Einschübe, die mit „Damals“ bzw „Voher“ überschrieben sind. Welche Bedeutung diese Passagen haben, wird erst relativ spät klar. Das hat mich allerdings nicht davon abgehalten zu rätseln, um wen es wohl gehen mag.

Der Fall ist interessant, keine Frage, doch der erhoffte Nervenkitzel blieb aus und wie schon bei seinem letzten Buch konnte mich Andreas Winkelmann auch dieses Mal mit dem von ihm gewählten Ende nicht zu hundert Prozent überzeugen. Ich kann leider nicht zu viel verraten, um nicht zu spoilern, doch hat man als Leser kaum eine Chance, selbst auf die Lösung zu kommen. Zudem habe ich das Gefühl, dass am Ende unheimlich viele Erklärungen gegeben werden, die erläutern, wer warum letztlich wie gehandelt hat. Für mich ist ein Krimi/ Thriller – eigentlich jedes Buch – runder, wenn es solcher Erklärungen erst gar nicht bedarf.

Dennoch hat mir das Buch trotz aller Kritik gut gefallen, da ich Andreas Winkelmann nach wie vor für einen Meister seines Fachs halte. Gemessen an den meisten anderen seiner Thriller, ist er für mich jedoch etwas schwächer und bekommt daher von mir leider nur 3,5 von 5 Sternen.

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Veröffentlicht am 25.08.2022

Spannend

Der Zoom-Killer (Tom-Bachmann-Serie 2)
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Kurz am Zoom-Meeting teilnehmen und dann auf zum nächsten Termin. Soweit der Plan. Doch dieses Zoom-Meeting wird so schnell niemand vergessen. Mit einem Mal taucht hinter einem der Teilnehmer ein schwarzer ...

Kurz am Zoom-Meeting teilnehmen und dann auf zum nächsten Termin. Soweit der Plan. Doch dieses Zoom-Meeting wird so schnell niemand vergessen. Mit einem Mal taucht hinter einem der Teilnehmer ein schwarzer Schatten mit einem Messer auf. Eindringlich demonstriert der maskierte Eindringling, was passiert, wenn jemand wegschaut oder versucht den Notruf zu wählen. Den schockierten Teilnehmern bleibt nichts anderes übrig als zuzusehen, wie ihr Gesprächspartner vor laufender Kamera gequält wird.

Profiler Tom Bachmann wird auf den Fall angesetzt und versucht unermüdlich hinter die Motivation des Zoom-Killers zu kommen. Warum tötet er und warum will er, dass ihm dabei zugesehen wird?

„Der Zoom-Killer“ ist mein erster Thriller von Chris Meyer und bereits der zweite Fall für Tom Bachmann. Vielleicht fehlt mir ein wenig Hintergrundwissen zum Protagonisten, aber ich hatte zu keiner Zeit das Gefühl, dass mir irgendwelche Informationen fehlen.

Chris Meyer führt seine Charaktere und uns Leser durch ein perfides Spiel, für das man nicht allzu zart besaitet sein sollte. Der Täter quält seine Opfer und ich bin froh, dass meine Vorstellungskraft nicht für all die Qualen und Schmerzen ausreicht, die die Opfer ertragen müssen.

Die Ermittlungen sind spannend und ich habe gerne mit Tom Bachmann mitgerätselt und Theorien aufgestellt (und wieder verworfen). Am Ende fügt sich alles passend zusammen, auch wenn ich denke, dass es als Leser schwer ist, den richtigen Täter zu ermitteln.

Was mich ein wenig gestört hat, dass Tom Bachmann scheinbar zu fast jedem Täterprofil oder Tathergang, der im Laufe der Ermittlungen diskutiert wird, einen alten Fall aus dem Hut zaubern kann, an dem er schon gearbeitet hat. Selbst wenn er nicht immer darüber spricht, mindestens in seinen Gedanken taucht er auf.

Neben dem aktuellen Fallgeschehen gibt es weitere Handlungsstränge, von denen uns einer in Tom Bachmanns Vergangenheit führt. Sagen wir mal so, so eine Kindheit wünscht man niemandem.

Mein Fazit: Mir hat „Der Zoom-Killer“ sowohl vom Plot als auch dem Schreibstil her gut gefallen. Es ist ein spannender Thriller und während Chris Meyer hoffentlich am dritten Fall schreibt, werde ich die Zeit einfach nutzen und den ersten Teil lesen.

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Veröffentlicht am 17.08.2022

Überraschendes Thema

Goldschwestern
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Lilly und Eve sind Schwestern. Doch während Lilly ihre Zeit am liebsten im Stall oder auf der Koppel bei den Pferden verbringt, hält sich Eve möglichst von allem fern, das mit dem Reiterhof zu tun hat. ...

Lilly und Eve sind Schwestern. Doch während Lilly ihre Zeit am liebsten im Stall oder auf der Koppel bei den Pferden verbringt, hält sich Eve möglichst von allem fern, das mit dem Reiterhof zu tun hat. Stattdessen betreibt sie einen Beautykanal und freut sich über stetig wachsende Followerzahlen. Sonderlich nah stehen sich die Schwestern nicht, obwohl das früher anders war.

Zu Beginn von Ilona Einwohlts „Goldschwestern“ fand ich Eve furchtbar unsympathisch, aber wie beinahe überall ist auch hier nicht alles schwarz und weiß und je mehr Hintergründe wir als Leser erfahren, umso verständlicher werden die Reaktionen und Handlungen der Geschwister. Beide versuchen sich selbst und ihren Weg zu finden. Das ist nicht immer leicht, verläuft definitiv nicht gradlinig und wie beide feststellen, braucht es manchmal eine gehörige Portion Mut.

Das musste auch Fran erfahren, der neue Mitschüler. Einmal hat er den Mut gehabt, sein Innerstes zu zeigen, doch nun muss sich zeigen, ob ihm das ein zweites Mal gelingt. Frans Geschichte hat erst einmal nichts mit den beiden Schwestern zu tun, dennoch lernen wir Fran beinahe besser kennen, denn das ganze Buch hindurch finden sich zahlreiche Briefe von Fran an seine Schwester Ana. Dadurch bekommen wir einen sehr tiefen Einblick in seine Gefühlswelt.

Der Schreibstil von Ilona Einwohlt passt meines Erachtens nach wunderbar zur Zielgruppe. Die Wortwahl und auch das Verhalten von Fran, Lilly und Eve passen zu ihrem Alter. Allerdings (und das soll definitiv keine Kritik sein) war ich überrascht, dass es im Buch auch um das Thema Diversity geht. Daher hat mich in diesem Fall auch das gendern nicht gestört, obwohl ich das in Romanen eher anstrengend finde. Einzig, dass Fran selbst in mindestens einem Brief (S.113/114) „Abonnent:innen schreibt, hat mich dann doch irritiert. Würde ein Teenager das in einem privaten Brief tun? Ehrlich gesagt kann ich das nicht beurteilen, mir drängte sich nur die Frage auf.

Der einfühlsame Stil, der insbesondere dann zu Tage tritt, wenn die Autorin die Gefühlswelt ihrer Protagonisten offenbart, hat mir sehr gefallen, ebenso, dass sie niemals wertet, egal um wen oder was es geht.

Der einzige Charakter, den ich absolut nicht verstanden habe, ist der Vater von Lilly und Eve. Seine Lebensgefährtin bestimmt scheinbar über alles und er sagt so gut wie nie seine Meinung, weder zu den Abläufen auf seinem Gestüt noch zur familiären Situation. Da hätte ich mir ein etwas anderes Verhalten gewünscht.

Mein Fazit: Mich hat Ilona Einwohlts Jugendoman überrascht, da er weit mehr als ein Pferdebuch ist und bis auf wenige Szenen (über die ich nicht schreiben kann ohne zu spoilern), hat es mir gut gefallen.

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Veröffentlicht am 09.08.2022

Spannender Politthriller

Königspatience
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Von einem Moment zum nächsten ist alles anders: Aksel Bruun, der Vorsitzende der Demokratischen Partei Dänemarks, liegt nach einem schweren Unfall im Koma und hinterlässt ein Machtvakuum. Wer wird seinen ...

Von einem Moment zum nächsten ist alles anders: Aksel Bruun, der Vorsitzende der Demokratischen Partei Dänemarks, liegt nach einem schweren Unfall im Koma und hinterlässt ein Machtvakuum. Wer wird seinen Platz einnehmen? Die zwei aussichtsreichsten Kandidaten sind Erik Pingel, Fraktionsvorsitzender, und Sven Gunnar Kjeldsen, der politische Sprecher der Partei. Während zunächst noch alle behaupten, erst einmal abwarten zu wollen, ob sich Aksel Bruun erholen wird, beginnt schnell ein politischer Machtkampf.

Jeder versucht die eigene Position zu stärken und möglichst zeitgleich die Konkurrenz zu schwächen. Dabei geht es um Versprechungen, Intrigen, neue und alte Bündnisse und Feinde. Mitten in diesem Minenfeld befinden sich auch zahlreiche Journalisten. Das Politikressort arbeitet mehr oder weniger rund um die Uhr, recherchiert, bekommt Infos zu getragen und analysiert.

Unter ihnen ist auch Ulrik Torp. Er bekommt eine brisante Information zugespielt, bei der er abwägen muss, was er damit anfängt. Doch macht seine Entscheidung bei den ganzen Entwicklungen und Intrigen überhaupt noch einen Unterschied?

Nachdem das Buch lange auf meinem Stapel ungelesener Bücher lag, habe ich es vergangene Woche doch endlich einmal zur Hand genommen. Auf Grund des Klappentextes hätte ich eine etwas andere Geschichte erwartet. Ulrik Torp ist natürlich eine wichtige Figur, allerdings ist er wohl kaum der junge Nachwuchsreporter, als der er im Klappentext bezeichnet wird, heißt es doch auf Seite 18:“…Ulrik Torp mit seinen zwölf Jahren Erfahrung als Journalist…“. Zudem erweckte der Klappentext bei mir den Eindruck, dass Torp im Zentrum des Geschehens steht. Doch er teilt sich die Rolle des Protagonisten sowohl mit Erik Pingel als auch mit Sven Gunnar Kjeldsen.

Doch auch wenn ich wegen diesen und weiteren Punkten mit dem Klappentext hadere, so hat mir das Buch umso besser gefallen. Einmal angefangen, habe ich es nur ungern aus der Hand gelegt. Obwohl es eher nüchtern erzählt wird und zumindest ich keinen der Charaktere übermäßig sympathisch fand, war es spannend und ich habe mich unweigerlich gefragt, wieviel Wahrheit wohl darin steckt. Wie nutzt die Politik die Medien aus und inwiefern können die Medien sowohl die Bevölkerung – die Wähler – als auch die Politiker selbst manipulieren? Ich fürchte, dass vieles zumindest ähnlich abläuft oder ablaufen könnte, wie der Autor Niels Krause-Kjær es in seinem Politthriller darstellt.

Neben Journalisten und den Mitgliedern der Demokratischen Partei gibt es kaum weitere Charaktere, die werden aber auch nicht benötigt.

„Die wahren politischen Feinde befinden sich in der eigenen Partei.“ (S. 162/162)

Ein wahres Wort. Neben Pingel und Kjeldsen ist es vor allem der Parteisekretär Peder Schou, der ebenfalls sehr geschickt seine ganz eigenen Ziele mit ins Spiel bringt. Damit befindet er sich sozusagen in bester Gesellschaft.

Gerne würde ich mehr erzählen, aber ich fürchte, damit würde ich zuviel vom Inhalt verraten.

Mein Fazit: Wer einen klassischen Krimi erwartet, der jemanden im Machtzentrum der dänischen Politik als Kriminellen entlarvt, der wird enttäuscht sein, wer jedoch ein spannendes Buch mit Machtspielchen, zahlreichen Intrigen und undurchsichtigen Strippenziehern mag, der sollte unbedingt zugreifen. Mich hat „Königspatience“ positiv überrascht und ich empfehle es gerne weiter.

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Veröffentlicht am 26.07.2022

Warmherzig

Scones zum Frühstück
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Nach einer personellen Fehlentscheidung und einer drastischen Warnung seines Körpers in Form eines Herzinfarkts ist Max gezwungen seinem Leben eine neue Richtung zu geben. Statt täglich in seinem eigenen ...

Nach einer personellen Fehlentscheidung und einer drastischen Warnung seines Körpers in Form eines Herzinfarkts ist Max gezwungen seinem Leben eine neue Richtung zu geben. Statt täglich in seinem eigenen Sternerestaurant zu stehen, zieht Max auf die Isle of Skye, wo ihm ein alter Freund Todd einen Job als Küchenchef einer Schulkantine angeboten hat.

Schnell stellt Max fest, dass auf der Isle of Skye viele neue Herausforderungen auf ihn warten. Nicht alle Mitarbeiter seines neuen Teams sind von seiner Anwesenheit begeistert und die Teenager, für die er nun kocht, sind ebenfalls skeptisch. Dazu kommt seine distanzierte Vermieterin und mit der Mutter einer neuen Schülerin gerät er gleich am ersten Tag aneinander.

Immerhin, Todd freut sich über seine Anwesenheit und Max fühlt sich schnell wohl in seiner neuen Heimat.

Alexandra Zöbeli erzählt eine charmante Geschichte, die trotz der ernsteren Themen, die angeschnitten werden, eine wunderbar positive Grundstimmung hat. Die Charaktere sind authentisch und es hat mir unglaublich viel Spaß gemacht Max auf die Isle of Skye zu begleiten. Während Max offen ist und man eigentlich immer weiß woran man bei ihm ist, ist seine Vermieterin Robyn umso zurückhaltender. Dabei ist sie nicht unfreundlich, doch seit einem traumatischen Verlust sie lässt niemanden an sich ran.

Mit viel Empathie lässt uns die Autorin an Robyns Geschichte teilhaben und zeigt, dass jeder Mensch seinen eigenen Weg finden muss, um mit Trauer und Verlust umzugehen.

Ein weiteres wichtiges Thema des Buches ist die Magersucht einer Internatsschülerin. Während es häufig aufgesetzt wirkt, wenn zu viele Probleme in einer Geschichte verarbeitet werden, findet Alexandra Zöbeli einen Weg, alles ganz natürlich wirken zu lassen. Weder hat man als Leser das Gefühl von zu vielen Themen erschlagen zu werden, noch, dass alles auf die leichte Schulter genommen wird.

Neben den sympathischen Charakteren hat mir die Ausgewogenheit zwischen den einzelnen Teilen der Geschichte sehr gefallen. Es gibt Abschnitte, die nachdenklich machen, welche zum Schmunzeln, einige für´s Herz und andere, die einen verständnislos den Kopf schütteln lassen.

Heimlicher Star der Geschichte ist übrigens Bradley, Max‘ völlig verfressener aber umso liebenswerterer Hund. Ebenso wie eigentlich alle Charaktere der Geschichte, konnte auch ich Bradley nicht widerstehen.

Mein Fazit: Mit „Scones zum Frühstück“ bringt uns Alexandra Zöbeli ein herzerwärmende, hoffnungsvolle und auch romantische Geschichte, die einen mit einem guten Gefühl zurücklässt.

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