Ein unheimlich fesselnder Thriller, der die grausamsten und abartigsten Abgründe offenbart!
Im Auge des Zebras"Im Auge des Zebras" von Vincent Kliesch ist ein Bösherz-Thriller und der Reihen-Auftakt der Ermittlerin Olivia Holzmann, der am 30. Dezember 2021 im Droemer Knaur-Verlag erschienen ist. In diesem spannenden ...
"Im Auge des Zebras" von Vincent Kliesch ist ein Bösherz-Thriller und der Reihen-Auftakt der Ermittlerin Olivia Holzmann, der am 30. Dezember 2021 im Droemer Knaur-Verlag erschienen ist. In diesem spannenden Thriller muss die äußerst sympathische Berliner Kommissarin gleich zwei Fälle lösen: Einen nur zur Hälfte aufgeklärten Fall aus der Vergangenheit und einen aktuellen, den es eigentlich gar nicht geben kann. Doch da sie nicht an Zauberei glaubt, ist sie sich sicher, ein mysteriöses Rätsel lösen zu müssen, welches sie ohne Hilfe nicht alleine aufklären kann. Denn sie ist einem Psychopathen auf der Spur, der von ihr das unmögliche verlangt. Sieben entführte Jungen müssen gerettet werden, doch wenn das Rätsel des Entführers nicht rechtzeitig gelöst wird, werden sie sterben. Es beginnt ein Wettlauf gegen die Zeit. Olivia Holzmann versucht eine Verbindung zu einem 20 Jahre alten ungelösten Fall herzustellen. Verzweifelt lässt sie sich auf den russischen Drogenboss Sokolov ein, der nach einer kurzen Festnahme wieder ein freier Mann ist. Da er seinen kurzen Hafturlaub unter anderem Holzmann zu verdanken hat, will er ihr zum Dank beweisen, dass er nichts mit den entführten Jungen zu tun hat. Er gibt ihr ebenfalls rätselhafte Tipps, die trotzdem nicht zum Erfolg führen. Hier habe ich mich zuerst gefragt, ob er die taffe Kommissarin in die Irre führen will, um nicht weiter unter Verdacht zu stehen. Sokolov wurde anfangs kurz, jedoch gut vorgestellt, sodass ich innerhalb kurzer Zeit ein klares Bild von ihm hatte. Sich mit ihm anzulegen wäre für einige das Todesurteil, jedoch fand ich ihn später gar nicht mehr so unsympathisch. Da er von sich überzeugt ist, zaubern zu können, war Holzmann sich anfangs ziemlich sicher, den richtigen Täter erwischt zu haben.
Doch neue Erkenntnisse, die die verzweifelte Ermittlerin von dem pensionierten Severin Boesherz nach langem hin und her, betteln und bitten erhält, lassen das unlösbare Rätsel klarer erscheinen. Sie muss Verstrickungen aus dem alten Fall herausfinden und kommt Abgründen auf die Spur, die mich wirklich hart getroffen haben. Die Gründe für die Entführungen und vor allem die Vergangenheit des Täters bringen am Ende Licht in die grauenvolle Handlung. Hier hatte ich Einblicke aus einer sehr traumatischen Vergangenheit, die nichts für Zartbesaitete ist. Ich konnte dessen Gedanken mit der Zeit immer besser verstehen, seine für ihn nachvollziehbaren Handlungen wurden immer deutlicher. Er kam regelmäßig zu Wort, jedoch war ich mir seiner wahren Identität bis zum Schluss nicht sicher. Da das rasante Finale alle offenen Fragen aufgeklärt hat, habe ich zwischen Wut und Mitleid geschwankt. Zum Ende hin gab es Situationen, wo ich wirklich mitgefiebert und mitgelitten habe, meine Nerven waren bis zum Zerreißen angespannt. Olivia Holzmann kommt Abgründen auf die Spur, die widerlicher nicht sein können. Das schreckliche, reale und leider immer aktuelle Thema Kinderhandel wurde eingebaut, wo ich teilweise einfach nur mit dem Kopf schütteln konnte. Wie sich der Wahn eines tief sitzenden Traumas mit der Realität vermischen kann und wie Opfer zu Täter werden hat der Autor wirklich hervorragend verdeutlicht.
Die Protagonisten sind alle gut und tief ausgearbeitet, besonders Olivia Holzmann. Nicht nur sie, auch ich als Leserin wurden ständig auf falsche Fährten geführt. Sie kam mir von Anfang an sehr authentisch und sympathisch rüber, ihre Gedanken und Handlungen konnte ich ebenfalls sehr gut nachvollziehen. Dass ihr, während sie fieberhaft nach den Kindern sucht, übel mitgespielt wurde, hat sie zwar enorm enttäuscht, jedoch konnte sie weiterhin ihren Fokus professionell auf die Ermittlungen setzen. Sie ist eine Kämpferin, die wirklich bis zum bitteren Ende alles gegeben hat. Ihren Mentor Severin Boesherz dagegen konnte ich zu keiner Zeit so richtig einschätzen, da er auf der einen Seite keine Gedanken mehr an menschliche Abgründe vergeuden will, auf der anderen Seite aber Olivia nicht im Stich lassen will. Deshalb versucht er ihr zu helfen, indem er sie auf die richtige Spur führt. Es war ihm jedoch immer wichtig, dass sie den Fall alleine löst. Seine sture und lehrerhafte Art kam regelmäßig hervor, doch mit seiner messerscharfen Beobachtungsgabe ist er für den Fall unerlässlich. Auch gegenüber seinem Sohn Ferdinand bleibt er in seinem Verhalten konsequent, denn er weiß, dass er genau so ein geniales Genie wie er selbst ist. Als sich Ferdinand dann auch noch plötzlich in den Fängen des Täters befindet, verhält sich Boesherz sehr merkwürdig und zu dieser Zeit hätte ich ihn am liebsten angeschrien und ihn gefragt, warum er das Leben seines Sohnes aufs Spiel setzt. Er ist ein Charakter, der immer eine Überraschung in petto hatte. Man muss mit seiner Art wirklich klarkommen, deshalb konnte ich sehr gut verstehen, warum es Hartmann so schwergefallen ist, ihn um Hilfe zu bitten. Er fördert die Gabe seines Sohnes unter anderem mit Rätselspiele. Boesherz fordert ihn in dieser Handlung zwischendurch auf, einen seiner alten und kniffligen Fälle logisch zu enträtseln. Diesen Strang fand ich sehr interessant, der mich ebenfalls ziemlich zum Miträtseln angestiftet hat. Zu guter Letzt hat mich die pensionierte Kommissarin Esther Wardy auch ziemlich überrascht. Obwohl sie bei der Aufklärung des damaligen Falls beigetragen hat, konnte und wollte sie Olivia Holzmann nicht weiterhelfen. Sie machte zwar den Eindruck einer netten Rentnerin, doch auch sie hat mich im Laufe der Geschichte immer wieder auf die falsche Spur gelenkt. Besonders am Ende, als alle Puzzleteile ihren Platz eingenommen haben. Dieser, wie alle anderen Charaktere auch, ist sehr interessant, jede/r Protagonist/in hat bei mir definitiv auf seine/ihre Art und Weise Eindruck hinterlassen.
Die komplette Handlung enthält einen überraschenden Twist nach dem anderen. Der Plot ist geschickt, gut durchdacht, rätselhaft und unheimlich spannend. Viele Einzelheiten ergaben nach und nach ein schlüssiges Gesamtbild, ich habe ständig versucht, mitzurätseln. Auf die völlig überraschenden Wendungen bin ich jedoch nicht gekommen, auch wenn ich manchmal halb richtig lag. Eine unbekannte weibliche Person, die dem Täter als Einzige sehr nahe stand, war mir das größte Rätsel. Deshalb hat mich ihre Rolle umso mehr überrascht. Das Auge des Zebras hatte in dieser Handlung eine sehr wichtige Rolle. Am Ende wurde mir die Bedeutung dieses Tieres und ein bestimmtes Musikstück, was nicht nur in der Vergangenheit viel von Bedeutung hatte, nochmal sehr deutlich vor Augen geführt. Die verzwickte Geschichte ist sehr flüssig, bildlich und spannend geschrieben. Auch die kurzen Kapitel sorgten für einen schnellen Lesefluss, einige Cliffhanger haben das Weglegen des Buches manchmal richtig schwer gemacht. Ich empfand diesen Thriller von der ersten bis zur letzten Seite unheimlich fesselnd, ein wahrer Pageturner den man nicht verpassen sollte. Mir hat diese rätselhafte Entführungsgeschichte unheimlich gut gefallen, weshalb ich mich auf weitere Teile der Reihe sehr freue.