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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 17.07.2019

Spannend und dabei völlig unblutig

Something in the Water – Im Sog des Verbrechens
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Das Besondere an diesem Thriller sind zwei Dinge.

Bereits auf Seite 1 haben wir quasi das Ende des Plots erreicht und doch fragt man sich gleich wie es so weit kommen konnte, dass Erin ihren Mann Mark ...

Das Besondere an diesem Thriller sind zwei Dinge.

Bereits auf Seite 1 haben wir quasi das Ende des Plots erreicht und doch fragt man sich gleich wie es so weit kommen konnte, dass Erin ihren Mann Mark beerdigt, selbst, heimlich, im Wald.

Andererseits, auch wenn es angesichts des gerade erwänten Todesfalls komisch klingt, habe ich selten einen Thriller gelesen/gehört der gleichzeitig fast völlig unblutig aber trotzdem extrem spannend ist.

Aber mal zurück zum Fast-Anfang: Erin und Mark sind ein junges Londoner Paar, er erfolgreicher Banker, sie eine ambitionierte Dokumentarfilmerin. Beide wollen bald heiraten, als die Finanzkrise zuschlägt und Mark seinen Job verliert. Trotz der damit einhergehenden Geldprobleme entschließen sich die beiden sich Flitterwochen auf Bora Bora zu gönnen, dort machen sie im Meer eine Entdeckung, die alles verändert...

Die Handlung wird aus Erins Perspektive erzählt und beinhaltet primär zwei Plots: Erin und Mark als Paar, wie sie mit ihrer Entdeckung umgehen und dann noch Erins Dokumentarfilmprojekt über Straftäter/innen die kurz vor der Entlassung aus dem Strafvollzug stehen.

Das wirklich Attraktive an diesem Thriller ist, dass sehr nah an den Protagonisten erzählt wird, man guten Einblick in rins Gedanken bekommt und man sich unweigerlich fragt: wie würde ich darüber denken, wie würde ich in dieser Situation handeln?

Hier gibt es keine unlogischen oder unbedachten Handlungen, so dass der Plot wirklich gut konstruiert wirkt und man wirklich im Sog der Handlung bleibt. Auch die Charaktere wirken nachvollziehbar und authentisch.

Das Ende fand ich, trotz des Anfangskapitels (wegen dem man sich bis kurz vor das Ende des Hörbuchs fragt wie es nur so weit kommen konnte) berraschend und gut aufgelöst.

Die Hörbuchausgabe ist an und für sich gut gemacht, allerdings empfinde ich Tanja Fornaros Stimme (sie klingt ein wenig wie die deutsche Synchronstimme von Claire Underwood aus House of cards) als ein wenig zu reif für Erins Charakter, die ja laut Selbstbeschreibung im Roman Mitte zwanzig ist.

Kurzum: ein empfehlenswerter Thriller, für alle die etwas für Spannung und unlutigen Thrill übrig haben.

Veröffentlicht am 15.07.2019

erfreulich klischeefrei

Prince of Passion – Nicholas
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Ich gebe ja zu, ich habe ein gespaltenes Verhältnis zu Erotikromanen. Oft ist da so viel fürchterliches Klischee drin. Er: wild, muskulös, stur. Sie: jungfräulich, naiv und strunzdumm.

Auch wenn dieser ...

Ich gebe ja zu, ich habe ein gespaltenes Verhältnis zu Erotikromanen. Oft ist da so viel fürchterliches Klischee drin. Er: wild, muskulös, stur. Sie: jungfräulich, naiv und strunzdumm.

Auch wenn dieser Roman mal wieder das Märchenklischee bedient und natürlich ohne Prinz und Aschenputtel nicht auskommt, sind die Charaktere, allen voran Olivia und Nicholas, erfreulich vielschichtig und geistig reif.

So ist Olivia immerhin eine fluchende, abgebrühte und toughe alleinverdienende Cafébesitzerin. Und Nicholas hat immerhin schon mal kapiert, dass er als Thronfolger Verpflichtungen hat. Lediglich der Storybogen verläuft ein wenig flach und ohne größere unvorhergesehene Ereignisse. Hier hätte man mehr herausholen können.

Dieses Buch taugt auf jeden Fall als leichte Unterhaltung zwischendurch und das erfreuerlicherweise ohne kiloweise Klischees.

Die Umsetzung als Hörbuch ist gut gelungen.

Veröffentlicht am 29.06.2019

Guter Plot

Zara und Zoë: Rache in Marseille
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Zwei Schwestern- die eine eine Kommissarin bei Europol, die andere die Kronprinzessin eines Verbrecherrings.

Als in Marseille ein 15- jähriges brutal ermordet wird, wird Europol- Kommissarin
Zara von ...

Zwei Schwestern- die eine eine Kommissarin bei Europol, die andere die Kronprinzessin eines Verbrecherrings.

Als in Marseille ein 15- jähriges brutal ermordet wird, wird Europol- Kommissarin
Zara von Hardenberg eingeschaltet. Dieser Fall führt sie zurück in ihre Kindheit, in einem der vergessenen Vorort-Stadtteile Südfrankreichs.

Sie ermittelt und stößt in der Familie des Mädchens auf Granit, doch sie und ihr Kollege ahnen, dass da etwas größeres dahintersteckt.

Der Plot an sich ist sehr spannungsreich, temporeich und auch schonungslos geschrieben. Die Handlung spielt zu einem guten Teil in den Banlieues von Nizza und Marseille. Autor Alexander Oetker bricht hier konsequent mit französischer Wohlfühlatmosphäre a la Provence und das tut diesem Buch gut. Man nimmt ihm seine im.Autorenporträt erwähnte journalistische Frankreich- Expertise definitiv ab.

Die Charaktere sind hingegen aber m.M. teilweise nicht gut zugänglich, die spezielle Art von Zara habe ich bis zum Ende des Buches nicht verstanden, auch wenn ihr Charakter gut mit dem ihrer Schwester Zoë kontrastiert.

Ein Logikfehler stört mich. Den kann ich hier nicht im Detail verraten, allerdings bezweifle ich stark, dass einfach Ungelernte 'ganz spontan und mal eben so' in den Polizeiberuf einsteigen können ohne dass sie sehr schnell entlarvt werden.

Bis auf diese Sache ein sehr guter und kompromissloser Krimi.

Veröffentlicht am 14.06.2019

Netter Bildband, fragwürdige Herausgeberin

Kunstgeschichte als Brotbelag
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Was ist im Endeffekt DAS deutscheste Gericht?

Belegtes Brot! Von Kindheit an kennt jeder Muttis bewährte Stullen, manchmal geliebt, manchmal verschmäht. Und was macht Mutti, wenn das olle Graubrot mit ...

Was ist im Endeffekt DAS deutscheste Gericht?

Belegtes Brot! Von Kindheit an kennt jeder Muttis bewährte Stullen, manchmal geliebt, manchmal verschmäht. Und was macht Mutti, wenn das olle Graubrot mit Belag verschmäht wird? Richtig! Das Kronjuwel der elterlichen Brotkunst ist das mit einem 'lustigen Gemüsegesicht' belegte Brot.

Marie Sophie Hingst hat das auf die Spitze getrieben, indem sie sich mit der Kunst der Menschheitsgeschichte beschäftigt und diese auf Brot mit Brotbelag nachgebildet hat.

Dieser kleine Bildband ist nett anzuschauen, manche Ideen wie beispielsweise die berühmte Fettecke sind sehr kreativ umgesetzt, andere wie ihre Monet- Interpretation schauen sogar lecker aus. Das Buch hätte an sich folglich 4 Sterne verdient.

Ob man die Herausgeberin aber, ob ihrer nachgewiesenen Hochstapelei bezüglich ihrer Holocaust- Familiengeschichte und des daraus resultierenden zuvor renommierten und preisgekrönten Blogs, durch einen Buchkauf unterstützen will darüber sollte man kurz nachdenken. Ich kann nicht umhin hier deshalb nur einen Stern zu vergeben.

Veröffentlicht am 14.06.2019

Würdige Fortsetzung

10 Stunden tot
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Mit 10 Stunden tot ist der mittlerweile 4. Band der Thriller- Reihe um den Ermittler Fabian Risk erschienen.

Den Band habe ich mir als von David Nathan eingesprochenes Hörbuch gegönnt.

Worum geht's?

Ein ...

Mit 10 Stunden tot ist der mittlerweile 4. Band der Thriller- Reihe um den Ermittler Fabian Risk erschienen.

Den Band habe ich mir als von David Nathan eingesprochenes Hörbuch gegönnt.

Worum geht's?

Ein Mörder wählt seine Opfer scheinbar zufällig aus. So hinterlässt er keine Spuren. Kommissar Fabian Risk und das Helsingborger Kommissariat stehen vor einem Rätsel.

Helsingborg ist nicht mehr der idyllischen Ort an der schwedischen Küste, der er mal war. Während eine Reihe von Morden die Stadt erschüttert, kämpft Kommissar Fabian Risk gegen sein ganz persönliches Leid: Seine Familie droht an seiner Arbeit als Mordermittler zu zerbrechen. Aber sein Job ist sein Leben. Er kann nicht anders und nimmt sich der Aufklärung der Morde an, doch er findet keine Spur. Risk und seine Kollegen ahnen nicht, dass der Täter seine Opfer durch ein Würfelspiel rein zufällig auswählt, genau wie die Mordwaffe und den Tatort. So lassen sich keinerlei Verbindungen zu ihm herstellen. Wird dieser Fall ungelöst bleiben?

Fangen wir mal mit der Optik an:

Das Cover kommt hübsch und stimmungsvoll daher mit den schönen kontrastierenden Großbuchstaben, aber seitdem ich das Cover des Originals gesehen habe, finde ich es schade, dass nur eine Landschaftsaufnahme statt des schmerzhaft-direkten schwedischen Covers.

Zum Buch selbst SPOILERFREI:

10 Stunden Tot setzt da an, wo der Vorgängerband Minus 18° aufgehört hat. Wichtig ist hier zu wissen, wer in die Fabian- Risk- Reihe einsteigen will, beginnt bei Band 1 (Und Morgen Du) oder bei Minus 18°. Im Vorgängerband hat man nicht derart viele Plots und Begebenheiten, die auf Vergangenes hinweisen, deswegen kann man da gut einsteigen. Hier funktioniert das leider nicht.Vieles in der Handlung knüpft an begonnene Plots im Vorgängerband an, es wird zwar immer ein wenig erzählt, aber es gehen einem zu viele Informationen ab, wenn man z.B. nicht um die Vorgänge im Ermittlerteam aus dem letzten Band weiß oder um die Ereignisse in Fabians Familie.

Die Idee des Würfelmörders finde ich als Brettspiel- Fan genial. Verständlichweise tappen Fabian und seine Kollegen im Dunkeln was das Motiv für die Tat angeht. Als wenn das noch nicht reicht, muss sich Fabians Kollegin Irene auch noch mit einem hochrangigen Mitglied der rechten Partei 'Schwedendemokraten' anlegen. Das Team hat ohnehin eine sehr schwere Zeit und dann lässt Fabian auch ein älterer Todesfall nicht los, in dem er zusätzlich und heimlich recherchiert und das zusätzlich zu der bealstenden Situation um seine Familie.

Man sieht, die Kripobeamten kämpfen an allen Fronten und können schier gar nicht so viel ermitteln, wie neue Dinge geschehen. Dadurch bleibt der Spannungsbogen extrem hoch.

Im Plot um Irene, Fabians Kollegin, wird meisterhaft eine permanente Atmosphäre der Bedrohung erzeugt. Da hat es mir wirklich den Magen zusammen gezogen, so gut ist dieser Teil des Thrillers geschrieben.

Ein wirklich toller Thriller, der allerdings nicht für Serien- Neueinsteiger geeignet ist (ihr wisst Bescheid, Band 1 oder Band 3) aber auf den Vorgänger konsequent eine Schippe drauf legt. Deswegen habe ich es bereitwillig verziehen, dass am Ende viele offene Fragen rund um den Würfelmörder blieben, diese werden aber laut Verlag im Mai 2020 im noch namenlosen Folgeband beantwortet.

Ach ja, und dann war da ja noch David Nathan!

Was soll man zu dem Gottvater der deutschen Hörbuchsprecher noch sagen? Hat er prima gemacht (mal wieder).

Von mir gibt es 9 von 10 Punkten und ich bin echt gespannt, ob der Nachfolgeband dieses Niveau halten kann. eine Erwartungen sind hoch!