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Veröffentlicht am 29.05.2021

Ein raffinierter Psychothriller mit beklemmender Atmosphäre!

Ich will dir nah sein
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Am 10.05.2021 ist der perfide Psychothriller "Ich will dir nah sein" von Sarah Nisi und dem btb-Verlag erschienen, der mir unheimlich gut gefallen hat. Bei diesem, besonders am Ende, wendungsreichen Thriller ...

Am 10.05.2021 ist der perfide Psychothriller "Ich will dir nah sein" von Sarah Nisi und dem btb-Verlag erschienen, der mir unheimlich gut gefallen hat. Bei diesem, besonders am Ende, wendungsreichen Thriller ist nichts, wie es bei dem ersten Gedanken scheint. Denn die Autorin hat mit dieser Geschichte für eine unheimlich beklemmende Atmosphäre gesorgt, die mir oft Gänsehautmomente beschert hat. Zartbesaitete werden sich nach diesem Psychothriller mit Sicherheit Gedanken machen, was sie von ihren Nachbarn mitbekommen und sie werden besonders hilfsbereite Nachbarn mit anderen Augen sehen. Kurz zusammengefasst, um was es geht:


Er will ihr nah sein, noch näher, immer noch näher. Bis es irgendwann nicht näher geht.
London, Fundbüro des öffentlichen Nahverkehrs. Lester Sharp kümmert sich um herrenlose Fundsachen: Handys, Schlüssel, Portemonnaies – besonders gern um Kleidungsstücke und medizinische Gerätschaften. Er ist auch privat ein Sammler und Sonderling, der sich schwertut mit Frauen und zwischenmenschlichen Beziehungen. Als er der jungen Erin begegnet, weiß er zunächst nicht, wie er sich verhalten soll – findet aber schon bald eine Möglichkeit, ihr nah zu sein. Näher, als es ihr lieb sein kann…


Lester Sharp, die erfolgreiche Tänzerin mit körperlichen Beschwerden Erin und Rhys, ein Immobilienmakler sind hier die Hauptprotagonisten, aus dessen Perspektiven abwechselnd geschrieben wird. Dieser Wechsel ist gut gelungen und sorgt für permanente Spannung, sodass ich zum weiterlesen gezwungen wurde. Ich konnte jeden Charakter im Laufe der Geschichte gut kennenlernen, besonders Lester Sharp. Denn aus kurzen Rückblenden erfuhr ich, dass es nicht das erste Mal ist, dass er einer Frau auf Schritt und Tritt verfolgt, sie beobachtet und sie versucht in den Wahnsinn zu treiben. Aber vor allem von ihr besessen ist. Diese Parallelen aus der Vergangenheit haben nach und nach für Wendungen gesorgt, mit denen ich wirklich überhaupt nicht gerechnet habe. Das Ende hat mich positiv überrascht und mir hat besonders dieser Punkt sehr gut gefallen. Denn lange Zeit wurde ich auf eine komplett falsche Fährte geführt, bis ich die Augen geöffnet bekam. 

Besonders gut kommt Sharps' krankes und vor allem verkehrtes Denken rüber, der nicht nur Erins' Verhalten komplett falsch auffasst. Seine verdrehten Gedankengänge zeigen, dass er wirklich ein großes Problem hat und ehemalige Sitzungen mit einer Psychologin gar nichts gebracht haben. Auch auf seiner Arbeit im Fundbüro zeigt er ein extrem gestörtes Verhalten auf, was er jedoch gut verbergen kann. Erin kommt sehr sympathisch rüber, ihre Gedanken und Gefühle konnte ich sehr gut nachvollziehen. Ihr Verhältnis zu Rhys hat sich nach und nach aufgebaut, was Lester Sharp natürlich keine Sekunde entgangen ist. Wie sie sich gegen ihren kranken Nachbarn zu Wehr setzt, lest ihr am besten ganz schnell selbst, denn besonders dieser Charakter hat für den größten Überraschungsmoment gesorgt. 

Kurze Kapitel, die sich aus den erwähnten Blickwinkeln abwechseln und der flüssige und lockere Schreibstil von Sarah Nisi haben für eine besonders bedrückende und unheimliche Atmosphäre gesorgt, was diesen Psychothriller so genial macht. Der Inhalt kommt komplett ohne blutige Szenen aus, denn hier überzeugt psychologisches Können. Nach dieser Geschichte fragt man sich genauer, ob der eigene Nachbar einfach nur hilfsbereit oder ein durchgedrehter Psychopath ist. Vielleicht achtest du aber auch auf Kleinigkeiten in deiner Wohnung und prägst dir diese genau ein, denn wer weiß, was in deiner Abwesenheit in deinen eigenen vier Wänden passiert. Oder du achtest auf deine Lautstärke, besonders beim Telefonieren. Wer weiß, wer alles mithört. Für mich ist "Ich will dir nah sein" ein Thriller, der das "Psycho" mit Bravour verdient hat.

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Veröffentlicht am 26.05.2021

Beklemmende Vorkommnisse im Nebelfenn!

Das Heim
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"Das Heim" von Mats Strandberg und dem Fischer Tor-Verlag ist ein Horror-Roman, der mir unheimlich gut gefallen hat. Obwohl ich von Horror nicht viel gespürt habe, hat mich diese mysteriöse und übernatürliche ...

"Das Heim" von Mats Strandberg und dem Fischer Tor-Verlag ist ein Horror-Roman, der mir unheimlich gut gefallen hat. Obwohl ich von Horror nicht viel gespürt habe, hat mich diese mysteriöse und übernatürliche Handlung überzeugt. Mich hat der Mix aus dunklen Geheimnissen und mysteriösen/exorzistischen Szenen bestens unterhalten.

Zum ersten Mal nach zwanzig Jahren kehrt Joel zurück in sein Heimatstädtchen an der schwedischen Westküste, um seine demenzkranke Mutter zu pflegen. Seit ihrem Infarkt ist Monika nicht mehr dieselbe, und schweren Herzens bringt Joel sie im Seniorenheim unter, wo sie sich zunächst zu erholen scheint. Doch schon bald verschlechtert sich Monikas Zustand: Sie magert ab, wird ausfallend. Und spricht dunkle Geheimnisse aus, von denen sie eigentlich gar nichts wissen kann. Manche der Alten halten sie deshalb für einen Engel, andere für einen Dämon, und auch auf Joel wirkt seine Mutter, als wäre sie nicht sie selbst. Eine von Monikas Pflegerinnen ist Joels Jugendfreundin Nina. Seit zwanzig Jahren haben die beiden nicht miteinander gesprochen, und so schmerzhaft sich ihre Wege damals getrennt haben, so schmerzhaft ist jetzt ihr Wiedersehen. Und als sich die beklemmenden Vorkommnisse im Heim häufen, findet Joel ausgerechnet in Nina eine Verbündete, um dem Grauen entgegenzutreten.

Mats Strandberg schreibt unheimlich bildlich und detailliert, sodass mir die komplette Handlung während des Lesens wie ein Film vor meinen Augen abgelaufen ist. Kurze und abwechslungsreiche Kapitel in einem flüssigen Schreibstil sorgen für einen schnellen und runden Lesefluss. Denn es wird abwechselnd aus drei Perspektiven geschildert. So konnte ich nicht nur die Protagonisten Joel und Nina gut kennenlernen, auch in dessen Gefühle, Gedanken und Handlungen habe ich mich sehr gut hineinversetzen können. Dazwischen gibt es erschreckende Einblicke in das Leben aus dem Nebelfenn, dem Altenheim für Demenzkranke. Da die Perspektiven sich immer abwechseln, konnte gut Spannung aufgebaut werden. Auch wenn der Roman ruhig anfängt, wird die Handlung nach und nach logisch und verständlich aufgebaut, sodass ab der Mitte ein leichter Gruselfaktor entsteht. Die spürbare übernatürliche Atmosphäre im Nebelfenn hat mir oft Gänsehautmomente beschert, aber auch der Alltag der demenzkranken Bewohner hat mich emotional getroffen und berührt.

Nicht nur der Verfall der Menschen wird realistisch dargestellt, auch dessen Hilflosigkeit hat mich getroffen. Schleichende Wesensveränderungen, stereotypisches und aggressives Verhalten und trostloses Dahinvegetieren beschreibt Mats Strandberg erschreckend authentisch. Die bedrückende Atmosphäre im Nebelfenn war vom ersten Augenblick an deutlich zu spüren, sodass meiner Meinung nach der Mix aus übernatürlichen und realistischen Handlungen sehr gut gelungen ist. Die Beziehung zwischen Joel und Nina wird nach und nach häppchenweise aufgeklärt, sodass ich mir, besonders am Anfang, oft selbst meine Gedanken über die beiden gemacht habe. Was in ihrer Jugend passierte und warum beide getrennte Wege gegangen sind, sorgt im Laufe der Handlung für ein gelungenes Werk, wo mit ihren Ängsten gespielt wird. Auch ihre geplatzten Träume und dunklen Geheimnisse kommen ans Tageslicht, die sie nicht mehr verheimlichen können. Denn die krassen Vorkommnisse im Nebelfenn lassen kein Schweigen und Verdrängen mehr zu, denn anders kann Joels' Mutter Monika nicht geholfen werden.

Joel und Nina haben mir beide sehr gut gefallen, denn es sind Charaktere, die große psychologische Tiefe besitzen. Joels' Probleme und Ninas' Schilderungen aus ihrem Berufsalltag machen sie zu lebendigen und authentischen Figuren. Obwohl "Das Heim" ein Horroschocker auf sanfte Art ist, hat mir diese übernatürliche Story unheimlich gut gefallen. Es wirkt nichts zu extrem oder unglaubwürdig, weshalb ich den einen oder anderen Schauer abbekommen habe. Vergleichbar zu Stephen King ist die Handlung ruhig, mir hat das Buch trotzdem super gefallen. Besonders die psychologischen Aspekte!

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Veröffentlicht am 24.05.2021

Ein gelungener und actionreicher Politthriller!

Berlin Heat
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"Berlin Heat" von Johannes Groschupf und dem Suhrkamp-Verlag ist ein Thriller, der am 10. Mai 2021 erscheint ist. Mir haben die 256 Seiten richtig gut gefallen, denn dies ist eine sehr rasante und gehetzte ...

"Berlin Heat" von Johannes Groschupf und dem Suhrkamp-Verlag ist ein Thriller, der am 10. Mai 2021 erscheint ist. Mir haben die 256 Seiten richtig gut gefallen, denn dies ist eine sehr rasante und gehetzte Story, wo Humor nicht zu kurz kommt. Trotzdem enthält der Inhalt ein aktuelles, brisantes und politisches Thema.


Berlin ist kochend heiß im ersten Sommer nach der Pandemie. Die Touristen sind zurück in der Party City, überall wird exzessiv gefeiert, die Menschen genießen die Zeit nach dem Lockdown. Gut für Tom Lohoff, der für das Partyvolk aus aller Welt Wohnungen, Drogen aller Art, Sex und Zugang zu Top-Clubs im Angebot hat. Und hohe Spielschulden bei einem fiesen Gangster. Tom braucht Geld, egal woher, auch wenn er lügen und betrügen muss.

Auch politisch geht es in der Stadt heiß her. In ein paar Wochen sind Bundestagswahlen, die Rechten inszenieren die Entführung eines ihrer Politiker als False-Flag-Operation, um auf Stimmenfang zu gehen, und Tom hat ihnen versehentlich eine seiner Wohnungen vermietet. Die Dinge geraten außer Kontrolle. Atemlos hetzt Tom durch Berlin, immer unter Druck, immer in Gefahr, immer auf der verzweifelten Suche nach Geld. Und da sind noch ein psychotischer Nazi und eine ausgekochte Polizistin. Gewitter krachen über der Stadt, und am Brandenburger Tor und über dem ehemaligen Führerbunker kommt es zu einem blutigen Showdown.


Dieser temporeiche und vor allem aktuelle Politthriller mit Berlin als Schauplatz ist abwechslungsreich, der mich auf jeden Fall sehr gut unterhalten hat. Kapitel in einer angenehm kurzen Länge und der flüssige/schnelle Schreibstil haben für einen schnellen Lesefluss gesorgt. Einige Nebenschauplätze in Berlin kommen gut zur Geltung und kommen dank Hauptprotagonist Tom Lohoff sehr lebendig rüber. Er schildert die aktuelle Situation nach dem Corona-Lockdown und wie sehr Berlin wieder aufblüht. Doch auch Lohoff muss wieder seinen Platz im öffentlichen Leben finden, denn der spielsüchtige Wohnungsvermittler muss in kurzer Zeit eine hohe Summe an Schulden zurückzahlen. Auch muss er erkennen, daß er eine Wohnung an die falschen Personen vermietet hat. Da aus seiner Perspektive geschrieben wird, konnte ich mich in seine Lage gut hineinversetzen. Das Denken und die Handlungen eines Spielsüchtigen kommen authentisch rüber, auch die passende Atmosphäre hat der Autor gut rübergebracht. An typischen Klischees mangelt die Story überhaupt nicht und im Verlauf der Story kommen für Lohoff immer mehr Verstrickungen hinzu, was zu einem krassen Ende führt.

Da es viele Handlungen aus dem kriminellen Berliner-Milieu gibt, ist dementsprechend auch der Wortschatz. Hart und ungeschönt, welcher aber definitiv passt und bei einigen politischen Äußerungen sollte man sich als Leser/in im klaren sein, das dies nur eine Geschichte ist und nicht jedes Wort auf die Goldwaage legen. Besonders die Äußerungen über Frau Merkel. Tom Lohoff war mir nicht unsympathisch, jedoch auch nicht sympathisch. Er führt ein Leben mit typischen Klischees eines Verlieres, der es nicht schafft, sein Leben auf die Reihe zu bekommen. Jedoch hat mich seine ehrliche Art überrascht. Von einigen Nebencharakteren konnte ich mir ebenfalls ein klares Bild machen, die teilweise wirklich schräg sind. Die bunt gemischten Charaktere haben mir allesamt gut gefallen und sie geben dem Inhalt das gewisse Etwas. Das politische Thema ist aktuell und gut umgesetzt. Zusammen mit reichlich Action hat Johannes Groschupf ein rasantes Werk mit reichlich schwarzen Humor geschrieben. Mir hat "Berlin Heat" auf jeden Fall sehr gut gefallen.

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Veröffentlicht am 20.05.2021

Die brutale Wahrheit über das Leben eines Spitzensportlers!

Ich pfeife auf den Tod!
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In "Ich pfeife auf den Tod!: Wie mich der Fußball fast das Leben kostete" erzählt der ehemalige und erfolgreiche FIFA- und DFB-Schiedsrichter Babak Rafati seine Geschichte und vor allem seinen Leidensweg, ...

In "Ich pfeife auf den Tod!: Wie mich der Fußball fast das Leben kostete" erzählt der ehemalige und erfolgreiche FIFA- und DFB-Schiedsrichter Babak Rafati seine Geschichte und vor allem seinen Leidensweg, den er durch den Profisport erlitt. 

Babak Rafati war FIFA- und DFB-Schiedsrichter – bis zum 19. November 2011, als er sich unmittelbar vor dem Spiel 1. FC Köln gegen 1. FSV Mainz 05 das Leben nehmen wollte. Nach dem Suizid von Robert Enke erschütterte sein Selbstmordversuch die Öffentlichkeit. Monatelang wurde über Rafatis Motive gerätselt. In seiner schonungslosen Beschreibung gibt er – ausgehend von der Nacht des Suizidversuches – zum ersten Mal Antworten, die alle Menschen betreffen, die unter extremen Leistungsdruck, Mobbing und Erschöpfung leiden. Seine Tat war die Folge einer Depression, hauptsächlich verursacht durch die brutalen Gesetze des Profisports. Rafatis Bericht gibt Einblicke in das „System Schiedsrichter“, an dem er fast zerbrochen wäre. Es ist nicht nur eine schonungslose Abrechnung mit sich selbst und menschenverachtenden Mechanismen im deutschen Fußball, sondern auch Protokoll einer mentalen Heilung, das vielen Menschen Mut machen kann, alles was einen krank macht hinter sich zu lassen.


Babak Rafati berichtet hier auf eine detaillierte, flüssige, emotionale und vor allem glaubhafte Art von seinem erlebten Burnout und seinen Depressionen, die es zu einem Suizidversuch haben kommen lassen. Die Situationen, die im Leistungssport besonders viel Druck ausgeübt haben, kamen sehr ehrlich rüber. Ich bin kein Fußballfan, aber ich erlebe selbst oft, wie zum Beispiel Zuschauer oder Fans über die Spieler schimpfen, wenn ihnen was nicht passt. Aber ob jemand davon auch nur eine kleine Ahnung hat, was jeder einzelne tagtäglich auf dem Spielfeld zu leisten hat? Überall wird gemobbt, unterdrückt und erniedrigt. Nur die besten kommen weiter. Nicht jeder Mensch wird krank, aber Babak Rafati hat es erwischt und seine Schilderungen vom Umgang der Schiedsrichterführung des Deutschen Fußball-Bundes waren hart zu lesen. Da er neben Schiedsrichter auch noch Bankangestellter mit einer Führungsposition war, hatte er eine Doppelbelastung zu ertragen. Hartes Training unter Schmerzen, Verletzungen, die er ignoriert hat, Rückzug von Familie und Freunde haben unter anderem das Fass im Jahre 2011 zum Überlaufen gebracht. Denn der Selbstmordversuch von Babak Rafati am 19. November 2011 unmittelbar vor einem Spiel der 1. Bundesliga in einem Hotelzimmer hat weltweit die gesamte Öffentlichkeit erschüttert und setzte die gesamte Fußballwelt unter Schock. Diese Verzweiflungstat war die Folge der Krankheit Burnout/Depression, ausgelöst durch Mobbing, Leistungsdruck und Stress. 

Seine Gedanken über sein Leiden konnte ich während des Lesens gut nachvollziehen und auch einiges verstehen, da ich selbst Erfahrungen mit Depressionen habe. Wie es schleichend zu dem Suizidversuch gekommen ist und vor allem, dass er anschließend so die Augen geöffnet bekam, macht besonders Betroffene Mut und spendet Hoffnung. Dass es erst so weit kommen musste war logischerweise nicht mehr zu ändern, aber Babak Rafati konnte so sein Leben von neuem beginnen, um nicht weiter unter immensen Druck zu stehen. Im Jahre 2012 beendete er seine beeindruckende und erfolgreiche Karriere, um aus dem jahrelangen dunklen Loch herauszukommen. 

Babak Rafati schildert im ersten Drittel detailliert und vor allem schonungslos offen über den Weg, der ihn nicht mehr hat klar denken lassen. Er deckt Missstände im Schiedsrichterwesen auf, kritisiert die Schiedsrichterkommission Fandel und Krug. Ein immer stärker werdender Druck hat auf ihn gelastet, sodass Depressionen starken Besitz von seiner Psyche nahmen. Denn Verschwörungen, die er gegen sich wahrgenommen hat, waren wie er schreibt, die reinste Tortur. Er spricht die Namen seiner Peiniger offen aus, was ich sehr schätze und vor allem auch mutig finde. Er gewährt tiefe und beeindruckende Einblicke in seine Grenzerfahrungen aus dem Profisport und zeigt die Parallelen zum damaligen Berufsalltag auf.

Ich habe Babak Rafatis' Leidensweg als E-Book gelesen, welches am 21. März 2013 im Kösel-Verlag erschienen ist. Der Titel des Buches "Ich pfeife auf den Tod" passt perfekt zur damaligen Situation. Denn der Inhalt zeigt nicht nur die brutale Wahrheit über das Leben eines Spitzensportlers, sondern er macht genauso viel Mut.

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Veröffentlicht am 16.05.2021

Psychologische Spannung vom feinsten!

Der Verdacht
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Wenn auf das größte Glück sofort die Angst folgt …

Violet ist ein Wunschkind, und Blythe möchte die liebevolle Mutter sein, die ihr selbst so sehr fehlte. Doch als man ihr das Neugeborene in den Arm legt, ...

Wenn auf das größte Glück sofort die Angst folgt …

Violet ist ein Wunschkind, und Blythe möchte die liebevolle Mutter sein, die ihr selbst so sehr fehlte. Doch als man ihr das Neugeborene in den Arm legt, fühlt sich alles falsch an. Da ist nur Ablehnung, und je älter das Mädchen wird, desto mehr wächst die Angst vor Violet und ihrem feindseligen Verhalten, das sich Blythe nicht erklären kann. Alles nur Einbildung? Oder ist das Mädchen tatsächlich absichtsvoll böse? Fox, der seine Tochter von ganzem Herzen liebt, beobachtet seine Frau mit wachsendem Misstrauen. Bis eines Tages das größtmögliche Unglück über die Familie hereinbricht – und Blythe sich ihrer Wahrheit stellen muss.

Wenn man sein Kind bedingungslos lieben möchte, aber die Angst das überwältigendere Gefühl ist. "Der Verdacht" erzählt von schicksalhaften Familienbanden, von Obsession und der Zerbrechlichkeit von Glück – ein zutiefst aufwühlender Roman von großer Sogkraft, erschütternder Klarheit und stilistischer Brillanz.

"Der Verdacht" von Ashley Audrain und dem Penguin Verlag ist ein Spannungsroman, der am 29. März 2021 erschienen ist und mich von der ersten bis zur letzten Seite vollkommen gepackt und überzeugt hat. Mich als Mutter von drei Kindern hat diese intensive Geschichte richtig aufgewühlt, denn wie wir das Muttersein lernen und was wir, bewusst oder unbewusst, von den Frauen übernehmen, von denen wir abstammen, hat die Autorin in einer unheimlich bedrückenden Atmosphäre zum Ausdruck gebracht. Über die Erwartungen an die Mutterschaft und dem Naturgesetz, dass eine Mutter ihr Kind immer bedingungslos lieben muss. Aber in diesem sehr emotionalen Roman kann die Hauptprotagonistin
Blythe ihre Tochter Violet nicht lieben. Dieses tragische Schicksal ist kein Einzelfall, denn in Blythes' Familie sind die Frauen "anders ".

Es wird komplett aus der Sicht in der Ich-Form von Blythe erzählt, die ihre Geschichte in Briefform an ihren Ex-Mann Fox formuliert. Dazwischen gibt es immer wieder Rückblicke aus der Vergangenheit, sodass ich Blythes' Mutter Cecilia und Großmutter Etta kennenlernen konnte. So konnte ich jedes Verhalten verschiedener Protagonisten nach und nach besser nachvollziehen. Die Anforderungen und Erwartungen der Gesellschaft an Mütter werden gesellschaftskritisch und authentisch dargestellt, denn Blythe kann nach der Geburt keine Bindung zu ihrer Tochter verspüren. Auch wenn ich anfangs gedacht habe, dass sie an Babyblues leidet, offenbart ihr Leiden nach und nach viel mehr, was mir teilweise unheimlich weh getan hat und ich permanent mit Blythe mitgebangt habe. Ihre Zweifel, Ängste und Sorgen konnte ich sehr gut nachvollziehen, ihre Gedanken und Handlungen waren für mich absolut verständlich. Ihr Charakter ist unheimlich gut ausgebaut und ihre Zweifel, ob mit ihrer Tochter oder mit ihr was nicht stimmt, haben mich emotionalen komplett erreicht. Die Fragen, ob Blythe sich alles nur einbildet oder ob ihre Tochter mit Absicht böse ist, haben mich permanent beschäftigt. Denn als ein Unglück nach dem anderen in Violets' Gegenwart passiert, bricht für Blythe die Welt immer mehr zusammen. Als sich nach einem schlimmen Vorfall Fox von ihr distanziert, geht immer mehr in Blythe kaputt. Obwohl ihre Zweifel immer größer werden und ihr niemand glaubt, nimmt Fox seine Tochter komplett in Schutz. Er ist der Meinung, das ein Kind absichtlich nichts Böses anstellen kann.

Die Beziehung zwischen Blythe und Fox wird sehr deutlich, besonders die Entwicklung nach der Geburt von Violet. Beide haben vorher eine harmonische und glückliche Beziehung geführt, mit einem Kind wollten sie dieses Glück noch weiter vertiefen. Doch die Gefühle nach der Geburt driften mit den Jahren immer mehr auseinander und sie bekommen ein weiteres Kind, in der Hoffnung das dann alles besser wird.

Über Still- und Schlafprobleme während der Säuglingszeit bis hin zum Mutteralltag mit zwei Kleinkindern wurde deutlich und für mich sehr realistisch wiedergegeben, denn viele Situationen habe ich persönlich wiedererkannt. Blythe, geprägt von ihrer lieblosen Kindheit, fühlt sich verzweifelt, hilflos und schuldig, weil sie Violet nicht lieben kann. Dies konnte ich sehr deutlich spüren, was mich sehr mitgenommen hat. Aber auch ihre Tochter lehnt ihre Mutter sehr deutlich ab, sie verhält sich respektlos ihr gegenüber und erschüttet sie geradezu mit Hass. Sie quält und verletzt andere Kinder. Violets' empathieloser Charakter konnte ich sehr deutlich erkennen und somit tat mir Blythe mit der Zeit immer mehr Leid. Besonders dann, wenn Fox, der seine Tochter über alles liebt, dieses Verhalten verharmlost und Blythe somit als verrückt erklärt. Seine Art hat mich mit der Zeit wütend gemacht, seine Entwicklung hat mich sehr enttäuscht.

Der Schreibstil von Ashley Audrain ist flüssig, spannend und vor allem packend, die bedrückende Atmosphäre kam von Anfang an sehr gut rüber. Die Charaktere sind stark ausgeprägt, die Autorin schreibt mit unheimlich großer psychologischer Tiefgründigkeit, sodass diese schreckliche und unfassbare Geschichte wirklich unter die Haut geht. Mich hat dieses Familiendrama emotional sehr mitgenommen und berührt! Besonders das Ende hat mir eine unfassbar langanhaltende Gänsehaut beschert.

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