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Veröffentlicht am 15.12.2021

Ein gut konstruierter finnischer Thriller mit einer durchgehend düsteren und bedrohlichen Stimmung!

Teufelsnetz
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Helsinki 2020: Zwei erfolgreiche Blogger sind spurlos verschwunden. Kurz darauf wird deren Tod in den sozialen Medien gemeldet. Ein geschmackloser PR-Gag? Als eine junge Frau, gekleidet wie ein Manga-Mädchen, ...

Helsinki 2020: Zwei erfolgreiche Blogger sind spurlos verschwunden. Kurz darauf wird deren Tod in den sozialen Medien gemeldet. Ein geschmackloser PR-Gag? Als eine junge Frau, gekleidet wie ein Manga-Mädchen, am Strand tot angespült wird, vermutet die Kriminalpolizei einen Zusammenhang. Jessica Niemi übernimmt die Ermittlungen, und sie kommt schon bald einem skrupellosen Netzwerk auf die Spur, das offenbar Mädchen an Manga-Fetischisten vermittelt. Zum Sex - und zum Töten ...


"Teufelsnetz" von Max Seeck ist ein finnischer Thriller und der zweite Band der Jessica-Niemi-Reihe, der am 29.10.2021 im Lübbe Verlag erschienen ist. Letztes Jahr habe ich den ersten Band "Hexenjäger" gelesen, der mir bis aufs Ende, super gefallen hat. Diese Fortsetzung hat mich von der ersten bis zur letzten Seite in den Bann gezogen, auch das Ende hat mir diesmal um einiges besser gefallen. Und da diese Geschichte mit einem fiesen Cliffhanger endet, bin ich auf eine (hoffentlich schnelle) Fortsetzung sehr gespannt. Man kann diesen Thriller natürlich ohne Vorkenntnisse des Vorgängerbands lesen, jedoch empfehle ich bei eins anzufangen. Einige Situationen versteht man danach um einiges besser und kann den Gedanken der Protagonisten so besser folgen. Der ehemalige Hauptkommissar Erne schwebt, obwohl er nicht mehr unter den Lebenden weilt, wie ein unsichtbarer Geist durch die Handlung. Die neue Hauptkommissarin Helena Lappi macht diesen Verlust noch deutlicher, da sie mit ihrer kalten und unsympathischen Art Niemis' Seelenverwandten nicht annähernd das Wasser reichen kann. Ernes' Seele ist im Hintergrund sehr präsent und der Verlust hat dem Team der finnischen Kriminalpolizei sehr zu schaffen gemacht.

500 Seiten, die einen Prolog und 117 Kapitel enthalten, haben mich bestens unterhalten. Die Spannung wurde schnell aufgebaut, die sich bis zum Schluss gehalten hat. Das letzte Drittel hat mir richtig Gänsehaut beschert, denn dann wurde es mit vielen unerwarteten und völlig überraschenden Wendungen unheimlich rasant. Die Atmosphäre ist spürbar düster und passt perfekt zu diesem spannenden Nordic Crime-Thriller. Ich wurde regelmäßig auf falsche Fährten geführt, bis zum Schluss bin ich nicht von selbst auf diese geniale Auflösung gekommen. Ein mega Showdown, der mir diesmal alle Fragen beantwortet hat, ist dem Autor sehr gelungen. Ein temporeiches Verwirrspiel an Verdächtigen hat dafür gesorgt, dass ich voll und ganz in den Bann gezogen wurde. Somit habe ich an dieser gut durchdachten Story diesmal nichts zu kritisieren. Einige Zusammenhänge waren anfangs etwas verwirrend, haben sich aber im Laufe der Handlung gut strukturiert entwickelt. Sie ergaben vollständige Bilder, die ich auch klasse vor Augen hatte. Denn der detaillierte, flüssige und authentische Schreibstil sorgt für eine lebendige Handlung, die ich mir auch als Film sehr gut vorstellen könnte.

Kommissarin Jessica Niemi und ihr Team ermitteln diesmal unter der neuen Hauptkommissarin Helena Lappi. Die angespannten Situationen zwischen den Ermittlern, besonders zwischen Niemi und Lappi, waren während den Ermittlungen deutlich zu spüren. Lappi ist ein Charakter, den ich anfangs nicht richtig einschätzen konnte. Im weiteren Verlauf hatte aber auch sie einige Überraschungsmomente parat. Dass ihr Niemi von Anfang an ein Dorn im Auge war, konnte ich deutlich an ihren Gedanken und Handlungen erkennen. Sie ist auf jeden Fall ein interessanter Charakter, der gut in diese Story reingepasst hat. Auch die restlichen Charaktere sind zwar skurril, jedoch interessant und sie haben sich in diesem Band deutlich tiefer entwickelt. Im Vordergrund steht ganz klar Niemi, die immer wieder von ihrer Vergangenheit eingeholt wird. Sie ist eine mysteriöse und taffe Erscheinung, die unheimlich stark ist. Jedoch kommt ihre emotionale Seite regelmäßig zum Vorschein, sodass sie mir insgesamt sehr sympathisch war. Ihre düstere Vergangenheit wird regelmäßig zur Sprache gebracht, ihr aktuelles Geheimnis versucht sie mit allen Mitteln vor ihren Kollegen zu verheimlichen. Denn sie lebt in zwei Welten, die unterschiedlicher nicht sein können. Die Stimme ihrer toten Mutter führt sie durchs Leben, diese Situationen sorgten für leichte Mystery-Momente. Dass die taffe, finnische Ermittlerin immer für die falschen Männer Gefühle entwickelt, wird auch in diesem Thriller wieder deutlich.

Der Plot ist wirklich geschickt und gut durchdacht aufgebaut. Ständig war ich am Miträtseln, um eine Verbindung der verschwundenen Blogger, der zahlreichen Manga-Bilder und den mysteriösen Hashtags auf Instagram zu erkennen. Manga-Fetischisten sind nur ein Bruchteil von grausamen Machenschaften, die mit der Zeit ans Licht kamen. Dieser brutale und verstörende Ausmaß wurde bis zum Schluss detailliert beschrieben, damit die hier beschriebenen Abgründe zum Greifen nah waren. Für mich ist "Teufelsnetz" eine enorme Steigerung zum ersten Band, weshalb ich eine glasklare Leseempfehlung ausspreche!

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Veröffentlicht am 14.12.2021

Bist du bereit für den Sprung ins Licht?

Kleine Engel
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"Kleine Engel" ist ein Thriller von Daniel Kohlhaas, der am 01.07.2021 in der Verlagsgruppe Droemer Knaur erschienen ist. Dieser düstere Psychothriller hat mich nicht nur geschockt, sondern auch zum Nachdenken ...

"Kleine Engel" ist ein Thriller von Daniel Kohlhaas, der am 01.07.2021 in der Verlagsgruppe Droemer Knaur erschienen ist. Dieser düstere Psychothriller hat mich nicht nur geschockt, sondern auch zum Nachdenken angeregt und zugleich sehr berührt. Das Thema Sterbehilfe, welches in Deutschland aus ethischen Gründen immer wieder stark diskutiert wird, hat in dieser rasanten Handlung das Kommando übernommen. Was für die einen Hilfe bedeutet und einen Akt der Menschlichkeit darstellt, meint für Widersacher der Sterbehilfe einen Eingriff ins Leben. Noch kritischer ist es bei Kindern, die nach ihrem Willen meistens überhaupt nicht gefragt werden. Schwerkranke Kinder, die mit permanenten Schmerzen im Hospiz auf ihr Ende warten, werden in "Kleine Engel" von einem sich selbst ernannten Retter erlöst. Denn er will ihnen ihre Schmerzen nehmen, damit sie nicht weiter unendliche Qualen erleiden müssen. Für diese Person ist es kein brutaler Akt des Tötens, sondern er will, nachdem er das Vertrauen zu den Kindern aufgebaut hat, helfen und sie so sanft wie möglich von ihren unendlichen Leiden erlösen. Doch die Frage, warum dieser jemand sich als Gott aufführt und den todkranken Kindern seine Hilfe anbietet, hat mich während der Handlung unheimlich interessiert. Die Beweggründe des Täters haben mich auf der einen Seite schockiert, aber durch Rückblenden aus seiner Vergangenheit konnte ich seine Meinung zum Thema Sterbehilfe immer besser verstehen. Er sieht es als seine Aufgabe an, diese Kinder von ihren Qualen zu erlösen und ihnen zu ermöglichen, in Würde zu sterben. Seine Gedankengänge und die Gründe seiner Taten wurden mit der Zeit sehr deutlich. Obwohl er Kinder umbringt, wurde er nicht als ein kaltblütiges Monster dargestellt, welches wahllos Kinder abschlachtet. Seine Vergangenheit hat ihn geprägt und er ist deshalb der Meinung, den Kindern mit seiner Hilfe einen Gefallen zu tun. Dass nur er sich als Retter der Kinder sieht, ist ihm klar, weshalb er seine Taten extrem sorgfältig durchplant und äußerst vorsichtig in die Tat umsetzt.

Der Plot besteht hauptsächlich aus dem sehr heiß diskutiertem Thema der Sterbehilfe bei Kindern, welcher mich von Anfang an gefesselt hat. Selbstmord oder Mord, diese Frage stellt sich Kommissar Simon Winter. Er erfährt zufällig von Lilli, die aus dem Fenster ihres Zimmers eines Kinderhospizes gestürzt ist. Die anfänglichen Ermittlungen werden schnell abgeschlossen, da von Selbstmord ausgegangen wurde. Doch kann ein 10-jähriges, todkrankes Mädchen, dessen Wunsch es war, wie Skye von den Paw Patrols fliegen zu können, sich selbst in den Tod stürzen? Die Frage wurde mir hier am Anfang direkt mit Nein beantwortet, da ich Zeugin dieser Tat wurde. Ich hatte bildlich vor Augen, wie er der kleinen Lilli behutsam hilft, in den Tod und seiner Meinung nach in den Frieden zu fliegen. Der Täter wird nicht als grausam und unberechenbar dargestellt, der sich an den Tod seiner Opfer erfreut und sich im Rausch befindet. Da er stark mit seiner Vergangenheit zu kämpfen hat, habe ich teilweise Mitleid mit ihm empfunden. Die Frage, ob das Böse in jedem Menschen steckt, ist ein Nebenthema, welches sich Kriminalpsychologin Nadja Bergendahl stark mit beschäftigt. Gemeinsam mit Simon Winter versucht sie herauszufinden, ob es weitere Morde in Kinderhospizen gibt, die als Selbstmord abgestempelt wurden. Bergendahls' Ermittlungen kommen rein zufällig mit ins Spiel, denn eigentlich will sie mit Helge Rennen, ihrem Kollegen und Journalisten, ihren True Crime Podcast in Gummersbach vor einem kleinen Publikum promoten.

Der Thriller ist spannend angelegt. Mich haben überraschende Wendungen erwartet, mit denen ich nicht gerechnet habe. Obwohl ich von Anfang an wusste, dass Lillis' Tod kein Selbstmord war, hat mir die Handlung eine Menge Gänsehaut beschert. Die Identität des Täters hat sich hinausgezögert, seine Gedanken und Handlungen konnte ich regelmäßig aus seiner Perspektive herauslesen. Nicht nur er kommt zu Wort, ein Wechsel aus seiner, Winters' und gelegentlich Bergendahls' Perspektive haben für Abwechslung gesorgt. Dass auch Winter ein Päckchen aus seiner Vergangenheit mit sich trägt, konnte ich relativ früh herauslesen. Was ihn persönlich belastet, habe ich nach und nach erfahren, somit konnte ich auch sein Handeln besser verstehen. Er verlässt sich, wie auch in diesem Fall, auf seinen messerscharfen Instinkt und erkennt auf den ersten Blick, dass Lillis' Tod im Hospiz kein Suizid war. Er beginnt zu recherchieren und kommt somit durch hartnäckigen und gründlichen Ermittlungen einer grausamen Entdeckung auf die Spur.

Die Protagonisten sind nicht allzu tief ausgearbeitet. Jeder einzelne besitzt Geheimnisse, die erst nach und nach gelüftet wurden. Viele Andeutungen wurden wie Puzzleteile eingestreut, damit ich am Ende ein komplettes Bild erhielt. Da Winter zwischen Gummersbach und Nümbrecht hetzt, wurde es nie langweilig. Genauso gehetzt empfand ich die kompletten Handlungen und besonders den Schreibstil, was mir persönlich sehr gut gefallen hat. Daniel Kohlhaas schreibt rasant, packend und direkt. Durch die teilweise kurzen und abgehackten Sätze wirkte die Geschichte für mich deshalb sehr lebendig. Auch die kurzen Kapitel sorgten für einen schnellen Lesefluss. Dieser Psychothriller überzeugt ohne blutige Szenen, der Plot hat mich nicht losgelassen und mich Seite für Seite in den Bann gezogen. Die Spannung war während des gesamten Handlungsverlaufs präsent, besonders das Finale hat mich ziemlich geschockt. Der Täter gibt sich von Anfang an zu erkennen und lässt die Polizei trotzdem lange im Dunkeln tappen, dies gefiel mir unheimlich gut. Ein Thema, welches zum Nachdenken anregt, sorgt dafür, dass man diesen Thriller, der in vier Teile aufgeteilt ist, nicht so schnell vergisst. Von mir eine klare Leseempfehlung und hervorragende 4,5 Sterne.

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Veröffentlicht am 12.12.2021

Eine rasante Verfolgungsjagd mit vielen Einblicken aus den Abgründen menschlicher Seelen!

606
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606 Häftlinge aus der Flucht. Die Jagd beginnt!

Ein genial inszenierter Massenausbruch aus einem Hochsicherheitsgefängnis mitten in der Wüste von Nevada: 606 der gefährlichsten Verbrecher ‒ Mörder, Psychopathen, ...

606 Häftlinge aus der Flucht. Die Jagd beginnt!

Ein genial inszenierter Massenausbruch aus einem Hochsicherheitsgefängnis mitten in der Wüste von Nevada: 606 der gefährlichsten Verbrecher ‒ Mörder, Psychopathen, Wahnsinnige und anderen Gewalttätern ‒ schwärmen in alle Himmelsrichtungen aus und verbreiten Schrecken und Chaos. Die größte Menschenjagd in der US-Geschichte beginnt. Doch für einen der Flüchtigen, John Kradle, ist dies die einzige Chance, endlich seine Unschuld zu beweisen, fünf Jahre nach dem Mord an seiner Frau und seinem Kind. Er muss den Strafverfolgungsbehörden nur immer einen Schritt voraus sein. Allerdings hat sich auch eine Aufseherin des Todestrakts, Celine Osbourne, an seine Fersen geheftet. Sie hat sehr persönliche Gründe, ihn zu hassen ‒ und sie weiß anscheinend ganz genau, wo er hin will...


"606" (Originaltitel‎: The Chase) von Candice Fox ‎ist ein Thriller, der am 21. November 2021 im Suhrkamp Verlag erschienen ist. 467 Seiten knallharte Spannung, Action und makaberer Humor haben dafür gesorgt, dass ich mich bestens unterhalten gefühlt habe. Ich habe schon einige Thriller der australischen Autorin gelesen und wurde bis jetzt nie enttäuscht, meine Erwartungen an diese wirklich filmreife Story haben sich wieder komplett erfüllt. Besonders die skurrilen Protagonisten machen diese rasante Handlung zu einem brillanten Thriller. Neben unheimlich bösen Jungs der schlimmsten Sorte kommen hier besonders die Aufseherin des Todestrakts Celine Osbourne und der flüchtige Häftling John Kradle regelmäßig zu Wort. So konnte ich beide Hauptprotagonisten besonders gut kennenlernen und dessen Gedanken und Handlungen besser verstehen. Warum Osbourne es extrem auf Kradle abgesehen hat, konnte ich dank Rückblicke aus ihrer Vergangenheit erfahren und sie so auch verstehen. Ihre Vergangenheit, die sie nicht nur traumatisiert hat, ist vor allem aber auch der Grund, warum sie sich kein anderes Leben als Aufseherin der Todeskandidaten im Knast vorstellen kann. Sie übt ihren Job peinlichst genau aus, damit es ihren Häftlingen in ihrer restlichen Lebenszeit so schlecht wie möglich geht. Osbourne fand ich mit der Zeit immer sympathischer, denn hinter ihrer harten Schale steckt ein weicher Kern, der im Laufe der Handlung zum Vorschein gekommen ist. Sie ist ein gut ausgearbeiteter Charakter mit einer konsequenten, knallharten Art und derben Humor, welche mir richtig gut gefallen haben. Sie ist kein Püppchen, die im Knast der heißen und trockenen Wüste für Zucht und Ordnung sorgt.

John Kradles' rasante Flucht enthält einige überraschende Handlungen parat, besonders am Anfang. Denn direkt nach seinem Ausbruch wurde er gezwungener Weise von einem Mithäftling begleitet, der ihm die Flucht erschwert hat. Nicht nur seine Angst konnte ich in dieser Zeit deutlich herauslesen und spüren, auch sein Vorhaben, den Mörder seiner Familie zu finden, wurde unter diesen Umständen extrem erschwert. Er trifft Entscheidungen, die ihm zu seinem Erzfeind führen und auch bei ihm konnte ich dank einigen Rückblenden aus seiner Vergangenheit mehr über seinen Charakter erfahren, seine skurrile Art hat mir ebenfalls gut gefallen. Einige Mithäftling haben in dieser Handlung etwas Raum eingenommen, dessen Charaktere jedoch nicht tiefer ausgearbeitet wurden. Einen groben Eindruck der schlimmsten Verbrecher Nevadas konnte ich mir trotzdem machen, besonders der "Würger" hat für einige Gänsehautmomente gesorgt. Dieser ständig wechselnde Perspektivenwechsel hat mir unheimlich gut gefallen, denn er sorgt so für ordentlich Abwechslung.

Die Wahrheit, auf die Kradle so lange gewartet hat, fand ich ehrlicherweise schon ziemlich an den Haaren herbeigezogen. Etwas sehr weit hergeholt empfand ich auch das Ende, was mich jedoch nicht unheimlich groß gestört hat. Die Protagonisten und auch die Handlung sind skurril, von der Realität weit entfernt. Meiner guten Unterhaltung hat dies trotzdem nicht geschadet, im Gegenteil. Neben den gut ausgearbeiteten Hauptprotagonisten gefiel mir auch der konstant hohe Spannungsbogen. Der Schreibstil ist wie gewohnt flüssig, bildlich und spannend. Der schräge, spannende, brutale, actionreiche und teils humorvolle Plot mit regelmäßig obszönen Dialogen hat mich von Anfang bis Ende bestens unterhalten. Die abwechslungsreichen und kurzen Kapitel sorgten für einen schnellen Lesefluss, wie jemand wegen einem seiner Meinung nach falsch lackierten Zaun austicken kann und deshalb aus Rache zum Mörder wird, hat mich in dieser Handlung echt geschockt. Diese rasante Verfolgungsjagd mit vielen Einblicken aus den Abgründen menschlicher Seelen empfehle ich ohne Wenn und Aber weiter!

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Veröffentlicht am 10.12.2021

Ein spannendes, packendes und atemberaubendes Psychospiel!

21 Tage
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Jahrelang wähnte Louisa sich in Sicherheit. Die Erinnerung an das dunkelste Kapitel ihrer Vergangenheit war beinahe verblasst. Doch dann erhält sie eine verstörende Mail. Im Betreff ein Countdown: »Noch ...

Jahrelang wähnte Louisa sich in Sicherheit. Die Erinnerung an das dunkelste Kapitel ihrer Vergangenheit war beinahe verblasst. Doch dann erhält sie eine verstörende Mail. Im Betreff ein Countdown: »Noch 21 Tage«. Der Inhalt, eine Horrorgeschichte. Sie beschreibt Louisas eigenen Tod. Eine dumpfe Beklommenheit ergreift von ihr Besitz. Plötzlich fühlt Louisa sich beobachtet, verfolgt, kämpft gegen ihre wachsende Angst. Und dann lässt eine weitere Mail keinen Zweifel mehr zu: Jemand will mit ihr abrechnen, jemand, der ihr Geheimnis kennt. Der Countdown läuft, und für Louisa gibt es kein Entrinnen...


Der Psychothriller "21 Tage" von Ann-Kristin Gelder, der am 15. November im Goldmann-Verlag erschienen ist, hat mir spannende, packende und atemberaubende Lesestunden beschert. Mir haben die 352 Seiten purer Nervenkitzel unheimlich gut gefallen. Schnell wurde klar, dass ein anonymer Verfasser Louisa wegen eines Jugendstreiches, der in ihrer Schulzeit außer Kontrolle geraten ist, mit angsteinflößenden E-Mails in Angst und Schrecken versetzt. Auch von diesem Jugendstreich, für den sie ihn damals hielt und längst in ihre hinterste Ecke verdrängt hat, erhielt ich relativ schnell eine grobe Zusammenfassung. Mit den aktuellen Geschehnissen kommt plötzlich auch Reue auf, die ihr jedoch nichts mehr bringt. Mir hat dieser nervenzerreißende Rachefeldzug unheimlich gut gefallen. Denn ab der ersten Mail ist sich Louisa in ihrem abgelegenen Haus nicht mehr sicher. Sie ist komplett gefangen und ausgeliefert in einem Spiel aus Rache und Wahnsinn. Ich konnte ihre Emotionen, besonders ihre Angst beim Lesen sehr deutlich spüren. Je tiefer ich in die Handlung eingetaucht bin, desto unsicherer wurde ich mir wegen dem Verhalten des Nervenbündels. Stellenweise war ich mir selbst nicht mehr sicher, ob Louisa in einer grausamen Realität lebt oder ob der Wahn sie beschlagnahmt hat.

Ich wurde regelmäßig zum mitspekulieren angeregt, denn in diesem perfiden Psychospiel war von Anfang an klar, dass die Vergangenheit noch nicht mit Louisa abgeschlossen hat. Sie kontaktiert ihre ehemalige Clique, um dem Verfasser auf die Spur zu kommen. Doch alle infrage kommenden Personen leben nicht mehr, weshalb sie sich einer ehemaligen Mitbewohnerin ihres verstorbenen Jugendfreundes anvertraut. Da sie sich bei ihr endlich ernst genommen fühlt, schüttet sie der fremden Person ihr Herz aus und gibt Details der verstörenden E-Mails preis. Auch gibt sie ihr Vorhaben nicht auf, weiter hinter die Wahrheit zu kommen. Als sich Tag Zero nähert, verliert sie immer mehr die Kontrolle über sich, denn die Horrorkurzgeschichten aus den E-Mails haben ihre Tage in komplette Angst, Schrecken und Isolation versetzt. Deshalb ist sie sich sicher, dass am Tag Zero ihr letztes Stündlein geschlagen hat. Noch dazu vertraut sie sich den falschen Menschen an und erlebt einen Alptraum, den sie sich selbst mit ausgedacht hat.

Es wird aus Louisas' Perspektive geschrieben, sodass ich ihre Angst und Panik deutlich miterleben konnte. Zwischendurch werden die E-Mails, die mit "Der Tod fand Louisa um Mitternacht…" beginnen, eingeblendet. Diese haben ihr auf eine perfide Art verdeutlicht, dass sie noch einiges zu überleben hat, bis Tag Zero an der Reihe ist. Der letzte Tag des Countdowns ergab ein rasantes und spannendes Finale mit einer unvorhersehbaren Wendung, die mich richtig überrascht hat. Bei dem Verfasser hatte ich kurz davor einen Verdacht, um wem es sich handeln könnte. Dieser hat sich jedoch nicht bestätigt. Es wurden geschickt kleine und unscheinbare Fährten aufgestellt, bei einer Eieruhr wurde ich dann skeptisch. Obwohl ich dem Täter halb auf der Spur war, kam es dann doch anders als erwartet. Die durchgängig düstere und unheimliche Atmosphäre ist der Autorin hervorragend gelungen, abends gelesen kann sich der Inhalt dieses Thrillers zu einer schaurigen Horrorgeschichte entwickeln.

Ann-Kristin Gelder hat es geschafft, eine unerträgliche Spannung aufzubauen, die bis zum Schluss angehalten hat. Vor allem wurde mein Bangen mit Louisa mit der Zeit immer intensiver, am liebsten hätte ich ihr während des Lesens meine Meinung zugeschrien und ihr geholfen, aus diesem Spiel herauszukommen. Da ihr Nervenkostüm in den hier beschriebenen Extremsituationen immer dünner wurde, wurde sie in ihren Handlungen auch nachlässiger. Deshalb musste sie auf diesem Weg spüren, dass es dem psychopathischen Verfasser mit seinem Psychospiel sehr ernst ist und das Weglaufen keine Option ist. Das waren so Situationen, da ist mir regelmäßig ein Schauer über den Rücken gelaufen. Der Plot ist fesselnd und gut durchdacht, der bildliche, spannende und flüssige Schreibstil hat dafür gesorgt, dass ich in kurzer Zeit mit dem Buch fertig war. Mit "21 Tage" hatte ich eine Menge Schauder und Thrill, weshalb ich eine klare Leseempfehlung für diesen Psychothriller ausspreche!

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Veröffentlicht am 08.12.2021

Ein spannender Kriminalfall, der von einer authentischen Anwältin aufgedeckt wird!

Totwasser
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Ein grausamer Mord, ein tödliches Geheimnis und eine gefährliche Freundschaft!
Gleich die erste Mandantin ihrer Neugegründeten Kanzlei stellt die Anwältin Linn Geller vor gewaltige Probleme: Grace Riccardi ...

Ein grausamer Mord, ein tödliches Geheimnis und eine gefährliche Freundschaft!
Gleich die erste Mandantin ihrer Neugegründeten Kanzlei stellt die Anwältin Linn Geller vor gewaltige Probleme: Grace Riccardi ist wild entschlossen, den Mord an ihrem Ehemann zu gestehen. Linn findet jedoch schnell Hinweise auf die Unschuld der Frau. Warum will sie freiwillig ins Gefängnis gehen? Oder ist Grace doch die Mörderin? Linn beginnt auf eigene Faust zu ermitteln und wird plötzlich von der Jägerin zur Gejagten...

"Totwasser" ist ein Kriminalroman und der erste Band der Linn Geller-Reihe von Julia Hofelich, der als Neuauflage am 26.10.2021 als E-Book im be-eBooks-Verlag erschienen ist (Bastei Lübbe). Ich habe vor einiger Zeit den zweiten Band "Nebeljagd" gelesen, der mir damals unheimlich gut gefallen hat. Deshalb hatte ich mir feste vorgenommen, den Vorgängerband zu lesen. Da ich mit dieser Neuerscheinung wieder dran erinnert wurde, habe ich es diesmal schnell nachgeholt und auch "Totwasser" konnte mich komplett überzeugen. Nach einem spannenden Prolog wurde meine Neugier extrem gesteigert, der Titel Totwasser passt sehr gut zum Inhalt. Auch das düstere Cover ist farblich toll gestaltet und passt perfekt. Der Spannungsbogen war von Anfang an vorhanden, der sich auch bis zum Schluss halten konnte. Ich wurde komplett in den Bann gezogen. Offenen Fragen aus Linn Gellers' Vergangenheit, die ich noch aus dem zweiten Band im Kopf hatte, wurden hier klar beantwortet und ich konnte einige Details aus ihrer traumatischen Vergangenheit erfahren, als ein Unfall ihr Leben komplett verändert hat. Denn eine Narbe im Gesicht und ein hinkendes Bein haben die Frankfurter Anwältin verändert. Da aus Gellers' Perspektive geschrieben wird, konnte ich ihre Gedanken, Gefühle und Handlungen sehr gut nachvollziehen. Wie sie vor ihrem Unfall als Star - Anwältin in Wirtschaftsrecht in einer Grosskanzlei gelebt hat, kam zwischendurch immer wieder zu Wort.

Da die Autorin als Anwältin gearbeitet hat und somit selbst aus dem Juristenbereich kommt, ist die Geschichte sehr realistisch und authentisch. Ich erhielt viele Eindrücke aus dem Leben und der Arbeit einer Anwältin, was mir sehr gut gefallen hat. Obwohl Linn Geller hier mit ihrem Kollegen Götz Nowak noch in den Renovierungsarbeiten der frisch gegründeten Kanzlei in Stuttgart steckt, verteidigt sie das bekannte Model Grace Riccardi als ihre Pflichtverteidigerin, die ihren berühmten Mann kaltblütig ermordet haben soll. Da Riccardi die Tat sofort gesteht, merkt Linn schnell, dass viel mehr hinter dem mysteriösen Mordfall steckt. Sie bekommt immer mehr Zweifel an Riccardis' Geständnis und da noch keine Leiche ihres Mannes gefunden wurde, stellt sie Nachforschungen auf eigene Faust an. Sie ermittelt nicht nur in Stuttgart, sondern auch am Tatort in Cornwall. Sie reist dorthin und bekommt immer mehr Antworten auf ungeklärte Fragen. Dabei erhält sie Hilfe vom englischen Polizisten Harris, dem sie auch emotional nicht abgeneigt ist. Nichts ist in diesem Fall so, wie es auf den ersten Blick scheint, denn Linn bekommt Einblicke in menschliche und wahnsinnige Abgründe, mit denen sie nicht gerechnet hat. Sie gerät in ein nervenzerreißendes Finale, welches mir eine Gänsehaut beschert hat.

Die Handlung enthält viele unerwartete Wendungen, die für mich nicht zu durchschauen waren. Der Plot ist geschickt und gut durchdacht aufgebaut, auch die Atmosphäre stimmt mit jeder Handlung überein. Ich wurde auf falsche Fährten geführt, denn ich habe mir zwischendurch oft den Kopf zerbrochen, wie alle Indizien nun zusammen gehören könnten. Aber wie gesagt bin ich auf den unvorhersehbaren Showdown nicht von alleine gekommen. Der Schreibstil ist klasse. Julia Hofelich schreibt sehr flüssig, authentisch, spannend und unterhaltsam. Da ich zwischen Linns' Ermittlungen zum Fall auch wieder einiges über den sehr sympathischen Anwalt Götz Nowak erfahren konnte, ist die Handlung sehr abwechslungsreich. Denn auch er hat ein Problem, welches Linn mitbetrifft. Deshalb muss sie sich nebenbei auch noch um ihre gemeinsame berufliche Zukunft kümmern. Detaillierte Beschreibungen zaubern klare Bilder im Kopf und ich konnte das Geschehen in Frankfurt und Cornwall sehr gut mitverfolgen. Dass Linn wegen ihres Aussehens leidet, wurde regelmäßig erläutert. Mir waren diese Erwähnungen irgendwann doch zu viel, da mich diese ständigen Wiederholungen ab der Mitte dann langsam genervt haben. Dies ist auch mein einziger Mängelpunkt, denn ansonsten ist dies wieder ein rasanter und gelungener Kriminalroman, den ich ohne Wenn und Aber weiterempfehle!

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