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Veröffentlicht am 21.07.2017

Leider ein missglückter Skandinavien- Thriller

Teufelskälte (Ein Fall für Tommy Bergmann 2)
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Der Thriller beginnt stimmungsvoll, kalt und düster. Gelesen und in Szene gesetzt wird dieses Hörbuch von Detlef Bierstedt, dem es gelingt, den Hörer in eine sehr düstere und bösartige norwegische Vorweihnachtszeit ...

Der Thriller beginnt stimmungsvoll, kalt und düster. Gelesen und in Szene gesetzt wird dieses Hörbuch von Detlef Bierstedt, dem es gelingt, den Hörer in eine sehr düstere und bösartige norwegische Vorweihnachtszeit zu entführen.
Einfach zu hören ist dieser Thriller aber nicht, es gibt immer wieder Zeitsprünge zwischen 1988 und dem aktuellen Fall. Man muss gut und aufmerksam zuhören um der Geschichte zu folgen.
Die Charaktere habe ich als überzeichnet und stereotyp empfunden. Die Mutter des Opfers von 1988 hat nicht mehr alle Tassen im Schrank, der Ermittler ist ein sich selbst hassender Frauenschläger, seine Kollegin eine inkompetente, hin- und hergerissene Single- Mutter, deren schwuler, bester Freund natürlich supernett, extrem gut aussehend und hat auch immer Zeit zum Babysitten und die fünfjährige Tochter ist ein überaus nerviges Gör. Da fiel es mir schwer Sympathie aufzubauen, am ehesten ist mir dies noch beim Oberarzt in Rasks psychiatrischer Klinik gelungen.
Der Fall dümpelt dann auch einige Zeit vor sich hin, nur um sich in den letzten Momenten zu überschlagen. Das ist alles ein bisschen schade, es ist einfach ein bisschen zu viel von Allem. Zu viel skandinavische Düsternis, zu viel anstrengende Klischee- Charaktere, zu viel zu lange nichts los, zu viel auf einmal am Ende los und dann noch ein derart offenes Ende, das man fast gezwungen werden soll, den Nachfolgeband zu kaufen. Da mache ich nicht mit, tut mir leid. Ich arbeite mich nicht durch zehn Stunden Hörbuch, von denen man fünf problemlos hätte wegschneiden können, nur damit das Einzige was am Ende aktuell und handlungsrelevant war, eben nicht aufgeklärt wird.
Ich habe mir wirklich Mühe gegeben die Geschichte zu mögen, aber so richtig kann ich mich für Teufelskälte nicht erwärmen. Meine Empfehlung kann ich nur für absolute Hardcore- Fans des Autors und totalen Skandinavien- Thriller- Fans aussprechen. Alle anderen sind z.B. mit Ragdoll von Daniel Cole als aktuellem Thriller wesentlich besser bedient.

Veröffentlicht am 30.06.2017

Kurt- in göttlicher Mission

Kurt in göttlicher Mission
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Auf das Buch wurde ich zufällig am Stand des Verlags auf der diesjährigen Leipziger Buchmesse aufmerksam und konnte dort sogar einen kleinen Plausch mit dem Autor halten.
Mit „Kurt- in göttlicher Mission“ ...

Auf das Buch wurde ich zufällig am Stand des Verlags auf der diesjährigen Leipziger Buchmesse aufmerksam und konnte dort sogar einen kleinen Plausch mit dem Autor halten.
Mit „Kurt- in göttlicher Mission“ hat Autor Sascha Raubal ein witziges Stück deutscher Urban Fantasy geschaffen.
Bereits beim Cover bricht das Buch mit den üblichen Fantasy- Klischees, der Titelheld grinst einem im Comic-Stil entgegen und erinnert ein wenig an Arnold Schwarzenegger (ist aber zum Glück deutlich geistreicher als der Österreicher in seinen Actionrollen).
Kurt Odensen, ein Ex- Soldat, schlägt sich in München recht eintönig als Privatdetektiv durchs Leben, gefangen zwischen den immer gleichen Aufträgen a la „Treuetest“. Doch als Friedl Marx, Mitbegründer einer atheistischen Bewegung, ihn bittet wegen einer Serie von Anschlägen und Drohungen gegen seine Organisation zu ermitteln, wird Kurt in einen Strudel wahnwitziger Ereignisse hineingezogen.
Der Autor hat einen guten Plot erschaffen, der leichte Parallelen zu Neil Gaimans American Gods erkennen lässt, aber noch konsequent weitergeht, wo der Amerikaner sich nicht getraut hat oder nicht weitergehen wollte. Die Charaktere sind gut konstruiert und handeln durchaus glaubwürdig. Die Dialoge sind oft humorgespickt, was für Auflockerung zwischen manchen eher düsteren Anklängen sorgt. Kritisch anzumerken ist, dass die Story ein paar Längen aufweist, so sind die Geplänkel zwischen dem atheistischen Marx und der katholischen Angie zwar anfangs witzig, werden jedoch schnell vorhersehbar. Ebenso sind einige Begebenheiten m.M. unnötig detailliert beschrieben. Man hätte gewiss das Buch um 10-15% der Seiten kürzen können und hätte ein gestraffteres und packenderes Buch erhalten.
Mein Fazit:
Ein tolles deutsches Urban- Fantasy Werk, das konsequent mit Klischees bricht, sich dabei aber erfrischend, leicht und witzig liest. Es leidet ein klein wenig unter dem „langes- Buch- Syndrom“, was der Güte aber keinen großen Abbruch tut, da die Geschichte trotzdem fesselnd ist. Für dieses Lesevergnügen gibt es von mir 4 Sterne.

Veröffentlicht am 09.06.2017

In Teil 3 der Serie flaut die Spannung leider ab

Die unbekannte Schwester
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Die unbekannte Schwester ist ja schon der dritte Roman um die, mittlerweile ehemalige, Kaufhausdetektivin Carlotta "Lotta" Fiore.

Wieder einmal ist das Covermotiv sehr schön gestaltet, das teilweise ...

Die unbekannte Schwester ist ja schon der dritte Roman um die, mittlerweile ehemalige, Kaufhausdetektivin Carlotta "Lotta" Fiore.

Wieder einmal ist das Covermotiv sehr schön gestaltet, das teilweise auf dem Kopf stehende Motiv ist ein Eyecatcher.

Leider kann dieser Band das Niveau und das Spannungspotential seiner Vorgänger nicht ganz halten. Ich hatte den Eindruck der Fall um den "Selbstmord" Anton Jägers wird eher so nebenbei abgehandelt, während sich in Lottas Privatleben wieder allerlei ereignet und alles mal wieder drunter und drüber geht.

Lotta hat hier in dieser Geschichte ihren ersten Arbeitstag bei der Kriminalpolizei, Spott und Häme wegen ihrer Vergangenheit lassen nicht lange auf sich warten und zu allem Übel stellt sie dann noch fest, dass sie ab der nächsten Woche von ihrem Vorgesetzten direkt aufs Abstellgleis geschoben werden soll: Vorträge in Schulen halten. Durch einen Zufall wird sie an einen Tatort gerufen, an dem sie Hinweise auf sich selbst findet. Schnell stellt sie fest: nicht nur sie wird bedroht, auch ihr Umfeld ist in Gefahr.

Das klingt alles soweit ganz gut. Jedoch konnte ich die Handlungen mancher Charaktere wie z.B. Henriette nicht ganz nachvollziehen. Andere, eigentlich auch wichtige Charaktere, aus Lottas Patchwork-Familie wie Fanny werden mit zwei, drei Sätzen abgehandelt ohne sich weiter zu entwickeln.

Auch das Tempo ist in diesem Buch ein Knackpunkt, auf den ersten 200 Seiten passiert kaum etwas, am Ende kommt alles Knall auf Fall. Das ist ein bisschen schade, da man hier als Leser schon motiviert sein muss, um bei der Stange zu bleiben.

Der Kriminalfall selbst ist ganz interessant, jedoch auch hier bargen sich m.M. einige Schwächen, die mir nach wie vor nicht logisch erscheinen. Einiges wird zwar am Ende erklärt, manches bleibt jedoch merkwürdig. Ich kann dies leider nicht ausführlicher beschreiben ohne interessierte, potentielle Leser zu spoilern.

Zusammenfassend ist dieses Buch leider der vorläufige Tiefpunkt der Serie, immer noch ganz okay, aber nicht wirklich gut. Ich hoffe auf einen vierten Band der qualitativ wieder zulegt.

Veröffentlicht am 01.06.2017

Fahrschulfolter mit Lachgarantie

Man lernt nie aus, Frau Freitag!
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Das Hörbuch ist ungekürzt, definitiv ein Pluspunkt. Auf 4 CDs hat man fast 5 Stunden lang das Vergnügen, sich Frau Freitags Fahrschultortur mit ihr gemeinsam „anzutun“.

Frau Freitag ist ja nun wirklich ...

Das Hörbuch ist ungekürzt, definitiv ein Pluspunkt. Auf 4 CDs hat man fast 5 Stunden lang das Vergnügen, sich Frau Freitags Fahrschultortur mit ihr gemeinsam „anzutun“.

Frau Freitag ist ja nun wirklich nicht mehr die Jüngste (was ein gewisser Fahrlehrer ihr gegenüber immer wieder betont), doch trotzdem will sie jetzt endlich den Führerschein machen. Praktischerweise nimmt sie sich gerade ein Sabbatjahr, da kann sie sich ja ganz darauf konzentrieren, okay aufs Führerscheinmachen, Netflix gucken und natürlich aufs Rauchen.

Man begleitet sie durch den Erste- Hilfe- Kurs, die Theoriestunden, die Fahrstunden und natürlich auch die Prüfungen. All dies schildert sie mit der gewohnten, humorvollen Art, die man schon aus ihren früheren (Hör-)Büchern kennt und reflektiert auch über ihre eigene Arbeit, während sie die Fahrlehrer beim Fahrlehrersein beobachtet.

Herausheben muss man bei dieser Produktion die Sprecherin. Cathlen Gawlich macht nicht nur einen guten Job, nein sie macht einen absolut herausragenden Job! Ich war ja erst ein wenig traurig, dass dieses Hörbuch nicht von Carolin Kebekus gelesen wird, die ja bei „Chill mal Frau Freitag“ auch sehr gut vorgetragen hat, doch ich wurde sehr schnell eines Besseren belehrt. Mit ihrer Art die Stimme zu verstellen und die verschiedenen Charaktere zu sprechen, hebt Frau Gawlich den Text auf ein noch besseres Niveau. So habe ich den leiernd vorgetragenen Standard- Spruch von Fahrlehrer Dieter immer noch im Ohr (Mensch Määääädel!!!!) und auch Mikes genuscheltes „is doch nur Autobahn“, obwohl ich das Hörbuch schon vor Tagen zu Ende gehört habe. Man kann sich so gut mit der Geschichte identifizieren, dass ich mich einmal dabei ertappt habe, beim Autofahren (passt ja…) während des gefühlt hundertsten „Mensch Määääädel, mach doch wie Dieter das sagt!!!“ grinsend „Schnauze, Dieter!“ zu rufen.

Bei diesem Hörbuch kommen Erinnerungen an die eigene Fahrschüler- Zeit hoch. Es ist humorvoll geschrieben und toll vorgetragen und manchmal wirklich ein Angriff auf die Lachmuskeln. Ein tolles Hörvergnügen für Freunde der humorvollen Literatur. Nur eine Bitte: bitte verschenkt/ verleiht es nicht an Angsthasen, die noch nie in der Fahrschule waren aber noch hingehen wollen, es könnte sonst sein, dass sie dieses Projekt beerdigen.

Veröffentlicht am 25.05.2017

Ausbaufähiger Krimi

Glaube Liebe Tod
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Das Hörbuch besteht aus 2 mp3- CDs und wird von Oliver Siebeck, einem durchaus bekannten Hörbuchsprecher, gelesen.

Der Polizist Keunert will sterben, deswegen steht er hinter dem Geländer einer Rheinbrücke ...

Das Hörbuch besteht aus 2 mp3- CDs und wird von Oliver Siebeck, einem durchaus bekannten Hörbuchsprecher, gelesen.

Der Polizist Keunert will sterben, deswegen steht er hinter dem Geländer einer Rheinbrücke in Duisburg. Es ist an Polizeipfarrer Martin Bauer den Mann davon abzuhalten und dieser wählt den denkbar unwahrscheinlichsten Ansatz. Er springt selbst und lässt sich von Keunert retten.
Doch dieser verhinderte Selbstmord ist erst der Auftakt zu einem ungewöhnlichen Fall, den Kommissarin Verena Dohr zu lösen hat und für den Bauers Zweifel an Keunerts Motiven der Antrieb sind.

Das Duisburger Lokalkolorit verleiht diesem Roman etwas graues und tristes, was in Kontrast zum farbenfrohen Hörbuch- Cover steht, aber der Geschichte Tiefe verleigt. Die Charaktere wie Dohr und Bauer sind gut ausgearbeitet, viele der Nebencharaktere wirken allerdings flach und wenig ausgearbeitet. So erscheint Bauers Ehefrau fast nur als hysterische, um die Tochter besorgte Furie, die stets nur fordert aber nichts selbst unternimmt, sie bleibt bis zum Schluss extrem unsympathisch, das hätte man besser lösen können. Bei der Ehefrau des Polizisten Keunert erscheinen mir gewisse Verhaltensweisen unlogisch. Überhaupt kommen Frauen nicht gut weg: eine verräterische Prostituierte, eine untreue Frau, Bauers Ehefrau die Momzilla spielt. Alles ein bisschen hoffnungslos, ein bisschen trist, ein bisschen zu drückend und zu schwer. Man könnte meinen, die Geschichte wäre eigentlich ein Tatort-Drehbuch gewesen.

Die Auflösung des Plots hat mir nicht ganz gefallen, es war mir einerseits zu simpel und einiges auch nicht ganz verständlich. Ich denke der Hauptcharakter Bauer hat aber durchaus Potential, man müsste nur die Geschichte besser konstruieren und die Nebencharaktere besser und nachvollziehbarer ausarbeiten.
Oliver Siebeck hat aber einen tollen Job gemacht, er verleiht der Geschichte die richtige Grundstimmung.

Sprecher: 5 Sterne
Story: 3 Sterne
Macht für mich gesamt gute 4 Sterne und die Hoffnung auf eine Steigerung der Storyqualität in Teil 2.